Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Bozen StA, Brixner Hochstiftsakten, Cassa 133, Nr. 1, Lit. K, S. 86–89 (Ausf.); DV v. a. Hd.: Die kgl. Mt. hat ir ausrichtung bey etlichen fursten von wegen der particularhilf vernomen. Schickt hiebei etlich credentzsch[reiben] auch auf etliche fursten, die hilf bei inen zu sollicirn.

Ferdinand bestätigt den Erhalt ihrer Schreiben vom 20. und 23. April 1. Hat von ihren Bemühungen um Partikularhilfen bei Mgf. Joachim von Brandenburg, den Hgg. Wilhelm und Ludwig von Bayern und dem Ebf. Ernst von Salzburg wohlwollend Kenntnis genommen und hat auch laut beiliegender Abschriften den betreffenden Kur- und Fürsten gedankt. Hat auch Kredenzschreiben an die anderen Fürsten im bayerischen Kreis, an die Stadt Regensburg und an die in ihrer Instruktion genannten geistlichen und weltlichen Stände ausfertigen lassen. Sollen davon entsprechend dem Rat des Kaisers Gebrauch machen. Wegen der akuten Gefahr der türkischen Bedrohung sollen sie bei den genannten Ständen eindringlich um Hilfe anhalten. Für ein Gesuch bei den gemeinen Reichsständen, das auch er für den negsten und furträglichisten weg hält, ist die Zeit zu kurz, weil die türkische Armee bereits im Anzug ist. Die Hilfstruppen sollen auf Johannis Baptistae [1541 Juni 24] oder wenig später in Preßburg eintreffen 2. Geben in unser stat Wien, den driten tag May anno etc. 413.

Anmerkungen

1
 In der Vorlage irrtümlich: Mai. Wenn die Datierung der beiden Briefe auf Mai zutreffend wäre, müsste das Schreiben Ferdinands am 3. Juni ausgestellt sein. Diese Möglichkeit scheidet aber aus, weil die gewünschten Hilfstruppen bereits am 24. Juni oder wenig später in Preßburg eintreffen sollten. Die Möglichkeit, dass Ferdinand am 3. Juni eine solch illusorische Terminierung vorgesehen habe, darf ausgeschlossen werden. Im Übrigen beantwortete Ferdinand ein Schreiben Bf. Christophs von Brixen vom 20. Mai am 25. Mai. – Vgl. auch Kg. Ferdinand an Bf. Christoph von Brixen, Brünn, 1541 Mai 25, Bozen StA, Brixner Hochstiftsakten, Cassa 133, Nr. 1, Lit. K., S. 73–76 (Ausf.): Empfang seiner Schreiben vom 16., 18., 19. und 20. Mai. Hat zur Kenntnis genommen, welchermassen dieselb dein A. sambt andern unsern zuegeordenten commissarien die handlung und sachen zu erlangung ainer eyllenden particularhilf anfangs bey der röm. ksl. Mt., unserm lieben bruedern und herrn, und dann volgendts ierer ksl. Mt. beschaidt nach bey den andern chur- und fursten anbracht haben. Erwartet die Antworten der angesprochenen Stände. Sollen weiter fleißig anhalten. Anstellung des Blasius Khuen als Rat der niederösterreichischen Regierung. Gefangenschaft Christophs von Lentersheim. Und nachdem uns dein A. ain guette zeit heer, wie sich das colloquium in der strittigen religionsach erzaige, auch was sonst zu Regenspurg hin und wider gehandlet werde, nichts geschriben, so ist unser genedigs begern, dieweil on zweifel täglich sachen furfallen, so uns ze wissen nit von unnöten oder sonst zue schreiben wirdig sein, die wolle uns derselben berichten. Datum Prynn, den 25. May anno etc. im 41. Vgl. auch Kg. Ferdinand an Bgm. und Rat von Nürnberg, Wien, 1541 Mai 9, Nürnberg StA, B-Laden Akten S I L 205 Nr. 1, unfol. (Ausf.) und ders. an dies., Wien, 1541 Mai 9, ebd.
2
 Vgl. den Extrakt aus dem Schreiben Kg. Ferdinands an den Kaiser vom 9. Mai 1541 aus Wien, [1541 Mai 9], Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Notizzettel); ÜS: L’effect du contenu des lettres du roy des Romains à l’empereur du 9. de May 1541: Hat von verschiedenen Seiten sichere Nachrichten, dass der Türke mit einer großen Armee das Königreich Ungarn und seine Lande angreifen will. Beabsichtigt, Ungarn zu verteidigen. Wenn der Sultan nicht in eigener Person kommt, wird er seine Pläne mit einer großen Zahl an Kriegsvolk durch seine Heerführer, die bereits auf dem Marsch sind, ausführen lassen. Zweifelt nicht, dass der Kaiser darüber informiert ist. Muss allenthalben Hilfe suchen zur Verteidigung seiner Lande, seiner Untertanen und damit der Christenheit gegen die Macht des Türken. Zweifelt nicht, dass der Kaiser seine Pflicht tun wird beim Widerstand gegen den Türken. Gibt dem Kaiser zu bedenken, dass, wenn man alle anderen Angelegenheiten und damit auch die Türkenhilfe bis zur Lösung der Religionsfrage, die jetzt behandelt wird, aufschiebt, der Türke sein Unternehmen durchführen kann, da er mit seiner Armee und seinen noch mobilisierbaren Kräften zu schwach ist, um der türkischen Macht zu widerstehen. Da die akute Gefahr nicht nur seine Lande und Untertanen bedroht, sondern auch seine Nachbarn, ist er entschlossen, seine unmittelbaren Nachbarn um Partikularhilfe anzugehen, in der Hoffnung, dass die Reichsstände eine Türkenhilfe bewilligen. Hat die auf beiliegendem Zettel verzeichneten Fürsten und Städte um Hilfe gebeten. Der Kaiser möge darüber nachdenken, ob man den Antrag auf Türkenhilfe der Reichsstände aufschieben oder einbringen soll. Wenn der Kaiser es für am besten hält, um Partikularhilfe anzusuchen, soll er, da dies mit Aussicht auf Erfolg nur durch ihn geschehen kann, bei den genannten Fürsten und Städten darauf drängen, dass sie ihrem Vermögen gemäß Hilfe mit der entsprechenden Ausrüstung schicken zur Verstärkung der kgl. Armee und zum Widerstand gegen den türkischen Angriff. Die Partikularhilfe soll ihnen auf ihren Anteil an der Reichstürkenhilfe angerechnet werden. Angesichts der akuten Not vertraut er auf die Unterstützung des Kaisers bei der Werbung um Partikularhilfe. Denn man kann nicht ohne Gefahr die Beschlussfassung der Reichsstände abwarten. Er selbst hatte ursprünglich die Absicht, den Antrag auf die Türkenhilfe der Reichsstände zu verschieben, wie er auch sein Kriegsvolk bislang selbst finanziert. Aber der Kaiser kann sich denken, dass seine Kräfte zum Widerstand nicht hinreichen. Hat deshalb nicht unterlassen können, den Kaiser, wie oben geschehen, zu informieren und zu bitten. Hat seine Räte, den Bf. von Brixen, W. Truchsess von Waldburg, Johann Ungnad und Georg Ilsung angewiesen, seinem Ansuchen auf allgemeine und spezielle Weise und auf anderem Wege zum Erfolg zu verhelfen. Seine Räte werden die Entscheidung des Kaisers respektieren. [Zettel:] Namen derjenigen, bei denen um Partikularhilfe angesucht werden soll: Kf. Joachim von Brandenburg, Hgg. von Bayern, Ebf. von Salzburg, Bff. von Freising, Augsburg, Bamberg, Eichstätt und Passau, Abt von Kempten, Städte Ulm, Nürnberg und Augsburg.
3
 Hingewiesen sei auch auf Kg. Ferdinand an Bf. Christoph von Brixen und Frh. Wilhelm Truchsess von Waldburg, Wien, 1541 Mai 5, Bozen StA, Brixner Hochstiftsakten, Cassa 133, Nr. 1, Lit. K, S. 78–79 (Ausf.): Kg. Ferdinand hat davon Nachricht erhalten, dass einige der niederösterreichischen Gesandten in Regensburg lutherische Predigten besuchen und überdies undienliche und unpassende Reden führen. Daher weist er den Bf. von Brixen an, die betreffenden Gesandten einzubestellen, ihnen im Auftrag Ferdinands dessen Missfallen mitzuteilen und ihnen ihr Handeln bei Strafandrohung zu verbieten. Geben in unser stat Wien, den funften tag des monats May anno etc. im 41.