Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 276r–279v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 279v: Unsere gnedigst und gnedig geben antwort uff di 6. posto, einkomen Regenspurg, Freitag nach Quasimodogenitj 1541 [1541 April 29].

Haben ihr Schreiben vom 19. April 1541 samt der ksl. Resolution [Nr. 580] zur Kenntnis genommen. Das ir nu solliche ksl. Mt. resolution also angenommen und das underschreiben, dorzu sich ire Mt. erboten, ungesucht gelassen, dorin ist uns zu gefallen geschen; dann dieweil dieselbig unser beschenen peticion nicht gemes nach aller ding gerichtet, so wil doran nicht vil gelegen sein, dan under anderm befinden wir, das des Bf. von Meissen sachen dorinnen gar nicht gedacht, doran uns, wie ir wisset, nicht wenig gelegen, sie wolt dann in der gemainen abschaffung, an dem camergericht beschen, mitgemaint sein, dorfur wirs aber gar nicht achten mugen, wolt auch unsere suchung dergestalt in deme nicht resolvirt sein. Zudeme befinden wir weitter, obwoll ksl. Mt. mit dem Bf. zu Maintz und Magdeburg unser burggrevischen sachen halben handlung gepflegt, so hat er doch, dieselbige allain diesen reichstag aus ruhen zu lassen, bewilligt, ungeachtet, das unser peticion dohin gestanden, das unser rechtmessigen recusation mochte statgegeben werden und das wir mit dem camergericht arbitros iuris erwelen möchten, welchs uns im grunde abgeschlagen. Zudeme ist uns auch seltzam und befrembdlich, das sich der bischof nuhmer einlies, den stilstand zu bewilligen, dann euer L. und ir wisset, das bishere alle kaiserliche bevel und mandat, in berurter sachen an uns ausgangen, dohin gericht und gestelt gewest, das dieselben aus aigener ksl. Mt. bewegnus und nicht auf ansuchen oder anhalten des bischoffs hergerurt. Do aber itzo das widerspill aus gemelter ksl. Mt. resolution clar erscheinet, dieweil der bischoff auf ksl. Mt. handlung, die sachen nicht lenger dan disen reichstag aus ruhen zu lassen, gewilligt, doraus auch nu clar erscheinet, das der bischoff den kayserlichen bevelch zu vorhinderung des compromis wider sein zusage bey furstlichen ehren und treuen bößlichen und ubel ausbracht hat und treubruchig worden. Dorumb bitten wir freuntlich und begern gnediglich, nachdeme ir ksl. Mt. cantzlei handschrift berurter resolution bei euch behalten, ir wollet es dohin vleissigen und furdern, das dieselbige durch den secretarien Obernburger underschrieben muge werden, domit sie kunftiglich so vil mer beglaubt sei. Dann sich woll schicken und zutragen mag, das uns solche copei zu allerlay dinen mag.

Uber das will unser notturft sein, das wir von unserm vettern, Pfgf. Friderichenn, die schrift, so wir an sein L. getan und wir euch zugeschickt haben [Nr. 577], antwurt erlangen1, dorzu auch unsers vettern und brudern, des landgraven, antwurt auf die antzaig, so wir euch, seiner L. zu thun, bevolhen, in gleichnus bekommen2, dan doraus werden wir uns allerlay zu erlernen haben, was uns personlicher besuchung halben des reichstags will thunlich sein oder nicht. Derwegen wissen wir uns itzo und vor des dorauf unsers entlichen gemuts nicht vornemen zu lassen. Schirst uns aber des Bf. von Meissen sachen halben unser peticion nach resolution, auch gedachts Pfgf. Friderichenn und des landgraven antwurt zukommen wirdet, wollen wir uns alsdan dorauf ferner lassen vornemen, auch nicht underlassen, den sachen mitlerzeit nachzugedencken.

Dann zu vorigen angezaigten ursachen ist dis unsers ankommens nicht die geringste, das sich die knecht, dovon wir euch negst geschrieben, fur und fur stercken, dann, ob sich woll Pfgf. Friderich hat lassen vornemen, das ksl. Mt. den beschait gegeben, derhalben ain statlich einsehen zu haben, domit man sich nichts zu besorgen, so sollen doch dieselben knecht nach beiainander und bis in 3.000 starck sein, sich auch teglich mehren, derwegen unsers erachtens vill besser und nutzer ist, wir bleiben von dem reichstage, dan das wir gleich dem landgraven aldo solten sein. Und dieweil man sich solcher knecht halben nichts gewissers dan ains unlusts zu vormuten, do sie nicht furderlich abgeschafft und getrennet werden, und wir eurer L. und euch hievor geschrieben, do sie ainen unser mitvorwanten stand beschweren wurden, bei den stenden beschait zu erlangen, wes wir uns alsdann solten zu halten haben, so bitten und begern wir, ir wollet derhalben bei inen nachmals erinnerung thun und uns solchen beschait alsdan zu erkennen geben.

Und wiewoll wir gnediglich und gerne gehort, das man auf diesem tailh also gesinnet, bei der confession in alle wege entlich zu vorharren, so wist ir doch das sich der landgrave hievor hat lassen vornemen, als solt und must können gewichen, dorzu voranderung der gaistlichen guter halben furgenommen werden. Derwegen wir besorgen, sein L. werde domit wollen fortfaren, dorumb wir seiner L. antwurt, wie gemelt, in alle wege mussen erwarten, doraus wir zu vormercken, was sich in deme zu seiner L. zu vorsehen. Und wiewoll sein möcht, das etzliche durch unsere gegenwertickait von dem entweichen, die sonst naigung dorzu hetten, möchten abgehalten und abgewant werden, so hetten wir uns doch des von wegen des mehrers und uberstimmens, do sichs zutragen solt, eben zu besorgen, wie euch negst beschehen, des wir aber nicht gerne gewertig, vilweniger dorbei sein wolten, do sichs begeben solt. Dorumb werden euer L. und ir uns nit vordencken, das wir uns nach zur zeit auf den reichstag aigner person nicht vorfugen.

Das sich auch der von Nurmberg gesanten gegen dem Philippo haben vornemen lassen, das sich ir bevelh dohin streckte, von der confession in dem geringsten nichts zu begeben, solchs haben wir gnediglich und gerne gehört. Schirst auch die personen zu der handlung und underrede der religion halben benant werden, so wollet sie uns vorzaichent zuschicken. So haben wir auch gerne gehört, das der turckisch wascha, so vor Pest gelegen, erschossen und dordurch der abzug geursacht worden sein. Der allemechtige Got schicke es nach seinem willen zum besten. Schirst auch Kg. Ferdinandus zu Regensburg wirdet ankommen, das wollet uns auch berichten.

So haben wir auch vorstanden, das Adam Trott, brandennburgischer marschalh, sambt seiner freuntschaft sollen willens sein, sich der junckfrau halben, so in Hg. Hainrichs von Braunschwig frauenzimmer gewest und, wie er angegeben, gestorben sein sol, uber den von Braunschwig gegen ksl. Mt. zu beclagen. Do nu euer L. und ir derhalben umb rat odder beistand angelangt, ist uns nicht entkegen, das ir dem Trottenn und seiner freuntschaft denselben neben dem marggraven und dem landgraven mittailet.

In gleichnus ist uns auch nicht entkegen, das ir Hg. Wilhelmen von Braunschwig widder Hg. Hainrichenn neben dem marggraven, dem landgraven und villeicht andern beistendig und retig seit, dann es ist wissentlich, wie Hg. Hainrich mit ime umbgangen. Aber gleichwoll will Hg. Wilhelmen doran viel gelegen sein, das er bedencke und betrachte, do ksl. Mt. wider aus dem reich kommet und er itzt nichts ausrichten solte, was ime alsdann von Hg. Hainrichen seins itzigen clagens halben gegen ksl. Mt. möcht begegenen. Dan er wurde gewislich nicht underlassen, solchs als ain rachgiriger mensch wider an ine zu rechnen. Aber wier wollen uns vorsehen, gedachter marggrave, der landgrave und andere werden solchs und anders zu Hg. Wilhelms notturft zu bedencken und zu vorkommen wissen. Do nu Hg. Hainrichenn itzo das und bald ain anders begegent, wirdet er auf den reichstag zu schaffen gnug haben, auch ehrlicher, erbarer und guter antwurt (doran es ime aber weit fhelen wirdet) woll bedurfen. So hoffen wir auch, ksl. Mt. soll und werde aus solchen und dergleichen sachen befinden, was er fur ain gesinde sey. So haben wir auch vorstanden, das er wider gegen Regensburg kommen. Was wir nu euch samptlich, auch euch Hans von Doltzk und Hans Pack sunderlich seins abreysens halben bevolhen haben3, das wirdet euch nuhmer zukommen sein und ir, solchem nachzugehen, wissen.

Wir haben auch aus den ubersanten copeien vormarckt, was der bebstliche tail ksl. Mt. auf das beschenn furhalten, desgleichen, was euch der Kf. zu Branndenburg auf die getane werbung zu antwurt geben4. Undt ist unser bit und begern, was sich ferner wirdet zutragen, ir wollet uns dasselbige auch berichten. [...]. Datum Torgau, Sontags Quasimodogenitj anno etc. 41.

Anmerkungen

1
Vgl. Beilage B und C zu Nr. 604.
2
 Vgl. Beilage A zu Nr. 604.
3
 Vgl. dazu Anm. 2 zu Nr. 592und Anm. 1 zu Nr. 613.
4
 Vgl. Beilage B zu Nr. 580.