Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 1798 Instruktion der Eidgenossenschaft für den Züricher Alt-Bm. Marx Roist und den Basler Ratsherrn Peter Offenburg zu einer Werbung bei Ks. Maximilian und den Reichsständen

[1.] Rekapitulation der Werbung der ksl. Gesandtschaft bei den Eidgenossen; [2.] Bitte um das Recht zum Durchzug durch die ksl. Lande für die dem Papst gegen den Kg. von Frankreich zu Hilfe kommenden eidgenössischen Knechte; [3.] Anhörung der Wünsche des Ks. und der Reichsstände.

Zürich, 21. April 1512

Basel, StA, Politisches M 1, Italienische Kriege, Nr. 151, Kop.

Instruction H. Marxen Ruisten, derzeit Alt-Bm. der stat Zürich, und der statt Basel ratsbotschaft [Peter Offenburg]1 in namen und von wegen gemeiner Eidgnosschaft zu röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., ouch Kff., Ff. und stenden des hl. Richs, in der statt Trier versamelt.

[1.] Anfenklich wissend ir unser ksl. Mt., unserm allergnst. H., undertäniglichen zu bevelchen und unsern gehorsam, willigen dienst zu sagen und demnoch zu erlutern das, so die wolgebornen, edlen und hochgeachten Hh., H. Cristoff, H. zu Lympurg, des hl. röm. Richs erbschenk und vogt zu Nellenburg, H. Hans Jocob Fh. zu Mörsperg und Beffort, landvogt zu Hagnouw, und H. Johann Storck, secretarius, in craft ir instruction, inen von röm. ksl. Mt. zugeschickt [Nr. 867], mit uns boten uf diser tagleist, in der statt Zürich versamelt, geredt und gehandelt. Das alles wir zu sondern gnoden und allenthalb geflyssen, an unsern Hh. und obern zu bringen, angenomen habent, in hoffnung, das dieselben nit minder froid und gefallens dann wir dorab nemen und röm. ksl. Mt. allzit in gehorsamem, undertänigem willen begegnen werdent.

[2.] Daruf fürer zu erschinen das, so uns von unserm gn. H., dem cardinal von Sitten [Matthäus Schiner], Bäpstlicher Hlkt. legat etc., ist begegnot und wie der Kg. von Frankrich sin Hlkt. und die hl. röm. kirchen mutwillenklich und größlich beschediget, durchächtet, trugt und trängt. Deshalb wir uf des genanten unsers H. legaten pitt und anrufen als gut cristenlüt und gehorsam sun der hl. kirchen, unangesechen der püntnus, damit wir gegen Bäbstlicher Hlkt. verpflicht [vgl. Nr. 692 Anm. 1], bewegt worden syen, Bäbstliche Hlkt. und die hl. kirchen noch unserm vermugen zu retten und in namen unsers Herrn Jhesu Cristi trostlich zuzezüchen nach lut unsers anschlags, den ir ouch wol wissend zu sagen. Und so das beschicht, an ksl. Mt., unserm allergnst. H., undertäniklich zu pitten und zu begeren, an solichem unserm gerechten und guten fürnemen nit mißfallen, sonder in craft der vernüwerung der erbeynung zwyschent ir Mt., ouch Ehg. Carlin etc. und gemeiner Eydgnosschaft [vgl. Nr. 870 Anm. 1] uf uns ein getrüw ufsechen zu haben und, ob es not würd, die unsern durch ir Mt. land um iren pfennig und on jemands der iren schaden fry und ungehindert passieren zu lassen.

[3.] Ir sollent ouch ksl. Mt., Kff., Ff. und stenden des hl. Richs mutung und begeren hören und das, so uch begegnot, gütlich annemen, an unsern Hh. und obern zu bringen, und in dem allem tun noch unserm vertrüwen, ouch euwer loblichen Eydgnosschaft notturft, nutz und eren und wie ir ungezwyfelt ze tund wol wissend. Das werdent unser Hh. und obern, och wir mit inen um uch gütlich und fruntlich beschulden. Geben und gehandelt durch gemeiner unser Eydgnoschaft rot, in der statt Zürich versamelt, und mit derselben statt Zürich secret insigel in ir und unser aller namen besigelt uf den 21. tag Aprilis Ao. etc. 12.

Nr. 1799 Peter Offenburg an Basel

[1.] Ihre Ankunft in Trier und ihre Unterredung mit Zyprian von Serntein, [2.] Bericht über die freundliche Audienz beim Ks., sonstige Einzelheiten ihres Aufenthalts; [3.] Auffindung von Heiltümern in Trier, hohe Zehrungskosten und schlechte Herbergen, witterungsbedingte Probleme bei der Anreise.

Trier, 8. Mai 1512

Basel, StA, Politisches M 1, Italienische Kriege (1510-1512), Nr. 160, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Gn. Hh., mym nechsten schriben [liegt nicht vor] noch sind wir [Peter von Offenburg und Marx Roist] uf donstag noch crucis [6.5.12] zü früger tagzit gan Tryer komen und denselben obent zü dem canzler [Zyprian von Serntein] komen und uns anzöygt. Des er mins bedunkens erfröwt und uns gesagt, der ksl. Mt. das den obent anzezyegen und uf morndes, fritag [7.5.12], söllend gehört werden.

[2.] Und uf das habend wir uf denselben fritag morndes uf die drytte stund noch mittag audienz gehebet und ksl. Mt. furgehalten, wie unser knecht usgezogen und doruf die pass sin Mt. und durchzug den unsern welle vergönnen; zum andern, nochdem wir in der erbeynung mit siner Mt. verfast sind, sin Mt. ein gn. und truw ufsechung uf uns welle haben; zum drytten, uns mit eym reysigen zug und geschutz welle etlicher mos ouch versechen; zum fierden, die tutzschen knecht bym Kg. von Frankreich welle abmanen. Also hat sin Mt. allerley mit uns gehandlet, daz, ob Got wil, [ich] anheymsch wol sagen wil. Und diewyl der pass nit mag peyt [= Verzögerung, Aufschub dulden], hat ir Mt. disen postboten abgefertiget, und der pass halb kein not werde haben, und in allen begerungen hoffend, vast [= sehr] gut antwurt zu haben, und vast gn. und guten willen spüren, und uns ein fass mit win geschenkt, und vil gutz willen von ir Mt. und andern begegnet etc., ouch den amman Ketzi [= Kätzi] und Hans Art do funden, die ouch by uns sind, ouch vast fil Ff. und botschaften.

[3.] Ouch so ist fyl hypsch heltum funden, des ich, ob Got wil, alles uwer ersam wisheit, so ich anheymsch kum, alles berichten. Aber fast ture zerung, ouch ellend herberg, und wo wir von ksl. Mt. nit versechen, müßten übel bestanden sin. Ouch sind wir von ungewitter uf dem weg vast gehindert. Nit me denn. Der almechtig Got woll uwer ersam wisheit allzit in siner gnad enthalten. Und habend mir allzit als uwer gehorsamen und undertenigem zü gepyeten. Geben zu Tryer uf samstag nach crucis im 12. jar.

Anmerkungen

1
 Im Kredenzschreiben der Eidgenossen an den Ks. vom 22. April 1512 (donstage vor St. Jorgentag) heißt es, sie schickten zu ihm den Züricher Alt-Bm. Marx Roist sowie einen Basler Ratsgesandten mit befelch, das si beid den furnemen, wisen Ulrichn Kützin [= Kätzi], aman zu Schwitz, ob si in begriffen, mögen bi inen in der handlung behalten. Zürich, StA, B IV.2, o. Fol., Kop. – Daß der zweite eidgenössische Gesandte Peter Offenburg war, geht aus folgendem Basler Rechnungsvermerk hervor: Item uf den rytt zu unserm H., dem röm. Ks., gen Trier H. Peter Offenburg die drye Hh. geben 89 fl. in gold, 5 fl. in Baseler munz, 4 fl. in crutzern und 2 fl. in Straßburger munz. Acte mantag nach Marci ewangeliste Ao. etc. 12 [26.4.12]. Summa tut 100 fl. Basel, StA, Finanzakten N 5-2, Dreieramt Denkbüchlein 1504-1515, fol. 143b.