Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Berlin GStAPK, I. HA Rep. 14 Nr. 1 Fasz. 1, fol. 11r–16v (Reinkonz.); AS v. späterer Hd. fol. 11r: Instruction an Kf. Johan Friedrich zu Sachsen, Dr. Martinum Lutherum an die grentz seiner kfl. Gn. churfurstenthumbs zu schicken, damit man von Regensburg aus desto ehe seines raths sich erholen köndte; DV v. 3. Hd. fol. 16v: Instruction an den Kf. zu Sachssen etc., wirt underlassen. Von Wonsidel kegen Hoffe. Vom hoff kegen Zwickaw. Ein post zum Hoff zu bestellen. Einen, der angegeben werde etc.

Druck: Müller, Zur Geschichte, S. 209–212.

Kurtze instruction und anweisung, was von unser von Gottes gnaden Joachim des hl. röm. reichs ertzcammerer und Kf., auch Georgen beeder Mgff. zu Brandenburg etc. wegen unsere gesandte an den hochgepornen fursten, unsern freuntlichen, lieben ohaim, schwager und bruder, H. Johans Friderichen, des hl. reichs ertzmarschalckh und Kf. zu Sachssen, etc. werben und bringen sollen. Erstlich und nach anfenglicher vermeldung und freuntlicher zuentbietung unser freuntlichs dinst, auch wunschung aller wolfhart wie gewonlich und pfleglich soll seiner L. angebracht werden, das wir fur unser person und zu furderung unsers hailigen, cristlichen glaubens, auch demnach gemainer cristenhait sachen und dann in sonderhait unsers vaterlands teutscher nation wolfhart, ruhe, friden und ainigkait nichts liebers gesehen, dann das es umb und mit seiner L. die gelegenhait gehabt, das die anfencklich personlich zu diesem jetzigen reichstag hieher gein Regenspurg komen mögen, da zweivelsane vil handlung zu merer richtigkait und schleunigkait mit Gottes hilf hetten gebracht werden konnen, da sich sonsten vil vertzugs und verlengerung etwo verursacht. Aber dieweil es seiner L. gelegenhait nit leiden oder geben wollen, darin wir dann fur unser person dieselben sein L. gutlich entschuldigt hielten, auch selbst freuntlich mitleiden trugen, das sie aus angetzaigten iren ursachen und ehehaften, hieher zu verraisen und zu erscheinen, nit statgehabt, so zweivelten wir gar nit, sein L. hett numer von und durch die iren gnugsamen bericht entpfangen, was a und welchergestalt–a bißanher alhie in des glaubens und religion sachen furgenomen und gehandelt worden were. Daraus und aus andern mer anzaigungen man anders nit versteen konth, dann das es die röm. ksl. Mt., unser allergnedigster herr, sovil zu derselben mechten oder ausrichtigung steen mag, allergnedigst und väterlich gegen gemainer cristenhait und deutscher nation zu derselben ainhelligenb vergleichung und fridlichem wesen mainten und bedechten, als wir dan auch von hertzen wunschen und allenthalben getreulich bitten und zu Gott mit ernst ruffen solten, das er irer Mt. und andern cristlichen potentaten von tagen zu tagen jhe lenger jhe mer durch die sendung und wirckung seines heiligen gaists umb unsers herrn seligmachers und mitlers Jhesu Christi c und seiner heyligen gemainde und kirchen willen–c sein gottliche gnade und seines hailigen worts und willens erkentnis verleihen, dieselben auch dartzu stercken und bevestigen wolle.

Dieweil aber dannocht gottlob die sachen numer dahin komen, das die furnembsten und maisten artickeln der hauptleer und doctrin der cristlichen religion yn ain solche verainigung gebrachtd, e denselben die–e maß und beschaidenhait zu vergleichung gefunden und gegeben, als zuvor nie gescheen mögen, dadurch auch verhoffenlich, mit des almechtigen ferner gnaden und hilf den armen leuthen und gewissen, so bißher an vil orthen und laider noch mit beraubung des gottlichen worts und der hochwirdigen sacrament in schwerster gefencknus verhaft gelegen, furthin beede mit f gutter, christenlichen und raynen–f leer und derselben sacrament geniessung und g warhaftigem, rechtgeschaffnem–g gebrauch mög rath geschafft und dadurch gemaine cristenhait in unser, auch frembden nationen kunftig jhe lenger jhe mehr gebessert und zu hoherem verstandt, auch rechtgeschaffem, warem gottesdinst mög gefhurt werden, da auch hoffenlicher, unzweivenlicher zuversicht durch die almechtigkait und gutigkait des hochsten in etzlichen unverglichen beiartickeln die weeg und gelegenhait sich auch noch mögen und werden zutragen, das darin auch ain rechter verstandt zu vergleichung oder sonsten mit annemblicher, treglicher maß und beschaidenhait ane verletzung Gottes eher und worts, auch unser gewissen könneh getroffen und beschließlich mit der zeit durch gottliche gnad alles dahin gericht und gefhurt werden, damit alle unrechte leher und mißbreuch in gentzlichen abfhal komen und dagegen cristliche, rechtgeschaffne enderung ervolgei. So hetten wir, dieweil derwegen von hochgedachter röm. ksl. Mt. gnedigste und gutliche unterhandlung an uns gelangt, nit unterlassen mögen noch wollen, den eerwirdigen, hochgelerten unsern besondern, lieben H. Martin Luther Dr. etc. als ain sondere, von Gott hocherleuchte und begabte person, von dero solcher handel als durch ain Gottes mittel und werckhzeug sein maisten ursprung und anfang, auch noch heutigs tags sein furnembste wirckung hab, umb wolmainenden, getreuen rath j und bericht–j zu furderung gemainer cristenhait und deutscher nation wolfhart und ruhe aufs gutlichst anzulangen, auch sein L. daneben zum freuntlichen zu beschicken, als die wir wissen zu gemainem, cristlichen nutz, furderung, aufferungk und ausbraitung der cristenhait und zuvorderst Gottes eher und seines seligmachenden worths, auch zu ruhe und aynigkait im reich gentzlich genaigt sein.

Wiewol wir nun gar nicht zweivelten, gedachter doctor wurdel uns zu furderung solcher sachen, Gottes eher und der gantzen cristenhait wolfhart und aller menschen selen seligkayt belangend, mit getreuem, wolmainendem rath und unterricht zu erbauung und erweitterung gemaynerm, hailigen, cristenlichen kirchen, auch erhaltung gemaines fridens und, damit dem grausamen erbfheind cristlichs nhamens, glaubens und bluts, auch aller erbar- und gottseligkait, dem Turcken, mit göttlicher hilf dest besser einhaltung, n abbruch oder widerstand–n gescheen mög, nit verlassen, sich auch also in solchen handlungen ertzaigen und beweisen, damit die raine leher, Gottes gnaden und barmhertzigkait gegen uns armen, gebrechlichen menschen und sundern, auch der gewissen hochster trost beede in zulassung warhaftiger, rechtgeschafner doctrin, auch rechter geniessung und gebrauchung der hochwirdigen sacrament und dadurch yder abgang, o abfall und unterdruckung–o aller gottslesterung und uncristlichen mißgebreuch von tagen zu tagen aller ende mög gefurdert werden, so ersuchten und betten wir doch sein L. auch gantz hohes und freuntlichs, gutlichs vleis, die wollten nit allain an irer person zu solchem nichts erwinden lassen, wie wir dann des an ir gar kain zweivel trugen, sonder auch mit und bei gedachtem herrn doctern zum vleissigisten und das best zu solchem furhaben und gemainer cristenhaitp aufnemen furdern helfen.

Und nachdem wir seer bequem und fur gut ansehen, das gedachter herr doctor zum nechsten irgent an den grenitzen seiner L. churfurstenthumb als zu Coburg oder Blawen [= Plauen] sein möcht, damit man in wenig tagen zu jedesmals furfallender notturft zu und von demselben schicken, sich berichts erholen und seins raths pflegen konth, so langet derwegen unser ferner, freuntlich bitten an sein L., sie wollten mit genantem herrn doctor daraus handeln, auch, wo ymer moglich, mit und zu bester gelegenhait und gewarsam uns und gemainen handlungen zu guetem darin freuntliche und gutliche wilfharung und verschaffung thon, wie dann das von seiner L. und dem herrn doctor wol mit gueter gewarsam gescheen q und verordnet werden konne–q. Das wollen wir, nit allain gegen seiner L. unser freuntschaft und verwandtnus nach freuntlichen zu verdienen und zu beschulden, auch gegen gemeltem herrn doctor in allem guetem zu gedencken, hinwider willig und genaigt erfunden werden, sonder, dieweil es gottliche sachen und unser seligkait handlung betreff, so wurder tröstlicher zuversicht und hofnung derselb auch sein gnad dartzu verleihen und solchen dinst zu seinem lob und unserm hail unvergolten nit lassen, zudem, das auch der röm. ksl. Mt. auf derselben obberurts, an uns bescheen allergnedigst anlangen zu sonderm, hohem gefallen und angenemer wilfharung solche dinsterzaigung ervolget, die es auch zweifelsone zu allergnedigstem und sonderm, hohem danck in allem guetem wurd versteen und aufnemen und hinwiderumb gegen denselben also erkennen, das irer s ksl. Mt. allergnedigist dancknemer wil und wolmainende erzaigung zu gnaden und allem guetem gegen inen herwider gespuret und in der that vermerckt wurde, das wir auch bei derselben irer ksl. Mt. zum hochsten rhumen und gegen inen zu allem guttem vleissig und getreulich furdern helfen wolten–s.

Ob dann unsern gesandten vonnothen oder sonsten der sachen zutreglich sein wollt, mit fernerm und weiterm bericht mit seiner L. zu handln, so haben die aus der andern instruction und mitgegebnen schriften der alhie gepflegenen handlung gnugsam underricht und anweisung, wie sie dann auch getreuen vleis furwenden und sich nit leichtlich abweisen lassen sollen, alle sachen bei seiner L., auch dem herrn doctor zum besten zu handln und außzurichten. Und was inen allenthalben und jedesmals in den antworten und handlungen begegnet, sollen sie aufs vleissigst aufzaichnen und so furderlichst, als es gesein mag, wider hieher bringen.

Actum Regenspurg.

Anmerkungen

1
 Die Instruktion dürfte um dieselbe Zeit entstanden sein wie die Instruktion vom 29. Mai 1541 für die Gesandtschaft an Luther.
a
–a V. a. Hd. nachgetr.
b
 V. a. Hd. nachgetr.
c
–c V. a. Hd. nachgetr.
d
 V. a. Hd. korr. aus: gescheen.
e
–e V. a. Hd. nachgetr.
f
–f V. a. Hd. nachgetr.
g
–g V. a. Hd. nachgetr.
h
 V. a. Hd. korr. aus: soll.
i
 Danach gestr.: soll und werd.
j
–j V. a. Hd. nachgetr.
k
 Nachgetr.
l
 V. a. Hd. korr. aus: werde.
m
 V. a. Hd. nachgetr.
n
–n V. a. Hd. korr. aus: und widertreiben.
o
–o V. a. Hd. nachgetr.
p
 Danach gestr.: wolfhart und aufferung.
q
–q V. a. Hd. korr. aus: konne.
r
 Danach gestr.: ungetzweivelt derse.
s
–sZum Teil v. a. Hd. nachgetr.