Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Marburg StA, PA 576, fol. 40r–41v (Reinkonz.).
Dieweil die röm. ksl. Mt., wie uß irer Mt. proposition zu befinden, zu furderung frid, rhu und einigkeit im reich gnedigclich a –und gutwilligklich vermerckt wurdet–a, so sein die stend der augspurgischen confession und religion nicht weniger begirig, zu allem dem ires underthenigen vermögens zu verhelfen, dardurch die stend des reichs der religion halber zu unfriden und unrhu nicht kemen, sonder alles mißvertrauen under inen hinweggenomen wurd. Nun ist aber irer ksl. Mt. ungezweifelt gnedigklich bewüßt, in was gefarb die vorgemelten stend des wormbischen edicts und augspurgischen abschids halb c –steen und gesetzt sein und wölhermassen sie ire beschwerungen derowegen–c uff etlichen gehaltnen reichstägen furgewandt, namblich, daß d –ir leer–d durch dieselben edict und abschid e –verdampt, sy auch–e us dem friden in unfriden gesetzt und in die höchsten peen der recht declarirt, auch fur ofentlichef feindt der kirchen geacht und gehalten wurden. Do nun das bemelt edict und abschidt sollten in wurckung und kreften bleiben, so mussten dise stend fur und fur in der gefahr und sorg steen, das man dieselben edict und abschid gegen inen g –nach ersehung der löf und gelegenhait–g exequiern und in vollnziehung bringen möcht. h –Und ob gleich solche execution bis daher verpliben, so möcht sy villeicht von wegen damaln schwebender leuft und ungelegenheit der zeit underlassen worden sein–h. Nachdem nun hieraus gros mißvertrauen i –und allerlay weiterung entsteet und verursacht wurdet–i, so will j –zu erhaltung fridens, ruwe und ainigkait im reich not sein–j, das sollich misvertrauen und zweifel hinweggenomen, welchs durch den weg beschehen mag, so man diser sorg und fahr des wormbischen edicts und augspurgischen abschids entladen und absein mochte und kein theil damit gebunden wurd. Dan alledieweil der ein theil der reichsstend durch offenbare edict und reichsabschid declarirt und erclert wurde, als ob alle peen der rechten gegen inen statthett, so kan bestendiger frid wurckliche statt nit finden. Darumb so muß sollich wormbisch edict und augspurgisch abschid cassiert, auch alle gevahr mit denselben also hinweggenomen werden, das sich diser theil der augspurgischen confession und religion gantz nichtzit zu besorgen oder zu befahren, der ander theil sich auch derselben edict und abschid nicht behelfen möchte. Darus wurde nun verhoffenlich das misvertrauen zwischen den stenden des reichs fallen k –und dodurch fridt und rue sovil dest mer bestendig beleiben–k
Und wie sich nun l –der augspurgischen confession verwante stend vor den stenden der andern religion–l von wegen vorgemelts edicts und abschids nichts zu befahren haben sollte[n], also und in gleichem fallh hinwiderumb sollen sich auch die stend der andern religion vor der augspurgischen confession und religionsverwandten weder mit der that oder dem rechten nichtzit zu besorgen haben. Das auch kein standt umb des willen, das er diser oder der andern stend religion were oder wurde, m –beschwert oder angefochten werde–m, sonder solle die religion n –zu gleich–n allen stenden freysein. Doch so soll kein reichsstand den andern hinfortero zu seiner religion dringen noch ime seine underthanen abpracticiren oder in schutz und schirm nemen.
Und nachdem under den stenden des reichs ein vollkomenlicher und bestendiger friden nicht besteen oder gemacht werden mag, man werde dann zuvor in den nottwendigen hauptpuncten der religion verglichen, so sein die stend der augspurgischen confession und religion allwegen urpüttig geweßt und noch, zu denselben wegen zu verhelfen und ires theils daran nichts erwinden zu lassen. Derhalben so wollten sie von solchen mitteln und wegen gern horen reden. Dieweil aber solche vergleichung in diser eyl und itzige zeit, wie die notturft ervordert, nicht wol beschehen oder furgenomen werden mag, so beten sy ir ksl. Mt. underthenigclich, ir ksl. Mt. wollte uff dise mittel1.