Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Wien HHStA, MEA RTA 7 Konv. II, fol. 347r–349v (Kop.).

Die cristenliche fursten und stend haben ksl. Mt. abschidliche resolution in den außgeschriben sachen diß reichstags underthenigist vernomen und bedancken sich dieselben stend gegen irer Mt. der gehapten vleis, muhe und arbait und sonderlich, das ir Mt. sich so lange zeit der sachen also beladen haben, wellen auch hiemit ir, der cristenlichen stend, bedencken, die religion betreffendt, irer Mt. jungst uberantwurt, hiemit repetiert haben und sich neben denselben yetzigen irer ksl. Mt. anzaigen, das die schriften der colloquenten auf ain general oder nationalconcili oder auf ainen verern reichstag und cristlich handlungen geschoben werden sollen, benuegen und, darauf den abschid ze stellen, sich bewilligt haben.

Zum andern wellen sich gmaine stend getrösten, die protestierenden werden sich irer ksl. Mt. gnedigster, cristenlicher und billicher erinnerung und ermanung gehorsamist halten und zum wenigisten uber und wider die artickel, durch ire theologos zugelassen und verainigt, weiter und verer nit schreiten. So erpieten sich die geistlichen fursten und prelaten, das sy nit allain bedacht, sonder urputtig und willig sein, unter inen selbs und iren zugeherigen ain christenliche reformationhandlung furzunemen, und soll an inen in dem allem khain mangl erscheinen.

Den nuermbergischen fridstandt betreffendt, wellen die fursten und stendt ksl. Mt. ordnung und gnedigist bedencken nit zuwider, sonder sich darin gehorsam halten und erzaigen, doch damit hierinnen kunftiglich khain irrung erstee oder gesagt werden mechte, das die cristenlichen stend anderst, dann sich wol gepurt, gehandlt, so will vonnöten sein, das solher fridstandt und, wer darinnen begriffen sey, lauter angezaigt werden.

Den gemainen friden betreffendt, lassen inen die christenlichen stendt durchaus mit allen articln und anhengen bis auf den articln die suspension der achten und processen gefallen, daraus ksl. Mt. sehen und spurn meg, das dieselben stendt zu friden genaigt sein und nichtz liebers dann friden und recht haben wellen. Und die clausl bey den ränten und zins, sovil die geistlichen in der possession sein etc., versteen die christenlichen stendt von dem vergangen, aber doch das kunftiglich die ränt und zins, den geistlichen stiftungen und clöstern zugehörig, denselben stiften und clöstern geraicht und verfolgen sollen. Das aber die acht und proceß suspendiert sein sollen, das were den belaidigten und denen, so die achten und proceß erlangt, beschwerlich, auch allen reichs- und chamergerichtsordnungen zugegen und sonderlich, dieweil dieselben sachen zum thail gantz prophansachen als unrechten gwalt und entsetzung zeitlicher guetter und gerechtigkait betreffendt. Demnach pitten die stend underthenigist, ir ksl. Mt. welle doch dieselben sachen ersehen und, was nit glaubens- oder religionssachen sein, dieselben bey dem erlangten rechten besteen und bleiben lassen, wie dann ir ksl. Mt. on zweifl als ain gerechter khaiser genaigt und an ime selbs recht ist, oder das ir ksl. Mt. yetzt alspald comissarios verordnen, welche macht haben sollen, zwischen hie und Weyhennechten mit allen suspendierten partheien und sachen guetlich zu vertragen, wo aber die guetlichait entstuende oder nit erfolgen wurde, das alsdann die erlangten urthailn in irem werd peleiben und volzogen werden sollen.

Das chamergericht betreffendt, lassen inen die christenlichen stend auch gefallen und pitten underthenigist, die ksl. Mt. welle ire comissarios zu der visitation yetzt alhie verordnen, gleicherweise die stendt, sovil inen zuesteet, auch thuen wellen. Und der ksl. Mt. zu underthenigistem gefallen wellen die cristenliche stendt bewilligen, das chamergericht hinfur auf sechs jar lang zu halbem thail neben andern stenden und, sovil inen gepurn mechte, zu underhalten, und verhoffen sich underthenigist, die ksl. Mt. werde unbeschwert sein, den andern halben thail selbs zu bezalen, dieweil solche höchste auctoritet und jurisdiction irer Mt. zuesteet und betrifft.

Das auch ksl. Mt. den augspurgischen abschid in andern articln bey wirden und kreften bleiben, lassen inen die stende auch gefallen und achten, das auch die protestierenden sich deß nit zu beschwern haben oder ir gemuet sein soll, den cristenlichen stenden ordnung ires glaubens zu setzen. Die andern artickel alle lassen inen die stend gefallen, sein auch urputtig, mit und neben irer ksl. Mt. den abschid zu nemen und zu stellen und an inen nichtz erwinden lassen noch ir ksl. Mt. lenger damit aufzehalten.

Der eylenden und beharrlichen hilf halben wissen ir ksl. Mt., was hierin bewilligt und zu beratschlagen furgenomen worden ist. Bevelhen sich in aller underthenigster gehorsam der ksl. Mt. etc.

Anmerkungen

1
 Zur Datierung vgl. das kurbrandenburgische Protokoll des Kurfürstenrates ad 24. Juli 1541 [Nr. 67]. Am 24. Juli wurde die obige Resolution des Fürstenrates im Kurfürstenrat eingereicht und vorgetragen.