Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 235 Klagen der Anwälte Pfalzgf. Friedrichs gegen die Vormünder Hg. Wilhelms IV. von Bayern

[1.] Erhebung der Forderungen auf der Grundlage des Ingolstädter Vertrages; [2.] Erfüllung von Zahlungspflichten aus dem Kölner Spruch; [3.] Bezahlung von geliefertem Getreide; [4.] Rückgabe entzogenen Gutes an Hans Thumer; [5.] Entbindung des pfalzgfl. Dieners Erhard Reich von seiner Dienstpflicht; [6.] Ungerechtfertigte Belastung von Gütern im Gericht Rain mit Scharwerksdiensten und dem Jägergeld; [7.] Rückgabe eines Gutes an Andreas Wielsen; [8.] Verständigung mit Erhard Reich wegen seines Solds; [9.] Leistung ausstehender Zins- und Gültzahlungen.

Augsburg, 11. März 1510

München, HStA, KÄA 1243, fol. 59b-64b, Orig. Pap. (auf dem Deckblatt fol. 59a: Auf montag nach letare zu Augspurg uberantwort 1510 [11.3.10]. Clag der anwelde unsers gn. H. Hg. Friderichs von Baiern wider unsern gn. H. Hg. Wolfgangen und ander verordnet vormündern etc.).

[1.] Vor uch, edln und gestrengen Hh., wilkürten schidsrichter vor- und nachgeender irrung und geprechen, erscheinen wir, des durchleuchtigen F., unsers gn. H. Hg. Fridrichen in Bairen etc., vormunders, anwäld und bringen uch in namen und anstat seiner ftl. Gn. in craft und vermögen des vertrags und receß, zu Ingolstat gemacht,1 hiemit clagend für:

[2.] 1. Erstens, das seit des abtretens des unterpfands zu Wasserburg bis auf zeit des vertrags zu Ingolstat – tut ungeverlich zway jar – dem genanten unserm gn. H. Hg. Friderichen etc. an den 24 000 fl. rh. jerlicher gült laut des cölnischen spruchs,2 dieweil sein ftl. Gn. derselben in der angezaigten zeit nit vergnuegt, ein merkliche soma ausstendig und in mangl gewesen und noch. Welhen mangl und ausstand wir dem vertrag zu Ingolstat gemäß, wiewol es ein merers erheischt, yedes jars auf 5000 fl. anschlahen, tut zesamen 10 000 fl. Darumben so begeren wir von seiner Gn. wegen, den gegenteil gütlich oder, wo es nit sein wolt, rechtlich daran ze weisen und zu entschaiden, sein ftl. Gn. desselben ausstands und mangls entrichtung und bezalung ze tun mit abtrag erlitener cost und scheden.

[3.] 2. Zum andern bringen wir clagweis fur, das genannter unser gn. H. Hg. Friderich etc. dem durchleuchtigen F., weylund unserm gn. H. Hg. Albrechten in Baiern etc. loblicher gedechtnus, aus frundlichem willen zu Burghausen ob 4000 schaff getraids inhendig gelassen, der gestalt, das sein Gn. denselben traid gemeltem unserm gn. H. an andern gelegen enden vergleichen solle inhalt und ausweysung etlicher urkunden, von beder Ff. reten aufgericht und underschriben, darüber begriffen und vorhanden. Daran sein ftl. Gn. noch bey 3000 schaff traids oder was sich ungeverlich in rechnung erfynden wirdet, unbezalt aussteen, das aber sein ftl. Gn. über manigfaltigs ervodern bisher nit bekomen mögen. Darumb so ist von seiner ftl. Gn. wegen unser beger, den gegenteil gütlich daran ze weisen und wo es nit sein wollt, rechtlich zu entschaiden, sein ftl. Gn. solhs traids zu entrichten mit abtrag erlitten cost und scheden.

[4.] 3. Zum dritten, als in dem vertrag, zu Ingolstat gemacht, ein artikel begriffen ist, inhaltend, das unsers gn. H. Hg. Wilhelms in Baiern etc. vormunder bewilligt und zuegesagt haben, das sy für sich selbs darobsein, auch vitzdumb und reten zu Landshut bevelhen und schaffen wellen, das mit Hansen Tumer von der ausgebrochen stuben zu Kolberg ausser rechtens nichts verschafft, sonder der clager von solher ansprach gegen ime an das recht gewisen und die sach mit recht ertragen solle etc. So ist aber unserm gn. H. von gemelts Thumars wegen vor mermalen und ytzt anpracht, wiewol er auf solhen vertrag gegen Thoman Löffelholz furnemen das recht aufs höchst angeruefen, ine dabey pleiben zu lassen und ime sein gut, das ime auf desselben Löffelholz anrufen derselben stuben halb on recht entwert und genomen worden sey, widerumb zu geben, so hab er aber solhs nit bekomen mugen und mueßt also des seinen wider recht und pillicheit nachsechen, das nu dem vorangezaigten vertrag widerwertig und ungemäß ist. Darumben von unsers gn. H. wegen begerend, den gegenteil gütlich zu vermögen, dem Thumar sein entwert und genomen gut mitsambt der abnutzung verfolgen und einantburten und ine bey recht laut des vertrags pleiben zu lassen, wo aber solhs nit sein wollt, das mit rechtlichem spruch zu erkennen mit abtrag erlittner cost und schaden.

[5.] 4. Zum vierden, so hat unsers gn. H. Hg. Friderichs diener Erhart Reich seiner Gn. statthalter, H. Adam von Torring, ritter, zu verschiner zeit mit clag anpracht, wiewol er, als er auf den vertrag zu Ingolstat die pfleg Hengersperg unsers gn. H. Hg. Wilhelms etc. vormundern überantburten sollen auf etlich fürsorg, so er dazemal gehabt und angezaigt, und in sonderhait, das er sich bey genantem unserm gn. H. Hg. Wilhelmen und seiner Gn. vormunder ungenad besorgt hab, dasselbig ambt verrer nit annemen, sonder sich der ende wegtun wollen, durch den vitzdumb zu Straubing erbeten worden sey, die bis auf liechtmeß vergangen [2.2.10] zu verwesen, und er ime dazmal in beywesen etlicher vom adel und ander glaublich zugesagt, das er in seinem abstien [= Wegzug] mit seinem leib und gut unverhindert abziehen möge, und er darauf die pfleg verwesen und sich solhs zuesagens versehen. So hab aber der genannt vitzdumb über solh sein zuesagen nach verscheinung der liechtmeß ine in pflicht nemen lassen, dem abte zu Nidernaltaig umb etlich sein vermeint zuespruch vor ime, dem vitzdumb, rechtens ze sein. Und wiewol auch derselb stathalter dem vitzdomb darauf geschriben und an ine begert, ine der pflicht, dweil des abts persöndlich sprüch sein und sich die bey unsers gn. H. inhaben begeben haben, die sich auch vor ime zu rechtfertigen nit gebüren, ledig zu zelen, mit dem anhang, wo der abte ine spruch und vordrung zu erlassen nit vermain, so sey unser gn. H. sein zu recht und aller pillicheit mächtig. Das aber beym vitzdumb nit verfangen, sonder er hat ime anhengig antburt geben, das also di sach unertragen hanget und der Reich noch in seiner pflicht stet. Darauf ist auch von unsers gn. H. wegen unser beger, den gegenteil daran ze weisen, zu verschaffen, den Reichen seiner gelübd on entgelt ledig zu zelen und, wo ine der abt spruch und vordrung zu erlassen nit vermain, ine darumb vor genantem unserm gn. H. als seinem ordenlichen richter mit recht furneme.

[6.] 5. Zum fünften, wiewol unserm gn. H. Hg. Friderichen als vormunder die sloss, stet, land, leut und gult laut des cölnischen spruchs mit der manschaft und aller ander oberkeit, herrlicheit, gerechtigkeit und zugehorung zugesprochen sind,3 so understeen sich aber di ambtleut zu Rain, die gueter, so im gericht daselbs zu Rain gelegen und in den casten gen Nuburg gehörig sind, mit der scharberch und dem jägergelt zu beswären, halten sy darzue, die scharberch ze tun und das jägergelt ze geben. Das demselben vertrag ungemäß und unserm gn. H. ganz beswärlich, dann wo es gleich on den spruch were, so ist der gemain landsprauch, das den edelleuten ire gueter weder mit scharberch noch jägergelt beswärt, auch, so ain edlman von ainem prelaten oder bürger gueter kauft, so mit scharberch und jägergelt beladen gewesen, das dieselben solcher beswärden absein und darumb nit weiter angezogen werden. Warumb sollte dann unser gn. H. als ein F. des hl. Reichs hierinnen nit auch angesehen werden? Von seiner ftl. Gn. wegen begerend, den gegentail gütlich zu vermögen, solh furgenomen beswärden abzeschaffen.

[7.] 6. Zum sechsten, so hat unser gn. H. Hg. Friderich durch seiner Gn. rete von Andre Wielsen bey unsers gn. H. Hg. Wilhelmens etc. vormündern und reten von des guts wegen, so ime Gf. Wolfgang von Ortenberg im vergangen crieg genomen und er ime das über den ausgangen cölnischen spruch vorhalt, etwovil handlung haben lassen, demselben Wielsen solh guet widerumb zu verschaffen. Darauf dann seiner Gn. reten zu antwurt worden, das solhs verschafft werden solle. Das aber bisher nit volzogen ist. Darauf von seiner ftl. Gn. wegen unser begeren, den Wielsen in sein genomen gut nochmalen on lengern verzug widerumb einzusetzen.

[8.] 7. Zum sibenden, als zu Ingolstat im übergeben der ambtleut vor dem wald bestallung vorgemeltz Erhart Reichen sold auf zway pferd gesetzt, mit dem anhang, das man sich umb die überigen zway pfärd mit ime vertragen solle, hat der rentmeister zu Straubing in nächster rechnung solhs nit tun wollen. Dweil aber im vertrag zu Ingolstat herkumen ist, das die ambtleut von unsers gn. H. Hg. Wilhelms wegen entricht und unser gn. H. Hg. Friderich derhalb on schaden gehalten werden solle, darumben anstat seiner Gn. begerend, das von unsers gn. H. Hg. Wilhelms wegen mit dem Reichen von derselben zwaier übrigen pfärd wegen gehandelt und er deshalb unclagbar gemacht werde.

[9.] 8. Und zum achten, so sein unsers gn. H. Hg. Wilhelms vormünder schuldig, Hansen von Dachsperg der 250 fl. zyns, von den 5000 fl. herrürent, von den renten der ambt zu bezalen und unserm gn. H. Hg. Friderichen von den 85 000 fl. gült zu geben. Das bis auf quatember vor weinachten bezalt, aber von weyhenachten bis auf liechtmeß nit. Und tut das, [das] unserm gn. H. noch ausligt, bey 30 fl. rh., begerend, das sein Gn. ditz ausstands auch entricht werde.

Nr. 236 Replik der Anwälte der Vormünder Hg. Wilhelms IV. von Bayern auf die Klagen der Anwälte Pfalzgf. Friedrichs

[1.] Negation von Zahlungsverpflichtungen aus dem Kölner Spruch; [2.] Weiteres Bedenken in Sachen Getreidelieferung; [3.] Einholen zusätzlicher Informationen in der Sache Hans Thumer; [4.] Bereitschaft zu korrektem Verhalten gegenüber Erhard Reich; [5.] Einholen weiterer Informationen zur Belastung der Güter im Gericht Rain; [6.] Erkundigung in Sachen Rückgabe eines Gutes an Andreas Wielsen; [7.] Rückfrage zum Sold Erhard Reichs; [8.] Wiederholung der Antwort zu den ausstehenden Zins- und Gültzahlungen.

Augsburg, 18. März 1510

München, HStA, KÄA 1243, fol. 74a-75b, Konz. (Vermerk am Rand: Ist dise antwort uberantwort worden den commissarien auf montag nach judica 1510 [18.3.10]).

Unsers gn. H. Hg. Wolfgangs und verordenter formonder anweld antwort auf unsers gn. H. Hg. Fridrichs vermaint clagen [Nr. 235].

[1.] Erstlichen, das der widerteil begert 10 000 fl., so ir abgang zwaye jar, yedes 5000, an der vergnugung der 24 000 fl. nutz und gelts laut des kolnischen spruchs etc. solle gewesen sein etc. [Nr. 235 [2.]], ist unser antwort, das uns solcher forderung nit wenig befrembt, dann im kolnischen spruch ist unserm gn. H. Hg. Fridrichen, die nutzung an nachfolgenden flecken in underpfandsweys pis zu der vergnugung der 24 000 fl. inzuhaben, zugelassen, namlichen schloß und statt Wasserburg, ausgenomen das rentmaisterampt, schloß und statt Traunstain, schloß Wald mit Otinger forst, schloß Drosberg [= Trostberg], schloß Mermos [= Mörmoosen], schloß Marquartstain, schloß Cling mitsampt seinem ampt, das sich jarlicher nutzung ungefarlicher auf die 8000 fl. rh. louft.1 Die habend sye genossen ongefarlichen auch zway jare, also das sye dieselben zeyt sich keins abgangs zu beclagen haben, sonder habend ausserhalb Wasserburg wol 16 000 fl. die zway jare eingenomen. Wo wir nun die vergleychung laut des widertails clag, das wir aus nachfolgenden ursachen nit gestend, zu tun schuldig gewest wern, so hetten sye doch irn abgang von demselben underpfand schier zwyfach eingenomen. Aber wir sagend, das wir solch vergleychung der 10 000 fl. die zway jar aus nachfolgenden ursachen zu tun nit schuldig sind: [Folgt die Begründung.]

[2.] 2.a Zum andern, antreffend den uberliverten getraid zu Burkhausen [Nr. 235 [3.]], erhayscht unser nottorft auch ains weytern bedochts.b

[3.] 3.c In sachen zwischen dem Tumer und Loffelholz [Nr. 235 [4.]] ist uns warlich nit wissend, was seyder des vertrags zu Ingolstat mit Loffelholz gehandelt ist; tut erfarens not.

[4.] 4.d Erhart Reychen halben [Nr. 235 [5.]] haben wir jungst unsers gn. H. Hg. Fridrichs raten zugesagt, haben auch des in unser instruction befelch gehabt zu tun, unser gn. H. Hg. Wolfgang und ander unsere gn. Hh., die formonder, wollen sich im handel gegen Erharden Reychen onverwissenlichen und dermassen halten, dodurch er sich onpillicher beschwarden nit beclagen mog.

[5.] 5.eAuf die funft clag, antreffend die scharwerk und jagergelt, so die ampleut zu Rayn auf die guter, im gericht doselbst gelegen und doch in den casten Nuburg gehorig, beschwerlich tuend legen [Nr. 235 [6.]], in dem ist uns auch verrer erkundung und bedachts not.

[6.] 6.f Auf die sechst clag, das mit Gf. Wolfgang von Ortenberg verschafft solt werden, dem Andre Welsen sein gut wider zu geben, sey auch zugesagt zu Ingolstat, aber noch nit volnfert [Nr. 235 [7.]], ist unser anwelt rat, das wir es dofur halten, es sey zugesagt zu Ingolstat. Was aber seyderhere verschafft oder darin gehandelt, ist uns onwissend. Wollends gern anpringen und uns erfaren, warumb doch die volziehung, wo die noch nit geschechen, also verzogen werde.

[7.] 7. Erhart Reychen sold betreffend [Nr. 235 [8.]] kunden wir auch kein antwort geben, aber wollend uns erfaren, wie es der rentmaister zu Straubing gehalten hab.

[8.] 8. Dachspergs 250 fl. atzung, von den 5000 fl. herrürend, das unser gn. H. die auf sich solle nemen, an den 85 000 fl. abzuziehen etc. [Nr. 235 [9.]], haben wir diser tag aus befelch in unser instruction unsers gn. H. Hg. Fridrichs raten zugesagt, das pishere entlich nit gehandelt sey worden. Aber in kurz und noch vor nachst quotember soll das volzogen werden und alles, das der vertrag zu Ingolstat inhalt, daran solle kein mangel unsers tayls erscheynen. Ist noch unser antwort, lassend sich auch des pillich benugen.

Item der 30 fl. halber wellen wir unser anwelde erfaren, ob man die dem Dacksperger schuldig sey oder nit.

Antwurt auf Hg. Fridrichs anweld clag zu Augspurg auf montag nach judica 1510.

Nr. 237 Gegenvorschlag der Anwälte der Vormünder Hg. Wilhelms IV. von Bayern zum Vorschlag der Anwälte Pfalzgf. Friedrichs

[1.] Ablehnung der von der Gegenpartei erhobenen Geldforderung; [2.] Legitimer Anspruch auf das Rentmeisteramt; [3.] Vorschlag für eine Entscheidung der Schiedsrichter zum Punkt Geldzahlungen; [4.] Verständigungsbereitschaft in allen anderen strittigen Punkten.

[Augsburg, Mitte März 1510]

München, HStA, KÄA 1243, fol. 77a-80a, Kop.

Guetlicher gegenfurschlag der räte und anwelde Hg. Wilhelms
in Bairn etc. regiments

[1.] Edel und gestreng, günstig, lb. Hh. und freunt, gütlich erkiest entscheider und in nachvolgenden spennen yetz untertädiger etc., ir sollet von uns reten und anwelden, hievor benennet, gueter meynung vernemen: Als die rät und anwäld unsers gn. H. Hg. Fridrichs, auch in Bairn etc., jüngst vor euch ein mittel, wie sich sein ftl. Gn. von unsers gn. H. Hg. Wilhelms regiments wegen, nemlich ime under 7000 fl. rh. ze sprechen entrichten lassen wollt, furgeslagen haben [liegt nicht vor] auf meynung, anders sey seinen Gn. nit leidlich, es werde dann durch euch erkannt etc., dawider geben wir, rät und anwelde vorgemelts regiments, euch hiemit zu erkennen, das yetzgemelts regiments meynung anders nit stet, sy auch ungezwe[i]felt dafür halten, das die anvordrung oder gegenspruch, so des gemelten regiments rät und anwäld getan haben und noch heut tun, vil höher laufen und merglicher seien dann die vordrung, so von wegen gemelts unsers gn. H. Hg. Fridrichs als gegenteils dargetan sind. Auf das inen solch des gegenteils furgeslagen mittel keinswegs leidlich sein welle und tragen ganz kein fürsorg, wir werden des gegenteils vermeint anvordrung der 10 000 fl. irs vermeinten versessens der 24 000 fl. nutz und gelts halben mit gegründten ursachen leichtlich und genugsamlich auf euren entlichen und pillichen spruch ablaynen [...], nachdem der taxacion halben und das die bis auf den ingolstetischen vertrag1 nit volendt worden ist, unserm teil kain unpillicher verzug noch mangel zugemessen werden mag. So seien wir dem gegenteil keinen abgang, ausstand oder verseß der 24 000 fl. nutz und gelts noch auch ainich interesse derhalb zu erstatten schuldig, zusambt dem, das auch nach vermög der kgl. declaration, zu Costenz ausgangen, in craft ains kurzen artikels, darin begriffen, also anhebend „Dieselben comissari etc.“,2 unser gn. H. Hg. Fridrich als gegenteil von dem neuen underpfand nach abtretung des ersten kein nutzung mer haben, sonder die comissari sollen die bey iren handen behalten bis zu ende der taxacion, als auch geschehen. Und nach ausgang desselben ingolstetischen vertrags, dadurch dann die taxacion ir ende empfangen hat, [ist] dieselb nutzung des neuen unterpfands mitsambt demselben unterpfande unserm gn. H. Hg. Wilhelm gevolgt und die baide seinen Gn. in craft solichs vertrags, von röm. ksl. Mt. nu bestetigt, wider haim und ze handen gangen. Wie könnt dann yemant mit grund sagen, das für zway jar versessner nutzung an den 24 000 fl. die 10 000 fl. unserm gn. H. Hg. Fridrichen pillich zuesteen sollten, dieweil doch sein Gn. nach abtretung des ersten unterpfands bis zu ende der taxacion und vor vergnuegung der 24 000 fl. nutz und gelts von dem andern underpfand laut vorgemelter kgl. declaracion nichts haben noch gewarten hat sollen, sonder solich unterpfand ist allain für ein vergwissung der mergedachten 24 000 fl. bis zu endung der taxacion, so nu, wie obstet, geschehen ist, und an empfahung des gegenteils, davon ainichs nutz den comissarien allein und nit unserm gn. H. Hg. Fridrichen zu handen gestellt. So nu sein ftl. Gn. von solchem underpfand nichts hat haben sollen, so mag sy auch dazwischen ainichs verseß halben kein vergleichung noch interesse pillich suechen, vordern noch haben. Und tut dawider nichts, das in dem ingolstetischen vertrag ine deshalb vordrung ze geschehen zuegelassen oder nit verboten ist, dann uns dagegen gegrundt widerred auch nit abgesprochen, sonder erlaubt sind, als wir auch die hiemit tun. Wiewol uns dannoch bei dem gegenteil, als er vermeint, nit furtragen wil, das wir mergemelts rentmeisterambt zu Wasserburg in gemeltem vertrag auch nit begeben, sonder ausgedruckt uns vorbehalten haben und wir nach aller pillichait uns mit allem ein- und zuegehören zuestendig ze sein auszefueren wissen. Das ermesse gegentail bey im selb, ainem teil als dem andern, wie die pillicheit ervordert. Und beslieslich mag gegenteil aus dem allen weder fueg noch recht haben, die 10 000 fl. an unsern teil ze fordern.

[2.] Als aber weiter die anwelde des gegenteils vorhaben [= behaupten], ir anvordrung des getreids, zu Burkhausen gelassen etc., sey unlaugenber und bekenntlich, bedürf keiner disputacion, mog auch durch unbekäntlichs nit verhindert noch vergleicht werden etc., darzue unser antbort, das rentmeisterambt sey geleich sowol bekänntlich auch pillich so unwidersprechlich ze achten als das vorgemelt getreid, dann das durch den kgl. cölnischen spruch weilent unserm gn. H. Hg. Albrechten und also durch kgl. brief und sigel, dawider kain nain stat hat, an mittel und erblich zuegehörig. 3 Welhs rentmeisterambt in seinen gülten und zueständen, nachdem nichts davon in kölnischem spruch besondert ist, vil mer tut, dann angeregts getreid. So würke auch die declaracion, zu Enns ausgangen, 4 dawider nichts, dann die von dem underpfand, darin das rentmeisterambt ausgenomen ist, in der gemein sagt und solich rentmeisterambt sonderlich nit einzeucht, sonder ausgeschlossen läßt. So bleibt uns auch das pillich mit allem, so jerlich, es sey in oder ausser Wasserburg, darein gefellt, sonst wär das ausnemen desselben ambts an nutz und frucht und also vergebens geschehen. Das nit ze gedenken noch der kgl. und nu ksl. Mt. also schimpflich zuzemessen ist und an allen zweifel irer Mt. meynung nit anders nach rechtem verstand hat sein mögen, dann dasselb ambt mit allem ein- und zuegehören, dieweil kein besonderung noch specificacion des zuegehörens gescheen ist, im underpfand genzlich auszesliessen, in achtung, der gegenteil hab an das in demselben underpfand vergwissung und nutzung mer dann genug, als er auch statlich gehabt, wie sich dann in rechnung seins eynemens, wo die geschähe, wol erfund. Dawider tut auch nichts, das solich rentmeisterambt nit ervordert, als gegenteil vermeint, sein sol, wiewol es dannoch unervordert nit beliben, dann der rentmeister mer dann ainest in die rechnung ervordert, aber der nit nachkomen ist, sonder auf unsern gn. H. Hg. Fridrichen als seinen herrn, wiewol in disem fall unpillich, unsern tail gewisen hat. Darauf dann der handel bis auf weiter freuntlich handlung, so ytz geschicht, stillgestanden ist. Uns ist aber durch solichen stillstand unser gerechtigkait zu solichem ambt in so kurzer zeit rechtlich nit benomen, und gesteen gar nit, das dardurch ainich widerwärtigkeit in dem chölnischen spruch, als gegenteil dartut, erschin. Darzue seien auch die frucht, gült und zuestend, unserm gn. H. Hg. Wilhelmen zuegehörig, so gegenteil wider angeregten chölnischen spruch und nachvolgend declaracion, zu Enns ausgangen, eingenomen hat, vil mer und höherschätzig, dann die frucht, gült und zueständ, dem gegenteil zuegehörig, so von unsers tails wegen eingenomen sind. Und mag das underhalten der sloß und flecken davon nit ziehen, als gegenteil vermeint, dann solich underhaltung vil zu gros und unnotturftig wider gemeinen brauch geschehen angezogen werden möchten, bevorab nach dem kgl. spruch und vertrag des kriegs. Dann dazemal keiner starken inhaltung der schlos und flecken mer not gewesen ist und weilent Hg. Albrecht all sein kriegsvolk zur selben zeit ab ime schob, als auch gegenteil getan haben sollt. Ist es aber nit geschehen, des sol unser gn. H. Hg. Wilhelm pillich nu nit entgelten. Was aber zimlicher underhaltung halben abzuziehen not und pillich ist, das wollen wir ze geschehen nit waigern.

[3.] Dem allen nach ist gegenteils furslag, nemlich euch, lb. Hh. und freunten, dergestalt geschehen, das ir under 7000 fl. ime ze sprechen macht haben sollet. Darin ir aber 6000 und etwovil hundert auch sprechen möcht, [ist] der pillicheit ganz ungemäß, und hat aus angezeigten ursachen vil mer pillichs ansehens, unserm teil nach grösse seiner gegründten anvordrungen ain vil merer summ vom gegenteil ze sprechen oder gütlich zu betedingen. Und wiewol wir von 10 000 fl. rh. nach gestalt der sachen wol sagen möchten, so wellen wir doch zu behaltung angefangner gueter, vetterlicher lieb und fruntschaft uns auch benuegen lassen, uns deshalb angeregts regiments anmechtigen und uch macht geben, das ir auch unserm tail zwischen 6[000] und 7000 fl. rh. guetlich ze sprechen macht haben sollet oder, wo nit, laut des ingolstetischen vertrags furfaren mögt. In welicher furfarung wir ungezweifelt dartun wollen, das ir unserm gn. H. Hg. Wilhelmen aus erayschung aller pillicheit vil ein merers, dann wir hiemit guetlich und freuntlich furschlahen, aus eurer wilkürten macht erkennen sollet und werdet.

[4.] Und soverr dise hievorgemelt spenn guetlich hingelegt würden, wollten wir uns in den und andern und myndern irrungen aller pillicher mittel befleissen und unsernhalben in keinen weg ursach geben, das über vor aufgerichten vetterlichen vertrag bed unser gn. Hh. in neuen unwillen oder unlust gegenburtiger spenn halben wachsen, sovil wir das indert leidlich verhueten sollten und möchten.

Nr. 238 Schiedsspruch des kurpfälzischen Hofmeisters Johann von Morsheim und Hans Landschads von Steinach (kurpfälzischer Rat) im Konflikt Pfalzgf. Friedrichs mit den Vormündern Hg. Wilhelms IV. von Bayern

[Augsburg], 23. Mai 1510 (dornstags nach dem hl. pfingsttag)

München, HStA, Kurbayern Urkunden 32484, Orig. Perg. m. S.

Druck: Krenner, Landtagshandlungen 17, S. 321-324.

Johann von Morsheim, Großhofmeister der Pfalz, und Hans Landschad von Steinach bekunden, daß sie im Konflikt Pfalzgf. Friedrichs als Vormund der Pfalzgff. Ottheinrich und Philipp mit Hg. Wolfgang von Bayern und den übrigen Vormündern Hg. Wilhelms von Bayern folgenden Vergleich zustande gebracht haben:

1. Die Brücke bei Marxheim einschließlich des Zolls und der Rechte, die Pfalzgf. Friedrich und seine Pflegsöhne dort seit altersher haben, soll in ihrem Besitz bleiben. Sie sollen die Brücke erneuern und instandhalten und die Untertanen Hg. Wilhelms dort mit keinen Neuerungen beschweren.

2. Das bei Baldern verbaute Baugeld, zu dessen Bezahlung die Gff. von Oettingen verpflichtet sind, soll Hg. Wilhelm erblich zustehen. Pfalzgf. Friedrich soll die Verschreibungen und Register über das Baugeld gegen Quittung herausgeben, damit Hg. Wilhelm sie für seine Zwecke verwenden kann.

3. Die Wiese zu Burgheim soll erblich im Besitz Pfalzgf. Friedrichs bleiben.

4. Von den 110 fl. Zehrung, die Hans Truchseß gefordert hat, sollen Hg. Wilhelm und Pfalzgf. Friedrich jeweils 55 fl. zahlen.

Die Räte und Anwälte beider Parteien haben versichert, daß sie bzgl. dieser Punkte keinerlei Forderungen an die Gegenseite mehr haben.

Die Abrede erfolgte bereits am 11. April (dornstags nach dem sontag quasimodogeniti), wurde aber erst heute in die vorliegende Form gebracht.

Anmerkungen

1
 Geschlossen am 13. August 1509 zwischen Hg. Wolfgang von Bayern und den übrigen Vormündern Hg. Wilhelms von Bayern einerseits und Pfalzgf. Friedrich für sich und seine Pflegsöhne Ottheinrich und Philipp andererseits. Druck des Hauptvertrags bei Krenner, Landtagshandlungen 17, S. 236-257, des Nebenvertrags ebd., S. 257-269. Ks. Maximilian bestätigte den Vertrag am 24. Dezember 1509 in Bozen. Druck: Ebd., S. 314-318.
2
 Druck: Heil, Reichstagsakten 8, Nr. 476 [7.], [8.].
3
 Druck: Heil, Reichstagsakten 8, Nr. 476 [7.].
1
 Heil, Reichstagsakten 8, Nr. 476 [22.].
a
 Am Rand neben diesem Absatz: Bedocht.
b
 Folgt: Nota, ich wayß kein antwort dowider, dann wo Hg. Fridrich uns getraid schuldig wurd von der aufgehaben nutzung nach dem colnischen spruch, das man die domit tet vergleichen. Item besorg aber aus erzelten ursachen, es werde ain fele haben.
c
 Am Rand neben diesem Absatz: Gen Monchen.
d
 Am Rand neben diesem Absatz: Gen Monchen das befolchen werd.
e
 Am Rand neben diesem Absatz: Bedocht, von rentmeyster erfarung zu nemen.
f
 Am Rand neben diesem Absatz: Gen Monchen.
1
 Vom 13. August 1509. Vgl. Nr. 235 Anm. 1.
2
 Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 410 [2.].
3
Heil, Reichstagsakten 8, Nr. 476 [12.].
4
 Abschied Kg. Maximilians vom 18. Januar 1506. Druck: Krenner, Landtagshandlungen 15, S. 215-231.