Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Empfang eines Schreibens Dr. von Plieningens; [2.] Verweis auf die erteilte Instruktion in Reichsangelegenheiten; [3.] Weisungen für den Sessionskonflikt mit dem sächsischen Gesandten Cäsar Pflug; [4.] Auftrag, die am Westfälischen heimlichen Gericht anhängige Klage des Reinprecht zu Büdingen gegen die Stadt Landshut abzustellen.

Landshut, 13. Juli 1512

München, HStA, Kasten schwarz 9400, fol. 27a u. b, Konz.

[1.] Hat das (nicht vorliegende) Schreiben Dr. von Plieningens vom 20. Juni (sontag nach Viti) in der vergangenen Woche erhalten.

[2.] Und erstlich des Reichs sachen halben, darauf du von uns begerst, dir unser gemuet weiter zu eröffnen, wissen wir dir keinen andern beschaid noch bevelch ze geben, dann wie unser instruction [1669 [1.]] und gewaltbrief [vgl. Nr. 1669 Anm. 2] vermögen. Dabey lassen wir es noch beleiben, der zuversicht, du wissest dich nach gelegenheit aller sachen und ksl. Mt. zu ern und gevallen verrer in den hendeln neben den merern stenden wol ze halten.

[3.] Furs ander, als du uns anzaigst, wie nach unsers lb. vetters, Hg. Fridrichs von Bairn etc., vormunders, abschid Cesar Pflug, die sachsisch potschaft, abermals ein neue irrung der session halben mit dir eingeworfen und ksl. Mt. abschid, das alweg ainer umb den andern tag vorsitzen soll [Nr. 1419], nit gelebt, sonder zerprochen hab, dieweil dann das haus Sachsen ye dermassen eindringen und uns und unser vettern von Bairn kein gutigkeit furtragen wil, lassen wir uns unsers fruntlichen, lb. vetters und swagers, Pfalzgf. Ludwigen, Kf., und andrer bairischen Ff. und derselben potschaften ratslag, des du inen von unsern wegen sondern dank sagen solt, gevallen also: Dieweil gedachter Pflug von ksl. Mt. abschid, der seinem H. mer dann dem haus Bairn zu eren und gutem raicht, selbs gevallen ist, das du ine nit mer vorsitzen noch das haus Bairn von irem alten, billichen herchomen dringen lassen, sonder gedachten unsern lb. vettern und swager, den Kf. [Ludwig von der Pfalz], und ander Ff. von Bairn und derselben potschaften, sovil der noch auf dem reichstag sind, darin zu hilf nemen, oder, wo es dir nit erdeihen wil, alsdann den reichsrat, so die Sachsischen darin vorsitzen, deshalben meiden und davon enthalten. Wir haben auch auf dein anzaigen unserm vettern, Hg. Fridrichen von Bairn etc., vormundern, ze stund an geschriben [Nr. 1421], uns des vertrags, zwischen weilend Hg. Jorgen von Bairn und Hg. Albrecht von Sachsen seligen zu vorlangst vergangen reichstagen irer session halben ausgangen, ain glaubwirdig vidimus oder abschrift furderlich zuzeschreiben und die haubtverschreibung hinderzelegen. Und sobald uns solh vidimus oder abschrift zuekombt, wellen wir dir alsdann die auch zueschicken.

[4.] Verrer in der von Landshut sache gegen dem Reinprecht [zu Büdingen] von wegn seiner westvälischen rechtvertigung wellest bey den ständen des Reichs vleis ankern, damit solh puebisch handlung gewendet, und, wo es sein mocht, wider den Reinprecht und die, so im seiner rechtvertigung gestattn und verhelfen, notturftig mandat und declaration der acht zu erlangen, in massn des hl. Reichs ordnung und erclärung, davon itz geratslagt ist, so daruber ausgeen sol,1 in disem vall vermogen, auch das recht und billicheit eraischen, dann gedachtem Reinprecht inhalt des von Köln canzlers [Dr. Degenhard Witte] ratslag uber so menig handlung abermals tagsatzung und glait zuzeschreiben, achten wir und unser räte fur schimpflich. Wo er aber also mocht betreten und nidergeworfen werden, wär billich, das ime sein belonung gegeben wurd. Woltn wir dir auf vorberurt dein schreiben gn. meynung nit verhalten. Datum Landshut am eritag nach Margarethe Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Welche geplante Ordnung hier gemeint ist, läßt sich nicht eindeutig entscheiden. Möglicherweise handelt es sich um den auf dem Reichstag 1512 aus den Reihen der Stände unterbreiteten (nicht vorliegenden), auf die Abschaffung der heimlichen Westfälischen Gerichte abzielenden Ratschlag, dessen Umsetzung jedoch durch EB Philipp von Köln verhindert wurde. Vgl. zum Ganzen Harpprecht, Staatsarchiv, S. 113; Häberlin, Reichsgeschichte, S. 554; Goldast, Copeylicher Begriff, S. 235; Datt, Volumen rerum Germanicarum, S. 759.