Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Straßburg AM, AA 496a, fol. 47r–50v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 50v: Schicken die supplication des sindicats halber und der eydgenossen schriften der verfolgung halb in Franckrich. Uff Mondag, den 23. Maij anno 1541 am obent haben wyr dissen brief empfangen von Jorgen Berger, myner herren diener. Datum 17. Maij.
Regest: Winckelmann, Pol. Corr. Straßb., Bd. III, Nr. 193, S. 184–185.
Eingabe am Reichstag zum Konflikt und Prozess Gf. Philipp von Hanau contra Stadt Straßburg.
Zum andern und als wir jetzo unsern stattschreyber eben der angezogen supplicationschrift halben zu Basell bey Dr. Amarbachen gehapt haben, ime die von Basell durch iren stattschreyber laßen anzeigen, nachdem uff das letst fürpittlich schreiben, an den Kg. von Franckreich der armen, getrengkten christen halben in Franckreich beschehen, so vil dannoch gevolgt, das man denselben etlich monat geben, in denen sie widderrüffen sollen, welche monat in sechs oder acht wochen zu end lauffen sollen. So seyen der Varellus1 und andere vor inen erschynnen, umb ferrer fürschrift, ob doch den armen geholfen werden möcht, angesucht, das sie irs teil zu thun willig und endtschloßen, wie sie derselben erkantnüß dem H. Varello ein schrift zustellen und derselbig daruff bey den andern stetten der eidgnoschaft unser religion ansuchen und darnoch für uns pringen werd, mit beger, uns sollichs anzuzeigen und pitten, die sachen uff dieselbig maß zu fürdern. Ist der gedacht Varellus jetzo mit sonst noch einem erschinnen und die schriften uns procht, wie wir auch die schicken mit anzeig, das die von Bern, St. Gallen und Milhausen gleichsfals schreyben werden und wir euch, so solliche schreiben khomen, auch schicken wöllen und die andern stett sich fast alle uff der von Basell erkantnüß ziehen und inen die gefallen laßen, wie ir uß derselben schriften originalien hiebey sehen werden. So wir nun uß schuldiger, christenlicher lieb den armen gern unser hilf, sovil wir möchten, thun und also die eer deß allmechtigen und seynes seligmachenden evangeli fürgang fürdern wolten, so wöllen sollichs bey den andern fursten und stenden unserer christlichen religion fürpringen.
Und dieweil der von Basell bedencken dahin stäth, das mans bey des Kg. von Franckreich bottschaft, so jetzo in Regenspurg, handlen, oder, so es dieselb nit uff sich nemen wolt, selbs an den konig schreyben solt, und aber wir bericht, das von des konigs wegen zween zu Regenspurg seyen, da der ein ein bischoff, der nit allein verdechtlich, sonder wißentlich, das er unser religion am hochsten widerig, das wir nit gedencken mögen, das der das mit treuen – ob ers schon zu thun uff sich nem – thun werde, der ander aber ein man, der damit nit zu beschweren, das er auch bey dem könig, ob [er] es schon zu thun annemen wolt, seyner person halben gegen unser religion auch verdechtlich sein und in beyd weg nichts ußgericht würde und dann dem könig sonder zweyffel, wie es auch der armen supplication meldet, angetragen, als ob sie ketzer und das wir mit den eidgenossischen kirchen auch nit eins, das die armen also bey uns für unsers theils und bey den eidgnoßen für irs theil glaubige sich ußgeben und also gsunderte fürschriften prechten, da welcher theil wüst, das sie des andern glauben were [sic!], syn fürschrift nit geben würde.
Damit dann der konig sehe, das es nit ein so zerrißen und zwyspaltig ding zwüschen uns und der eidgnoßen kirchen und das wir im glauben eins weren, und die armen leut auch destdo eher bey im des argkwons ketzerey und uffrur endtschuldigt, auch desto mher ansehens het und den armen fruchtbarlicher geholfen werden möcht, so sehe uns das für das beßer an, das ein fürschrift an den könig in aller protestierenden fürsten und stett und stendt und auch der eidtgnoßen unser religion nammen angestelt, in der form, wie man achten khönd, das es den armen, betruebten und getrengten christen am allererschießlichsten, fruchtbarlichsten und nutzlichsten sein möcht, und das dieselben durch unsern gnedigen herrn, den landtgraven, oder sonst noch jeman von unsern, der protestierenden, aller, wegen besigelt, auch gemeldet würde, das die von Zürch von wegen der andern eidgnossischen stett gesiglet, und uns mit copey und abschrift zugeschickt würde, wolten wir dieselben den von Basell zuschaffen, die die ferrer ghen Zürch verschickten, das dieselben als das oberst ort sollichs in aller eidgnoßen unser religion nammen auch versiglete [sic!] und darnoch dieselben durch jeman von den iren, der unser religion geneigt und dem zu treuen, das ers der armen, betruebten und getrengten halben getreulich meinte, uff gemeinen costen dem konig zuschicken, ob vielleicht der allmechtig Gott seyn gnad geb, das seynen armen christen etwas ruw dadurch geschaft und seynem wort, daßelbig zu synen eeren zu weytern, desto mher blatz würde. Wie wir dann ein sollichs, das wirs euch also zu handlen bevelhen wolten, denen zu Basell zugeschriben, dem Varello auch eroffnet, der es im zum hochsten gfallen laßen und mit weynenden augen darumben zum treulichsten gepetten hat. Das alles haben wir also nach der leng euch zu schreyben und mit treuen zu handlen, wie wir dann euer personen halben gar nit zweyffel oder mangel haben und euch damit in den schutz des allmechtigen bevelhen wollen. Datum Zinstags, den 17. Maij anno etc. 41.