Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (dt. Übersetzung, Kop.); DV v. a. Hd.: Hirinnen etzliche lateinische und vordeutzschte schrieften zwischen dem landgraven und dem Granuelh ergangen, 1541, Torgaw.

B  Marburg StA, PA 1379, fol. 18r–19v und fol. 24r–30v (teils Kop., teils Konz., lat.).

C  Marburg StA, PA 1379, fol. 40r–47v und fol. 73r–75v (teils Konz., teils Kop., lat.).

Wir haben euerer herrlichkeit schreiben des datum zu Nurmbergk entpfangen, darinnen uns euere herrlichkeit der röm. ksl. Mt., auch volgends euern selbst willen und meinung vormelden und antzeigen thuen, nemlich das wir auf den angesetzten regenspurgischen reichstag eylen, auch den andern fursten und stenden unserer religion, sich darauf zu furdern, also ursach und anleytung geben, sie auch ermanen und erinnern solten, das sie sich als die gehorsamen ertzeigen, lenger nicht vertziehen, sondern aufs schierst dahin kohmen wolten, wie dann dieselbigen euerer herrlichkeit schriften solchs und anders ferner mit sich bringen und antzeigen.

Nuhn haben wir aber vor des euerer herrlichkeit unser gemuet und furnehmena, das wir gantz geneygt, wo es nur immer muglich, der röm. ksl. Mt. und euerer herrlichkeit in dem zu gehorsamen. Damit aber solchs dest eher geschehen mocht, haben wir gepeten, das die ksl. Mt. selbst einsehen haben wolt, auf das die irrungen und zwispalt, so sich zwischen dem Hg. von Braunschweigk und der stadt Braunschweigk erhalten, mochten abgeschaft und beigelegt werden, dergestalt, das der von Braunschweigk die aufgehaltene zinß, einkohmen und gueter und die vorlegten strassen wiederumb abthue und eroffne, auch die gefangene burger von Braunschweigk ledig gebe und inen ire genohmene hab und gueter gentzlich wiederumb zustell oder, so er zu inen oder genanter stadt zu sprechen hett, das er dasselbig auf kunftigem reichstag furbrechte und in dem neben andern religionssachen handlung furnehmen liesse. Darauf uns dan euere herrlichkeit gantz freundtlich beantwort, das man einen herolden zu beyden theilen schicken wurde, welcher inen bederseyts frieden und, das sie sich alles gewalts, beschwerung, eingrifs und rustung kegeneinander enthalten solten, zu gepieten bevehl hett, wie dann euerer herrlichkeit schreiben solchs und anders mehr ferner vermag.

Aber dieweyl wir itzo gleich in rustung sein, uns auf den weg ze machen, so kumbt uns ein schrift zue von burgermeyster und rath mehrgedachter stadt Braunschweygk, darinnen sie sich beclagen, das sie nach [= noch] keyne schriften von ksl. Mt. entpfangen, auch den herolden nie gesehen hetten, sondern wurden von dem von Braunschweyg, seinen bevehlhabern und krigsvolgk von tag zu tag je mehr und mehr bedrangt, geengstiget und beschwerdt, die strassen vorlegt und iren burgern gewehret, das sie in iren gepieten kein hattierung [sic!] oder gewerb treiben konnen, weren inen auch ire zinß verpotten und aufgehalten, das inen die nicht gereicht wurden und in gemein alle gewerb dermassen gestopft und vorsperret, das sie an demjenigen, so sie zu irer notturft und underhaltung behuften [sic!], mangel und beschwerung leiden musten. Zudem, das genanter von Braunschweygk mit seinem furgenohmenen aufhalten und verpieten der decem, zinß und gueter, auch sonst anderm einkohmen und nutzung, zu der stadt gehorig, wie er dann zuvor die strassen erlegt, etzliche burger bestrickt und inen ire kaufmansgueter genohmen, immer furfahre, daran nichts nachlasse, sondern es teglich mehr und heftiger mache. Dieweil inen dan solchs lenger nicht zu erdulden, haben sie gepeten, das wir inen neben dem Kf. zu Sachssen etc. die zuerkante hulf auf nechst gehaltenem tage zur Naumburgk von reutern und fußvolgk zu rettung irer stadt gueter und gerechtikeyt, irer aufgefangenen burger und genohmenen gueter erledigung aufs ehst zuschicken wolten etc.

Wiewol wir aber nicht zweiveln, der herold werde albereyt mit briefen und bevehl beide an den hertzogen, welcher, wie wir gehort, itzo zu Regenspurgk sein solle, und die stadt Braunschweyg, soviel der zur sachen vonnoten, aufm wege und alles wol bestelt und vorfertigt sein, jedoch dieweyl wir von denen von Braunschweygk so oft angelangt und wir sehen, das sie so hart bedrangt werden und in fahr stehen, so haben wir nicht muegen underlassen, euere herrlichkeit zum andern mahl zu erinnern, das sie umb außbreitung willen der ehr Christi und gemeines friedens erhaltung an irem vleyß und forderung nicht wolten erwinden lassen, sondern wolte verschaffen, das der heroldt, so er nach [= noch] nicht außgeschickt, muege an des von Braunschweygs stadthalter, hauptleuth oder krigsvolgk, so er in seinem lande underhelt, auch an die von Braunschweygk abgefertigt werden, welcher inen von wegen und im nahmen der röm. ksl. Mt. gepiete und bevehle nicht allein, das sie friede halten, sondern auch das sie die bestrickten burger und aufgehaltene gueter widerumb loßlassen und restituiren, auch die landtstrassen eroffenen und die hendel und gewerb frey und unverhinde[r]t treiben und gehen lassen sollen, in gleichniß, das es auch dem Hg. von Braunschweigk, so itzo (wie man sagt) zu Regenspurgk sein solle, genzlich gepotten und bevohlen, das er selbst auch in diesem allen sich gehorsamlich halte und des gnugsame versicherung mache. Dan wo das nicht geschicht, so konnen wieder [= weder] wir noch die andern fursten und stende sicher auf den reichstag kohmen. Wir verhoffen aber, das solchs albereit wirdet außgerichtet sein oder ja bald außgericht werden, damit man derhalb nicht ze clagen, auch kein ursachen, diesen handel lenger zu vertziehen, haben muege.

Die andere vorhinderung, so uns furstehet, ist diese, nemlich gleich wie wir uns itzo zu der reyß rusten und gefast machen, ist uns ein schmehbuch, durch genanten Hg. Heinrichen wider uns geschrieben und ußgangen1, uberantwort, welchs unsern standt, guet gerucht und leumet uber die maß hart antastet, also das wir an zweivel fur toll und unsinnigk zu achten weren, wo wir unser ehren und gerucht so gering hindansetzten. Derwegen seindt wir gedrungen, unsern glimpf und nahmen dermassen angegriffen mit antwort, deren ein solcher furst wirdig, ehe dann wir von hinnen abreisen, zu verteidigen und zu retten2, wiewol wir gemeint, es solt ime verpotten und abgeschnitten worden sein, das er uns mit dergleichen schmehschrift hinfurder nicht mehr hett angreyffen und also, diese furstehende handlungen dermassen zu verrucken und auftzuhalten, ursach geben durfen. Doch wollen wir mit vleyß darob sein, damit wir unser kegenverantwortung zum forderlichsten fertig machen und dieselbig zu vertrettung und errettung unser ehren und glimpfs wider unsere abgonstigen und neider fur uns hergehen lassen3, welchs alles wir euerer herrlichkeit nicht verhalten wolten, mit gantzem vleyß bittende, euere herrlichkeit wolten dorob sein, auf das vielgmelte braunschweigische irrungen und zwispalt lenger nicht muegen hangen bleyben und also die andern sachen, welche man furnehmlich furdern und an die hand nehmen solt, dadurch verhindert und aufgetzogen werden. Euere herrlichkeit wolle auch unbeschwerdt sein, uns furderlich wiederumb zu beantworten, welcher wir uns in gueter hofnung thuen bevehlen. Geben in unser stadt Martpurgk, den 27. tag Februarij anno etc. 41.

Zedel: Do auch euere herrlichkeit ze wissen begert, auf welchen tag wir von hinnen abreysen wolten, so thuen wir derselbigen ze wissen, das wir umb den eylften tag Martij uns hiedannen erheben und mit grossen tagreysen aufs eilendst nach Regenspurgk verrucken werden4. Es wer dan, das uns etwas furfiele, welchs uns ursach gebe, diese ermelte zeyt entweder furzukomen oder lenger zu vertziehen nach notturft und gelegenheyt furgefallener gescheft. Als wir diese schrift vorfertigt, ist uns ein schreiben vom Kf. zu Sachssen etc. [Nr. 487], unserm freundtlichen, lieben vettern und brudern, zukohmen, darinnen uns seine L. ir gemuet zu erkennen gibt, nemlich das dieselbig auf den angesetzten reichstag nicht kohmen konnen, es sei dann, das der stadt Braunschweyg friede zugeschrieben und gegeben, inen die aufgehaltenen gueter und wahre wiederumb eingereumbt, die bestrickten burger auf sicherheyt wiederumb loßgelassen und erledigt, die landtstrassen allenthalben wiederumb eroffent und inen, ire gewerb und hantierung wie zuvorn wiederumb sicher und unverhindert zu treiben, vorstadtet, auch seinen L. solchs, das es also geschehen, erstlich zu erkennen gegeben werde.

Das ander, dadurch seine L. verhindert werde, sei das, das dieselbige unserm hern und ohemen, dem Ebf. zu Mentz, am cammergericht in wichtigen sachen und handlungen das burggrafthumb zu Magdeburgk und andere darzue gehorende gerechtikeyt zu Hall stehe5, welche irrungen seine L. meint, das sie durch etzliche von beyden theiln darzue erwelten schiedesrichtern vor dieser zeyt erortert und hingelegt seien. Aber der ertzbischoff, als er unlangst eine keyserliche commision an das cammergericht, welchem in denen sachen zu erkennen bevohlen wirdet, erlangt, soll er seine L. wiederumb derhalb furgenohmen und angefochten haben. Es hat aber der Kf. zu Sachssen auß etzlichen gewissen ursachen gedacht cammergericht recusirt. Dieweyl aber vom ertzbischoff etwas wieder [= wider] solche recusation, welche doch der churfurst gnugsam, grundtlich, bestendig und legitimam antzeygt, furgewanth, beclagt sich itzt gemelter churfurst, das man am cammergericht darauf, dieweyl er sich seiner recusation gehalten, bis auf die contumatiam und schier auf die acht kegen ime procedirt. Derhalben habe es bey ime das ansehen, do er sich auf den reichstag begeben und doch mitlerweyl mit der acht kegen ime verfahren werden sollt, das er nicht wol sicher alda wurd sein konnen. So hab er auch die ksl. Mt. derhalb mit schriften ersucht, aber nach [= noch] ane antwort blieben.

Die dritte verhinderung sey diese, das der procurator des keyserlichen hofs seine L. von wegen des Bf. zu Meyssen am cammergericht auch rechtlich furgenohmen und vielleicht wieder seine L. auch biß auf die acht zu procedieren furhabe6, welchs, so es geschehe, wurde seine L. vielleicht auch nicht wol sicher sein oder aber seiner L. solchs jhe nicht zu geringer schmach und hoen gedeien. Wo nuhn solchs alles abgeschaft und aufgehaben wurde, so mocht vielleicht seine L. auch anders sins werden. Derwegen thuen wir als diejenigen, so Gottes sachen, des hl. reichs und gemeinen frieden gerne gepflantzt und gefurdert sehen wolten, und schreiben euerer herrlichkeit solchs, damit dieselbigen auß angeborner lieb und andacht zu Christo und darnach kegen allen frommen, gueten hertzen, solche verhinderliche stuck beytzulegen, vleyß ankehren wolt, und bitten, euere herrlicheit wolten unbeschwerdt sein, von der ksl. Mt. so viel zu erlangen und zewegen ze bringen, das nicht allein die braunschweigischen irrungen (welchs wir doch furnemlich bitten thuen) gestilt, sondern auch diese zwo ursachen, den Kf. zu Sachssen etc. anlangende, dieweyl sie der religion nicht anhengig sein, mitlerweyl aufgeschoben und inen anstandt gegeben werden mocht. Dann wir verhoffen, wo Gott der almechtig wirdt gnade verleihen, das die religionssachen in einen frieden gepracht, das auch diesen itzt gedachten privatsachen guete, pilliche weg und mas kondt funden und getroffen werden.

Ferner aber ist nach eins, welchs uns zufelt. Do die irrungen zwischen dem Hg. von Braunschweig und der stadt Braunschweyg durch den geschickten herolden vielleicht nicht mochten gestilt werden oder der hertzog demselbigen nicht gehorsamen wolte, also das inen die hulf irer bitt und der einungsverwanthen entschliessen und erkentniß nach must zugeschickt werden und wir der ksl. Mt. zu underthenigstem gehorsam albereyt auf den reichstag getzogen weren, aber des furfallenden krigs und feindtschaft halb wir, wiederumb in unser gewarsam zu tziehen, gedrungen wurden, ob uns auch einer fernern und weytleuftigern declaration unsers sunderlichen geleyts vonnoten sein wolt, nemlich dorauf, das uns nicht schedlich oder nachteilig were, das wir uns an alle verhinderung, einrede und aufhaltung der ksl. Mt. wiederumb zu den unsern frey und on alle fahr begeben mochten. Derhalb bitten wir mit hochstem vleyß, die ksl. Mt., unser allergnedigster herr, wolt uns ein deutlicher, clarer vergleitung under einem nehern dato, dann die andern sein, gnedigst geben oder aber diß durch eine schrift eynes neulichern und nehern datums clerlich zuschreyben und gnedigst bestetigen, das, unangesehen des gemeinen gleyts, dem Kf. zu Sachssen etc., uns und den andern stenden zugestelt, welchs unter anderm des inhalts ist, das das hinwegziehen von dem tage mit gnediger bewilligung und zulassung der ksl. Mt. geschehen solle, das wir nach erforderung unser notturft oder, do es sonst also unser gelegenheyt und wille, welche zeyt und wen es uns gefellig, hinwegzihen und reisen und wiederumb in unser gewarsam ane alle verhinderung der ksl. Mt. oder sonst menniglichs, auf das darin kein ungewissheyt oder zweyvel sei. Und wieviel ehr uns solch geleyt zukombt, dest zeytlicher wollen wir auch ankohmen.

Euere herrlichkeit wolle solch unser oftermals anlangen von uns nicht unfreundtlich vermercken, dan solchs nicht one ursach, sondern den sachen allenthalben zum pesten von uns beschiet, des wir Gott den almechtigen zu zeugen nehmen, welchem wir euere herrlichkeit in ewikeyt thuen bevehlen. Datum ut supra.

[2.] Zedel: Damit aber euere herrlichkeit des Kf. zu Sachssen gemuet und meinung, soviel die braunschweygischen irrungen, auch seiner L. zukunft gen Regenßpurgk anlangen thuet, dest pesser und clerer vernehmen muegen, so haben wir euerer herrlichkeit denselben artickel, wie derselbig in schriften an uns gelangt, hiemit einschliessen wollen, dann also lauthen die wort:

‚Und dieweyl es also stehet, das wir nicht gewiß sein muegen, ob solchen der von Braunschweygk beschwerungen abschaffung und linderung geschehen wirdet, dadurch sie der hulf gerathen oder die in eynen weyttern auftzugk kohmen lassen, so konnen wir auch der personlichen besuchung halb des reichstags bey uns nicht schliessen. Dan wir wusten uber die beschehene bewilligung die von Braunschweig nicht zu lassen und uns in demselben vhall, do sie der hulf durften, ausserhalben landes zu begeben. Derhalben werden euere L. die sachen bey dem von Granvehl zu furdern wissen, uns auch solchs furderlich zu erkennen geben, damit wir uns darnach zu richten haben etc.‘

Damit aber der Kf. zu Sachssen nicht ungefallens haben mocht, das wir mit dem geleyt weytleuftiger und reichlicher dann seine L. vorsehen, so haben wir fur guet und notwendig angesehen, uns beiden das geleyt dahin zu richten und zu erstrecken, wie wirs fur uns gepeten haben. Derwegen haben wir hieruber Dr. Walthern und andern unsern räthen, welche unsers versehens itzo albereyt zu Regenspurgk ankohmen sein werden, bevehl gethan, das sie derhalb bey euerer herrlichkeit anregung thuen sollen, damit solchs alles wol und rechtschaffen ausgericht und zuwegen bracht werden muege. Datum ut in litteris.

[3. Zettel:] Gleich alß diese schrift allenthalben gantz vorfertigt und der bott itzt damit abgefertigt werden solt, ist uns ein schreiben von burgermeystern und rath zu Goßlar zukohmen, darinnen sie uns ire beschwerungen und drangksall gantz kleglich zu erkennen geben, nemlich, das sie, ungeacht von Hg. Heinrichen seinen stadthaltern und amptleuthen ksl. Mt. gegebenen aufschubs und gethanen verpoth der acht, teglich ane underlaß und aufhoren bedrangt und angegriffen werden, wie dann euere herrlichkeit solchs auß hierein verwarter schrift ferner clerlich zu befinden7, auß welcher schrift euere herrlichkeit auch den gehorsam des hertzogen kegen die ksl. Mt., welchen er so oft ruhmet und aufmutzt, leichtlich ermessen werden, nemlich, das er den keyserlichen mandaten und bevehlichen, wenn er sich duncken lest, das sie nicht fur inen seindt, gar keinen gehorsam leystet.

Derhalb, ob vielleicht genanter herzogk sich bei der ksl. Mt. entschuldigen und furwenden wolt, als ob die goßlarische sach nicht ein religionssach were, so mag ime die ksl. Mt. in dem keinen glauben geben. Dan wir muegen das mit grundt und warheit sagen, das gemeiniglich alle fursten und stende unserer religion, so jungst zur Naumburgk versamlet gewesen sein, den [sic!] gesprochenen [sic!] sententz und urthel nicht anderst haben verstehen konnen, dan das es zuwieder unser religion gesprochen sei, welchs inen dann nicht ein wenig zu hertzen gangen. Dieweyl dan nuhn auß diesem und andern hell und clar erscheint, das dieses boßhaftigen menschen gemuet und meinung anders nicht gericht und geneygt ist, dann krieg und zanck zu erregen und die bede streitige theil in Deutzschlandt jhe mehr und mehr kegeneinander zu verbittern und ineinander zu verhetzen, und aber solche dieses hertzogen gewaltsame handlungen, deren er sich wider die stedt Goßlar und Braunschweygk teglich und gantz feindtselig gebraucht, die zeyt des werenden reichstags nicht solten abgeschaft und aufgehoben werden, wie wir dann oftmals gepeten, so hett euere herrlichkeit leichtlich zu bedencken, was darauß ervolgen wolt, nemlich fur andern, das der angestelt reichstag seinen gepurlichen fordtgang nicht fuglich wurd haben konnen. Wir geschweigen anderer verhinderungen und unrichtikeyten mehr, so leichtlich darauß entstehen konten.

Dieweyl aber Hg. Heinrich ein mensch voller unwarheyt, der kein scheu hat, der ksl. Mt. alles, was im nuhr ins maul kumbt und er es ime nutz zu sein vermeint, obs gleich erticht und unwar, eintzubilden, will vonnoten sein, ob er gleich furgebe, er were den keyserlichen mandaten und bevehlichen gehorsam gewest oder wolt inen gehorsam sein, das man ime in dem nicht gleube und nicht alleine ime durch die ksl. Mt. ernstlich bevohlen werde, sich des außgegangenen anstands der acht und andern keyserlichen gepoten und bevehlichen, davon diese schriften meldung thuen, gehorsamlich ze halten, sondern das auch ire ksl. Mt. eine glaubwirdige person zu erfahren und erkunden, ob der von Braunschweygk den mehrgedachten keyserlichen mandaten gehorsam gewest sei oder nicht, von stund an schicke, damit also den sachen grundtlich nachgegangen und daran kein mangel gespurt werden durfe.

Wurd aber der von Braunschweygk in diesem seinem gewaltsamen, thetlichen furnehmen furtfahren und beharren wollen und die ksl. Mt. kondt dulden und zusehet [sic!], das ine die unsern mit gleicher wahr hinwieder auch betzaleten, so must man dannoch besehen, ob man die weg finden kont, damit wir fur ime pleiben mochten.

Solcher sachen halben erinnern wir euere herrlichkeit abermals, auf das sie vleyß ankeren wolten, damit ertzelte ding alle zu einem gueten, friedlichen standt fuglich und bequemer weyß gebracht werden mochten. Und thuen euere herrlichkeit, wie vorgemelt, Christo, unserm erloser, bevehlen. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
 Hier fehlt in der Vorlage das Verb.
1
 Vgl. Dritte bestendige warhafftige redliche Gottliche und ergrundte unablegliche antwort des Durchleuchtigen hochgebornen Fursten vnd herrn herrn Heinrichs des Jungern Hertzogen zu Braunschweig und Luneburg auff des Landgrafen wider S. F. G. neher ausgangen vngottliche vnchristenliche vnehrlich vnwarhafftige erdichte vnd vnbestendige lesterschrift [...]. Wolfenbüttel 1540. Vgl. Kuhaupt, Veröffentlichte Kirchenpolitik, S. 266–268, S. 271–272 und S. 332.
2
 Vgl. Verbum Domini Manet In Aeternum. Des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd herrn herrn Philipsen Landgrauen zu Hessen [...] Dritte warhafftige verantwortung aller der dinge so seinen F. G. von Hertzog Heinrichen Der sich nennet Den Jungern von Braunschwig zugelegt worden sein [...]. Marburg 1541. Vgl. Kuhaupt, Veröffentlichte Kirchenpolitik, S. 274–277 und S. 338.
3
 Vgl. Lgf. Philipp von Hessen an Karl V., mut. mut., an Kg. Ferdinand, Marburg, 1541 März 13, Marburg StA, PA 1379, fol. 78r–78v (Reinkonz.): Schmähschriften Hg. Heinrichs von Braunschweig gegen ihn, Kf. Johann Friedrich von Sachsen und die Stadt Braunschweig. Hat nicht unterlassen können, gegen die wichtigsten Punkte der gegen ihn publizierten Schmähschrift einen Gegenbericht, den er, falls nötig, beweisen kann, vorzulegen. Schickt von dieser kurzen Schrift, die er, wenn nötig, zu erweitern gedenkt, ein Exemplar zu, mit der Bitte, den Text zu lesen oder in eine fremde Sprache übersetzen zu lassen. Daraus wird sich seine Unschuld erweisen und werden die Schandtaten Hg. Heinrichs offenbar werden, die dieser gegen sein Gewissen, gegen den Kaiser und das Reich vielfältig verübt hat, so dass der Kaiser Hg. Heinrichs Verleumdungen keinen Glauben schenken wird. [...]. Datum Marpurg am Sontag Reminiscere anno etc. 41.
4
 Anfang März 1541 traf der Landgraf jedenfalls Vorkehrungen für die Zeit seiner Abwesenheit, vgl. Instruktion Lgf. Philipps von Hessen für die daheim gelassenen Räte für die Zeit seiner Abwesenheit auf dem Reichstag in Regensburg, Marburg, 1541 März 6, Marburg StA, PA 571, fol. 11r–14v (Ausf.).
5
 Vgl. zu diesem Konflikt Steffen, Zur Politik, S. 24–29 und S. 45–46 und Mentz, Johann Friedrich, Bd. II, S. 508–536.
6
 Vgl. Lobeck, Das Hochstift Meißen, S. 157–167.
7
 Vgl. Bgm. und Rat von Goslar an Lgf. Philipp von Hessen, Goslar, 1541 Februar 22/24, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 1, unfol. (Kop.).