Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Übermittlung der Ladungsschreiben in der hessischen Streitsache, Ersuchen um Zusendung der von beiden Konfliktparteien eingereichten Schriftstücke an den Ks.; [2.] Dessen Zufriedenheit mit dem Ratschlag bzgl. der Truppenwerbungen; [3.] Haltung des Ks. zum Konflikt zwischen EB Philipp von Köln und der Rst. Köln wegen des Einreitens; [4.] Unterrichtung des Ks. über die Abreise des Gf. von Salm und des Gf. von Königstein aus Trier; [5.] Verärgerung über Jakob Villinger; [6.] Baldige Erledigung noch offener Angelegenheiten; [7.] Ausstehender Entschluß des Ks. in Sachen Geleitbruch bei Forchheim; [8.] Vermutliche Reise des Ks. nach Antwerpen.

Lier, 11. Juni 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 38-39, Orig. Pap. (Vermerke fol. 39b: Zu aigen handen; Hendl cum tempore).

[1.] Gn. H., ich schik eu hiemit die hessischen tagsbrief [Nr. 1225], mir jüngst durch euer Gn. zugesandt. Die hat die ksl. Mt. verzaichent, und gevellt irer Mt., daz der tag also kurz angesetzt worden ist. Aber ir ksl. Mt. hat mir bevolhen, euer Gn. zu schreiben, damit dieselb nichtdestmynder die eingelegten schriften, durch baid parteien, wie irer Mt. angezaigt worden, eingelegt sein, furderlichen zuschike. Das welle euer Gn. zu tun verfugen. Die vorigen brief, in disen sachen hieher an hofe geschikt, hat Peter Stoß emphangen gehabt nach meinem bevelh und der ksl. Mt. furbracht, auch darauf antwurt euern Gn. gefertigt, dann ich bin derselben zeit, desgleichen [Melchior] Phintzing, in euer Gn. sachen von Mecheln gen Antwerp geritten und an dem dritten tag darnach widerumben zu ksl. Mt. gen Brüssl komen.

[2.] [...] Item das schreiben, von meinem gn. H. von Zoller und euer Gn. an ksl. Mt. lautend von wegen des volk, so in den Ftt. Sachsen, Braunswig, Hessen, Würzburg und andern enden geworben wirdet [liegt nicht vor], hab ich ksl. Mt. nach leng gelesen, und tregt ir Mt. daran und an dem ratslag, darin angezaigt, sonder gn. gevallen. Wil darauf die antwurt schreiben und verfertigen lassen und euer Gn. furderlichen zuschiken, zeig aber solhs euer Gn. in eyl an, dieweil die sachen furzunemen und nach laut des ratslag, wie euer Gn. anzaigt, weiter zu handeln und brief, ob es not tut, wissen auszurichten und wider hieher zu verfertigen, dieselben verzaichnen zu lassen.

[3.] Item das schreiben, euer Gn. mir von dem dechant von Punn [= Bonn, Heinrich von Schmalkalden] meins gn. H. von Cöln halben zubracht [liegt nicht vor], hab ich in beiwesen H. Niclasen Ziegler, der mir dann mitsambt dem dechant vast obgelegen gewesen ist, ksl. Mt. nechten zu Mecheln nach lengs verlesen. Nun ist mir vor und ee mir solch schriften von dem dechant überantwurt sein, ain brief [liegt nicht vor] von euer Gn. zukomen, inhaltend, was ich ksl. Mt. in gehaim in berürten sachen anzaigen soll. Des het ich gern vor und ee ich oberürten des dechant von Punn zugebrachten brief irer Mt. verlesen, zu erkennen geben, aber des Ziegler halben kainswegs fug haben wellen, doch so vil stat gefunden, daz ich irer Mt. die maynung in ain or haimlich gesagt. Alsbald ir Mt. des dechants gebruchten brief vernomen, geviele irer Mt. die maynung nicht, merkt sovil, wo euer Gn. schon nichts anzaigt het, ir Mt. het dannoch die sachen nicht verwilligt. In summa ir Mt. sagt zu H. Niclasen, der dann vast [= sehr] anhielt, es wolt sich nicht fugen, die brief ausgeen zu lassen, angesehen, daz ir Mt. meinen gn. H. von Cöllen und die stat nur mer ineinander hetzet etc. Aber der Bf. mocht wol versuchen, ob sy in einreyten lassen wolten nach laut Bf. Herman seligen vertrag oder tractat, so aufgericht worden ist. Wo dann im darin irrung beschehe, möcht er alsdann ir Mt. ersuchen. Ir Mt. wolt aber nicht, das man solhs also dem dechant noch zur antwurt geben solt, sonder sagt, wolt sich darüber lenger bedenken, und dechant solt also nachvolgen. Das wolt ich euer Gn. nicht verhalten, des wissens zu haben, doch wil ich die brief, mir in denselben sachen zugeschikt, also behalten.

[4.] Ich hab auch irer ksl. Mt. anzeigt, daz mein gn. Hh. [Gf. Johann] von Salm und [Gf. Eberhard von] Kunigstein etc. bald nach irer Mt. von Trier verrugkt und noch nicht widerkumen sein, wie euer Gn. und des von Zoller schrift inhaltet. Ich meyn, des bedurf nicht sonder antwurt, darauf zu sollicitiren. [...]

[5.] Item den Villinger haben wir zu vil malen ermant, aber noch bisher kainen entlichen beschaid. Er sagt ymer zu, welle verhelfen, beschicht nicht. Ytzo hat er uns tegt bis gen Antwerp. Ich hab auch auf sein anzaigen ainen bevelh an Ulrichen Phinzing gestellt umb 150 fl. rh. auf die, so noch zu Trier ligen. Wil vleis haben, damit dasselb gefertigt werde.

[6.] All ander sachen, so nicht ausgericht sein und mir eur Gn. bevilht, wil ich furdern und eur Gn. zuschiken auf das peldist.

[7.] Bamberg sachen1 hat sich ir Mt. auch noch nicht entslossen, sonder mich damit hieher getegt. Darin wil ich auch vleis ankern.

[8.] Ich versiche mich, die ksl. Mt. beleib heut [11.6.12] und morgen [12.6.12] hieumb, wurdet aber gewislichen gen Antwerp mitsambt Hg. Karl und den freulein [Ehg.innen Eleonore und Isabella], als ich vernym und eur Gn. durch Villinger vormals anzaigt ist [Nr. 1822 [4.]]. Sonst wais ich eurn Gn. nicht sonders dismals zu schreiben. Ich bevilh mich damit eurn Gn. [...] Geben zu Lyer am 11. tag Junii Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist wohl die Klage Bf. Georgs von Bamberg an den Ks. über den Geleitbruch bei Forchheim, Nr. 1017.