Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 148r–150v (Kop.); DV fol. 150v: Copei, was dem Kf. zu Branndennburg auf die zeddel etzlicher worth halben uff die zugestelt zeddel weiter geantwort, 1541, den 10. Julij, Regennspurg.

B  koll. Frankfurt ISG, Reichssachen II Nr. 909, fol. 73v–74v (Kop.).

C  koll. Nürnberg StA, Ansbacher Religionsakten 23, unfol. (Kop.); ÜS: Weitere der religionsverwanthen stende antwort, dem Kf. zu Brandenburg der turckenhilf halben, den 10. Julij, schriftlich zugestelt.

Der augspurgischenn confession und derselben religionsverwanten stende haben des Kf. zu Branndennburg, meins gnedigsten herrn, fernere geschehene antzeig etzlicher worth halben, so in irer nechst gegebenen antwort in mißverstandt mochten getzogen werden, sampt der zugestelten zedeln von wegen solcher worth, nemlich, das den geechtigten ire rechtliche notturft active und passive nicht benohmen, freuntlich und undertheniglich verstanden.

Und wiewol sie der ksl. Mt. gnedigste suspension der acht und processen am chammergericht fur kein absolution oder restitution halten, auß ursachen, daß solche suspension allein uff ein gewisse zeit alß nemlich sechs monath bestimpt und limittirt ist, idoch so versteen sie dieselbigen mit allem irem effect und wirckung, also das solche acht die bestimpte zeit uber nicht allein der thetlichen handlungen halben, sonder auch, waß den geechtigten in und ausserhalb rechtens solcher vermeinten acht halben begegenen mocht, suspendirt und aufgehoben sei und inen also solche vermeinte acht mitlerweilh nichts preiudicirn möge, gleich alß ob die von Goßlar in solche vermeinte acht nie gesprochen und erclert worden weren. Dan ane das, do solchs allein der that halben verstanden und die geechtigten under dem schein des rechten angefochten und inen dargegen ire rechtliche notturft und defension solcher acht halben abgeschnitten sein solle, were inen mit solcher suspension wenig geholfen. Dann solte Hg. Heinrich mitlerzeit auf die acht am chammergericht fortfharn und in der von Goßlar guter einsetzung bitten und den von Goßlar dagegen kein defension oder außzug zugelassen werden, als es dann in craft solcher acht geschehen wurde, so were diese suspension der armen stat von Goßlar mer verderblich und schedlich dann furtreglich. In gleichnus so were auch in solchem verstandt der ksl. Mt. suspension gantz keiner oder geringer wirckung, do die geechtigten der wolthat der rechten craft solcher suspension nicht genießlich sein solten.

Dieweil dann die ksl. Mt. sich gnedigst erboten, den friden und suspension in aller massen die obbestimpte zeit der sechs monath zu geben, wie anher zu diesem reichstag geschehen, und dan ire Mt. in derselbigen offentlichen ausschreiben alle wirckung mergemelter acht suspendirt und angestelt, so bitten obgedachte stende, das der Kf. zu Branndenburg die ding bei der ksl. Mt. dohin fordern wolte, daß es ire Mt. der gesatzten worth halben allergnedigst auch darbei wolt wenden lassen, also das den geechtigten ire rechtliche notturft active und passive in allen andern sachen mitlerweil unbenohmen, und sonsten vermuge irer vorigen bith, sovil die offenung der strassen, prophiant und anders belanget, sich allergnedigst ertzeigen wolten, damit sie solcher irer ksl. Mt. suspension und friden wircklich geniessen und demnach die begerten turckenhulf mitleisten helfen mochten. Das seint sie, umb die ksl. Mt. underthenigst und umb den churfursten freuntlich und undertheniglich zu verdienen, willig.

Anmerkungen

1
 Vgl. die protokollarische Notiz vor der Überlieferung B, fol. 73v: Uff obgesatzt antwurt der protestirenden, so die dem Kf. zu Brandenburg ubergeben, hat die ksl. Mt. den 10. Juli von gmelten stenden nochvolgend declaration begert: Nochdem die protestirenden begeren, das die acht also suspendirt pleyben, das den geechtigten ire rechtlich notturft active und passive nit benommen, dieweil die stend wol zu erachten, das es allein ein suspension und khein absolution oder restitution ist, so muste allein verstanden werden, das mitlerzeit und in werender suspension nichts gegen den echtern mit der thatt furgenomen solle werden etc. Hieruff haben die stend die ksl. Mt. durch den Kf. zu Brandenburg eodem die in schriften wiederumb beantwurt, wie nachvolgt. Der Passus Nochdem die protestirenden begeren bis furgenommen solle werden etc. gibt wörtlich den Text eines vom brandenburgischen Kurfürsten am 10. Juli den protestantischen Ständen übergebenen Zettels wieder. Vgl. die Kopie dieses Zettels Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 149r. Zur Datierung der Antwort der Protestierenden vgl. auch die Kopie, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol., hier DV: Actum den 10. Julij anno 1541 und Protokollarische Aufzeichnungen des Frankfurter Reichstagsgesandten Dr. Hieronymus zum Lamb ad 10. Juli 1541 [Nr. 74].