Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 1767 Der Straßburger Ratsherr Konrad von Duntzenheim an Straßburg

[1.] Empfang eines Schreibens Straßburgs, Verweis auf seinen Bericht; [2.] Verhandlungen über den ständischen Reichsordnungsentwurf, Verärgerung des Ks. über dessen langes Ausbleiben, Übersendung der letzten Fassung an den Ks., Ausgrenzung der Städte bei den Beratungen hierüber; [3.] Bedauern über den geplanten Gemeinen Pfennig; [4.] Öffentliche Zeigung des Heiligen Rockes; [5.] Bitte um Übersendung von zusätzlichem Zehrgeld; [6.] Gespräche der Städtevertreter über ihren Ausschluß von den Verhandlungen zur neuen Reichsordnung; [7.] Gegenseitige Einladungen der Städtevertreter; [8.] Warten auf eine Entscheidung in Valentin Scholls Angelegenheit.

[Trier], 1. Juni 1512

Straßburg, AM, AA 336, fol. 32, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Lb. Hh., ich fuge uch zu wissen, das mir uwer schrift worden ist, der dato stet uf montag nach exaudi Ao. XIIo [24.5.12, liegt nicht vor]. Und siehet, daß ich uch, myn Hh., geschriben hab zum jungsten [Schreiben liegt nicht vor]. Derselb schrift dato stet [Datum wird nicht genannt].

[2.] Uf den montag ist gehandelt nochmols worden, wie ir ab ingelegten geschriften [Nr. 989/II B u. I C] vernemen mugent. Und die letste geschrift 1 ist ksl. Mt. uberschickt uf samstag, den pfinstoben [29.5.12]. Dan, als Kff., Ff. und stende byeinander werend, sprach der menzisch kanzler [Dr. Johann Engellender], ksl. Mt. reten hettend mynem gnst. H. von Menz angesucht und schrift von ksl. Mt. entpfangen, daß ksl. Mt. ein vertroß het solichs langen verzogs und het ir postboten daruf geschickt, domit ir Mt. auch zu antwurt, die man ir geben solt in disem handel, kumen mocht. Und also ist die letste geschrift ksl. Mt. uf den pfinstoben zugeschickt, unvergriffenlich, als der menzisch kanzler sagt. Aber in disem handel sint die Ff. zum dickeren mol zusammenkummen und wiewol die stetbotschaften auch beschickt zu zeiten, wurdent sie in der letsten geschrift nit gefrogt. Bitz am fritag vor pfinsten [28.5.12] ließ mans yederman abschriben und glich am samstag [29.5.12] fur versamlung bracht und hinweg ksl. Mt. uberschickt.

[3.] Man ist truwen leyt solich uflegung uf den gemeynen man [= Gemeiner Pfennig], wolt lieber ksl. Mt. in ander weg helfen zu willen werden. Got fug alle ding zum besten.

[4.] Item nuwer mer halp, do hat der Bf. von Trier unsers Herrn Gots rock gezeygt und St. Maternen gebein. Ist der Bf. mit pfaffheyt uf eynem gewelb gestanden und eynem grossen volk vor dem tumb das heltumb in zweyen kestlin, mit glas verfasset, gezeigt und donoch uf den fronaltar gesatzt und yederman lossen sehen uf den pfinstmontag [31.5.12].

[5.] Muß ich lenger bliben hie, so muß ich auch mer gelt haben. Mugent ir mir in acht tagen schicken noch dato.

[6.] Item stettbotschaften kummend zusamen, sich zu underreden, vermeinend, man solt inen in diser letsten schriften nit also kurz angesetzt haben etc.

[7.] Item Kollen habent mich mitsampt anderen stetten geladen, item Wurms auch. Wu die anderen auch laden wurdent, wist ich mich nit wol zu halten, wer auch in myner herberg nit wol darzu gerust.

[8.] Item Veltin Schol wartet in siner sach einer vorurteyl. 2 Wurt, als ich meyn, auch bald kummen. Datum uf den pfinstzistag Ao. XIIo [1.6.12.].

Nr. 1768 Der Straßburger Sekretär Valentin Scholl an Straßburg

[1.] Sein Gespräch mit dem Kurmainzer Kanzler, dessen Bedauern über Konrad von Duntzenheims Erkrankung, Erörterung möglicher Probleme im Zusammenhang mit Scholls Status als Vertreter Straßburgs; [2.] Ratschläge des Kölner Bm. in dieser Angelegenheit; [3.] Bitte um Ablösung und Entsendung eines in so schwierigen Materien wie der Pfahlbürgerfrage kundigen Ratsmitglieds; [4.] Warten auf Fortschritte in der Streitsache Straßburg gegen Albrecht Kessel; [5.] Voraussichtlich längere Dauer des Reichstags; [6.] Gefangennahme eines adeligen Beteiligten am Geleitbruch bei Forchheim durch Nürnberg; [7.] Sessionsstreit zwischen den Nürnberger und dem Kölner Gesandten, mögliche Rufschädigung Straßburgs aufgrund seiner Vertretung durch Scholl; [8.] Herbergsbestellung für den Ulmer Gesandten Dr. Neithart; [9.] Aufenthalt des Ks. in Antwerpen.

[Trier], 21. Juni 1512

Straßburg, AM, AA 336, fol. 1-3, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Gn. Hh., eur Gn. schryben, an mich geton [liegt nicht vor], hab ich uf frytag vor datum dises [18.6.12] empfangen und den bevelh by dem menzischen canzler [Dr. Johann Engellender] noch mynem besten vlyß volnstreckt. Der in der warheit mit lieplichen, fruntlichen worten begegnend, anfangs beclagende H. Conraden [von Duntzenheim] libs obligende eehaft, zum andern solich entschuldigen, wo not, furzubringen und alles, so im geburlich und möglich [und] einer statt Straßburg zu furstand dienend, sich erbieten[d] was. Des ich im vlyßlich danket und im ferrer anzoigt, wiewol euwer ersam wisheit mir schriftlich bevolhen, by den stenden zu erschynen und H. Conraten bis uf sin zukunft zu vertreten, destmynder nit so hett ich vermerkt, als auch wor, wie etliche von stetten sich dawider satzten. Und wiewol ich miner person halb des kein irrung hett, aber solten ir, min gn. Hh., uch uf min zugesandten bevelh verlossen und ich vertrungen [= verdrängt] werden, also das einer statt Straßburg stand lersten müsst und dadurch euch, minen gn. Hh., ein ungehorsam ufgetrochen solt werden, so beschehs on schuld. Hierumb solichs zu verhüten, so sagt ich mich an als zu diser zyt der gehorsam. Daruf sin würdy mir antwort, er wolt es Friderichen [Baier], dem ansager, bevelhen, wann man andren stetten verkyndet, mir auch zu verkynden und es mit mir wie von altem harkommen halten. Daruf ich noch warte.

[2.] Aber am sambstag [19.6.12] früg ward ich durch den Bm. von Coln [Konrad von Schurenfels] beschickt. Der sagt mir, demnach H. Conrad abgescheiden und den andren stetten fürkäme, wie ich nun füro in die versamlung sollt gen, und wiewol er ein stat Cöln hierunder unverdacht haben wolt, sonder sy es ganz fruntlich gegen einer statt Straßburg meynten, mit mer worten, so hett er in bevelh, mir zu sagen: Dwil ich ein zyt lang hie gewesen und mit H. Conraden gangen, aber er mich nit dermaß als ein usgesandten furgeben hett, darzu inen nit kent, ob ich euwer, miner gn. Hh., secretari wer, darzu kein credenz sonderlich hette, und obschon solichs auch, das sy mir wol zulassen möchten, so wer es von einer statt Straßburg bishar nit also gehalten, richstäg mit schrybern, sonder mit ratsherren und houptern einer statt Straßburg zu besuchen etc. Deshalben er mir yetzunder riet, gedult ze haben dann widerwillen zu entbören. Achtet er, wer ein statt Straßburg mer geneigt, zu furkommen dann ufzutryben etc., mit vil gütlichen, schönen worten. Dagegen ich im wie dem menzischen canzler anzoigt, das ir, min Hh., nur nit dardurch und on schuld der ungehorsamy verdacht würdet etc.

[3.] Noch imbs sind die stend wider zesamenkommen. Hett man inen ksl. Mt. antwort  hiebygelegten inhalts eröffnet. Da worlich an den zweyen letsten artikeln [Nr. 990 [23.], [24.]] ein lobliche statt Straßburg mins bedunkens hoch beswert wurd, wa es furgang haben sollt.1 Als der Ff., der stend und stett schryber, in dem collegio byeinander zu schryben, an den artikel kamen, frogt mich der vorlöser, was „gewerf“ fur tütsch wer; er achtet, es wer elsässer tütsch. Sagt ein pfalzgravischer secretari, es wer wider die statt Straßburg. Im gedächten mer clagden, die deshalben ab inen gangen weren. Nu, gn. Hh., wie wol gut zu versten, daz mir als dem, der vor nye meh[r] daby gewesen, meh[r] dann hochtreffenlichen schwer ist, solichem zu begegnen, bitt hierum underdienstlichs vlyß, euwer Gn. wöllen, zum beldesten sin mag, einen H., gefaßt mit entschuldigungen, beschwerungen und verantwortungen gegen soliche nochteilige puncte, allhar verordnen. Würden andre stett, die auch also bürger empfahen, als Wormbs, die ich erfaren, auch ein ist, mithelfen handlen. Dann in der warheit und by pflichten, so ich uch, minen gn. Hh., geton hab, euwer und gemeyner statt schaden zu warnen, ist es min gutbedunken. Wann der Bm. von Schwynfort [Martin Holoch] hat mir in geheym und truwen gesagt, wie ein gesandter von Frankfort [Jakob von Stralenberg] sprochen hab, er wolt nit hundert fl. nemen, das er also abgeritten were, und käme es dem Serentiner zu wissen, er würd den fiscal an uch, min Hh., richten. Solichs hab euwer ersamen wysheit ich us byllicher, pflichtiger truw nit wöllen verhalten, mit dienstlichen bitten, mich des handels zu erlassen, dann in worheit solich sachen gend nit so lichtwichtig zu, das ich mich dapfer gnug darzu achten mög. Will aber allzit euwer Gn. willig, gehorsamer diener in allen mir müglichen dingen mich unverdrossen erboten haben etc.

[4.] In Albrecht Kessels sachen wart ich noch als vor.2 Will Gott, so nympts auch ein end. Datum lune post Gernasii und Prothasii.

[5.] Nachschrift: Der Bf. von Menz schickt noch 11 fuder wins, im gen Trier zu füren. Hat mir der Bm. von Worms [Reinhard Noltz] gesagt. Versicht sich, daz der tag sich in die leng ziehen werd.

[6.] 1. Zettel: Die von Nüremberg haben einen edelmann von Bussenstein3 us den Franken, die ir kouflüt nidergeworfen [und] gefangen, nit ferr von sinem eignen schloß geholt und in die statt gefürt. Und sagen die gesandten von Nüremberg, man werd in pönlich fragen nach sinen mittätern. [...]

[7.] 2. Zettel: Die von Nüremberg sind mit dryen Hh. [Willibald Pirckheimer, Konrad Imhof, Leonhard Groland] uf frytag [18.6.12] kommen. Und als sy am sambstag [19.6.12] in die versammlung kommen und die von Och [= Aachen] oben an uf der schwebischen stettbank funden, hat ein Nürembergischer gesagt, daz solichs nit der bruch sig, sonder die von Och gehörten uf die rynstettbank; also sollt man es furter halten. Dagegen der von Cöln sagt, sy weren wol 7 wochen uncorrigiert in friden also gesessen und yedem an sin harkommen unnochteilig; es wolt auch ungecorrigiert von im sin. Herwider der von Nüremberg an den von Cöln, so wolt er uncorrigiert von disem sin, und man müßt es halten, wie harkommen wer. Solich zank schwebt. Soll ich nun H. Conraden vertreten, daz warlich ein unglicher wechsel und mins bedunken, als ich in einem schin bisher und billich als sin diener mit im gangen, yetz in sin statt treten, ob das nit ein ringerung und – dörft ichs schriben – jeh gern ein verachtung H. Conraden, darzu widerwillen gegen anderen stetten geberen möchte? Gib ich uch, minen gn. Hh., als den hochverstendigen, zu vernemen. Bitt hierum abermols, wie im brief begert und uf das allervlisigist, mich zu erlassend.

[8.] Item die von Ulm hand herberg verfangen, und soll Dr. Nithardt komen. So wurt sich dann der hatz, als ich verstand, baß erheben.

[9.] Item ksl. Mt. falkner sind zu Trier hut durchgeritten und sagen, ksl. Mt. sig gestern tag [20.6.12] zu Andorf [= Antwerpen] gewesen, wissen nit, wohinussen sy wolle. Aber die falkner müssen uf Augspurg zu.

Nr. 1769 Der Straßburger Alt-Stättmeister Ott Sturm und Alt-Ammeister Gottfried von Hohenburg an Straßburg

[1.] Verschiebung ihrer Audienz beim Ks.; [2.] Unterredung mit diesem über die Wahrung der hergebrachten Straßburger Freiheiten, Übergabe einer Supplikation in Sachen Pfahlbürgerfreiheit, Warten auf Antwort; [3.] Fortgang der Reichstagsverhandlungen.

[Köln], 20. Juli 1512

Orig. Pap. m. S.: Straßburg, AM, AA 336, fol. 72.

Konz.: Ebd., AA 337 Fasz. 1, fol. 34a u. b.

[1.] Gruß. Günstige, lb. Hh., uf den abscheid, so wir zu Tryer von H. Zymprion von Serentin empfangen und auch euwer ersam wisheit erzelet, wie wir by den stetten erfarung gehabt, ob etwas, unser anligende puncten durch sy oder andre zwüschenmittel zu hinderschieben oder abzuwenden, vorhanden gewesen oder noch sige, haben wir abermals nichts anders vernommen, dann das on all anfechten menglichs und stillschweygenderwyse solichs furgang gewunnen hette, wo die vidimus, vormals zu Tryer abcopiret, nit uberantwort worden weren, wie dann euwer ersam wisheit vormals auch zum teyl verstanden. Darumb, günstigen Hh., euch fügen wir zu wissen, das wir uf mittwoch noch Margarethe [14.7.12] gen Cöln kommen und uf donrstag danoch [15.7.12] zum Serentiner uns verfügt, ine auch siner vorigen zusag, uns geton, erinnert. Der derselben nit abgestanden, sonder angehangen, uns ferrer bescheid geben hat, fur ksl. Mt. uns zu verhelfen, als er am frytag [16.7.12] noch mittag getan und wir fur ksl. Mt. personlich kommen. Da aber sin Mt. dem nachtmal sich neheren, was zu der zyt unser abscheid, bis sambstags [17.7.12] zu dryen uren wider zu erschynen. Wolt sin Mt. uns noch aller notdurft verhören.

[2.] Nu uf sambstag zu gesetzten stunden erschynen wir vor ksl. Mt., die uns eigner person und furwar gnediclicher geberd und unverdrossener miltigkeit verhöre gab. Aldo wir noch aller notdurft und usgebreytetem anligen sampt allen infallenden ursachen der statt und des lands nutz, darunder zu bedenken, auch in ansehung der lang harbrochten fryheiten, von Kss. zu Kss., Kgg. zu Kgg., bäbsten und concilien bestetigt, noch dem herzlichsten anmut ksl. Mt. anzeigten, mit demütiger und vlysiger bitt, daz ksl. Mt. ein statt Straßburg by iren wolharbrochten, fridlichen und loblichen, auch durch sin Mt. confirmierte und declarierte fryheiten, deren gloiplich vidimus vor augen weren, gnediglich bliben liesse etc. Hat ksl. Mt. solich vidimus begert und die zu besichtigen zu lassen und, was unser beger sig, in supplicationswyse anzuzeigen gesagt, uns daruf antwort gedyhen ze lassen. Welche supplication [Nr. 1496] wir hiebygelegten inhalts uf sonnentag [18.7.12] uberantwort haben. Und wiewol der Gf. [Philipp] von Hanow sich zu hof und in ksl. Mt. rat täglichs sehen lasse, destminder nit wollen wir allen unseren getruwen, ernstlichen, ungesparten vlyß furwenden und der antwort warten.

[3.] Item des richstags halben ist noch den tryerischen handlungen nichts entschlossen, sonder stillgestanden bis uf nehstverschynen montag [19.7.12]. Hat die ksl. Mt. den stenden ein schriftliche meynung [Nr. 993] furbringen lassen hiebygelegten inhalts. Daruf noch nichts beschlossen, sonder in bedank steet. Sobald uns etwas, das des costens wert, auch uns sunst erschießlich sin, ansehen ist, wollen wir uch, unseren Hh. und frunden, zuembieten. Aber so bishär noch nichts treffenlichs furkommen und dann die ferre des wegs nit dulden will, on not potschaften uf- und abzujagen, das do unnützen costen brechte, haben wir umb solichs unser schryben gespart, der hoffnung, uns in gutem zu erwegen. Dann euwer ersam wisheit gut wolfart mit willigem gemüt zu furdern, sind wir geneigt. Datum uf zynstag vor Arbogasti Ao. etc. 12.

Nr. 1770 Ott Sturm und Gottfried von Hohenburg an Straßburg

[1.] Ihre mangelhafte Unterstützung durch andere Städtevertreter in Sachen Pfahlbürgerfreiheit; [2.] Ihre Bemühungen in dieser Angelegenheit, Bitte um Weisungen für das weitere Vorgehen; [3.] Beschluß der Reichsstände zur Entsendung mehrerer Gesandter nach Mailand zur Wahrung von dessen Reichszugehörigkeit; [4.] Bitte um rasche Zuschickung eines Pferdes und der Antwort auf dieses Schreiben.

[Köln], 27. Juli 1512

Orig. Pap. m. S.: Straßburg, AM, AA 336, fol. 73.

Konz.: Ebd., AA 337 Fasz. 1, fol. 35a-36a (Vermerk fol. 36b: Uf mitwoch noch Jacobi [28.7.12] ist Hans von Horb mit dem nehstgeschribnen misif gen Straßburg geschickt).

[1.] Gruß. Günstige, lb. Hh., uf das negst schryben, so wir euch haben geton [Nr. 1769], fügen wir uch zu wissen, das wir ksl. Mt. umb ein gn. antwort (deren wir uns versehen hetten) sind angehangen. Ist uns in bescheid begegnet, unser anligen den Kff., Ff. und stenden des Richs dermoß, wie gegen ksl. Mt. geton, auch furzulegen. Das haben wir geton und sonderlich gegen den stetten, der meynung, von inen einen anhang ze haben, wie dann in versambtem rat by uch geredt worden, das ander stett als Ulm, Augspurg, Nüremberg, Frankfort etc. auch solichermoß fryheit hetten und es mynder dann wir erlyden möchten; des wir uns vertröstet. So und aber wir inen unser anlygen eröffnen, begegnot uns ganz das widerspyl und das sy solicher fryheiten keyne haben. Und namlichen Dr. Nythart und ander von schwäbischen stetten haben geredt, sy wolten nit, das sy derglichen fryheit hetten, und sy sig wider recht, billicheit und alle erberkeit. Uns ist auch truwlich gesagt, das sy solichs glicher form in unserm abwesen vor der versamlung der stett geredt haben. Ist aber gegen uns beschehen uf montag noch Jacobi [26.7.12].

[2.] Uf denselben tag Kff. und Ff. mit iren fruntlichen antworten diser meynung begegnet sin, das ire ftl. Gn. einer statt Straßburg mit Gn. und gunst geneigt seyen. Aber destmynder nit haben an ksl. Mt. wir uf stund eigner person gesucht. Die uns desselbigen tags an H. Zyprion von Serentin, canzler, wyter bescheid zu hören, gewysen, welcher us uf heut, datum [27.7.12], zu 7 uren bescheiden. Deren wir erwartet und von ime fragender wyse vernommen, ob wir gelyden mögen, das unser fryheit fur die stend des Richs komme. Dasselbig haben wir bewilliget. Aber nitdestmynder so ist der abscheid von Tryer [Nr. 989/I] den stenden des Richs wider entdeckt und cleyne sonder enderung darin geton, die euwer ersam wisheit künftiglichen wol hören würt. Aber der artikel, der statt Straßburg fryheiten berüren [Nr. 990 [24.]], ist nit usgeton, sonder Kff., Ff. und stend des Richs lassen inen das abermals wol gefallen, wie das vormals zu Tryer auch entschlossen und durch nyemants, der von unserent wegen darzu usgesandt [und] dabygewesen, widerfochten ist. Deshalben wir uf stund by dem Serentiner in namen eins rats der statt Straßburg vlyßlich gehandelt, gegen der ksl. Mt. ernstlich zu werben, so der ob angezoigt entschluß von den stenden des Richs überantwort würt, den artikel unnochteylig der statt Straßburg fryheit gnediglichen zu bedenken, mit vil erzelten beschwerden, so gemeyner statt und land daran gelegen seyen und würden, uf das allerernstlichest wir kont haben, entdeckt und uns damit hören lassen, das solichs ein rat der statt Straßburg sonderlich gegen ime erkennen und bedenken wolle. Darum ist unser vlyßig bitt und beger, demnach soliche handlung unser personen hochbeschwerlich und treffenlicher bewegung angelegen, auch gmeyner statt zu sonderem abbruch und nachteyl dienen ist, uns uf das allerfurderlichest zuzeschryben, wes wir uns wyter halten sollen oder so euwer wisheit andre Hh., die dem hof auch anmütig und ksl. Mt. bekantlich weren, gut sin gedenken wolt, abzuvertigen. Wer unser gutbedunken und möchten es vast [= sehr] wol lyden, dann furwar, vor versumpte sachen, die on unser schuld ingeryssen (als uns die ansehen will) so lichtlich widerzubringen, ist schwer. Wir wollent aber in mittler zyt unser mügd und truw arbeit nit sparen, sonder ksl. Mt. vlyßlich anhengig sin. Das haben euwer wisheit wir nit wollen verhalten. Datum zynstags noch St. Jacobstag Ao. etc. 12.

[3.] Zettel (nur zum Konz.): Item uf den nehsten ksl. Mt. schriftlichen furtrag [Nr. 993], den wir euwer ersamen wysheit überschickt haben, ist zusampt obgemelter anzoig uf den trierischen entscheid beschlossen von des Hgt. Meylands wegen, das die stend des Richs potschaften dahin verordnen sollen, zu erfaren gelegenheit der sachen und wes willens oder anschlags die Babstlich Hlkt. und die Kgg. Engelland und Arogon etc., ouch die Eidgenossen sigen, auch wie sich die landschaft zu empfahung des jungen Hg. [Massimiliano Sforza] oder eins gubernators schicken wolle und wie solichem fruchtbarlichen dem Reich zu nutz und furstand nochgevolgt, das die gemelten Kgg. oder die Venediger oder die Eidgenossen und kriegsverwandten das hus Meyland nit vom Rich entziehen und inen inlyben oder incorporieren. Dadurch nit cost, mügd und arbeit umbsunst angelegt und zu jüngst dem Rich zu schaden, schmöch und gespöt reichen würd.

[4.] Ouch, günstigen, lb. Hh., wollen uns disen diener mit einem rößlin von dem stall und euwer antwort, damit wir ein trohst empfahen, dann uns, wie vorgemelt, die sach treffenlich angelegen ist, zum furderlichsten widerschicken, uf das wir, so mer not wer, dester ee gefertigt mogen werden, dann wir yetz zur zyt kein solich rößlin haben mögen bekommen.

Nr. 1771 Der Straßburger Stättmeister Ludwig von Mülnheim und der Rat von Straßburg an Ott Sturm und Gottfried von Hohenburg

Ersuchen um Informationen über eine mögliche Verlegung des Reichstags von Köln nach Straßburg sowie über die umherziehenden Knechte, Aufforderung zur Heimschickung Valentin Scholls.

Straßburg, 3. August 1512 (zinstag nach vincula Petri)

Straßburg, AM, AA 336, fol. 12, Orig. Perg. m. S.

Haben die Schreiben der Gesandten (Nr. 1769, 1770) mit den beigefügten Supplikationen erhalten, sind mit ihrer Tätigkeit zufrieden und ersuchen sie, weiterhin in allem ihr Bestes zu tun.

Ouch, lb. Hh., ist ein sage by uns, wie das der richstage von Cölne anderswohin geleyt und, als etlich sagen wöllent, by uns gehalten werden solte etc. Wo etwas an solichen dingen were oder sust nuwes vorhanden, besonders der loufenden knecht halb, obe die ouch in das Nyderland ziehen, wellent uns by disem boten zuschriben, ouch Valentinum Schollen, so fürderlichen siner bevelhde und sachen noch wol sin mag, wider anheimsch kommen lassen. Daran tut ir uns ein gut gefallen.

Nr. 1772 Ott Sturm und Gottfried von Hohenburg an Straßburg

[1.] Ersuchen ksl. Räte an die Reichsstände um Stellungnahme zur Pfahlbürgerthematik; [2.] Vortrag der Straßburger Gesandten vor den Ständen mit Übergabe einer Supplikation zur Pfahlbürgerfreiheit, Warten auf Antwort; [3.] Negativer Bescheid des EB von Köln in dieser Angelegenheit; [4.] Bitte um Mitteilung von Verhaltensmaßregeln gegenüber den hohen Geldforderungen des Ks. und um Zusendung der Aufzeichnungen über die Trierer Reichstagsverhandlungen; [5.] Übersendung ksl. Briefe und eines Mandats; [6.] Bitte um Informationen über die Straßburger Pfahlbürgerfreiheiten.

[Köln], 5. August 1512

Orig. Pap. m. S.: Straßburg, AM, AA 336, fol. 80-82.

Konz.: Ebd., AA 337 Fasz. 1, fol. 37a-38a (Vermerk nach dem Text: Ist Lucam Wyßen, der statt Augspurg geschworner bote, donrstag ipsa Oswaldi abgevertigt).

[1.] Gruß. Demnach und wir by Hansen von Horb nehst geschryben [Nr. 1770 [2.]], wie der handel angesatzt und uns untrostsam angesehen ist, haben wir nitdestmynder noch sinem abscheyden vlyßlichen gehandelt. Desselben morgens sind auch Gf. Hans [recte: Sigmund] von Hag, der cammerrichter, und H. Ernst von Welden von wegen ksl. Mt. vor den stenden des Reichs erschynen, habent ksl. Mt. antwort schriftlich brocht und damit müntlichen angesagt demnach etliche artikel, vormals durch ksl. Mt. begryffen, die freyheiten der stett, burger us dem land zu ynen anzunemen etc., betreffen, darin ein statt Straßburg, sich beschwert sin angezoigt und inhalt irer fryheiten ksl. Mt. durch gloiplich vidimus furbracht hette. Welche vidimus yetzgnante ksl. Mt. verordnete den stenden ubergeben und ferrer geredt haben, das Kff., Ff. und die stend des Richs sich des auch undernemen und iren ratschlag deshalben darüber geben wollen.

[2.] Daruf wir vor den Kff., Ff. und stenden einer stat Straßburg beschwerung und anligende ursachen wie ksl. Mt. auch geton und mit schynlichern puncten müntlichen furgetragen sampt vlyßiger bitt, ein statt Straßburg den gemeynen und lands nutz, auch frydlichen bruch und harkommen, so us den fryheiten, die durch Ks., Kg., Babst und concilia confirmiert sind, zu betrachten, mit mer innerungen angezoigt etc. Da uns von wegen der stend geantwort worden, das wir der erscheynten fryheiten vidimusbrief, copien und abschryften, desglichen unserer beschwerd und beger schriftlichen begryffe dem menzischen canzler [Dr. Johann Engellender] zu handen stellen und den stenden zukommen lossen sollten. Würden Kff., Ff. und stend sich darüber entschliessen und darunder gebürlichen halten etc. Uf weliche antwort wir zu stund soliche vidimus abschryben lossen und die zusampt der supplication, an die gemeynen stend des Richs hiebygelegten inhalts geton [Nr. 1497], überantwort haben, und sind daruf der antwort von den stenden des Richs noch gewarten. Gott gebe, das sy fruchtbarlich und gut kommen werde.

[3.] Dann wir haben by dem Bf. von Cöln us guter, alter fruntschaft, so euwer wysheit an euweren zöllen und anderm bewysen, uns zu sinen Gn. versehen, demütiglichen mit gefelligen diensten uns willig erboten und daby sin Gn. angesucht mit erzelung einer statt Straßburg eehaft obligende und das sin Gn. ein statt Straßburg auch hierunder in gutem bedenken und zu frydlichen ruwen blyben verhelfen wolle. Der uns ein untrostlich antwort geben hett, der meynung, das der artikel, so durch die ksl. Mt., soliche fryheit berüren, angesetzt [Nr. 990 [24.]], so vor die stend des Richs zu Tryer inen haben lassen wol gefallen, billichen sig, doch was er sunst einer statt Straßburg zu gut tun konne, sig er geneigt. Darus wir verston, das solichs zu Tryer vor beschlossen und on unser bysin versumpt ist.

[4.] Item des richstags halben ist sunst nit wyters von der nehst überschickten handlung geübt, dann inhalt hiebygelegter schriften. Und demnach soliche des Ks. forderungen ganz beschwerlich und aber nyemants, der den undank uf sich laden will, uf dem tag ist, und dannocht wir von andren, die uf vil richstagen gewest, verstanden, das nyemants gedenk, das ye uf einem richstag so vast [= sehr] angehalten, beschwärlichen geharret und uf das Rich so mit merglicher schatzung getrungen worden, begeren hierumb an euwer ersam wisheit, uns doch euwer meynung, wes wir uns in solichem allem halten, ob wir mit andren zusagen oder uf hindersichbringen uns anstellen sollen oder wie doch dem ze tund, das wir nit den undank und ungunst uf uns erlangen und nitdestmynder unverschönt beschwert würden, furderlichen zuzeschryben zusampt den vorigen handlungen, so zu Tryer geschryben, euwer ersam wisheit überantwort. Davon H. Conrad [von Duntzenheim] ein register, glich derselbigen handlungen geschryben, gen Straßburg mit im gefürt hat, unsers bedünkens (ob er es noch hett) on not, sonder, das wir soliche geschriften hetten, fürstentlicher were, und das der ursachen, wann ksl. Mt. ye an die stend ir Mt. angesynnen schryben lasset, referiert sich sin Mt. by der wyle uf vor ergangne handlung und zusagunge, zu Tryer beschlossen. Davon wir dann nichts gewysses haben, dann es yetzmals von andren schrybern nit wol zu bringen und inen allen und yedem by den pflychten, sy iren Hftt. verwandt, geboten ist, das sy soliche schriften nit ferrer dann yeder siner Hft., deren er verwandt, gedyhen lossen welle. Deshalben uns solichs notsam sin angesehen will, damit wir nit so ganz unbericht und bloß standen. Haben im besten euwer ersam wisheit wir nit wollen verhalten, dann was einer gemeynen statt und bürgerschaft zu wolfart, auch uch zu nutz und eeren furderlich und erschießlich ist, sind wir mit höchstem vlyß ungesparter mügd und arbeit, noch unserm vermögen zu volnziehen, geneigt.

[5.] Wir schicken uch auch hiemit ksl. Mt. missiven und ein offen mandat [wohl Nr. 916]; ist uns durch den Serentiner geben und bevolhen, euwer ersam wisheit zu überschicken etc. Datum donrstags ipsa Oswaldo regis Ao. etc. 12.a

[6.] Zettel: Lb. Hh., nochdem und ir pfolbürger und glevenbürger haben, so wollent uns furderlichen, was ein statt derohalben fur fryheit, gewonheit, harkommen und wie man es mit denen gehalten hett, auch was in euwer gulden bullen deshalben begriffen sig, mitsampt einer instruction, ob not, das wir uns noch euwerem gefallen wissen zu halten, zuschicken, dann wir davon kein bericht haben. Datum ut in litteris.

Nr. 1773 Ott Sturm und Gottfried von Hohenburg an Straßburg

Hohes Maß an Wankelmütigkeit am ksl. Hof und bei den Reichsständen, Problematik eines Beitritts Straßburgs zur Niederen Vereinigung angesichts des möglichen Verlusts der Pfahlbürgerfreiheit.

[Köln], 9. August 1512

Orig. Pap. m. S.: Straßburg, AM, AA 336, fol. 83.

Konz.: Ebd., AA 337 Fasz. 1, fol. 38b.

Gruß. Demnach und uf Bartholomei nehstkompt [24.8.12] der nidern vereynd halben ein tag und villicht beschluß abgeredt werden soll [vgl. Nr. 1481] und aber an ksl. Mt. hof und by den stenden des hl. Richs sovil selzsamer, wankelmütiger loif und händel ouch von einem tag zum andern, dann heut dises, morn ein anders inryßet und doch sich nyemants darus entschliessen kan, welchen weg, trost oder zuversicht er sich halten mög, das wir yetz zur zyt euwer ersam wisheit nit gruntlich, was bestantlichen bliben will oder nit, eröffnen können, anders dann, das ameister Ulrich Jungvogt gesagt hat, wie er ksl. Mt. angezoigt hab, wo sy der fryheit sollten beroubt werden, so kondten sy nit in die nyder vereyn kommen, dann es inen nit vermöglich were. Darumb, lb. Hh., sollten ir in die nider vereyn kommen und nitdestmynder solicher fryheit beroupt werden, habt ir, unser Hh. und frunde, zu ermessen, was es mit im bringen mög. Solichs haben wir uch getruwer, guter meynung nit wollen verhalten, dann–a wir der stend antwort der statt fryheit halben noch gewarten, welche so schwer und heftig als noch bishär ye hanget. Got verlyhe in allen sachen gnad und fryd, dann sovil ungehörts umb die hendel und darzwuschen infallet, das sich nyemants darus weyß zu richten. Datum mentag post Ciriaci Ao. etc. 12.

Nr. 1774 Ott Sturm und Gottfried von Hohenburg an Straßburg

[1.] Unveränderter Stand in der Pfahlbürgerfrage; [2.] Bewilligung einer Eilenden Hilfe durch die Reichsstände, Hintersichbringen dieser Angelegenheit durch die Straßburger Gesandten, ihre Bemühungen bei EB Uriel von Mainz und Zyprian von Serntein zur Verhinderung möglicher daraus erwachsender Nachteile für Straßburg.

[Köln], 12. August 1512

Orig. Pap. m. S.: Straßburg, AM, AA 336, fol. 86.

Konz.: Ebd., AA 337 Fasz. 1, fol. 39a.

[1.] Gruß. Und fügen dero zu wissen, das wir uf nehstverschynen mentags [9.8.12] frü euwer missiven [wohl Nr. 1771], uns durch Hansen von Horb zugeschickt, empfangen und verstanden haben. Wollen daruf allen unseren möglichen vlyß einer statt und ganzer gmeyn zu eer, nutz und furstand nit sparen, sonder unverdrossenlich ankeren. Dann wie wir nehst geschriben haben, also stet der handel noch, und wartend wir von den stenden der antwort etc.

[2.] Des richstags halben ist yetzunder uf ksl. Mt. ansynnen durch Kff., Ff. und stend ein ylende hilf zugesagt. Uf solich zusagen wir vor den stenden furgewendet haben, das wir nit gewalt von euch, unseren Hh., darüber haben, sonder wollent solichs an euwer ersam wisheit langen lassen, mit underteniger bitt, das ir kftl. und ftl. Gn. solichs zu keyner ungehorsame anmassen wollten, sonder gnediglichen bedenken, das einer statt Straßburg bruch und gewonheit nit ist, etwas on gewalt, der nit von euwer ersam wisheit und den schöffen übergeben ist, zuzesagen oder zu handeln. Und damit das nit einer statt Straßburg zu unstatten gemessen mög werden, haben wir unser entschuldigung schriftlich in supplicationswyse an den Bf. von Menz hiebygelegten inhalts überantwort.1 Und nitdestmynder, so wir verstanden, das etliche mißgönner nit wenig nochrede darüber widerwertigerwyse geton haben, [sind] wir zu H. Zymphrion von Serentin gangen und in vlyßlich gebeten, demnoch und wir vor den stenden, die erkante hilf hinder sich an euwer ersam wisheit zu bringen, gemeldet und einer statt Straßburg bruch daby angezoigt, welcher ksl. Mt. wol wissend, das er ksl. Mt. desselben bruchs erinneren wolle, uf das, ob yemants ein statt Straßburg dadurch gegen irer Mt. beleidigen und verunglympfen wolt, das doch ir Mt. vormals gut wissens hette, das solichs us keinem widerspan, sonder allein beschehe um willen, das die gemeynd und ein rat der statt Straßburg einhelliglichen in solichem gutwillig miteinander und in geneigter gehorsame (als es bisher auch gebrucht ist) blyben und sich fridlich zesammen halten mögen, abermals gnediglichen zu bedenken. Solichs der Serentiner tugentlichen angenommen und gesagt hat, wo ein statt Straßburg solichermoß vor ksl. Mt. angetast würd, daz er ir Mt. unsere ursachen anzoigen wollte etc. Dis ist, so vil und syt der nehsten geschrift gehandelt ist und so wir on das potschaft gehapt haben, das euwer ersam wisheit wir guter meynung nit wollen bergen. So etwaz ferrers und notwendigers uns begegnen wurt, wollen wir uch, unseren Hh. und frunden, auch nit verhalten und allzit truwlich unverdrossen sin. Datum dornstags post Laurentii Ao. etc. 12.

Nr. 1775 Ott Sturm, Ludwig Böcklin, Konrad von Duntzenheim, Gottfried von Hohenburg und Dr. Sebastian Brant an Straßburg

[1.] Eintreffen der drei nachgeschickten Straßburger Vertreter in Köln, bisherige Bemühungen der beiden schon anwesenden Gesandten in der Pfahlbürgerfrage; [2.] Gespräch über dieses Thema mit den Vertretern Hagenaus und Colmars; [3.] Bitte an Zyprian von Serntein um Unterstützung; [4.] Audienz beim Ks., Verlesung einer Supplikation durch Dr. Brant, Warten auf Antwort.

[Köln], 13. August 1512

Orig. Pap. m. S.: Straßburg, AM, AA 336, fol. 87.

Konz.: Ebd., AA 337 Fasz. 1, fol. 39b.

[1.] Gruß. Lb. Hh., als ir uns [Ludwig Böcklin, Konrad von Duntzenheim, Dr. Sebastian Brant] uf sambstag nehstverrückt vor Laurentii [7.8.12] abgevertiget, sint wir uf donrstag danoch [12.8.12] uf mittag mit genossen gen Cöln kommen, Gott hab lob. Aldo wir die ksl. Mt., och H. Ott Sturmen und H. Gotpfriden [von Hohenburg] gefunden. Welche bis uf unser zukunft ernstlich und vlyßlich by ksl. Mt. angehangen und sollicitiert und doch nit wyters bescheid erlangen mögen, dann das ksl. Mt. die vidimus der fryheiten den steenden des Richs übergeben, wie dann die Hh. uch nehstmals by Caspar Wolfen und Jörg Vendenheim und davor ouch zugeschriben [Nr. 1772 [1.]]. Darin doch die steend noch zu zyten nützet gehandelt. Und haben uns die Hh. geseyt, das sy des willens gesin, uf den nochgönden tag [13.8.12] früg sich wider zu ksl. Mt. zu tun und by ir Mt. wyter zu sollicitieren. Als wir ouch sammenthaft geton.

[2.] Als haben wir euwern bevelhde noch des tags noch denen von Hagenow und Colmar, die gewalt von andren Rstt. im Elsaß haben, geschickt und denen furgehalten, was unsers furnemens sey, ouch die gesetzte supplication [Nr. 1497] hören lossen. Die solichs zu hohem dank und gefallen empfangen und uns doch darneben so vil zu verston geben, das ksl. Mt. uf ir hohes beclagen inen müntlich geseyt hab, dwyl sy keynen pfalburger empfahen, so will er sy by iren fryheiten und harkommen bliben und besten lossen und inen des ein erkentnus [Nr. 1499] geben, welche sy doch noch nit empfangen haben, ouch eim landvogt zu Hagenow [Fh. Hans Jakob von Mörsberg] bevelhen, sy darby zu handhaben etc. [Nr. 1499 Anm. 2]. Sollten nun sy von nuwem mit uns handeln, möcht etwas widerwertigkeit geberen etc., doch wollent sy gern mit uns anhangen und was wir in raten helfen, tun, auch wen inen die geschrift von ksl. Mt. werde, uns die selbs nit verhalten.

[3.] Als sind wir des obends für uns selbs in ksl. Mt. herberg gangen und uns gelossen ansagen. Als aber der Serentiner die nacht ein banket gehalten und uf beschickung ksl. Mt. nit gemögen kommen, hat ir Mt. uns bescheiden lossen, uf hut [13.8.12] früg zu acht uren zu erschynen. Sind wir derselben nacht zum Serentiner in sin herberg ouch gangen und in gebeten, das best zu tun, als er uns auch zugesagt und sich gutwillig erboten.

[4.] Als uf hut uf angesetzte stund sind wir by ksl. Mt. erschynen. Hat ir Mt. uns alsbald ingelossen, audienz geben und gnädiglich verhort. Als hat H. Ott [Sturm] irer Mt. zuvor eins ersamen rats undertenige und gutwillige dienst angeseit, darnoch den söcker [= Jagdfalke] irer Mt. mit geschickten worten überlyfert. Die denselben uf ir hand empfangen mit grossem gefallen und gestalt des vogels erfrogt etc. Darnoch H. Ott geredt, wie euwer wysheit zu ir Mt. noch ein botschaft abgevertiget mit einer instruction, die er begert, ir Mt. wolt die verlesen hören. Das ir Mt. zu gefallen annam. Als hat der Dr. [Sebastian Brant] die supplication [Nr. 1500], die wir mit etlichem zusatz noch gestalt der sachen eemols geendert, selbs offenlich vor ir Mt. und den byständen räten gelesen. Daruf ir Mt. ein gut ufmerken gehaben und noch verlesung derselben durch den Serentiner reden lossen, ir Mt. trag ab der undertänigen diensterbietung, von eyner ersamen statt Straßburg angeboten, ouch von dem überlyferten falken ein gn. gefallen. Ir Mt. woll auch ein statt Straßburg in gn. bevelhd haben. Aber der supplication halb, dwyl dieselb etwas eehafts uf ir trag, woll ir Mt. sich darüber beratschlagen und uns nochmals ein gn. antwort gedyhen lossen, und damit, die supplication ir zu behendigen, begert, die wir irer Mt. auch also worden lossen. Hat sunst mit fruntlichen worten und geberden gegen uns erzoigt. Als warten wir der antwort. Got geb uns gnad. Wir wollent allen möglichen vlyß ungespart müg und arbeit zum truwlichsten ankeren und nützt möglichs unersucht lossen. Der allmächtig Gott bewar euwer wysheit sampt und sonders in aller wolfart und seligkeit. Datum frytags noch Laurentii Ao. etc. 12.

Nr. 1776 Der Straßburger Stättmeister Ludwig von Mülnheim sowie Meister und Rat von Straßburg an Ott Sturm und Gottfried von Hohenburg

[1.] Empfang übersandter Schriftstücke; [2.] Auftrag an die nachgeschickten Gesandten, Straßburgs Haltung zur Reichshilfe darzulegen; [3.] Übersendung einer Kopie der Trierer Reichshandlung; [4.] Verweis auf das bereits mitgenommene Exemplar der Pfahlbürgerfreiheit.

Straßburg, 17. August 1512

Straßburg, AM, AA 336, fol. 13, Orig. Perg. m. S.

[1.] Gruß. Uwer schriben [Nr. 1772], uns getan mitsampt ingeleyter supplication, ir vor den stenden des hl. Richs habent lassen furwenden, mitsampt der bygesandten handelung der stende gegen ksl. Mt. irer furgewandten meynung und begere eyner sweren uflegung des Richs habent wir alles noch der lenge hören lesen und nit wenig beswerde oder befrömbden darab entpfangen. Aber wie dem, syent wir dannoch der hoffenunge, es soll sich noch allem gutem enden werden.

[2.] Und als ir am vordersten melden und begeren, diewile uf das Riche so mit merglicher schatzunge getrungen und beharret werden wolle, uch des unser meynunge [mitzuteilen], wes ir uch in solichem allem halten und ob ir mit andern etwas zusagen oder uf ein hyndersichbringen anstellen sollent, mit witerm inhalt, zwifelt uns nit, diewile unser nochgesanten ratsfrunde [Ludwig Böcklin, Konrad von Duntzenheim] mitsampt dem Dr. [Sebastian Brant] sider uwerm schryben by uch kommen, ir habent von inen unsern willen und guter meynunge verstanden und werdent mit irem rat alles das furnemen und handeln, was ir vertruwen, unser gemeynen stat nützlich und erlich sin, als wir uch allen wol vertruwen. Und wo uch unser fryheit halben nit willefort, sonder abgeslagen werden wolte, des wir doch nit hoffende, so mögent ir der schatzunge halben ein bedank nemen uf ein hindersichbringen.

[3.] Zum andern, als ir begeren, uch die handelunge, zu Trier bescheen, zuzesenden, wiewol wir uns nun versehen wollent, ir werden deren von denselben unsern ratsfrunden ouch guten bericht fynden, so schicken wir uch dannoch derselben handelung ein geschrift, so wir hynder uns befunden habent. Was uch die zu stattung kommen, mögent wir wol lyden.

[4.] Als ir dann zuletste begerent, der pfoleburger und glevenburger halben uch furderlichen wissen zu lossen, was wir derenhalben fur fryheit, gewonheit und harkommen habent etc., tunt wir uch zu wissen, das uns bedunken wil, one not sin, derenhalben etwas furzunemen oder zu handeln, fynden ouch nützet in den guldin bullen dovon gemeldet, sonder allein, wie der stat groß fryheiten darin bekreftiget und bestetiget worden sint, deren ir doch on das glouplich vidimus und abschriften by uch haben. Und wellent sust in allen dingen das best tun, als wir uch sunder zwifels wol vertruwen, und was uch begegenet, uns notturftig sin zu wissen, das wollent uns ilends und furderlichen zuschicken. Daran bewisent ir uns sunder gut gefallen. Geben uf zinstag noch unser lb. Frowentag assumptionis Ao. etc. duodecimo.

Nr. 1777 Ludwig Böcklin, Konrad von Duntzenheim und Dr. Sebastian Brant an Straßburg

[1.] Ihre Ankunft in Köln, Besprechung mit den schon anwesenden Straßburger Vertretern; [2.] Weisung Straßburgs zur Kooperation seiner Gesandten mit den Vertretern der übrigen elsässischen Rstt.; [3.] Unterredung mit den Gesandten Hagenaus und Colmars über deren Gespräch mit dem Ks. in der Pfahlbürgerfrage; [4.] Beschaffung des Pfahlbürgerartikels der Goldenen Bulle bei einem Kölner Ratsherrn; [5.] Regelung der Pfahlbürgerfrage in Frankfurt und Wetzlar; [6.] Abänderung der entsprechenden Straßburger Supplikation; [7.] Verschiebung der Audienz beim Ks. auf den Folgetag; [8.] Vortrag der Supplikation vor dem Ks., dessen Antwort; [9.] Bemühungen ksl. Räte um eine nachgiebigere Haltung des Ks. in der Pfahlbürgerfrage, Klagen des Gf. von Hanau gegen Straßburg in dieser Angelegenheit; [10.] Übergabe der Straßburger Supplikation an die Reichsstände, Bildung eines Ausschusses; [11.] Fortgesetzte intensive Bemühungen der Straßburger Gesandten; [12.] Erstellung von Kopien des (Vorentwurfs zum) Reichsabschieds; [13.] Neuerlicher Vorstoß bei Zyprian von Serntein; [14.] Verlesung des Reichsabschieds vor den Ständen, Protest Ott Sturms gegen die darin vorgesehene Regelung der Pfahlbürgerthematik; [15.] Klagen weiterer Städte dagegen; [16.] Erneute Ladung der Reichsstände, Rede des Kurmainzer Kanzlers.

[Köln, kurz nach 20. August 1512]1

Straßburg, AM, AA 336, fol. 92a-94a, Konz.

[1.] Ersamen, lblibra (Pfund) . Hh., nochdem von uch, unsern lb. Hh., wir zu ksl. Mt. abgevertiget, sint wir uf samstag noch Sixti [7.8.12] hie usgefuren und uf donrstag darnoch [12.8.12] vor mittag gen Coln komen und uns alldo mit H. Otten [Sturm] und H. Gotfriden [von Hohenburg] underredt und noch gestalt des handels gefragt. Die uns nun alles des berieht, so in bis uf denselben tag begegnet, ouch hören lossen ein supplication, so sie darneben den steenden des Richs zu mererm beriht uwer, myne Hh., friheit ubergeben lossen [Nr. 1497]. Deren copy, als sie uns gesagt, sie uwer wisheit eemols, dann wir zu inen kommen, zugeschickt.

[2.] Haben wir inen entdeckt, wie uwer wisheit bevelhde syg, mit den Rstt. in Elsaß, die ir botschaften do hetten, zu handeln und denselben unsers werbens nützt zu verhalten. Liessen sie in wol gefallen.

[3.] Daruf wir von stund an noch denen von Hagenow und Colmar geschickt und inen solch meynung zu versten geben, ouch unser nochbrohte instruction [liegt nicht vor] hören lossen. Die solchs zu hohem dank empfangen und uns geseit, wie sie by ksl. Mt. deshalb sich ernstlich gebrucht und ir Mt. alles des ermant hetten, des sie bedunken wolt, zum handel dienstlich, und daz, wo der artikel dermossen solt gehalten werden, sie by dem Rich nit möhten bliben, und wer inen in dheinen weg lidlich. Daruf ir Mt. inen durch den Serentiner sagen lossen, dwil sie keinen pfolburger empfangen, so berürt sie der artikel nit, sonder ir Mt. wol sie by iren friheiten bliben lossen. Des hetten sie von dem Serentiner einen brief gevordert, der inen auch des zugesagt, aber wer in noch zu zeiten nit worden. Wenn in der würd, wolten sie in uns nit verhalten. Daruf underredten wir uns miteinander. Wolt sie bedunken, solten wir samenthaft fur ksl. Mt. kommen und uns miteinander beklagen, daz ksl. Mt. sagen möht, sie hetten doch iren bescheit, wes sie sich witer beklagen durften. Doch setzten sie uns solchs heym. Was wir in rieten, daz wolten sie uns helfen tun. Als wolt die Hh. all für besser ansehen, man ließ sie uf ir zugesagte geschrift warten, und daz wir uns den nehsten zu ksl. Mt. tun solten.

[4.] Nun noch ermessung und erwegung alles des, so den Hh. wider und fur im handel begegnet, und das alle steend, ouch die von den stetten, wider solch gewonheit und friheiten redten und meynen wolten, sie möhten mit reht nit besten, dann sie wider alle billicheit, ouch entsluß die gulden bullen werent harbrocht, daz doch nit sin solt, bewurben wir uns von stund an vor eym ratsherrn zu Cöln umb die gulden bull und besiehtigten den artikel, die pfolburger berürend, der also lutet: [Text fehlt]. 2

[5.] Darneben vermerkten wir, das etlich stett als Frankfurt und Wetzlara sich des artikels ouch beklagten. Aber do sie erfrogt, wie sie es gegen andern luten hielten mit dem fryen gezok, seiten sie, daz, wer von inen ziehen, müst den abzug geben, ouch, wer hinder inen güter ligen hett oder von uslendigen buwen ließ, der müst inen stur und gewerf darvon geben etc. Das maht ouch, daz die sach dermossen by den steenden des Richs so hert hielt, daz sich niemants von dem gesetzten artikel wisen lossen wolt, sonder denselben für billich gesetzt ahten und erkennten.

[6.] Solchs angesehen, wurden wir zu rat und besserten unser supplication in denselben fellen, in mossen harnoch volgt: [Text fehlt]. b

[7.] Sobald nun solh supplication vergriffen, deten wir uns noch desselben obends zu ksl. Mt. hof und liessen uns ansagen. Wart uns bescheid, ir Mt. wolt uns zum furderlichsten hören. Als aber der Serentiner in siner herberg ein banket hielt und zum Ks. nit komen möht, ließ ksl. Mt. uns sagen, wir solten morndes [13.8.12] zu aht uren zu ir kommen, wolt sie unser werbung hören.

[8.] Morndes zu gesetzter stund erschynen wir. Ließ ir Mt. uns von stund an zu ir, und in bysin etlicher hofrät seit H. Ott irer Mt. einer stat Straßburg undertänig dienst zuvoran, desglichen mit uberliferung des sockers [= Jagdfalke], wie dann euer wisheit wir solchs vormals ouch zugeschriben [Nr. 1775 [4.]]. Als liß der Dr. [Sebastian Brant] die supplication [Nr. 1500] von wort zu wort verlesen, die ir Mt. stende so gnädeklich und ufmerklich verhort, daz sie ir ougen nie verwant.

Noch verlösung ließ ir Mt. durch Serentiner euer stat danken des sockers und daz ir Mt. ein stat Straßburg ir gnediklich lossen bevolhen sein. Aber die supplicacion wer etwaz häftig und daran vil gelegen. Wolt ir Mt. sich daruf mit iren räten beraten und uns ein gn. antwort werden lossen. Daruf schieden wir ab mit demütiger undertänigkeit, ir Mt. wolt ein stat Straßburg by irem harkommen und friheiten bliben lossen.

[9.] Nochmols verstunden wir, wie H. Ernst von Welden, der Serentiner und Villinger ernstlich by ksl. Mt. gehandelt bis uf den dritten tag, ee sie in von furgefaßter siner meynung bringen mohten, daz er etwaz gemiltert wart. So häftig werent im die sachen anbroht. Ouch so was der [Gf. Philipp] von Hanow in eym hofrat, der einen eignen slussel zu des Ks. gemach hat. Der lig dem Ks. stets in oren und allen steenden des Richs, wie unrecht und unbillich im von einer stat Straßburg bisher dann ob 200 mann zu burger angenomen, deren keiner in die stat gezogen, sonder ir behusung noch hinder im hetten. Das im zu verderplichem schaden reicht. Er ubergab ouch, als uns etlich seiten, wiewol wir des nit eigentlich wissens hetten, ein supplication den steenden des Richs (wiewol von niemants niderschriben), wo der artikel geendert werden solt. Der und ander sins glichen weder den gemeynen pfennig noch ander dienstbarkeit dem Rich tun möchten. Welichs alles grossen unwillen in steenden broht, als uns dann der Birckheymer von Nürenberg us guter fruntschaft solhs zum dickern mol eröfnet.

[10.] Noch gehaltem rat schickt ksl. Mt. unser supplication den steenden des Richs, ir Mt. darunder zu raten. Als nun vormals die sach den steenden ouch bevolhen und sie abschriften aller friheiten empfangen und eynen sondern usschutz daruber gemaht, do wart unser verlesene supplication demselben usschutz ouch befolhen.

[11.] Mittler zit bewarben sich die Hh. allenthalben mit nochloufen. Einer redt mit disem, der ander mit jenem, mit ernstlichem beklagen, wo ein stat Straßburg dermossen von iren friheiten getrungen werden solt, waz grosser beswärnis solchs wer, waz ouch witer darus nochfolgen möchte. Und bruchten sich worlich die Hh. alle und besonder H. Ott Sturm und H. Go[t]frid, als die bishar im handel gewesen und inen vil kuntschaft gemacht hetten, zumol ernstlich und liessen nützt unersucht, dermossen, daz wir dick besorgten, wir deten im zuvil.

[12.] Aber solchs alles unangesehen wurden aller steend schriber uf mentag noch unser Frauentag assumptionis [16.8.12] beschickt und der abscheid brieflicherwise vorgelesen, also lutend: Wir Maximilian etc. [wohl Nr. 1592/II].

[13.] Als die Hh. daz vermerkten, hingent sie dem Serentiner noch ernstlicher an mit flehen und bitten. Der seit uns, wir sollten uns solhs nit lassen bekumbern, dann ksl. Mt. wer etwaz milter worden und hett von solhem abscheit kein wissens. Aber er wolt daran sin, daz die steend ksl. Mt. uf ir beger iren ratslag zum furderlichsten zuschicken.

[14.] Uf dornstag noch assumptionis Marie [19.8.12] wart obberürter brieflicher abscheid öfflich vor allen steenden gelesen. Und do es kam an den artikel [Text bricht ab, doch wird der Bericht unter sinngemäßer Wiederholung des begonnenen Absatzes auf einer neuen Seite folgendermaßen fortgesetzt:]

Uf donrstag noch assumptionis Marie Ao. 12 [19.8.12], als vor den steenden des Richs der abscheit brieflicherwise gelesen und zum letsten der artikel, den fryen gezuk berürend, ouch wider zubraht, hat H. Ott vor der versamelung geredt, als hernach stet, dann H. Gothart waz im lesten zum Serentiner gangen, in hofnung, zu furkomen, daz solcher artikel nit gelesen noch in abscheit kom. Der Serentiner den aber ersucht, gedult haben, es würd doby nit bliben.

Noch verlesung des artikels trat H. Ott herfür und redt dermossen:

Hochwirdigste, hochwirdige, gnst. und gn. Hh., ich hett von wegen eins ersamen rats der [Stadt] Straßburg nit versehen, das diser letst verlesner artikel, in disem beschlußlichen abscheid verlibt, also bliben sin solt, in ansehung, welcher gestalt ein stat Straßburg ein jorhundert, zweyhundert und darob von röm. Kss. und Kgg. hochloblich gefryet und von yetzt regierender ksl. Mt. confirmiert und declariert, auch nochmals von funf bäbsten und zum jungsten von dem hl. concil zu Basel bestätigt worden. Wo nun solcher artikel dermassen besten solt, wer zu besorgen, daz eym ersamen rat der stat Straßburg, darin vil ritter und knecht und alte, wolharkomende burger sint, gegen einer gemeynde doselbst etwaz unrats entsten und zu nit wenig unglimpfs und nochteil reichen wurd, dann die gemeynde gedenken moht, ein rat hett solchs durch sin undat und mißhandelung gegen ksl. Mt. und dem hl. Rich verwurkt. Darus dann ufrure und entborungen zwischen einem rat und der gemeynde entsten möcht. Deshalb protestiert ich in namen eins rats der stat Straßburg, das ich in solchen artikel in dhein weg consentieren oder bewilligen kondt oder woll, als dan der eyner stat Straßburg und der gemeynde doselbst hoch beswärlich und unlidlich wer, mit underteniger bitt und beger, ir kftl. und ftl. Gn. wolten darinsehen und einen rat der stat Straßburg in solhem gnädeklich bedenken, domit ein stat Straßburg by iren friheiten und herkomen bliben und besten möge. Solchs beger ein rat der stat Straßburg, gegen uwer kftl. und ftl. Gn. und allen steenden des Richs als iren gnst. und gn. Hh. mit iren undertänigen diensten allzit zu verdienen und mit willen zu beschulden. Und ist domit usgetreten. Haben sich die steend genomen zu bedenken.

[15.] Desglichen beklagten sich die von Frankfurt, Wetzlar und etlich andere auch.

[16.] Daruf underredten sich die steende, und uf fritag nach assumptionis [20.8.12] frue wart man wider besant. Da redt der menzisch canzler [Dr. Johann Engellender, Text fehlt].

Nr. 1778 Ott Sturm, Ludwig Böcklin, Konrad von Duntzenheim, Gottfried von Hohenburg und Dr. Sebastian Brant an Straßburg

[1.] Schwierigkeiten bei der Erfüllung des ihnen erteilten Auftrags (zur Pfahlbürgerfrage); [2.] Berichterstattung über ihre heutige Audienz beim Ks. durch die bald heimkehrenden Ratsgesandten.

[Köln], 24. August 1512

Orig. Pap. m. S.: Straßburg, AM, AA 336, fol. 85.

Konz.: Ebd., fol. 91a.

[1.] Gruß. Ersamen, lb. Hh., euwer geschriften [Nr. 1776] by bringer diß, an uns geton, haben wir verlesen und fügen euwer wisheit daruf zu vernemen, das wir in dem handel, ir uns bevolhen, bisher allen ernst angekert und auch noch keynen möglichen vlyß darin sparen. Aber dise sach ist also hert angehangen, das sy schwerlich von statt sich verrücken lassen wollen, doch ist sy von den gnaden Gottes etwas mylter worden, dann wir besorgten.

[2.] Uf heut [24.8.12] sind wir wider fur ksl. Mt. bescheiden. Was uns do fur ein antwort begegnet, werdent die Hh., so noch empfangner antwort sich zum furderlichsten wider anheymsch keren, euwer wisheit noch der leng erzelen. Damit bewar Gott der allmächtig euwer strenge, ersame wisheit in seligkeit und wolfart zu allen zyten. Datum ipsa Bartholomei Ao. etc. 12.

Nr. 1779 Ott Sturm und Gottfried von Hohenburg an Straßburg

[1.] Erneute erfolglose Verhandlungen mit Zyprian von Serntein; [2.] Hohe Sterblichkeit in Köln, Abreise fast aller Ff., Hoffnung auf ihre baldige Heimkehr.

[Köln], 13. September 1512

Straßburg, AM, AA 337 Fasz. 1, fol. 42a, Konz.

[1.] Gruß. Lb. Hh., anochdem und ungezwifelt H. Ludwig Bockel, ritter, H. Conrad von Duntzenheim und Dr. Sebastianus Brandt so von uns gescheiden und euwer wisheit bericht, wie sy von uns abgescheiden sind, darauf dann wir mit dem Serentiner gehandelt und alle stunden, zit und tag, so er uns ye angesetzt hat, besucht und zu vil molen vor im erschynen und aber nit wyter von ime konnen erlangen, dann wie es gestanden ist, do die verordenten Hh. by uns sind gewesen, wann wo uns anders begegnet wer, hetten wir euwer wisheit ehe geschriben.–a

[2.] Ferrer so ist yetzunder der sterbet, der etliche tag zu Cöln zuchtiglichen geweret hat, in kurzen tagen so merglichen ingerissen, daz gemeinlich, als man sagt, eins tags 30 menschen und daby sterben und sich allenthalben in die statt Cöln gespreit, daz nyemants wol gelieben will zu bliben. Es sind auch alle Ff. hinweg, usgenomen der Bf. von Menz, und sind wir in guter hoffnung, bald auch zu komen. Gott der almechtig wolle uns und euwer wysheit in gnadrichem schirm und friden bewaren. Datum mentag vigilia exaltationis crucis.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist die letzte Fassung des ständischen Entwurfs einer neuen Reichsordnung, Nr. 989/I.
2
 Über diese Angelegenheit liegen keine weiteren Nachweise vor.
1
 Gemeint ist die vom Ks. geforderte Besteuerung der Pfahlbürger.
2
 Schon am 23. Januar 1512 hatte Ks. Maximilian Straßburg mitgeteilt, er könne in dessen Streitigkeiten mit Albrecht Kessel, genannt Ruffart, derzeit aus verschiedenen Gründen nichts Entscheidenes tun. Damit dennoch niemand rechtlos gelassen werde oder sich über unbillige Beschwerung zu beklagen habe, fordere er Straßburg auf, zum 15. März bevollmächtigte Anwälte nach Augsburg zu schicken und in besagter Angelegenheit rechtlich handeln zu lassen. Erscheine eine Partei nicht, werde dennoch auf Anrufen des gehorsamen Teils gemäß dem Recht verfahren. Innsbruck, TLA, Maximiliana XIV/1512, fol. 20a, Konz.
3
 Ein Adeliger dieses Namens läßt sich unter den namentlich bekannten Beteiligten am Überfall auf einen Kaufmannszug nahe Forchheim (Nr. 1021 Anm. 1) nicht feststellen.
a
 Im Konz. folgt folgender gestrichener Abschnitt: Lb. Hh., wir haben auch mit meyster Ulrich Jungvogt von Hagenow red gehept, wie es um sy stand. Der sagt, wol man im zu versten geben, das ksl. Mt. meynung [Nr. 990 [24.]] die pfolbürger berüren, die haltet er die, die uswendig den stetten sytzen under andern Hftt. und ir beste huser nit in den stetten haben. Werde der artikel betreffen solich bürger, habent sy keynen, sig inen daran nichts gelegen. Und haltet darfür, als er sagt, wann es schon zum hartesten, meynt unserthalben, gang, so werd es der pfolburger halben beschlossen und werden die rechten bürger lut der fryheiten by den stetten, wie vor gehalten, blyben. Ist nit on, nochdem als wir uns by ksl. Mt. und den stenden, wie gehört, beclagt haben, ist ein artikel in der stend antwort erlutet [Nr. 994 [4.]], also auch so lassen inen die stend den artikel, die pfolbürger betreffend, den ksl. Mt. gesatzt hat, wol gefallen, wollen den in die ordenung zu setzen verfugen. Nun hat aber ksl. Mt. nit „pfolbürger“ in die artikel gesetzt, sonder, wie es euwer wisheit von Trier zugeschickt, lösen lossen, und wiewol die stend daz wörtlin „pfolbürger“ gesetzt, ksl. Mt. hat es aber noch nit also genempt. Und ob es schon by solichem wörtly bleiben wolt, so haben wir dennacht kein leuterung, wie es ksl. Mt. versten wille und welche man für pfolbürger halten soll. Und damit stönd wir dennacht in sorgen, wo es schlechtlich by wortlin on ein declaration blipt, das nochvolgend ein teyl das tütsch noch sinem gefallen tütschen und villicht eyn yeden, der uf dem land gut hett, darinziehen wolt. So wer man glichermoß beswert. Wann aber pfolbürger, wie meister Ulrich davon verstön will, so ist uns dannocht verborgen, ob ein statt Straßburg nit etwas sonderlicher fryheiten über semliche uslendige bürger hab. Und so das were, würde also unwissend unser inbruch darin beschehen etc. Bitten hierumb, ob etwaz verhanden, uns das fürderlich zuzeschicken. So aber ein statt nit merers dann die freyheiten, so wir by uns haben, hette und dann der artikel also lüt: „Wo derselben statt bürger eigenschaft oder dheiner hand güter besitzend etc. und sollent sy und alle bürger wenen [= Wiese] und weyd etc.“, do beschlüßt daz wortlin „und alle bürger“ die pfolbürger als wol als die andren. Solt nun also in die fryheit gegrybelt, ist unser sorg, hüt a, morn b. Bitten hierumb, daz euer weisheit wolle instruction, bericht und euwer meynung eroffnen. Wollen wir deren mit vlissiger volg nochkomen etc. Datum.
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–a Im Konz. korrigiert aus: uns gut bedunken will, das euwer wißheit mit der nidern vereynung, die inzogon oder etwaz zuzesagen, bis auf unser zukunft verharren. Wollten wir uns mittler zyt wyter infallender sachen erfaren. Doch in alle weg und zuforderst sig es zu euwer wisheit erkantnus und gut wolgefallen heymgesetzt, dann so wir einen bürger [haben], der on das gen Straßburg got, haben wir solichs guter meynung euwer ersamen wisheit nit wollen verhalten. Und fügen uch ouch zu wissen, daz.
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 In diesem an EB Uriel von Mainz gerichteten, undatierten, jedoch wohl ebenfalls vom 12. August 1512 stammenden Schriftstück erklärten die beiden Straßburger Gesandten, die Reichsstände hätten dem Ks. eine Eilende Hilfe bewilligt. Daruf wir, die gesandten von Straßburg, mit ganzer undertenigkeit euer kftl. Gn. als des hl. [Reichs] erzcanzler etc., unserm gnst. H., zu vernemen geben, nachdem wir von einem ersamen rat uf die vergangne handlungen, zu Tryer verfaßt, alhar ze rücken bescheiden, in denselben sachen zu beschließen verhelfen, abgevertiget und diser yetziger abscheid, die ylend hilf betreffend, vormals nyt angeregt, das wir deshalben von einem rat der statt Straßburg nit gewalt haben *-und ein rat der statt Straßburg solichs auch nit gwalt hett, on ein anbringung an die schöffen der gemeynde, an die er daz langen lassen muß, solichs zu bewilligen. (Folgt gestrichen: So ist unser undertenige bitt, solchs uf uns etliche tag zu erstrecken, in denen wir eins rats und der gmeynen schöffen gewalt erlangen mögen, der ungezwifelten hoffnung, ein rat mitsampt der gemeynd schöffen werde sich aller gebür und erbarkeit halten, dann wir) Des wir für unser persone einem rat zum allerfruntlichsten anbringen wollen, guter hoffnung, ein erbarer rat zusampt der gemeynde schöffen werde sich aller gebür und erbarkeit halten. Dise unser antwort wolle euer kftl. Gn. in ansehung oberurter ursachen zum pesten annemen und gnediglichen bedenken. Wollen wir mit vlyß um euer kftl. Gn. allzit bereit sin zu verdienen.-*(*–* korrigiert aus: sonder mit undertenigster bitt begerende, uns etliche tag, in denen wir angesehen verre des wegs von einem rat der statt Straßburg (der auch der gemeynde schöffen noch der statt Straßburg bruch und gewonheit darunder besprechen und sich ungzwifelt aller gebür und erberkeit halten würt) gwalt, zu solichem zu vergewilligen, erlangen mögen, gnediglichen zulassen, dann wir in kurzen tagen deshalben an einen rat geschriben und der antwort wartend sind. Das wolle euer kftl. Gn. in keinen verstand, als ob es ungütlicher meynung wider das, so Kff., Ff. und stende des hl. Richs beschlossen haben, beschehe, anmassen, sonder ungezwifelt, daz solchs us keiner andern dann obgehörter ursachen beschicht, ermessen und unser yetzige entschuldigung, zu keiner ungehorsame dienend sig, gnädiglichen annemen. Wollen wir mit vlyß euer kftl. Gn. zu wolgefallen allzit bereit sin zu verdienen. Straßburg, AM, AA 337, fol. 21a, Konz.
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 Dies ist das letztgenannte Datum im Schreiben, welches wohl unmittelbar danach verfaßt wurde.
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 Kap. XVI: De pfalburgeriis. Druck: Fritz, Goldene Bulle, S. 71-73.
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 Nicht ganz eindeutig korrigiert aus: Goslar.
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 Dazu Vermerk am Rand: Lege supplicacionem.
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–a Korrigiert aus: als die Hh., so by uns gewesen, wider von uns zu scheiden, in willen waren, haben wir miteinander verlossen, das wir dem röm. canzler um usbringung des briefs inhalt gestellter copien anhangen wollten, do wir sie doch noch nit empfangen haben. Sithar allen und yeden tag mit ganzem vlyß dem von Serentin angehangen, der uns ye von stund zu stund und tag zu tag mit manigfaltigem widerkommen ufenthalten hat, also das wir gemeinlich eins tags zwey- und drymol uf- und abgangen sind und noch zur zyt kein andren bescheid haben, dann wie die gemelten Hh. mit uns empfangen, ungezweyfelt, den euwer wisheit wol entdeckt haben. Uf welchen bescheid wir noch zur zyt gewarten. Und was uns witer begegnen wurt, wollent euwer wisheit und gunsten wir nit verhalten.