Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, Ostpreuß. Fol. 79, pag. 750–761 (Kop.); ÜS pag. 750: An Christoff von Kreytzen, den 25 Marcij.
B koll. Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA Konz. H (Kasten 1267), fol. 4r–8v (Konz.).
C koll. Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 775), unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Datum 25. Marcij1.
Wir haben dein zwey schreiben, das eine helth datum den 4. Februari, das ander den 19. bemelts monats, alle dieses 41. jar, fast miteynander entpfangen, gelesen und eingenommen. Achten dieselben nach der leng zu repetiren und zu erholen unnottig, wollen allein auf die notigsten punct dich hiemit beantworten. Haben an aller deiner handlung ein genedigs gefallen und thun uns gegen deiner person vor mitheillung allerlei zeittung, forderung in unsern sachen und sunst mit gnaden bedancken, genediglich begerend, du hinfurter in deinem angefangenen vleis beharren und, sovil an dir, an nichts (wie unser vertrauen zu dir steth) erwinden lassen wollest. Das bey unsern bruder und vettern du mit vleis angehalten, wes dir aldo begegneth, gerathen, vertrostung geschehen und wie es im wercke gefolgt, wil Gott bevolhen sein, der wolle alle sachen zu seinen gotlichen ehren fordern. Nichtsdestweniger ist unser bevelch, wollest auf alle ir ding guth acht geben, wes gehandelt, wie es sich zutregt und vorpleibt, bey denen auch, so forne guth, aber in rethen vil anders sagen und rathen sollen, gleichwol anhalten und mit inen jheweillen nach gelegenheith des peuerleins spielen, damit sie dannocht zu sehen, du ire gutwilligkeit mercken thuest, wie du deiner geschigkligkeyt nach wol zu thun wirst wissen.
Als viel nhun betriefft röm. ksl. Mt. 〈vicecantzler, den Obernburger, Stockemer〉2, Adrian und wes dem mher anhengig, dorauf, wes du dich zu halten, bericht zu werden bittest, hast du zu bedencken, das wir ytzunder nicht wissen konnen, wie der 〈orden〉 seiner anspruch zu stillen sein mag ader khann. Hirumb bey uns nicht ist, dir davon einiche mittel, der du dich als von unserntwegen vornhemen mochtest lassen, zu schreiben. Wo aber 〈ksl. Mt.〉 keinen andern fhelh dan diesen an uns hett und ane das unser genedigster 〈keiser〉 und herr sein und unsere dinst nicht verachten wolde, so halten wir es bey uns davor, dieselb werd wol weg finden, wie ime zu thun sein möcht, und sunderlich, dieweil disse land Preussen durch die 〈cron Polan〉 jhe und allewegen angefochten und vor das irige durch sie beredt, besprochen und gehalten, wie auch noch derwegen die sach 〈kgl. Mt. zu Polann〉 am meisten anghet, die 〈röm. ksl. und kgl. Mtt.〉 aber sich zu 〈kgl. Mt. zu Polan〉 und der 〈cron〉 gefreundet, do ane zweiffel jetzt ermelte Mtt. guth wissen haben, wie sie miteynander in freuntligkeit stunden, werden sie sich als freunde und schweger in solchem, das der 〈orden〉 zufriede gestelt und wir in rhue kommen mochten, wol tzu vertragen wissen.
Und wo 〈röm. ksl. Mt.〉 mit 〈kgl. Mt. zu Polan〉 hievon tzu handeln vor guth, nutz und gerathen ansehen wurde, konthen solche hendel wol ins werck bracht werden, do alsdan 〈die kgl. Mt. zu Polan〉 zusampt der loblichen 〈cron〉 sich aller unverweißlichen gebur ungetzweiffelth zu halten werden wissen3. Dan dieweil der 〈orden〉 nhu in vielen jharn hero durch sein vormeinthe geistlickeith und ritterschaft vor die cristenheit widder die vheinde des christlichen glaubens nichts adder tzea wenigk ausgerichtet, die cron Polan aber mit solchen 〈unglaubigen〉 stetz zu thun, darob der cristenheyth yhe mher schutz durch gotliche hulf zu hoffen, halten wir bey uns, solche vorstendige und hohe heupter zu suchen und vortzuschlagen werden wissen, damith der orden gestilth und solche beschwerungen von uns genommen werden mogen. 〈Und obwol gewiß die lobliche cron Polan bemelte land tzu verteidingen werden wissen, das uns in einiche beschwerung eintzulassen nith nottig, so mocht nach wol so vil tzu verhandeln sein, das nith dem orden, sunder röm. ksl. Mt. zu gefallen und ehren ein zimbliche geltspilderung auf sich genomen werden mocht〉, wie solchs die handlung geben wurde. Solchs hastu ungeverlicher maß auf ersuchen, nicht aus unserm bevelch, sunder als vor dich selbst idertzeith antzutzaigen, dan das wir von andern mittellenb schreiben ader reden sollen lassen ader dieselben vorschlagen, wil uns aus vielen ursachen keinswegs getzimen, wie du und meniglich, so dorvon redt und disputirth, solchs zu schliessen.
Zum andern, das gemelth, als sold 〈ksl. Mt. misfallen, das wir dis land von der cron zu lehen enthpfingen〉 und das hirin enderung zu treffen nottig etc., 〈von diesem wil uns noch weniger dan auch vom ersten geburen, ethwas zu reden〉. Es mochten aber durch 〈andere nach wol solche wege zu treffen sein, das die cron Polan die lehen von röm. reich, wir aber dieselben weiter von der cron entpfingen. Item, wo die cron, solche zu emphaen vom röm. reich, nith gemeinth, das wir von wegen der cron solche suchungen beim reich thun musten, in massen, das solchs die vorgleichungen geben konthen, davon doch uns zu reden ader zu schreiben geburen nith will〉, alleinth, das es dannacht als vor dich ungemelth unserer person unsers erachtens vorgeschlagen werden mag etc.
Von wegen der beerung [= Verehrung], so 〈Dr. Mathia Helden, dem Granfela, ytzigem vicecantzlern ader Oberburgern〉 zu reichen sein möcht, wie hoch sich dieselb ungeferlich erstrecken solde, konnen wir dich disfals wenig adder nichts berichten, dan wo durch einiche der obgenanthen person uns zum besten in unserer sachen wes nutzliches ader fruchtbarliches ausgericht werden solte, ist uns nicht zugegen, dieselb zu beeren, zu beschenken ader von solchen verwenung zu machen. Es will aber disfals angesehen sein, wo es am besten angelegt, wie die personen tzur sachen gesynneth adder nicht. Wie treulich sie aber tzum theil den handel gemeinth, hastu dich aus Georgen Hacken handlung, so er im Nidderlandt vleissig gepflogen, dich zu erinnern. Und wo jhe der 〈Granfela〉 zu beehren, felth uns nicht zu, wes das sein mag, dieweil es so ein stadtliche, ansehenliche person und sich dannocht gegen Georgen mher widderwertigk dan vortreglich erwiesen. Demnach wil nottig sein, das du mitsampt den andern guthertzigen, derer rath und gutbeduncken du idertzeith zu folgen, dich hierin nach gelegenheith der sachen, wie du die personen gesinnet findest, halten thust, do uns nicht zu widern, wo was volgen solte, wes auch ausgeben. Allein auf wan [= Wahn] zu geben und anheissig zu werden, will schwer fallen. Und wo 〈Obernburger〉 mit einem guthen wallachen zu gewinnen, hastu denselben darauf zu vertrosten und uns ein solchs ins erste zutzuschreiben, wollen wir ime yns allerfurderlichste einen zuschigken. Dan uns hat H. Adrowatz kurtz vorruckter zeyt ein hubsch thier und, wie wir nit anderst wissen, es guth sey, zugeschigkt, des wolten wir ime zufertigen. Es wil aber die leuth, sunderlich 〈der neue undercantzler〉, der es deinem schreiben nachc nottorftigk auf unser seitten zu brengen, nicht so gar lang gefeierth sein, damit unser widdersacher uns nicht vorkommen und iren willen hierin schaffen.
Rabensteinern haben wir schreiben lassen4, dem hastu das schreiben zu uberreichen und inen darauf anzusuchen. Das Adrian zu dir kommen und dich, wes er gehandelt, berichtet, inmassen du uns solchs zugeschrieben, mussen wir gescheen lassen. Aus inligender copien aber hastu zu ersehen, wes wir auf sein anwerben an 〈Dr. Helden〉 geschrieben. Solchs, wie das schreiben vermag, und nicht weitter ist ime, wo es nottig, Helden zu sagen vortraueth. Demnach wunderth uns nith wenig, das sich der mensch ein solchs undernimpt, das ime nie auferlegt worden, mussen auch pillich darob klein gefallen tragen. Haben ime derwegen schreiben lassen, wie du aus inligender copien zu ersehen5. Wo du nhu an ime gelangest, hastu in antzureden, auch ime zu befhelen, das er sich in unserm nhamen der bevelh nith anmasse, der ehr keinen habe, dann auch uns, darzu stille zu schweigen und solchs zu gedulden, geburen nith will. Und ob du von jemants gefragt werdest, wie er abgefertiget und in was ansehen er bey uns, hastu das auf vortrauen antzutzeigen, das er an uns mit etzlichen gewerben, die ime 〈Dr. Held〉 auferlegt haben solthe, gekommen und doch dartzu kein credentz gehat, dorauf wir bewogen, 〈Dr. Helden〉 bey ime mit aigener handt zu schreiben, und bevolhen, das er 〈Dr. Helden〉 unser schreiben in sein aigen handt solth reichen. Die copei und desselben inhalth hastu beiligendt zu empfahen und zu vernemen. Weitter ist ime von uns nichts auferlegt, allein, wes er fur zeittungen ader anders erfhar, uns des mitzutheillen.
So wir aber auß seinem selbst schreiben vormercken, das er unsern bevelh hoch uberschritten und von denen dingen gereth, die uns nith allein nith annemblich, sunder auch vorkleinlich und bey uns niehe gedacht, wollest die guthen biderleuth vor ime warnen, uns auch mit dem besten hierin entschuldigen, den er nicht mher dan ein brieffurer und kein both, dorumb sie ime, dieweil er kein credentz, glauben geben nith wolten. Dann ob wir röm. ksl. und kgl. Mtt., auch dem gantzen röm. reich bishere wie auch hinfurth unser meynung gern dienen wolten, auch derselben gnad begerend wheren, welche zu erlangen wir kein vleis, mhu, arbeith ader uncosten sparen thetten, so hetten wir uns doch eins solchen, das zum theil nith in unserer macht, auch widder unser ehr, eydt und pflicht wher, keinswegs vornemen zu lassen gedocht, weniger dem Adrian, der nith mher dan ein briefpoth, ethwas dorvon bevolhen. Demnach so wolten sie ime nith gleuben, wie wir uns des verhoffen, sie als die vorstendigen thun werden und es davor halten, das wir nith so einfeltig, wir solchen mannen uns vertrauen adder, unsere sachen auszurichten, abfertigen thetten etc. Wie du dan dem allem geschigktere mas nach gelegenheit der person zu geben wirst wissen und mit der guthertzigen rath und vorfordern unsern ungelimp [sic!] abwenden.
Das aufgebrachte geld bey Sewaldt von Tilen sol in geburender zeyt widder erlegt werden. Was sich weitter von zeittungen und anders, sunderlich mit 〈Goslaw [sic!] und Braunschweig〉 zutregt, wollest uns mit vleis zuschreiben, dergleichen auch 〈Hg. Heinrichs〉 nhest ausgegangen schmebuch widder den 〈Kf. von Sachsen〉 und 〈Lgf. von Hessen〉 und, wes ir antwort dorauf, zufertigen.
Mit dem H. 〈Fernberger〉 wollest versuchen, dich in kunthschaft eintzulassen, ime unsern gnedigen willen mith gebur vormelden und bitten, das er unser sachen mit vleis unserm vorhoffen nach fordern wolle, und, so es gelegen, an ime erforschen, womit wir ime gnedigen willen ertzeigen konthen, es sey mit einem guethen wallachen adder anderm, und uns des zuschreiben, darnach wir uns idertzeith zu richten etc.d
Cedula: Nachdem vilberurter Adrian sich ausserhalb unsers bevelchs gegen dem H. Granfhela und andern offentlich vornemen lassen, wo wir röm. ksl. und kgl. Mtt. gnad erlangen und erhalten konten, das wir wider den Turcken irer kgl. Mt. hulflich sein wolten, achten wir es bey uns wol darfhur, das dergleichen vorschleg vom Granfhela, auch dem Obernburger (durch welchs vorfurdern du einen zutrit an den Granfhela wol zu bekomen) widderumb auf die ban kommen werden. Damit aber disfals dannocht du unsers gemuts meynung auch haben und nach unserer gelegenheith darauf zu antworten, so wollen wir dir nith pergen, das vergangener jhar der H. Fernberger eben dissen vorschlagk an uns schriftlich, das wir wider den Turcken helfen solten, gelangen lassen, worauf wir ime, wie du inligenth mit 12 gemerckt tzu ersehen, haben antworten lassen. Wo röm. ksl. und kgl. Mtt. des nachmals in gnaden keyserlich und konniglich annemblich, uns dorauf vor uns, unsere erben, erbnemen, auch landt und leuth wie gepurlich zu gnaden nhemen und nothwendig vorsichern, wollen wir nith weniger, dann unsere vorfharen des loblichen churfurstlichen hauses Brandenburgk auch gethan, irer röm. ksl. und kgl. Mtt., auch der gantzen cristenheyt zum besten und zuguthe gern das unsere, wie im schreiben gemelth, dobey thun und uns neben dem in allem zimblichen und moglichen kegen iren ksl. und kgl. Mtt. als ein geborner furst des röm. reichs, sovern es widder das cristenthumb, auch ehr, eyd und pflicht nicht ist, alles gehorsams halten und ertzeigen, auch also, das ire ksl. und kgl. Mtt. darob ein genedige keiserlichs und konniglichs gefallen haben sollen.
Item, ob vom gesanthen kgl. Mt. zu Polan, dem Granfhela ader andern gedocht wold werden, wes wir wol in sachen der religion zu thun gemeinth, hastu zu sagen, das wir uns mit den protestirenden einstymick in der that der religion bekennetten, inmassen wir uns derselben confession bekentlich underschrieben und in allem, als viel menschlicher gebrechligkeyt halben gescheen konth, gemeß hilten. Demnach, was in gemeiner cristenheith auf einem freien, christlichen concilii von allen stenden der christlichen leher gemeß beschlossen, demselben werden wir uns zveiffelsan gar gern auch underwerfen und gehorsamlich als ein crist folgen, das derhalben einiche bedencken ader disputation nith nottig, dan wir vor uns, ethwas neues antzufhaen und zu halten, nith enthschlossen.
Wir haben nit underlassen, bey unserm freundt, dem von Ermelanth, als der in disser sachen von kgl. Mt. zu Polen vormals gebraucht worden, von wegen disser konniglichen schigkung rath zu haben. Daraus erfolgt, das uns seine L. under anderm etzlich brief, an den Granvella, den konniglichen oratorn Sceperum und Bf. von Lunden lauttende, zugefertigt, welche wir dem konniglichen gesanthen uberschigkt. Demnach an dich unser bevelch, du wollest mit guther geschigkligkeith durch dich selbst adder andere am konniglichen gesanten, wes wol Sceperus, auch der von Lunden disfals gegen uns gesinneth sein mag, zu erforschen kein vleis, muhe nach arbeith sparen, daneben auch versuchen, ob du den inhalt solcher schrieften erlernen mochtest und wes sie darauf thun adder zu thun gesinnet.
Dir ist nach ungetzveiffelth in guthem gedencken, wes wol ehrmals unserer töchter halben vor hendel vorgeloffen. Dieweil aber itzunth vil junger fursten und herren aufm reichstag, wollest dir als vor dich, denselben handel zu treiben, bevolhen sein lassen und in dem wie allem anderm unserm zuvorsichtigen vortrauen nach unser und der unsern bests wissen.
Ob wir wol die leng der beiden freulein unsers bruders Mgf. Georgens erlangt, so hetten wir doch gern glaubliche abconterfethur [sic!] derselben und, wie lang die gewachsen, darauf wollest verdacht sein, ob du uns dieselben zuwegen brengen magest. Auch sein wir, in vier adder funf tagen ufs lengste unsern cantzlei- und lieben, getreuen diener Jorgen Hacken zu dir abzufertigen, bedacht. Den hast du in allem demjhenigen, so dir vonnotten und darzu er dir dinstlich sein khan, in dem er sich unsers verhoffens treulich, wie bißanhere gescheen, beweisen, zu geprauchen.
Wir uberschigken dir auch hierneben drey schreiben, als nemblich an Kf. und Hg. Heinrichen zu Sachsen, auch Lgf. von Hessen6. Wo nhun die drei chur- und fursten eigener person auf dem reichstage vorhanden, so wollest solche schrieften zureissen, welcher aber von inen nicht, sonder ire gesandte zur stelle, hettestu inen solche schriften zu uberantworten und sie von unserntwegen zu erofenen zu bitten, auch das sie inen unser sachen, inmassen wir an ire hern geschrieben, treulichen bevolhen wolten sein lassen, daran sy ungetzveiffelth denselben irem furstlichen erbitten nach zu undertheinigem gefallen thetten. Wir wolten es auch umb sy in gnaden gerne beschulden.
Darbey solstu auch wissen, das wir dem Oberburgern im eingang des missiven unsers schreibens den titul geben haben ‚edler und ernvhester, bsonder, geliebter‘. Wo nhun der eingang recht, hettestu die uberschrieft auch dermassen darnach zu stellen; so ime aber zu wenig gethan und er merers tittels, wollest demselben gepurlicher maß stellen lassen und es gegen seiner person der nicht-wissentschaft halben des tittels entschuldigen, wie du den dem wol weittere maß zu geben wirdest wissen. Actum den 3. Aprilis etc.7