Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Heidelberg, 30. September 1512 (dornstag nach St. Michelstag)

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 28 (alt 21b) 1512 Sept., fol. 100, Orig. Pap. m. S.

Der Ks. erinnert sich sicher daran, daß er und die Reichsstände von Trier aus an Kg. (Wladislaw) von Ungarn und Böhmen sowie die Stände der Krone Böhmen geschrieben haben wegen deren Konflikt mit dem H. von Guttenstein,1 auch daran, daß er (Kf. Ludwig) den Ks. kürzlich auf dem Reichstag in Köln durch eine Gesandtschaft hat bitten lassen, sich des Streits anzunehmen und eine gütliche oder rechtliche Entscheidung herbeizuführen. Der Ks. hat darauf geantwortet, dies falle ihm aus verschiedenen Gründen, insbesondere wegen seiner zahlreichen Geschäfte, schwer, doch sei er bereit, Kg. (Wladislaw) nochmals zu schreiben und ihn zu ersuchen, by dem anlaß zu pleiben. Führe dies nicht zum Ziel, wolle er eine Gesandtschaft schicken. Dankt für diese Zusage, teilt aber zugleich mit, daß sich zwischenzeitlich besagte Konflikte verschärft hätten. So habe der von Guttenstein nach einem Raubüberfall im Böhmerwald die Täter dem Zugriff der nacheilenden Leute Kf. Ludwigs entzogen. Bittet deshalb den Ks. nochmals, unverzüglich eine Gesandtschaft zu den Ständen der Krone Böhmen und dem von Guttenstein zu schicken und zu verlangen, gegeneinander stillzustehen, den von Guttenstein aufzufordern, Feinde der Krone Böhmen nicht mehr zu unterstützen, das sie auch den anlaß erstrecken und laut desselbigen zu ende ferrer handln oder die sach uf andere wege, wie eur ksl. Mt. gedenken möchten, ziehen. Sollten nämlich die Böhmen gegen den von Guttenstein oder das Schloß Flossenbürg mit der Tat vorgehen, könne der Ks. sicher den Schaden, der daraus ihm (dem Kf.), seinem Bruder Pfalzgf. Friedrich, ihren jüngeren Vettern (den Pfalzgff. Ottheinrich und Philipp) und den Ihren entstünde, auch eur ksl. Mt. und dem hl. Reich zuvorab an irem furnemen zerrüttung geperen würde, ermessen.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist vermutlich Dietrich von Guttenstein, eventuell auch dessen Bruder Heinrich.