Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Vorbringen ihrer Werbung auf der eidgenössischen Tagsatzung, Bekenntnis der Eidgenossen zu ihrem Bündnis mit dem Papst; [2.] Bereitschaft der Eidgenossen zur Hilfeleistung für den Papst gegen den Kg. von Frankreich, Bitte an den Ks. um Unterstützung und Gewährung des Durchzugsrechts durch die ksl. Lande für die eidgenössischen Truppen, Entsendung einer Gesandtschaft zum Ks.; [4.] Mitteilungen Fh. Ulrichs von Hohensax über seine guten Kontakte zum Papst, Details zu den Vorbereitungen der Eidgenossen für ihren Kriegszug nach Italien und den Abbruch ihrer Bündniskontakte zu Frankreich; [5.] Bitte an den Ks., diese positiven Signale der Eidgenossen aufzugreifen.

Zürich, 21. April 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 Apr., fol. 78-79, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Allergnst. H., gestern, erichtags [20.4.12], frue haben wir bey gemayner Aydgnossen santboten, uf disem tag versamelt gewest, nach ubergebung unser credenzbrief unser werbung und anbringen laut euer ksl. Mt. generalinstruction [Nr. 867], uns zugeschickt, getan und daby, was uns dem handel dinstlich, nutzlich und diser zeit not bedäucht hat, mit getreuem vleis und den besten fugen angezaigt. Darauf sy bedacht genommen und uns heut [21.4.12] nach mittentag nach vil und langen reden in antwort begegnet haben, in effectu der maynung, wie sy, als wir wissen mechten, Babstlicher Hlkt. in kraft der veraynigung, zwuschen inen aufgericht, hilf und beystand zu tun schuldig, wie sy auch, ob solich veraynigung nit vor augen, als fromme cristglaubige, die sich allweg gegen dem stul zu Rome und dem hl. Reich in aller getreuen, gutwilligen, undertaynigen gehorsam erzaigt und bewiesen hetten, demselben gleichermas volg zu tun, on das fur sich selbs gewilligt weren.

[2.] Dweil sy nu die merklich beswerde und obligende der hl., cristenlichen kyrchen und unsers Hl. Vater Babsts, so ime unzher und noch durch den Kg. von Frankreich, irm abgesagten veynde, in vil weg, und nemlich mit der namhaftigen stat Ravenna, dem Babstlichen stul zugehorig, so er am donerstag in der karwochen nestvergangen [8.4.12] belegert, heftig benotigt und gesturmt, aber doch seins willens kayn volg erlangen noch soliche stat erobern mogen, zugefugt weren und teglichs fur und fur ye meher understanden wurden, sy zum fordersten christglaubiger ordnung nach, auch inhalt gedachter veraynigung, in der kraft sye hochlich ermant und angesucht weren, die Babstliche Hlkt. in solichen verderplichen, beschwerlichen noten und widerwertigkaiten kaynswegs zu verlassen, sonder ime nach irem besten vermogen hilf, rettung und bystand zu tun, ime auch mit eyner treffelichen anzal volks, als sy sich entlichen entschlossen hetten, den nehisten weg eylents zuzuziehen. Das sy uns als euer ksl. Mt. gesanten vertreuelicher, guter maynung zu erkennen geben, mit dinstlichem, freuntlichem vleis bittende und begerende, das wir solichs onverzoglich an euer ksl. Mt. gelangen lassen, auch bey euer ksl. Mt. mit ganzem ernst furdern und verhelfen wolten, das euer ksl. Mt., auch ire undertanen, lant und leut in solichem irem loblichen, erlichen und cristelichem zug ein getreu, vleissig aufsehens auf ire ausgeschickte volk haben, auch die landsknecht, so itzo in dinst und bey des Franzosen kriegsvolk und dem Babst zuwieder werden, by ernstlichen strafen und penen onverzoglichen abe- und widerumb anheym zu ziehen erfordern, das auch euer ksl. Mt. demselben irem volk allenthalben durch irer Mt. Ftt., Hftt., lande und gebit zu irem durchzug, den sie on allen euer ksl. Mt. oder der iren schaden und nachtail tun, auch wider euer Mt. noch ire land oder leut nit sein noch handeln solten, paßbrief, auch zu aller irer notorft umb zimlich bezalung feylen kauf gnediglich widerfaren, verfolgen und verschaffen lassen wolt, wie dan die veraynung, am jungsten zwuschen euer ksl. Mt. und gemaynen Aydgnossen aufgericht,1 in den gedachten dreyen fellen solichs gar clar und lauter anzaigen und euer ksl. Mt. in kraft derselben aynung verbunden sein solt. Dann sie iren hauptleuten ernstlichen bevölhen wolten, bey den Venedigern zu handeln, sich mit euer ksl. Mt. zu vertragen; wo das nit beschech, hetten sy bevelch, euer ksl. Mt. wider sy hilf und beystant zu erzaigen. Sie hetten auch nichtdestminder auf unser werbung, so wir laut euer ksl. Mt. instruction, der wir ine dan auf ir begern abschrift mitgetailt haben, ein botschaft, so die von Zurich und Basel aus iren ratsfreunden erkiesen und ausschiessen solten, zu euer ksl. Mt. eylents verordent, die irer ksl. Mt. auf die artikel, in derselben instruction verleibt, auch die vorerzelten puncten und anderer irer obligenden nottorft und mengel ires willens und maynung gruntlicher und aigentlicher underrichten wurden. Und uns darauf abzuscheyden vergont und erlaubt.

[4.] Allergnst. H., H. Ulrich Fh. zu Hochensaxs hat uns in gehaym bericht, wie der Bapst ime 24 000 fl., die er zu Forsteg in seinem schlos in behaltnus ligen, zugeschickt und bevolhen hab, 6000 knecht eylents zu bestellen und zu schicken und solich gelt auf iren sold anzugeben, ime auch dabey geschriben, wie sein Hlkt. sein person gern besichtigen, sich auch mit ime vil und manicherlay underreden und mit solichen gnaden und vererungen, als kaynen Teutschen in viel jaren beschehen, abfertigen, auch sein freund, zu der gaistlichkeit geschickt, ob er eynichen het, mit sondern gnaden begaben und fursehen wollt. Hat uns auch gesagt, wie gemain Aydgnossen sich mit ime underred und verlesen han, das er eynem jeglichen knecht, so im zug sein werde, von dem gemelten gelt eynen fl. auf seinen solt angeben und die ubermas auf die artilarey, buchsenmaister und ire zugehende nach irem bevelch wenden und ausgeben sol. Er versehe sich auch, das 14[000] oder 15 000 mannen in solichem anschlag und zug begriffen und sein werden und das alle boten uf donerstag zu nacht nach misericordia domini schirst [29.4.12] widerumb hie zu Zurich an der herberig sein sollen, alsdann entlich zu ratschlahen und zu beschliessen alle gelegenhait und anschickung desselben zugs, auch welichs tags und ents das volk zusammenstossen, dann es soll und wirt yederman gewislich auf donerstag nach iubilate [6.5.12] mit seinem fendlin an- und ausziehen an die ende und ort, der man sich vereynigen wurde, und daran kain wendung oder verzug sein. Und wiewol des begerten gelaits halber, als wir versteen, in den reten vil disputatz geubt und von etlichen, die dem Franzosen anhangen mogen, hart darob gehalten, so ist doch mit grosser muhe und arbeit in betrachtung der Bebstlichen Hlkt., auch des hl. Reichs und der cristenheit merkliche obligend nottorft entlich beschlossen, das dem Franzosen hinfuro kain tag mer angesetzt, noch einich geleit gegeben, sonder seiner botschaft angezaigt werden soll, sich an ire gewarsam aus der Aydgnoschaft zu fugen.

[5.] Solichs alles haben euer ksl. Mt. wir nit verhalten wollen, undertayniglichen bittende, euer ksl. Mt. wollen sich auf obberurt begern und anzaigen gegen den Aydgnossen gnediglich und furderlich beweisen, angesehen, was euer ksl. Mt. diser zeit an inen und dem handel gelegen ist, damit sy unser furbitte und furderung genossen zu haben spuren, auch, euer ksl. Mt. in undertayniger gehorsam dinstlich zu erscheinen, dest gewilligter zu sein, geursacht worden. Das wollen umb euer ksl. Mt., der wir uns zu aller undertaynigkeit tun bevelhen, wir gehorsamlich verdinen. Geben zu Zurich am mitwochen nach dem sontag quasimodogeniti Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Vom 7. Februar 1511. Druck: Segesser, Abschiede, Beilage Nr. 19, S. 1343-1347.