Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Frankfurt ISG, RTA 47, fol. 122r–123v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 123v: Von Regenspurg, lectum 2. Augusti 1541.
Sie haben bereits Kenntnis, wie die Dinge auf dem Reichstag sich entwickelt haben. Noch größere Klarheit können sie aus der ihnen überschickten Kopie der ksl. Vorlage vom 12. Juli [Nr. 135], der Stellungnahme der protestierenden Stände [Nr. 140] und den artickeln, zum eusserlichen frieden dienlich [Nr. 138], gewinnen. Als Antwort darauf und auf die Resolution der altgläubigen Stände hat der Kaiser am 23. Juli nachmittags allen Reichsständen eine Vorlage zur Erstellung des Reichsabschiedes [Nr. 152] vortragen lassen laut beiliegender Kopie. Daruff dan, wie zu besorgen, der abschiedt dieses reychstags des merer thayls lauffen werde etc.
Nun moegen sich euere W. woel berichten, wohin solch ksl. Mt. bedencken und sonderlich der ayn artickel desselbigen, soviel der gaystlichen guther, zinß und eynkhommen belangt, sich erstrecken wolle, also und dergestalt, das alle religionsachen, darvon hievor eyn streyt gewesen, biß zum kunftigen concilio oder reychstag uffgeschoben und derhalben weythers nit procedirt werden solle etc., welcher guther aber die gaystlichen noch in besitz etc., die sollen hinfuro inen unaufgehalten folgen und zusteen. Aus welchem, gunstig herren, euere W. woel abzunemen haben, wie sich nunmer euerer W. sachen schicken, sonderlich, so euerer W. die handt verschlossen und zugethan wil werden. Eß moegen euere W. sich sonder zweyfel wol erinnern, weß ich oftmals syder gehaltnem tag zu Eysenach mit ernst und vleyß gesucht, nemlich, das euere W. gelegenhayt der zeyt, die damals vorhanden waß, betrachtet und also sich in die sachen geschickt hetten, damit die praedicanten und diener am wort Gottes, deßgleychen die schulen und andere milte sachen von den gaystlichen guthern, wie zu Eysenach und uff andern tagen oftmals anweysung gegeben, on gemaynes nutzs beschwerung weren underhalten worden, also daß ich yderzeyt bey etlichen, so zum thayl verstorben, nit viel dancks erlangt, welchs ich Gott bevelhen mussen.
Nun tregt sichs zu, daß, uber daß euerer W. inkunftig die handt verschlossen werden wil, ich neben Dr. Hieronymo (wiewol derselbig, dieweyl er so lang euerer W. diener nit gewest, an ime selbst entschuldiget ist) von euerer W. wegen zu gemayner stat schaden von der aynung verwandten stenden auch den spot gedulden mussen, dieweyl euere W. sich wie andere stende uff vielfeltige erlaubnus und zulassung in die sachen, damit sie die predicanten und schulen aus gemaynes nutzs seckel nit erhalten durften, nit geschickt haben. Und wirt, lieben herrn, habt mirs nit zu unguthem, daß ichs schreyb, dieser vers vom rhat zu Franckfurt gesagt: Tu, [Tytire?] lentus sub umbra etc. Daß ist meyns erachtens so viel gemaynt: Ist der rhat zu Franckfurt hinlessigk gewest und hat in gottlichen, billichen sachen nit nachdrucken wollen, wie andere gethan, do zeyt und gelegenhayt vorhanden gewest etc., so spot man inen zu irem schaden billich als denen, so sich in die lauft nit zu schicken gewist, und kundte man nunmer umb aynig standts willen nit viel lebens machen. Und ist layder zu besorgen, das euere W. hinfurther wie bißher ire predicanten, kirchendinst und schulen aus gemaynem seckel erhalten und nit viel dancks bey ksl. und kgl. Mtt., auch allen stenden bayderseyts darzu haben werden etc. Also geschicht unß recht. Man hats also haben wollen. Daß wir der aynung nit viel geniessen, ist unser eygen schult. Weythers wist ich woel darvon zu schreyben. Es ist aber dießmals nit vonnoetten, stet, wil Got, zu seyner zeyt. Ich wayß mich fur Gott und der welt zu entschuldigen, das an mir nichts erwunden, und wayß mich noch woel zu erinnern, wan und so oft ich derhalben bey gemaynem rhat angesucht und die sachen gern zum besten, wie ich mich yderzeyt gegen Gott und meynem rechten, alten vatterlandt, deß neuling oder zukomling ich nit bin, gefurdert gesehen hette etc., so hat es alle zeyt etwas neus gehayssen und khayn folg haben moegen. Eß werden sonder zweyfel euere W. und gantzer rhat in dem, daß ich nit schult, daran hab ich mich woel entschuldiget, halten. So wil ich auch, so mir Got wider anhaymisch hilft, mich meyner person halben, daß an mir nit gemangelt, wol wissen gegen meniglich zu entschuldigen. Wer schult daran hat und solchs bißher verhindert, geet mich weythers nit an. Euere W. kunden woel ermessen, daß den fursten der aynung, bey welchen die gaystlichen beynahe nichts mer in besitz haben, solch ksl. Mt. bedencken nit fast zuwider seyn kan. So haben sich auch daß merer thayl stet nit geseumet. Daß wir bede nun von euerer W. wegen ain sonders derhalben furwenden solten (so die zeyt verseumet), hett bey ksl. Mt. und allen stenden khayn ansehens und wurde auch bey unserm thayl ain grossen spot geperen. Aber des unangesehen, so wil ich neben Dr. Hieronymo doch, soviel muglich, bey unsern stenden nit feyren und der sachen ain farb und scheyn machen, wie wir kunden, damit der last mit underhaltung der predicanten und schulen uff dem rhat nit allayn ligen moecht pleyben. Wils helfen, so wer es mir fast lieb, hilfts nit, so hab ich doch fur meyn person khayn schult daran.
Ich bin alhie auch seltzamer weyß in erfarung khommen, wie H. Johan Fernberger bey ksl. und kgl. Mtt. erlangt, das die statsteuer, so euere W. ime jerlichs entricht[en] nach seynem absterben uff seynen son verwendt sein sol. Wolt euerer W. ich hiemit im besten auch angezaygt haben, ob er bey euerer W. hiezwischen umb verwilligung auch ansuchen wurde, damit euere W. den aymer nit zu dieff in bronnen liessen, sonder der sachen ain uffschub mechten biß zu meyner ankunft, aus ursachen, so sich nit schreyben lassen.
Wie sonst aber der abschidt gefallen wirdt, verhoeffen meyn mitgesandter und ich euerer W. selbst, wil Gott, desselben und aller anderer handlung zu berichten, daruff ich itzt alle andere sachen laß beruhen. Weß ich aber itzt euerer W. geschrieben, hab ich aus bewegtem gemuedt nit moegen verhalten. [...]. Datum Regenspurg, Sontag, den 24. Julij anno 41.