Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Frankfurt ISG, RTA 47, fol. 60r–63v (Ausf.).

Ihr mit dem Boten Wilhelm überschicktes Schreiben haben sie am 12. Juli erhalten. Haben ihr Gutachten zu der auf diesem Reichstag bei Ausstellung von Urkunden beobachteten Geschäftsordnung und ihre Sorge, dass, wenn die Unterschrift des Ebf. von Mainz fehlt, bei Vorlage einer solchen Urkunde etwa am Kammergericht leicht Einwände geltend gemacht werden können, zur Kenntnis genommen. Haben nochmals Erkundigungen eingeholt und ihre jüngst gegebene Beschreibung des Verfahrens bestätigt gefunden. Das Fehlen der Unterschrift des Mainzer Erzbischofs halten Männer, die sie befragt haben und die sich im Reichsherkommen auskennen, nicht für bedenklich. Auf ihre Frage, ob ein auf dem Regensburger Reichstag ausgestelltes Privilegium auch ohne Unterschrift des Ebf. von Mainz volle Rechtskraft besitze, wurde ihnen geantwortet, dass im ksl. Rat jeder Antrag auf Ausstellung eines Privilegiums beraten und auf seine Billigkeit und rechtliche Zulässigkeit geprüft wird. Nach positiver Beschlussfassung muss die Urkunde in der ksl. Kanzlei geschrieben und ihr Inhalt aufgezeichnet werden. Solche erkantnus geschicht nit mit rhat und vorwissen des Ebf. zu Mentz, sondern es ist allayn in deß kaysers macht, handt und gwalt, billiche privilegia zu geben und mitzuthaylen. Darumb haben sie auch iren gewonlichen stilum und brauch, auch infurung, das sie mit rhat und rechter wissenschaft etc. gegeben seyn etc. Und wan sollichs erkant, geschrieben und mit deß reychs sygel bekreftiget ist etc., dan gibt demselben privilegio nichts anders seyn kraft und wesen dan ksl. Mt., die sich darzu bekent, und daß anhangende sygel. Und wurd also desselben kraft daß sygel, dan es meldet, daß sollichs mit dem kayserlichen ingesiegel besiegelt sey. Und meldet khayn privilegium, das es zu bekreftigung mit deß Bf. von Mentz handtschrieft underschrieben sey. So steet, wie wir bericht worden, es auch in des reychs ordnung nit, das de privilegiorum essentia sey, das die privilegia mussen durch den Bf. von Mentz underschrieben werden etc. So ist es auch khayn langer geprauch gewest, so viel underschrieften zu geprauchen, viel weniger der ksl. Mt. eygen handschrieft etc. Dieweyl aber die itzige ksl. Mt. alles mit seyner handt underschreybt, so mussen die andere handtschrieften als ksl. Mt. cantzlers und der andern personen, so uff irer ksl. Mt. rhat geordnet, umb sicherhayt willen darzugethan werden etc. Dan wie von alters der geprauch gewest, viel zeugen in die privilegien zu setzen, auch etzliche kayser ain sonderlich handtzaychen gepraucht etc., also werden dieser zeyt dieselben von vielen underschrieben etc.

Gemelte herrn achten auch weyther, das gantz khayn irrung pring, das sich Mentz nit underschreybt, dan wan ksl. Mt. in teutschen landen ausserhalb eyns reychstags privilegien gibt, so ist ye der Bf. von Mentz selten daselbst, kan sich auch nit underschreyben etc. Wan nun daraus ain solch privilegium unkreftig seyn solt, wer es ain schwerer mißbrauch etc. So dan deß bischoffs handtschrieft nit von der arth und eygenschaft deß privilegii ist, so thutt dieselb nit mer dan eyns andern fursten, den die ksl. Mt. darzu ordnet. Darumb kunden gemelte herrn, so wir befragt, nit bedencken, daß in dieser sachen die allerwenigst gefaer seyn kundt und daß derhalben nichts zu underlassen etc. So ist es auch ain grosse muhe, neue freyhayt oder declaration und erweytherung der privilegien zu erlangen, dan die werden nit so geruglich, schlecht oder leychtlich (wie euere W. es veleycht darfur halten wollen) erkent und außpracht. Wir werdens woel gewar, was muhe, lauffen, pitten und flehen und anders darzu gehoert. So ist auch in dem, das der Bf. von Mentz uff diesem reychstag dem H. Granuella des reychs sygel zugestelt, die kraft der privilegien nit geschwecht etc. Zudem, wan gleych der bischoff sich vielmals underschrieben und sonst daß privilegium an ime selbst unpillich ist, so hilft seyn handtschrieft ebenso viel als sie schadt, wo sie an eynem pillichen privilegio nit stet etc. Solchs haben euerer W. wir als zu eynem kurtzen bericht irem begern noch und, damit euere W. es nit darfur halten wolten, als das wir gesinnet, euerer W. gelt vergeblich auszugeben, hiemit nit wollen verhalten. Eß hat der stadt Coln cantzler allerlay von seynen hern wegen alhie erlangt, deß rhat hab ich, Johan von Glauburg, auch herin wollen vernemen als eynes, so uff vielen reychstegen gewest und des reychs hendel erfaren, der begert khayns bischoffs subscription, sonder ist der subscription, wie sie itzt beschicht, woel zufrieden. Und hat solcher privilegien halben khayn mangel oder vorsorg. Sagt eben mit diesen worten, er wolt nit ain phenning fur die sorg geben. Er hat mer dan 300 fl. verschencket und, wie ich hoer, so ist ime an seynen privilegien viel gelegen. Wan er sich eynigs mangels herin besorgte, er wurde denselben auch bedencken oder anzaygen etc. Darbey wollen wir es dieser zeyt lassen und deß privilegien halben, die burgerguther belangendt, understeen, an ksl. Mt. zu supplicirn, ob euerer W. begern noch die besserung erlangt werden moege etc.

Weythers, gunstige herren, so wollen euerer W. wir hiermit auch unangezaygt nit lassen, daß gestrigs tags, den zwolften Julij, in beysein aller stende uff der Kff., Ff. und stende, der protestation nit verwandt, antwurt von wegen der religionsach, darvon euerer W. wir zuvor copey zugeschickt [Nr. 125], ksl. Mt. allen stenden hat irer Mt. bedencken [Nr. 135] (wie euere W. aus beygelegter copien vermercken werden), darneben auch deß bapsts legati gestelte maynung der verglichnen religionsartickel halber [Nr. 133] schrieftlichen zukhommen lassen. Darvon, nemlich soviel deß legaten schrieften belangen thut, euerer W. wir dießmals aus verhinderung anderer gescheft und schreybens copiam nit haben fertigen oder zuschicken moegen, dan alle handlung itzt alß zum ende deß reychstags sich heuffen, also daß, itzt bey den protestirenden, dan bey den aynungsverwandten besonders, do bey gemaynen reychstenden, auch bey gemayner versamlung der erbarn frey- und reychsstedt gesandten zu erscheynen, vonnoetten, wir geschweygen der verordneten ausschoes, so bey den protestirenden und sonst bey den erbarn frey- und reychsstetten uffgericht und verordnet seyn. Und darneben die tegliche, furfallende handlungen auch abgeschrieben seyn mussen, also und dergestalt, daß wir nunmer euerer W. wie bißher nit yder handlung abschrieft zuschicken moegen, sonder die yderzeyt biß zu besserer gelegenhayt oder unser selbst ankunft mussen beruhen lassen. Zudem, wie alle stende eylen, so wils auch die zeyt nit mer erleyden, daß wir euerer W. wie bißher der sachen berichten und gegenbericht daruff erwarten moegen etc. Wir wollen unß aber nichtdestoweniger unsers habenden bevelchs unserm besten verstandt noch in diesen furfallenden sachen halten, damit, soviel muglich, an unß nicht erwinden moeg, darbey wir es itzt kurtze der zeyt halben lassen beruhen. In summa, aus beygelegter copien werden euere W. woel vernemen, waß uff diesem reychstag guths fridens oder eynigkayt zu verhoffen sey. Eß wirt unsers erachtens viel protestirens geben etc.

Der Kaiser will am 22. oder spätestens am 26. Juli nach Italien abreisen. Der Hg. von Savoyen hat am 12. Juli allen Ständen ain schone latinisch oration [Nr. 297] vortragen lassen und über die Vorgänge zwischen ihm und dem Kg. von Frankreich mit Bitte um Hilfe und Beistand Bericht erstattet. Die Stände wollen darüber zu gelegener Zeit beraten. Dabei wird es ihrer Meinung nach bleiben. Viel stende wolten gern vom reych hilf und beystandt haben, aber dem armen reych, daß es zu ruhe und frieden khomm, wil niemant helfen.

Erwarten täglich ihre Antwort der burglichen beue halben. [...]. Datum Regenspurg, den 13. Julij anno 1541.