Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20I, fol. 105r–112v (Ausf.).
B koll. Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20I, fol. 96r–103v (Konz.).
C koll. Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20III, fol. 458r–463r (Ausf.).
Instruction, wes sich Dr. Nicolaus Holstein uff dem reichstag zu Regenspurg dieses 41. jars gehalten solle1.
Erstlich soll ehr sich bey den sechssischen gesandten, auch dem Lgf. zu Hessen ader seiner fstl. Gn. rethen angeben a –und inen nach entschuldigung meins gnedigen fursten und hern personlich auspleiben antzeigen–a, das ehr hinaufgeschickt were, von meins gnedigen fursten und hern, Hg. Ernstenn, wegen den reichstag zu besuchen und bey allen handelungen und sachen, darbey ime als einem gesandten von wegen seiner fstl. Gn. gepuret zu sein, wolle sich derhalben bey ihre fstl. Gn. und inen dermassen angegeben und erpotten haben, b –so von wegen gemeiner evangelischen stenden, etliche sachen zu beratschlagen oder zu handlen, furfallen wurde, das ehr uff erfordern sich darzu vorfuegen und darauf warten wolle–b. So were ehr bedacht, sich bey ksl. Mt. auch anzugeben und meins gnedigen hern personlich auspleiben uffs undertenigste zu entschuldigen.
Darnach soll ehr sich bey ksl. Mt. auch angeben und ihrer Mt. meins gnedigen fursten und hern undertenigste c –gehorsame und–c gantz willige dinste und, do es irer Mt. an gesuntheit ihres leibs, cristlicher und gluckseliger regirung gefellig und woll zustunde, das d –seine fstl. Gn. –d, solchs zu vernhemen, hochlich erfreuwet, ansagen und ferner vermelden: Wiewol das ihre ksl. Mt. den reichstag zu Regenspurg ausgeschrieben und die chur- und fursten und stende des reichs darauf erfordert habe, so sey doch meinem gnedigen fursten und hern von irer Mt. kein schreiben noch erfordern uff solchen tag zukommen, derhalben auch seine fstl. Gn. sich nit geschicket noch uff den wege begeben, denselbigen zu besuchen. Aber onelangst, nemlich den 24. tag des monats Februarij sey ein ander schreiben von ihrer Mt. ausgangen, darinne ihre Mt. meinem gnedigen fursten und hern anzeigt, das sie uff den 20. tag desselben monats gneigt sey, zu Regenspurg einzukommen, mit begher, das seine fstl. Gn. uff solche zeit doselbs auch gewislich einkommen wolle. Nun sey aber solch keiserlich schreiben e –in meins gnedigen fursten und hern cantzley uberantwurtet worden–e vier tage, nachdem seine fstl. Gn. zu Regenspurg einkommen solte, und darnach in etlichen tagen, aberf darnach als seine fstl. Gn. widder anheim kommen, ihr behandiget worden, das also ahn seiner g –fstl. Gn. nit gelegen, sonder daran, das seiner fstl. Gn. das erst ausschreiben gar nit und das ander etliche tage, nachdem seine fstl. Gn. zu Regenspurg solte einkomen, ist zukomen, gemangelt hat2, das seine fstl. Gn. uff bestimpte zeit zu Regenspurg nit erschienen ist–g.
Aber nichtsdestoweiniger habe seine fstl. Gn. sichh darzu geschickt, auch i –seiner lantschaft–i uff gemeinen lantagj [sic!] angezeigt, das seine fstl. Gn., wiewoll es ihr auch schwacheit halber ihres leibs schwerlich gewesen, den reichstag eigener personen besuchen wolte. Als aber seine fstl. Gn. itz uffbrechen und sich uff den wege hat begeben wollen, hat sich der hauffen landtsknecht, k –so sich in den nidder- und westphelischen landen–k zusamengeworfen l –haben, uffegmacht und–l biß uber die Wieser an seiner fstl. Gn. lande und furstentumb gerucket und sich do gelegert. Dieweil dann sich derselbige hauffen knecht noch teglich stercket und man nit weist, whem ehr zukumpt oder was sein furhaben sey, so habe mein gnediger furst und her sich ausserhalb landes und so ferr biß gehen Regenspurg nit begeben und ihre lande und leut in solcher gefhar lassen mogen. Domit aber seine fstl. Gn. gehorsam erscheine, so habe seine fstl. Gn. ihnen, Dr. Holstein, abgefertigt mit volmacht und befehl, von wegen seiner fstl. Gn. bey den sachen und handelungen, so uff diesem reichstag werden gehandelt und darbey seiner fstl. Gn. gepurete, zu sein. Und thue seine fstl. Gn. uffs undertenigste bitten, ire ksl. Mt. wolle seine fstl. Gn. ihres personlichen nit-erscheinens aus angezeigten ehaften ursachen allergnedigst entschuldigt nhemen, inen, den doctorem, zu berurten sachen und handelungen an seiner fstl. Gn. stadt gestatten und m –seiner fstl. Gn. –m allergnedigster keyser und her sein. Das wolle seine fstl. Gn. in aller undertenigkeit zu vordienen alle zeit willig befunden werden. Darnach soll Dr. Holstein uff die handelungen und stunde, so darzu bestimmet werden, warten und das in allen sachen helfen rathen, das zu der ehre Gottes und erhaltung frides und rechts mag dienstlich sein.
Dieweil dann im keiserlichen ausschreiben dieses reichstags etliche furnemliche artigkel, darvon gehandelt solle werden, ausgedruckt, nemlich von vorgleichung der religion, von erhaltung frides und rechtes im reich und, wie dem erbfeinde der cristenheit dem Turcken moge widerstandt geschehen, so soll Dr. Nicolaus Holstein in dem allem, das sich zu cristlicher vorgleichung schicken und anderer [sic!] chur- und fursten und stende, dem evangelio und cristlichem vorstendtnuß zugethan, werden vor gut ansehen und sich vergleichenn, auch mit voreinigen.
Aber so es uff den artickel von den clostern und geistlichen gutern kommen wirdet, soll ehr sich deß befhels als wir ime hiebevhor gehen Wurmbs gegeben haben, gehalten3.
Betreffende erhaltung frides und rechtes im reich soll ehr darzu helfen rathen und furdern, das ein bestendiger fride im reich uffgericht werde. Und ob man sich in der religion nit vorgleichen konte, das dannoch im zeitlichen ein friede gemacht und vorsehen werde, domit sich einer jegen den andern weder umb glaubens noch zeitlichen sachen nichts tetlichs ausserhalb rechtens moge zu befaren haben und es eine jede oberkeit in irem gepiete in der religion also mache, wie ehr es vor Gott gedencket zu vorantworten.
Das auch ein unparteisch recht im reich uffgerichtet werde, dann diese personen, so itz am camergericht, sein diesen evangelischen stenden gar nit leiderlich, dano sie sein durch die interponirtep recusation wider sie ergrollet. So sein sie auch der stende geschworen widersacher, dan sie haben alle geschworen, nach den reichsabschieden zu erkennen, derhalben vill stende in vormeinter kraft des wormsischen edicts und augspurgischen abschiedes beschwert sein worden. Darumb auch, so das camergericht mit neuwen personen besatzt solte werden, so mueste das jurament vorandert und uff cristliche punct gerichtet werden, die unchristliche abschiede, edict und canones des geistlichen rechtens ausgetzogen werden. Dartzu kann es nyt woll ane vordacht und beschwerung sein, wan nit jeder teil, nemlich die papisten und evangelischen, die helfte der personen setzetq. Darumb were es zu erhalten, so were der kost auch woll zu tragen, damit man gleich und unparteisch recht im reich gehaben mochte.
Die turckenhilf soll nit gewilliget werden, es werde dann ein bestendiger fride oder langk werender anstandt und unparteisch recht im reich uffgerichtet. Und wan solchs erlangt und die turckenhilf gewilliget wurde, so soll Dr. Nicolaus von ubermass und beschwerung meines gnedigen fursten und hern reichsanlagen und steuren und, das dieselbige gemiltert mochten werden, wie derhalben hiebevor von wegen meins gnedigen fursten und hern uff etlichen reichs- und andern tagen aus domals furgeprachten ursachen gepeten und seine fstl. Gn. woll vortrostet sein werden [sic!], anregen und bitten.
So dann uff dem nechsten tag zu Schmalkalden durch gemeine vorwanten stende beratschlaget, wie sich die stende und gesandten uff dem reichstag in beratschlagung obberurter artigkel halten und ein sampte antwurt geben sollen, wie solchs der abschide, welchs nachfolgenderr ar[tikel] mit A gemercket ausweisen thut, so soll sich Dr. Nicolaus desselbigen auch gehalten und sich gemeinlich, so von sachen solle geredt und gehandelt werden, mit etlichen hessischen oder sechssischenn oder beidens underreden und beratten, damit ehr derselbigen gelegenheit desto meher kundig und seinen radt odder stym darnach moge zu richten haben, in welchem allem ehr seinen vleiß und vorstandt furwenden und geprauchen solle. So aber etwas furfallen wurde, welchs uns beschwerlich zu bewilligen, soll ehr solchs eilende an uns gelangen lassen und unsers bescheids darauf erwarten.
Ob auch imants wider uns clagen oder schrift ksl. Mt. ubergeben und sie ime zugestelt wurden, soll ehr antzeigen, das ehr solcher sachen keinen bericht noch befehl habe, ehr bitte aber, ksl. Mt. wolle sich wider uns zu ungnaden nit bewegen lassen, sonder unsere antwurt und berichts uff solche clage erstlich erwarten und vornhemen. So werde ihr Mt. befinden, das die sache vill anderst, dann sie von clegern angepracht sey, gestalt, und meins gnedigen herren undertenigsten antwurt und berichts ein gnedigst und gut gefallen haben. Wirdet ime dann die schrieft zugestelt, t –meinem gnedigen hern–t zuzuschicken, so soll ehr sie zu sich nemen und u –seiner fstl. Gn. –u zuschicken.
Weil aber Jorg Lang nachst, als wir bericht werden, zu Hagenauw gewesen und doselbs clagen ubergeben ader veleicht offentlich anschlagen wollen, v –so ehr nun solchs zu Regenspurg auch thun wurde–v, dardurch ehr dann meinen gnedigen fursten und hern w –und andern–w unglimpf zumessen mochte, so die antwurt darauf langsam gefiele, so soll Dr. Nicolaus, in dem Jorg Lange ein offentlichen anschlagen thut, dasselbig abreissen lassen und es ksl. Mt. neben gelegenheit der sachen antzeigen und bitten, solchs abzuschaffen und Jorgen Langen der gepure darumb zu straffen, auch anzuhalten, sich an ordentlichem rechten settigen zu lassen. Und hat Dr. Nicolaus aus dem vortrag, so zwischen Eberten Walhorn und Jorgenn Langen uffgerichtet, auch was das keyserlich camergericht an x –meinem [sic!] gnedigen fursten und hern–x geschrieben und y –seine fstl. Gn. –y zur antwurt gegeben, auch nun letzlich an Jorgenn Langen geschrieben haben, die gestalt der sachen zu vornhemen. Wurde aber Jorg Lange kein offentlich z –anschlagen thun–z und allein dem keyser clage ubergeben, soll sich der doctor darinne wie obgemeldet halten, aa –meinem gnedigen hern– dieselbige zuschicken.
Als dann mein gnedigster furst und her sich mit seiner fstl. Gn. bruder, Hg. Frantzenn, irer lande und leute und, was ihre fstl. Gn. insampt gehoret, freuntlich voneinandern geteillet haben inhalts uffgerichter teilprief und dann under andern beredet worden, das beide ihre fstl. Gn. uff diesen [sic!] reichstag sollen umb confirmation solcher teilung und vertrege ansuchen, so ist zu der notturft eine instruction, dero copei, mit B, C gezeichnet, folget, gefertigt und Hg. Frantzen zugeschickt worden, dieselbige seins teils auch zu vorpitschiren, seiner fstl. Gn. gesandten namen darein zu schreiben und bey denselbigen gehen Regenspurg zu schicken4. Wan nun solche instruction kommet, so soll Dr. Holsteinn neben und mit Hg. Frantzen geschickten an ksl. Mt. ab den inhalt derselben instruction muntlich werben, ac –darnach die instruction uberreichen– und sollicitiren, die confirmation zu erlangen. Sie sollen in der cantzley fragen, was man vor dieselbige in die cantzley geben solle, und Dr. Holstein uns und Hg. Frantzen gesandten seiner fstl. Gn. zu erkennen geben, damit ein ider seinen antheil hirauf zu schicken habe. So aber Hg. Frantzen geschickten seins bei sich hette, so soll es Dr. Holstein von der zerung verlegen oder sunst uffpringen und ad –meinem gnedigen fursten und hern– zuschreiben, soll es so bald erstattet und hinausgeschickt werden.
Wurde durch ksl. Mt. oder in der cantzley gefordert, das man wolle die teilprief und vortrege ubergeben, so sollen die geschickten antzeigen, das sie die nit hetten, achten es auch one nott sein, dan aus irer werbung, die sie auch in schriften, so man es begeren tette, zu ubergeben urputtig, zu vornhemen, warauf principaliter die teilung stunde, bey welchem das regiment und last des furstenthumbs gepliben etc. Darumb wher die bitt allein umb eine gemeine confirmation etc. Wolte man aberae je copias der teilprief und vortrege haben, so mogen die gesandten antzeigen, sie hetten sie nit bei sich und wurden ungezweiffelt die fursten es darvor geachtet haben, das es nit nottig were, sie musten es aber ihre fstl. Gn. berichten etc.
Nachdem dan der Bf. zu Hildensheim af –meinen gnedigen fursten und hern– am camergericht etlicher nachstendigen zinse halber uff die 15.000 fl. houptsum furgenhomen, so soll Dr. Holstein, wan gedachter bischoff zu Regenspurg were oder darkommen wurde, dem lantgraven uff die credentz, als ag –mein gnediger furst und her– ime mitgegeben, zu gelegener zeit ansprechen und bitten, das sich seine fstl. Gn. in die sache schlagen und vorsuchen wolle, dieselbige beyzulegen und zu vortragen5. Und khan nhun Dr. Holstein seiner fstl. Gn. der sachen herkommen und gelegenheit woll berichten. Und wiewoll mein gnediger furst und her ubel zu solcher beschwerung kommet, dan es sein an den 15.000 fl. nit 5.000 barschaft ausgethan, das ander aus alte schulden und sunst zusamengeflicket, des es zu 15.000 fl. kommen ist, welchs meins gnedigen hern her vatter desto leichter hat geschehen lassen, weil sie uff die herschaft Homburg haben sollen geschlagen werden. Dannoch so man die sache konte ungeverlich uff folgende wege handlen, so wurde es seine fstl. Gn. lieber vorfolgen dann mit dem bischoff rechten, dan seine fstl. Gn. doch ungunstige richter hat: Nemlich das mein gnediger her hette vor alle vorsessen zinseah 4.000 ai –oder 5.000– fl. muntz gegeben und das die houptsum hinfurder unvorzinset biß zu ablosung der herschaft Homburg were gestanden und dan neben dem andern pfandtschilling entrichtet were worden oder das die houptsumma und die betagte zinse biß uff diese zeit samptlich zu dem pfandtschilling weren geschlagen und eins mit andern aj –zu zeit der losung– entrichtet werden [sic!], aber das nun hinfurder kein zinse mher darauf lauffen solte.
Und konte der lantgraff woll allerley persuasion geprauchen, als wie itz des bischoffs sache stehe und das mein gnediger furst und her ime in seiner sache woll dienen und furdern konte, das ehr auch bedencken wolte, was meins gnedigen hern vatter bereit bey dem stift gethan und wie dieß landt des stifts halber in grossen schaden und vorderbe komen sein etc. Solten [sic!] man dan gleich sich vorpflichten, wan mein gnediger furst und her zu executorn der ergangen urtheil neben andern fursten vorordnet und zur execution gegrieffen wurde, das dan mein gnediger furst und her dem bischoff einen monat mit 100 oder 200 pferden uff eigen kosten gedienet hette, wurde solchs bei meinem gnedigen hern auch zu erhalten sein. Ob aber der bischoff beschwerlicher mittel furschlagen und darauf vorharren wurde, so soll es Dr. Holstein meinem gnedigen fursten und hern in eil zu wissen thun und der lantgraff die sache unvormerckt biß uff weiter antwort uffschieben6.