Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Festlegung eines Verhandlungstermins im Konflikt zwischen Bf. Reinhard von Worms und der Rst. Worms, seine Empfehlungen hierfür; [2.] Abwesenheit des Ks. von Trier, Mahnung Niklas Zieglers zur Geduld beim Vorbringen der Wormser Anliegen beim Ks.; [3.] Amtsantritt des neuen Landvogts im Elsaß; [4.] Hoffen auf eine Verständigung zwischen dem Ks. und dem Kf. von der Pfalz, Anliegen Speyers und Landaus auf dem Reichstag; [5.] Mahnung an Worms zu gründlicher Vorbereitung auf die bevorstehenden Verhandlungen mit dem Bf. von Worms; [6.] Eventuelle weitere Werbung bei Hg. Ulrich von Württemberg in der vom Stadtschreiber betriebenen Angelegenheit; [7.] Pläne des Ks. zur Stärkung bestehender Schirmbündnisse mit verschiedenen Reichsfürsten, Empfehlung von Noltz zur Überprüfung der Wormser Bündniskonstellationen; [8.] Geringe Anzahl anwesender Reichsstände, erwartete Ankunft weiterer Tagungsteilnehmer nach Ostern, Suche des Ks. nach dem Heiligen Rock im Trierer Dom.

Trier, 7. April 1512

Worms, StadtA, 1 B Nr. 1929/1, o. Fol., Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk auf der Rückseite: Meister Reinhart schribt uß Trier, praesentatum am osterabent Ao. 1512 [10.4.12]).

[1.] Gruß. Lb. Hh., ich hab funden in raet H. Niclas [Zieglers] und auch by myr selbs, nutz und gut sin in sachen des Bf. [Reinhard von Worms] und eyns ersamen raets, eyn genanten und bestympten dag von ksl. Mt. anzusetzen, dann solt uf hiefuro auspraechte gescheft zu zyten diß rychsdags nit gehandelt werden, wurde dem Bf. der weg am camergericht wider aufgetan. Und wiewoil H. Niclaes den dag gern gehabt hett in der wochen nach quasimodogeniti [18.-24.4.12], so hat doch ksl. Mt. der sach zu gut und den partien, damit die kuntschaft beyder teyle verhort werden mogen, den dag gesatzt, wie ir in derselben ksl. Mt. missive [liegt nicht vor] finden werdet. Wollent dem Bf. synen brief schaffen zu behandigen. Desglychen dem camergericht ist geschrieben [Nr. 1257], forderlich und ernstlich zu verhelfen, damit beyder teyle zeugen verhöret werden. Wollent auch verschaffen by ksl. fiscale, daß etwer [= irgendwelche] zeugen gefordert und derselben sag euer weisheit behandiget werden vor dem daeg.

[2.] Die ksl. Mt. ist uf diesen dag nit uber 4 oder 5 dag zu Trier gewesen nach mynem ankomen. Ich habe understanden, der groben monz halber die ksl. Mt. anzusprechen, desglychen der ksl. kuntschaft in des Bf. sache. Hat mir H. Niclaes gesagt, der kuntschaft halber von ksl. Mt. werde es keyn not haben. Der groben münz halber und ander puncten, als der pfalzgfl. schirmbrief halber, item den landvogt betreffend die bach zu Nuhusen [= Neuhausen] und in der statt, hat er myr geraeten, gedult zu haben bis in die hl. dag [11.-14.4.12]. Dem habe ich gedaecht zu folgen. Dazwüschen, meyn ich, werde auch Moßpach an hoef kommen, myr onhynderlich.

[3.] Ich meynen, euer weisheit wyß, daß wir eyn neuwen landvogt haben. Des alten [Fh. Kaspar von Mörsberg] sone [Fh. Hans Jakob von Mörsberg] hat gelopt und gesworen.

[4.] Ich bin vertroist, es werde von diesem rychsdag nit abgescheyden, die Pfalz sy clarlich mit ksl. Mt. verdragen. Dadurch werden die schyrmbrief denen von Worms und Spyer herus mußen gegeben werden. Die von Spyer hetten ir brief auch gern wider und halten eygen kost. Zu denen habe ich mich myt Symon1 in die kost getan. Haben mich selbs gefordert und, als ich nit anders merk, gern bys uf zukunft und wyter verhandelung myner Hh. Die von Landaue lygen auch hie und moichten lyden, daß myn Hh. Hietzhöfern vor eyn redner mit moichten pringen. Sie weren sin auch noittorftig, wolten mit im gelaech sin [= wohl: in geselliger Runde beisammen sein].

[5.] Lb. Hh., wollent mit flyß uber den handel sietzen und keyn zyt zu heylig oder verdrießlich laßen sin, dann es wurd gelten. Wollent auch dabydragen die röm. handel, betreffend dieselben confirmation, dann Bf., dechant und capitel [von Worms] von ksl. Mt. furgefordert sint, da auch woil mit yenen zu reden wurd.

[6.] Ersamen, lb. Hh., wollent auch raetschlagen, ob not were, am wurtenburgschen hoef etwas zu handeln in sachen, so der stattschryber seligen [Adam von Schwechenheim] am letsten geworben hat [vgl. Nr. 1780 [2.]],2 des ich gaer keyn wyssen draeg.

[7.] Daby geb ich euer weisheit zu erkennen, daß derselb Hg. [Ulrich von Württemberg] sich yetz vor sich und sin erben erblich und ewiglich in schyrm des hus von Osterrych getan hat, item der Bf. von Menz 20 jare, der Bf. von Collen 20 jare, Mgf. von Baden 20 jare, und get ksl. Mt. damyt umb, denselben schyrme so wyt und stark zu machen, daß auch nach abgang siner Mt., den Gott lange verhuet, sich dieselben zu troisten und solichs schyrms zu geniessen haben. Darumb habt raet und nempt vor uch die concept und raetschlege etwan mit den Landgff. [von Hessen] und Bf. von Menz, auch mit der Pfalz, zum lesten eynen verstaent zu machen, zu gescheen, was man in raet fundet gut sin.

[8.] Neuwer zytung sint noch zur zyt nit sunderlich zu Trier, dann man versiecht sich, nach dem hl. dag [11.4.12] fiel zuryten. Yetz sint fiel karfaster und bußfertiger menschen zu Trier. Unser H. Ks. geet mit groißem flyß darmit umb, den rock Unser[s] Lb. Heren Jesu Christi zu suchen und zu fynden alhie zu Trier im doeme, da er lygen soll, als die alten croniken manigfaltiglich und glauplich anzeygen. Man manet das folk daglich uf der canzel, Gott anzurufen umb hilf und gnade. Was Got verhengen will, wurdet mit gnaden erschynen. Euer weisheit verzyhe myr diese myn lange schrieft, ich habe es getreuwer und guter meynung geschrieben. Uf rußmyttwoch zu Trier Ao. 1512.

Anmerkungen

1
 Nachname nicht zu bestimmen, wohl ein Diener von Reinhard Noltz.
2
 Hierüber liegen keine weiteren Nachweise vor.