Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

München HStA, KBÄA 4247, fol. 281r–282r (Konz., Leonhard von Eck eighd.)

Druck: Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. III, Nr. 114, S. 371–372.

Dieweyl die vergleichung auf das furgenomen gesprech sein furgangkh nit haben noch erraychen mag, so ist der ksl. Mt. zu raten und gemainer catholischen stende hochste notturft, das die ksl. Mt. den augspurgischen recess fur hande nemen und darpei pleyben wellen aus nachvolgenden ursachen. Die erst ist, das nit geachtet werde, derselb a abschid und confutation, zu Augspurg beschehen–a, sei von unkreften oder unbedachtlich oder wider gotliche schrift gemacht und aufgericht, wie dan die protestierenden albegen gesagt, geschrieben und nichts anders, dann denselben umbzestossen, begert haben. 2. Das dadurch diejhenen, so neutral sein oder auch gern zu den protestierenden abtreten wolten, und also noch das rest der gueten cristen behalten werden mogen. 3. Das die cristlichen stende zu Hagenau beschlossen und der kgl. Mt. in schriften ubergeben, wo die vergleichung durch das colloquium, so zu Wormbs angefangen und hie infeliciter geendet, nit ervolgte, das sy pei dem augspurgischen abschid peleyben wellen. 4. Das die ksl. Mt. dise gegenwertige handlung und irer Mt. proposition dermassen gethan, das es dem augspurgischen abschid unvergreiflich sein soll.

Wie aber derselb gehandhabt werden mag, ist dises der aynig wege, das die ksl. Mt. die cristlich pundnus b noch alhie und in irer Mt. gegenwart–b stercke und den merern thayl der cristlichen stende von chur- und fursten darein bewege sambt dem pabst und das camergericht in seinem stracken furgang peleyben, auch khain andrung c an den personen–c noch suspension furnemen oder gestatten lass, so demselben camergericht zu verhinderung raychen mocht, und das man sich yzt der zeit und malstat ains cristenlichen concilii vergleich und gewislich halten woll aus volgenden ursachen: 1. Dieweyl allerlei ketzerei und missprauch nit allein in teutschen landen, sonder ganzer und gemainer, cristenlichen kirchen uberschwengklich eingerisen und von tag zu tag sich meren, so muessen dieselben durch ain gemain concilii abgestelt werden. Also ist es von zeyt der d heyligen apostel–d und in der kirchen gehalten, auch, e wie oft und in was zeyt concilia gehalten werden solen–e, durch die vatter gesezt, wiewol dieselb ain f zeyt her nit mit klainem abfall und zerrittung der kirchen–f nit gehalten ist worden. 2. Das doch die gueten cristen sich aus gueten herzen ainer reformation und ainigkeit im glauben vertrosten und verhoffen mogen. 3. Das auch diejhenen, so pei und in der protestirenden herschaften wohnen und dem alten glauben anhengig, welcher on zweyfl von reychen und armen noch ain guete anzall ist, in hoffnung ains concilii und cristenlicher vergleichung in irem vorhaben und glauben bestat und erhalten, auch ursach haben, dester statlicher ir parthei, es sei in g der fursten oder stete–g räte oder pei den gemainen, auf der cristenlichen parthei zu verharren und andere zu inen zu pringen. 4. Das auch die, so neutrall sein und nit wissen, welcher thayl gerecht sei und doch gern cirstenlich leben wolten, auch getrost und durch die determination aines concili erhalten werden. Und wil nit daran gelegen sein, ob gleich die protestirenden khein concili bewilligen noch besuechen wolten, dann man sich onedas pei denen, so verstockht und verhert sein, nach des apostels lere khainer pesserung versechen noch verhoffen mag. Aber nichtsdestminder so mag das concili furfaren, die ketzereien condemniren, die gueten und ain cristenlich leben erhalten und die widerspenigen zu gehorsam pringen, dann gotlich zu glauben und der gnad des almechtigen vestiglich zu vertrauen ist, was durch ain cristenlich concili erkent, das demselben vil und villeicht der merer thayl der protestirenden nachvolgen und anhangen und ire irtumb und pundnus verlassen werden1.

Anmerkungen

a
–a  Marg. nachgetr.
b
–b  Marg. nachgetr.
c
–c  Marg. nachgetr.
d
–d  Korr. aus: apostel.
e
–e  Korr. aus drei unleserlichen Worten.
f
–f  Korr. aus: zeyt her.
g
–g  Korr. aus: der stet.
1
 Zur Ergänzung vgl. die Mitteilungen Contarinis über die Ausführungen der bayerischen Herzöge in der Audienz beim Kaiser am 6. Juni 1541, Contarini an Farnese, Regensburg, 1541 Juni 8, Dittrich, Regesten und Briefe, Inedita Nr. 74, S. 337–338, hier S. 337.