Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 364–372 Nr. 141, fol. 167r–172v; DV v. a. Hd. fol. 172v: 28. Nouembris; des von Heidecks vertrauliche werbung an Sachsen wegen des Gf. von Furstenberg; das der Hg. von Wirtemberg wegen empfangener guthaten, indem er ihme die 100.000 fl. geschenkt und uber die 100.000 [cronen] furgestreckt, zu der schickung in Franckreich auch mit bewillige und helfe zur vorstendtnus mit seiner kgl. Wd., item, die goslar[ische] sache; den tag zur Naumburg zu andern1. Item, schikt des frantzosischen [orators] an ihne beschehen werbung copei, darin seine kgl. Wd. der hulfe und zug wieder den Turcken ihr bedencken anzeigen, Torgaua.

Uns sein heut datumbs drey euerer L. schreiben, under denen das ain Hg. Ulrichs zu Wirttennberg angemute hulf und was Gf. Wilhelm von Furstenberg durch den von Heideck bey euerer L. werben und suchen lassen; das ander die privathandlung, dero sich der Gf. von Manderschiedt uff kunftigem tag zu Wormbs undernemen mocht2, was auch Hg. Heinrich zu Sachssenn uff das beschehen ausschreiben widderumb geantwort; das dritt die goßlarische beschwerung und die zugesandten zeitungen von dem zug Kg. Ferdinandi gegen Hüngernn belangende, zugepracht, die wir mit irem weitern begriff und darauf verfastem euerer L. bedencken gelesen und gnugsam verstanden.

Bedancken uns erstlich der antzaig von der werbung des von Heidegks, im namen Gf. Wilhelms beschehen, freuntlich und, das aber euer L. mit iren geprauchten und guten ursachen Gf. Wilhelmenn seinen angegebenen anschlag, den er uff ain vergarderung der knecht gemainen aynungsverwanthen zu gutem machen wolt und durch den von Heydeck sonst hat lassen fürpringen, abgelehnt und solchs dieser zeit nicht fur gut achten wollen, das haben wir von euerer L. gern vermerckt und er ist dann auch woll beantwort.

Das aber euere L. des von Landenbergs furnemen itziger zeit fur sorglich gnug achten, wurt sollichs eben in diesen beschwerden von uns auch dafur angesehen, also das uns Lanndenbergers furnemen gantz nichtzit gefählt, mochten leiden, das er davon abstunde, konnen auch nicht glauben, das Hg. Ulrich davon ein mitwissens hab. Solt es aber mith seinem wissen und wolgefallen beschehen, so bedunckt uns, das Hg. Ulrich doran so weislich nicht handel, dan dadürch mocht im vill beschwerung, als es dann von euerer L. auch bedacht wurt, volgen und erwachsen.

Was dann die weiter des von Haidecks antzaig, darinnen er euerer L., uns und andern unsern aynungsverwanten ainen verstand angepoten, des wir mit Frannckreich eingen mochten, von euerer L. uff der stende zusamenkunft gewisen, sollichs lassen wir auch geschehen sein, dieweil man an [= ohne] das vermog des ausschreibens davon zur Nawennburg handlen muß. Nachdem uns aber euere L. erinnern der freundtschaft und furderung, wilche Wirttennperg in einnemung und recuperation desselben landes durch Frannckreich er[...?] und das wir bei seiner L. furwendüng thun solten, damit er seine rethe Frannckreich halb auch abfertige und nicht so hart uff seinem syn bestehen tetht etc., ist uns kain zweivel, euere L. hab numer aus vielen handlungen dieses menschen aigenschaft und art erkannt, was syns und kopfs er auch also sey, zudem das er under unser rutten [= Rute] nicht ist, doher wir dann sorgen, ob wir uns schon darinnen vill bemuheten, das wir fur unser personn nichtzit erlangen mochten. Uns will aber fur besser bedüncken, das euere L. mit ime begertermassen handleten, dann wir haben darinnen allerley bedencken und beweglicher ursach und sonderlich, nachdem euere L. wissen, das wir uns dis puncten halb nach [= noch] nichtzit entlichs entschlossen. Aber wir halten es dafur, das sich Hg. Ulrich billich dangbar ertzaigte, dieweil wir wissen, was Franckreich in der recuperation bey ime gethann, da sie ime dann ain grosse summa, nemblich 125.000 cronen furgestreckt und dan 25.000 cronen, wilchs thut 100.000 fl. frey geschenckt. Das dunckt uns ain freundtschaft sein, dero ein grosße dangbarkeit gepurt. Wo uns der halb teil dergleichen widerfaren were, uns solt kain mensch wider Frannckreich vermogen, wo wir ime anderst auch nicht hulf theten und ertzaigten. Was aber unser gemut sollichs verstands halben mit Franckreich zu machen sey, das haben euere L. numehr oft gehort, bey demselben wir es dießer zeit auch beruhen lassen. Man mochte aber von sollichen conditionen und wegen reden, wo sich dieselben sonderlich uff alle sachen, kaine ußgenommen, zöhen und gestelt wurden, wir mochten uns villeicht in voriger unser meynung verendern. Wir wollen doch aber unsern rethen uff diesem tag zu Nawmburg davon abfertigung und bericht geben und euerer L. hierin nichtzit gewis zugeschrieben haben3.

Neben dem allem wissen wir euerer L. nicht zu vorhalten, uff das heut Sonntags ain orator und gesandter des Kg. aus Frannckreichs bey uns erschinen und in namen des konigs nach furgelegter credentz an uns geworben, wir in auch hinwiderumb beantwort vermog der copien, die wir euerer L. hiemit zusenden4.

Sovill dann das ander schreiben und euerer L. bedencken Mannderschieds und derselben privathandlung halb betrifft und sonderlich, das euere L., von dem, des sich die stende negst zu Smalkalden miteynander verglichen, abtzu weichen, nicht geneigt, hörn wir von euerer L. gern und ist unser gemut, wie wir uns desselben gegen euere L. numehr oft erclert haben, auch nie anderst gestanden dann bey der ainhelligen vergleichung, negst zu Smalkalden uff die confession und apologia geschlossen, stracks zu pleiben und darob aller gefahr zu erwarten. Ob man sich aber konnte uff weg verainbaren und vergleichen, die dem wort Gottes, der warheit desselben und dem gewissen nicht beschwerlich und also dem ewigen und innerlichen kain verletzung were, do schon etlich andere worter brauchten und doch in der substantz mit uns aynig sein wurden, so were dannocht in demselben, sovill, wie gehort, mit Gott und gewissen geschehen möcht, umb des loblichen friedens willen zu verhutung abfahls und verderbens unsers vatterlands und anders schadens, der sich etwan auch zu gantzer verdrugkung der religion ziehen mocht, nichtzit auszuschlahen, doch das man von der substantz und dem rechten zweigk nicht abwiche. Wir achten auch, Mannderschieds maynung dahin gericht seyn, zu furdern und vleis zu haben, das in der religion vergleichung ervolgen soll, wo nit, das er dann zu ainem bestendigen eusserlichen frieden gern verhelfen werd, davon wir dann unsern rethen gehn Wormbs auch bevelch thun wollen, doch das aber vor allem andern die vergleichung zuvor versucht und furgenomen werd und das die vergleichung nicht verhindert pleibe.

Wir haben auch Hg. Hennrichs zu Sachssenn antwort, euerer L. gegeben, gelesen. Und will euerer L. und uns darauf zu gedencken sein, wie wir in, Hg. Hennrichenn, bey unser verstendnus behalten und ine daraus nicht lassen, ob wir ime schon etwas nachhengen, mag es doch alles widerkommen, doch das er in alweg das laist, das ime in craft der aynung gepurt, er auch zu volstrecken pflichtig und schuldig ist, und das man also die uberig zeit seins lebens, dieweil sich desselben nit lang zu versehen, gedult drag. Wann er dann abgangen ist, so setzen wir in kainen zweivel, Hg. Moriz werd sich in dem allem, des sich gepurt, zu der andern stend gefallen halten.

Zu antworten uff das dritt euerer L. schreiben, die beschwerung der stadt Goßlarr belangendt und uff was weg euere L. sollichen irn sachen nachgedacht haben, befinden wir sollichen fahll eben in dem stand geschaffen sein, wie es von euerer L. rathsamblich erregt und angetzaigt ist. Und sein mit euerer L. des ainig, das die von Goßlar kainswegs trostlöß zü stellen sein, wollen uß vielen und güten gründen, wilche euere L. vormaln von uns vermerckt und die auch unsere rethe auf vorstehender zusamenkunft weither ercleren sollen, doher wir dann denen von Goßlarr zeitlich geschrieben und inen warnung gethann, dieße dinge in guter achtung zu haben und sie ann [= ohne] ain fendlein knecht, in irer stadt zu underhalten, nicht finden lassen wolten. Nichtzitdesterweniger uff itzt beschehen euerer L. erinnerung seien sie zu demselben in ainer schrift, die wir in euerer L. und unserm namen uff derselben verbesserung anstellen und vergreiffen lassen, hieneben abermaln ermanet, wie euere L. us der copey solliches schreibens vernemen werden. Sover sie nun noch euerer L. gefallen verfast, werden sie die denen von Goßlarr wol zutzevertigen wissen.

Und wir horen gern, das euere L. bedencken uff den beschwerden, wo Goßlarr solt verlassen werden, stehen und das sie es auch dafur halten, das sie aus demselben nicht hingetzogen sollen gelassen werden. Aber das wir mit Goßlarr in sonderlicher aynung stehen solten, an sollichem ist nichts, dann wir mit Goßlarr in kainer andern aynung stehen dann allein in religionsachen. Wo wir inen aber sonst guts zu thun wisten, darinnen weren wir inen geneigt.

Dieweil auch euere L. erachten, wo die recusation in prophansachen, davon zu Braunschwig bedenkens furfiehl5, irn furgang eraicht [sic!], auch die vorgewesene aynung in zeitlichen sachen uffgericht worden, das es villeicht uff diese itzige wege nicht gelangt hett. Darinnen wollen wir euerer L. nicht verhalten, mussen auch derselben frey bekennen, das uns die wegerung sollicher puncten mehr dann ainmahl seiderher ain reufahll erwegt [sic!] haben. Das wir aber damaln zur bewilligung nicht geneigt gewest, warn das unsere beweglichen ursachen, das wir in der nassawischenn sach etliche furgewesene richter recusirt und gewegert und das cammergericht fur richter vorgeschlagen. Solten wir dann auch dasselb cammergericht in prophansachen gewegert haben, so mocht uns dieser verweis darauf gestanden sein, als, so uns kain richter gerecht und taüglich gnug, wir auch kain recht leiden und gedülden mochten etc. Und sein gentzlicher zuvorsicht, nachdem wir dann uß der nehern der räth, gesandten und potschaften schrift, von Wormbs aus an euere L. und uns gethann, verstehen, das sie, Goßlarr und derselben beschwerung zu ringern, nicht ungeneigt, wo dann uff itzigem tag bey den stenden zu der Newennburg statlich und vleissigk angehalten, die sachen mochten zu gutem endt gepracht und gefurdert werden. Und will aber doran fürnemblich vill gelegen sein, das sich die von Goßlarr uff den artickel der aynung ziehen, nemblich ob ainem standt beschwerung begegnet under ainem schein und doch die religion damit zü vertrucken gemaint, das alsdann solliche sachen in die verstendnus gehorte und gehoren sollte. Darumben so wurd uß villen ursachen auch diese darein gehorn. Dann das wisten sie fur war zü erstatten, ehe sye dieser religion worden sein, hetten sie an dem cammergericht also geneigt richter gefunden, das sich Hg. Heinrich ab dem cammergericht hoch beclagt, umb reformation desselben angehalten, es aüch zu demselben gefurdert. Seiderher sie abber dieser religion worden, hetten sie ain urtel nach dem andern verlorn. Und dieweil sich Hg. Heinrich seiderher und allererst neulich vieler gewaltigen landfridbruchiger handlung underfangen, wurd darinnen stillgestanden und hingegen in alten sachen gegen Goßlarr procedirt, also das daraus gewißlich zu vernemen, das sie von wegen der religion in diese hohe beschwerdt gesprochen weren und under andern uß dießer ursach, damit sie trennung under den religionsverwanthen verursachen und anrichten mochten, wie dann euere L. zum teil aüs vorigem schreiben an Goßlarr verner vernemen werden. [...]. Datum Zapffenburgk, Sonntags, den 28. Nouembris anno etc. 40.

[Beilage:] Zusammenfassung der Werbung des französischen Orators [de Voré] bei Lgf. Philipp von Hessen, [1540 November 28]

A  Weimar HStA Reg. H pag. 364–372 Nr. 141, fol. 176r–181v (Kop., dt. Übersetzung); ÜS fol. 176r: Kurtzer inhalt und begriff der werbung, so der franckreichsse orator gethan.

B  Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 364–372 Nr. 141, fol. 173r–175v (Kop., lat. Fassung).

Es wolle der deutzschen nation und der christenheit gar nicht nutz oder dienlich sein, zu dieser zeit, das ist in itzt werender zwispalt der kirchen in Deutzschland, auch anderer uneinikeit und trennung der gemueter, desgleichen weil die sachen in Ungern, durch aufrur und hessigen widerwillen zerrissen und verterbt, so gantz sorglich stehen und sie den mehrern theil dem reich deutzscher nation zuwider sein, und letzlich weil die gantze christenheit in solcher trennung jemerlich schwebt, den Turcken durch einen unbedechtigen kriegk ze reitzen und auftzebringen. Do wir die zwo stedt Ofen und Pest wie [sic!] dorumb eintzenehmen understehen wurden, welche stedt er mit grosser kunst und vleiß befestigt, auch mit einer unglaublichen antzal geschutz und grosser profiand etc. (wie leichtlich zu ermessen) treflich versehen und mit guter, starcker besatzung verwaret hat und innehelt, das allein alle hofnung in der belegerung und außhungern stehe und das diß also ein kurtzer weg sei zu der verlierung des kriegs und volgk umbtzebringen. Darnach, do es dartzue kohmen solt, were inen gantz leicht mit grosser menge und hauffen, wann die unsern vielleicht madt und schwach oder durch langen krieg mude gemacht weren worden, die iren der belegerung zu entledigen oder inen profiandt zutzebringen. Solt es aber zu einer schlacht gerathen und sie (das Gott doch gnediglich verhuete) legen ob und behielten sieg, so wurden sie von stund an, ehe man frisch volgk, ander geschutz, geldt und, was des mehr ist, aufbrechte, mitten ins Deutzschland hereinfallen, alda ein erbermlich und jemerlich wesen (wie ir art ist) mit hinwegfuhren des volgks und ermorden anrichten. So sei Deutzschlandt des krigsvolcks nuhmer auch schier gar erschepft und entblosset und will nott sein eines mechtigen, treflichen volgs, grosser rustung und untzellichs unkosten, dann es nicht ein solcher krieg, der mit einer oder zweien schlachten sich will enden lassen. Derwegen were es rathsamer und besser, die stedt, so zwischen Ofen und Osterreich gelegen seindt, ufs best und mit allem vleiß zu befestigen und zu bewaren, die proviant allenthalb vom lande daselbst hineinzefuhren, damit sie sicher seien, und mit guetem, tuglichen volgk zu besetzen, welchs auch in Behemen hinwieder, sonderlich an bequemen orten wurde ze thuen sein wollen.

Und ist solchs alles noch zur zeit leicht und bedarf keins grossen unkosten, ist auch am allersichersten, dann es will gar eben acht darauf ze geben sein, damit, do wir einen solchen grausamen feindt also mehr auß muthwillen dann bedechtig und weißlich reitzen und ime ursach zum krieg geben, sonderlich zu einer so gar ungelegenen zeit, das wir nicht die gantze christenheit in den eussersten jamer und letzte nott fureten. Und ist hoch vonnoten, das wir dasjenige, was unser ist, befestigen, verwahren und mit allem vleiß bestellen, zuvor und ehe dann wir ime das seine, welchs er in gueter verwahrung und mit mechtigem volgk besetzt hat, angreiffen. Es sei nichs so schedlich und verterblich dann ein unbedechtiger rath und anschlagk, welcher nuhr auf wagen und garatwol [sic!] stehet, sunderlich zu dieser zeit, do der christenheit am meisten an gueten, sicheren und friedlichen anschlegen gelegen ist. Dann ein jede unbedechtikeit, so hierin gebraucht werden solte, wurde nicht ferlikeit, sondern gar und gantzen undergang und verterben mit sich bringen. Was wir noch fur hofnung uberig haben, die stehe allein auf den Deutzschen, derwegen man sich dest mehr fursehen muste, das wir solche hofnung durch untzeittige anschlege nicht verlieren. Es sei viel besser, das man sich zu einer besseren zeit spare und warte, bis die macht der Deutzschen und des christlichen volgks durch einikeit wiederumb zusamenbracht und gesterckt werde. Dieweil aber dieselbig also in zwispalt und uneinikeit stehen, ist sich schwerlich einigs glucks oder siegs zu getrösten. Derhalb, do wir fur dem Turcken friede und ruhe haben kondten, so ist jhe der friede dem kriege furtzutziehen, doch dergestalt, das man gleichwol mitlerweil nicht allein dasjenige, so wir noch uberig haben, in gueter acht und bestallung halten, auch besser verwahren, wie zuvor davon gesagt ist, sondern auch (dieweil durch unverwarnte und unbereitte leuthe nichs wol und rechtschaffen kan gehandelt und außgericht werden), das man zum allerfurderlichsten geldt auf- und zusamenbringe, volg annehme und sich mit rustung dermassen gefast mache, das man einem solchen gewaltigen feind begegnen und wiederstand thuen konne, do es jhe dartzu keme, das er fortrucke und euch angreiffen wurde. Dis alles will keinswegs zu underlassen sein, ob er euch gleich mit worten friede und sicherheit versprechen und zusagen wurde, woltet ir anderst bei euren landen und leuthen in ruhe und frieden bleiben. Und man wirdet euch leichtlich nicht, wo ir euch diesem allen nach haldet, verfuhren konnen.

Solt ir aber fur dem Turcken ruhe und friede nicht haben konnen, so ist kein zweivel, das man mit der that und gewapenter handt dartzun [sic!] greiffen muß. Dieweil aber auch gleichwol es nicht alles an der kegenwehr gelegen ist, euer ding auch nicht lenger bestandt haben kan, wo ir ein ungnedigen Gott habt und in solchem zwispalt verharren werdet, derwegen man furnemlich und fur allen dingen die sachen dahin richten muß, b das yr euch mit Gotte versunet und euch derselbige eine rechtschaffene ainikeit vom himel heraber gebe–b. Wo man das nicht thuet, so wirdet man vergeblich und umbsonst wieder diese gottesrach und drauende ruthe durch menschliche anschlege kempfen und fechten. Solche zwispalt gefelle ime gar nicht und will uns durch diese straf und ruthe ruffen, ja ziehen und treiben zu frieden und ainikeit, dieweil der gotlichen maiestet meinung ist, uns zu helfen und nicht zu verterben. Darumb ist vonnöthen, das man mit aller andacht und demutikeit die almechtige und milde c barmherzikeit Gottes anruffe, welche dann denen, so von hertzen darumb bitten, alwege offen stehet. Man m[uss] auch bitten–c, das Gott auß dem brun des himelischen liechts etzliche funcklein in unser hertzen, so in sunden verblendet sein, giesse und einlasse, damit wir doch einmal auß der schrift den rechten, warhaftigen sin und verstandt des heiligen geistes erkennen und mit eintrechtigem gemuet und hertzen annehmen. Wir mussen auch von Gott bitten ein solch hertz, d welchs den begangenen sunden und lastern feindt und allein zu Gott gericht sei–d, sich uff inen gantz und gar verlasse, allein nach seiner ehre durste und sich gantz und gar, dem nehsten zu dienen und seinen nutz zu suchen, ergebe, hasse und verfluche allen zwispalt und uneinikeit, furchte sich und erschrecke nicht fur dem tode, sei willig und bereidt, unerschrocken und kuhnlich sich e fur das vaterlandt, fur das wort und die lehr Christi–e, damit dasselbig fur dem joch und dienstbarkeit dieser wusten unfleter muege verteidingt werden, in allerlei ferlikeit ze wagen, und letzlich welchs frölich von dem hern warte alles dasjenige, so er ime zuschicken mag, dann wir seindt ime jhe viel lieber dann uns selbst. Do uns nuhn Gott ein solch hertz und gemuet verleihen wurde, wie er gewißlich und ane zweivel thuen wirdet denen, so inen mit einem rechtschaffenen glauben darumb bitten, so wirdet man erstliche den frieden des hern haben, welcher ubertrieft alle sinne.

Zum andern wirdet guter friede und ainikeit under uns ane alles unser zuthuen, muhe und arbeit erwachsen, ane welche ainikeit wider euer noch kein regiment und pollicei, wie stadtlich und wol angericht das auch immer sein mag, lange kan bestandt haben.

Zum dritten und letzten, so wirdet auch Gott alles dasjenige, so er euch eingeben und was er euch fur anschlege ins herz senden wirdet, ane allen zweivel dahin lencken und regieren, das sie zu einem gluckseligen und frölichen ende gedeien und gerathen werden. Damit nuhn diese trennung und zwispalt unter euch dest furderlicher mochten beigelegt und aufgehaben werden, so were an der zeit, f das man einen gemeinen frieden durch gantz Germanien offendtlich auschriebe–f und verkundigte. Solchs were zu ainikeit der erste grad, dadurch mitlerweil eure sachen zum theil wurden besser angericht werden. Nach diesem so must man dasjenige, so berurter ainikeit zuwieder möcht angesehen werden (was dasselbige auch were), zum allerfurderlichsten hinweg und auß dem wege thuen. Also kondt man leichtlich ebenes fusses mit dem allerkurtzten zu friede und ainikeit kohmen.

Diß alles sehen die kgl. Mt. itziger zeit fur das allernutzest und best an, habens auch also hiemit wollen erinnern, wie dann seiner kgl. Mt. als einem alten bundsverwanthen fursten und bludtfreundt nicht anderst hat geziemen noch gepuren wollen. Bitt auch, man wolle solchs wol und freundtlich gemeint vermercken, dann ire kgl. Mt. jhe nichs liebers sehen dan gemeinen frieden und ruhe der deutzschen nation und dieses hl. reichs ehr und wolfart, welchs ire kgl. Mt. itziger zeit und hinfurder mit allem vleiß, sonderen gnaden und geneigtem willen, auch durch was pilliche und erbare underhandlunge, vertrege und vereinung solchs immer geschehen mag, furdern und zu allem guetem standt bringen helfen wollen, welchs sie euch hiemit treulich und ane geverde thuen versprechen und zusagen.

Anmerkungen

1
  Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Lgf. Philipp von Hessen, Torgau, 1540 Dezember 7, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 2, fol. 17r–19r (Kop.): Spricht sich nicht nur aus organisatorischen Gründen gegen die von Ulm, Augsburg und Straßburg angeregte Verlegung des in Naumburg geplanten schmalkaldischen Bundestages in die Nähe von Worms aus, sondern sonderlich dorumb, das die handlungen nit so gehaimbt gehalten, sondern vor den Granuelh mochten khommen, welchs ye nit gueth were, das der ander tailh unsere rathschlege und sonderlich Franckreich, Braunschweig, Goßlar und andere dergleichen belangendt, erfharen wolten. Do sich auch etwan die gesprechshandlungen styssen und zu kayner vorgleichung schickhen, wurde uns und unsern aynungsverwanten ufgelegt wellen werden, wir hetten das durch unser beihandlung verursacht. Es mocht auch durch die wiederwertigen uns wollen ufgelegt werden, als ob wir zu sonderlicher der ksl. Mt. oder aber des Granuels als irer Mt. verordenter verachtung tege in unsern sachen ausser der gesprechshandlung gegen Wormbs gelegt. Auch wirdet bey dem Granuelh in werendem gesprech nit viel khonnen erlangt werden, dan zu besorgen, wirdet man viel von im haben wollen, so wirdet er wiederumb auch in vielen unser waren, christlichen religion artickeln volge und nachlassung suchen und die sachen, so an ihn bracht, wurde weith schlahen wollen. Bitte, es bei Naumburg zu belassen, damit der Bundestag dem Ausschreiben gemäß reibungslos durchgeführt werden kann. Dan solt in solcher negsten zusamenkunft nichts beschlieslichs gehandelt oder geschlossen werden, besorgen wir, es wurde der aynung ainen mergklichen grossen stoß tun und abfalh machen. [...]. Datum Torgau, Dinstags nach Nicolaj 1540.
a
 Der ursprüngliche DV ist gestr.: Des landgrafen antwort uf des von Heidecks werbunge; Hg. Ulrichen von Wirtembergk, Franckreich, Goßlar etc. und ander mher sachen belangen, 1540.
2
  Vgl. Gf. Dietrich von Manderscheid an Lgf. Philipp von Hessen, o. Ort, 1540 Oktober 29, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 2,2, Nr. 279, S. 836–837. Vgl. dazu Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Lgf. Philipp von Hessen, 1540 November 20, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 1, fol. 162r–164v (Kop.): Als uns euere L. vor etzlichen tagen geschriben und darneben copeyen uberschickt, was der Gf. von Manderschied kunftiger handlunge halben mit dem H. Granuella etc. zu Wormbs schriftlich an euere L. gelangt, solchs haben wir alles inhalts vornommen. Und wiewol dieselbe gedachts graven antzaige nit anders dan wolgemaint zu vorstehen, so halten wir es doch darfur, dieweil der von Manderschied jegen Wormbs wirdet kommen ane zweivel als ain vorordenter des Ebf. von Collenn, was er privatweyß zu handeln vormeint, das er solchs in der handelunge thue, dorumb der tagk gegen Wormbs angesetzt, und die sachen bey ksl. Mt. und des gegenteils gesandten, damit die rechte warhait und lhere unvorletzt bliebe, mit getreuem vleys undterbaue. Dann wann gleich viel privatischerweyße gehandelt wurde, must es doch fur dem beschlus vor die andern auch kommen, an [= ohne] welcher mitbewilligen durch ksl. Mt. auch nichts wurde konnen geschlossen werden. So hat man auch hievor dergleichen privathandelung halben wol erfaren, das die sachen dann oft unrichtiger und weitleuftiger gemacht worden sein. Zudem vormercken wir aus unser rethe und theologen von Wormbs aus uns vor wenigen tagen gethanen schreiben, das sich die rethe, potschaften und theologen dießes teils haben lassen vornhemen, das sie dermassen abgefertiget, bey der confession und apologien zu bleiben und dieselben zu vorteydingen. Dorumb es eben uf dem stehen wolte, wan gleich lange ad partem gehandelt und in dießem und jenem mit worten wolte geflickt werden, so where es doch entlich die maynung, das man bey der confession und apologien ane vortungkelunge mit neuen worten wurde bleiben. Dieweil es dann die gestalt hat, auch die stende sich negst zu Schmalkalden, uf der confession und apologia zu vorharren, nochmals einhellig vorglichen, so konnen wir nit achten, wartzu es dienen wolte, das wir uns etwa neherten, nachdeme wir, davon zu weichen, durch Gottes gnade nit genaigt, euerer L. und uns auch wider berurte schmalkaldische vorainigung ichtwas nachzuhengen ane der andern stende mitwissen und bewillig[ung] nit gepuren wil. Mochte aber obgemelter von Manderschied im vhal, das man sich nit vorgleichen wurde der religion halben, zu ainem bestendigen, gotlichen eusserlichen frieden was guts und fruchtbars handeln mugen und wolte sich dorinnen bemuhen, so wollen wir unsern rethen, inmassen euere L. ane zweivel auch thun werden, jegen Wormbs derhalben gerne bevhelen. [...]. Datum Lochau, den 20. Nouembris 1540. Der Text des Schreibens folgt mut. mut. wörtlich dem Vorschlag Dr. Gregor Brücks für die Beantwortung des Landgrafen wegen des Schreibens Manderscheids, vgl. Dr. Gregor Brück an Kf. Johann Friedrich, Wittenberg, 1540 November 18, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 1, fol. 158r–161r (Ausf.), hier fol. 160r–160v. Zum Schreiben an den Landgrafen vgl. auch Kf. Johann Friedrich von Sachsen an seine Gesandten in Worms, Zerbst, 1540 November 25, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 2,2, Nr. 244, S. 756–759.
3
 Schon am 16. November hatte Kf. Johann Friedrich an Dr. Gregor Brück geschrieben, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 1, fol. 154r–157v (Reinkonz.), hier fol. 156r–156v: [...]. Aber der andern schrieft des vorstands halben mit Franckreich stellet es der landgraf dohin, das er uns sein gmuth derwegen hivor zur nodturft angezeigt. Weil dan dem also und euch wissentlich ist, was wir seiner L. dorauf jedeß[mal] widergeschriben, zudem das es itzo uff dem ruhet, das zu negster zusamenkunft davon soll geredt werden, so hielten wir es dorfur, wir ließen es darbei wenden, uns auch gegen dem landtgraf dermassen vornhemen. Doch wollet uns hirinnen eur gutbedunken auch vormelden und uns die schriften wider schicken. [...]. Torgau, den 16. Novembris 1540.
4
 Vgl. unten die Beilage. Der Gesandte war Barnabé/(Jean?) de Voré, sieur de la Fosse. Vgl. dazu Lgf. Philipp von Hessen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, o. Ort, 1540 Dezember 12, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 364–372 Nr. 141, fol. 232r–232v (Ausf.): Bezug: Ankündigung einer Werbung des französischen Gesandten Foreus de Fossa bei Lgf. Philipp und Kf. Johann Friedrich durch die kursächsischen Räte in Worms. Geht davon aus, dass dem Kurfürsten mittlerweile sein Schreiben mit der Werbung des französischen Orators Johannes Fossanus und seiner Antwort darauf zugegangen ist. Ob nu diser Johannes Fossanus der sey, wöllicher von euerer L. räthten angezaigt, des könden wir nicht wissen. Aber unser antwurt, als die euere L. numer zuversichtlich geleßen haben, steet euerer L. jetzt angeregtem bedencken nicht ungleichförmig, sonder stympt mit derselben etlichermassen und sonderlich in dem, das wir die sachen biß zu unser der stend vorhabender zusamenkunft angestellt und uffgeschoben haben. Wurt aber von disen zwaien nicht ainer gemaint sein, sonder sollt auch der orator zu uns komen, den euerer L. rätht benampt haben, namblich Foreus de Fossa, so soll er gleich antwurt finden und die handlung auch in uffzug und biß zu erstgemelter zusamenkunft gericht und gestellt werden. [...]. Datum sampstags, den 12. Decembris anno etc. 40.
5
 Vgl. Haug-Moritz, Der Schmalkaldische Bund, S. 284–287.
b
–b Angestr., teilw. unterstr.
c
–c Angestr.
d
–d Unterstr.
e
–e Unterstr.
f
–f Teilw. unterstr., teilw. angestr.