Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Entgegennahme des ksl. Schiedsvorschlags; [2.] Dessen Nachteiligkeit für Gf. Wilhelm; [3.] Wunsch nach einem ksl. Gebot an Bf. Lorenz von Würzburg, die seit zwei Jahren bestehende Neuerung beim Geleit zurückzunehmen; [4.] Bitte an den Ks., ihn im Gebrauch seiner legitimen Rechte zu schützen.
Kop.: Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Aug., fol. 115a-117b; Würzburg, StA, Standbücher Nr. 734, o. Fol. (Überschrift: Gf. Wilhelms antwort uf ksl. Mt. rete furschlag).
[1.] Meinem gn. H. Gf. Wilhelmen von Hennenberg ist uf heut ein schriftlicher furslage von ksl. Mt. reten uberantwort [Nr. 1294] antreffende den irrigen ort geleits uf dem Meyne zwischen meinem gn. H. von Wirzpurg und genantem meinem gn. H. von Hennenberg. Und ist solicher furschlag darauf gegründt, das ksl. Mt. beyden parteyen gepieten solten, das kein teyle ausserhalb rechtens und mit der tat gegen dem andern nichts furneme und das Hg. Friderich von Beyern und der Bf. von Eychstett von ksl. Mt. bevehelg haben solten, umb das irrig possessorio summarie zu horen, und wo die gute nicht funden, rechtlich entscheiden. Und wo sich wider den gemelten geboten stillstand gewaltige handlunge begebe und die commissarier darumb ersucht, so solten sie, sovil die possess belangen, auch summarie zu handeln und zu erkennen macht haben, mit meldung, wie nachvolgend in dem peditorium durch dieselben comissarier auch soll gehandelt werden, alles nach laut solicher verzeichnis etc.
[2.] Und z[w]eyvelt mein gn. H. Gf. Wilhelm ganz nit, dan das es ksl. Mt. ganz genediglich, auch ir Mt. rete getreulich und gut gemeinen. Aber solicher furschlag an zweifel durch meines gn. H. von Hennenbergs widerteyl also uf die bane gericht sein mag, nachdem seinen Gn. vormals in underhandlungen dergleichen auch begegent ist. Und geschicht vom widerteyl darumb, das in neuligkeit ein neue form und maß des geleits durch den gegenteyl furgenomen ist, der meynung, meinem gn. H. von Hennenberg dadurch sein oberigkeit zu schmelern und einzuzihen. Solt nun der gegenteyl auf solicher neuer form seines geleits, wie er sich des kurzlich understanden zu gebrauchen, besteen und mein gn. H. von Hennenberg soliches gedulden, so wurde er damit seiner obrigkeit und gerechtigkeit der ende entsetzt und mocht alsdann gar mancherlei irrung einfallen, wie dann teglich in dergleichen befohelen sachen erfunden wirdet, das die rechtfertigung laut der commission furderlich nicht zu ende keme, sunder daraus gegangen würde. So wer mein gn. H. von Hennenberg durch solich gedulden des neuen angemasten geleyts seiner gerechtigkeit nit neher, sunder vil weiter dann vor.
[3.] Dieweyl aber zufurderst ksl. Mt. und ir Mt. rete und alle verstendige wissen, das obgemelte und dergleichen neuerung, eynem andern zu schaden furzunemen, im rechten offenlichen verboten und nit sein sollen, so bitt mein gn. H. von Hennenberg ksl. Mt. auf das allerunderteniglichst, mit meinem gn. H. von Wirzpurg zu verfugen, das sein Gn. seiner Gn. gleit auf dem Meyne nit weiter oder anders erstrecke, dann wie er ungeverlich vor und inwendig zweien jaren durch seiner Gn. offenliche gedruckte geleytsbrive geleitet hat. Weliche geleitsbrive mit claren, lautern worten meldung tun, das mein gn. H. von Wirzpurg uf dem Meyne ob und under der irrung zu gleiten anfecht und bis fur die irrung hinaus geleyt, do sein Gn. zu gleyten hat. Und wiewol die Wirzpurgischen furgeben, als solte solicher ausslus im geleyt darumb gescheen sein, das sich je zu zeiten die schiffleut und ander, die zu wasser faren, des landes auch gebrauchen, do mein gn. H. von Wirzpurg nit allenthalben zu geleyten habe, so erfindet sich doch aus denselben geleitsbriefen, daran sich Hennenberg zeucht, das Wirzpurg darinnen sein geleyt allein auf dem Meine und nit dem lande, wie obstet, gibt. Darumb diese vermeinte ursache ganz keinen grund hat. Und ob es also were, das sich doch aus den gleitsbriven nit erfindet, das Wirzpurg mit solicher underscheid sein gleit zu wasser und lande vorhere zusamengefast hette, als die Wirzpurgischen furgeben, worumb gepraucht er sich dann desselben itzund auch nicht also? Darumb, so sich mein gn. H. von Wirzpurg soliches gleyts, wie obstet, zwischen gemelter endlicher erkentnus oder entschied umb das possessorio halten und gebrauchen will, als sein Gn. billich tun, so will alsdann mein gn. H. von Hennenberg angezeigte furgeslagene verfassung ksl. Mt. zu unterteniger gehorsam annemen. Wo aber mein gn. H. von Wirzpurg soliches nit zu tun vermeint und seiner Gn. gemüte stünde, durch gemelte neue forme dem gleyt in ein neue gerechtigkeit zu schopfen und meinem gn. H. von Hennenberg seiner obrigkeit zu entsetzen, das were weder recht oder billig, meinem gn. H. von Hennenberg unleydlich. Solt dann sein Gn. geburliche, notturftige gegenwer dawider geprauchen, so mocht sein Gn. angezogen werden, als hette sein Gn. damit wider obgemelt ksl. gebot, so des stillstands halben gescheen, solt gehandelt.
[4.] Dem allen nach obgemelter furslag seiner Gn. anzunemen ganz beschwerlich und nachteylich were. Woe es je nit anderst sein mag, so bitt mein gn. H. von Hennenberg underteniglich, das ksl. Mt. ime gonnen, sich zu gebrauchen, wes er fug und recht habe, auch ine dabey genediglichen handhaben, schutzen, schirmen und also sein gnst. Ks. sein und bleyben wolle, als sich mein gn. H. von Hennenberg unzweivelich und zum hochsten vertrost. Des erpeut sich Hennenberg sampt schuldiger gehorsam umb ksl. Mt. als seinen allergnst. H. in aller undertenigkeit zu verdienen.