Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 113r–117v (Ausf., eighd.); DV v. a. Hd. fol. 117v: C[onrad] Zwick, praesentatum 27. May anno 1541. Nr. 38 .

Besetzung und eventueller Kauf des Amtes des Stadtammanns von Konstanz.

Der Bf. von Lundo hat mich durch Dr. Hälen von Augspurg zum essen vorderen lassen uff mainungen, das in verwundere, worum ich nit zu im kumen, dann er wisse nichts, das er unfruntlichs mit denen von Costentz zu schaffen hab2. Ich hab aber noch kain antwurt geben, wiewol er syther mer sollicitiert. Ich kan by mir nit finden, das es zu thun sye, dann wie disse lut gesinnet, ob ich glich fur min person zu im gieng, möchtent doch mine reden, wie unvergriffenlich die immer werent, anderst gedutet und euerer W., ouch mir zu nachtail verstanden werden. Wann ich die sach lenger nit uffhalten kan, bin ich bedacht, diß furzuwenden, das es mir usserthalb bevelchs nit gepuren welle.

Bürgermeister und Rat haben ihm befohlen, beim Kaiser wegen der Reichenau vorstellig zu werden 3. Kann nicht unterlassen, ihnen dazu seine Bedenken mitzuteilen. Erstens ist es schwer, beim Kaiser Audienz zu erhalten, weil er mit wichtigen Sachen intensiv beschäftigt ist. Seine Räte fördern solche Dinge nicht, sondern verschieben sie. Zweitens, selbst wenn er Audienz erhält, wäre sie kaum förderlich, weil Kg. Ferdinand nicht anwesend ist, ohne den der Kaiser keine Entscheidung fällen wird. Zum dritten, diewyl ksl. Mt. one des bischoffs vorwissen nichts handlen wirt, ob ir Mt. sunst glichwol verhören und handlen wellte, so ist doch nichts gewissers, dann, so ksl. Mt. den bischoff und den konig (des disse sach zum tayl aigen ist) ouch vernemmen werde, alle handlung unserthalb gantz vergebenlich sin, dann der bischoff vermag by ksl. Mt. fur sich selbs und andere irer Mt. innerste rät, waß er will. Zum fierten habent ir, mine hern, wol zu gedencken, das mit sollichem supplicieren die ksl. Mt. (als die uber wylund Ks. Maximilian[s] gegebne bewilligung die incorporation zugelassen und gestattet) nit wenig verunglimpfet muß werden, man supplicier glich, wie hofflich man immer welle. Zum letsten wurde dardurch dem bischoff gewisslich ursach gegeben, by ksl. Mt. und vilicht ouch den stenden sich nit alain disser sachen zu entschuldigen, sundern anderer alten und nuwer sachen halb euere W. zu beklagen und zu verunglimpfen. Diewyl nun uß dissem bericht nichts nutzlichs und erschieslichs, sunder vil mer ungnad, nuwe verunglimpfung, beschwerd und unruw volgen mag, gedunckt mich uß angezaigten ursachen, disser zit zu underlassen sin uff euerer W. verbesserung, deren ferrern beschaid ich erwarten will. Hab disse mainung mit anderen geredt, denen gefallt sy ouch. Und ob aber euere W. je darin furfaren wellt, das ich doch nit glub, so wurde der sach und min notturft ervorderen, mir ain richtige und lutere supplication, wie ich die ksl. Mt. ubergeben sollt, zuzeschicken, dann in disser schweren sach uß mir selbs ain supplication, bericht und bitt zu stellen, one das euere W. dieselben vorhin besichtigt und berathschlagt, wisste ich nit zu thun und hoff, euere W. werd mir sollichs nit zumuten.

Das konigklich mandat hab ich darum noch bißher nit angebracht, dann es hat sich weder der zit noch gescheften halb schicken wellen4. Wills aber nit versumen, man muß in denen sachen und an denen orten der zit flissig faren. Von des Bruwen wegen hab ich mit dem gesandten von Lindow nehermals geredt. Daruff hat er sinen herren geschriben und achten, sy werdent die sach biß zu end gegenwirtigs rychstags ruwen lassen. Der vertribnen uß Franckrych halben will ich mich uwers bevelchs, wann die schriben von Straßburg kumment, halten5.

Sydert minem schriben des datum den letsten Aprilis und von dem ir in euerem jetzigen brief meldung thund, hab ich euerer W. drumal geschriben, versiech mich nunme lengst geantwurtet sin, daruß euere W. vernommen, wie die sachen biß uff 15. Mayen sich zugetragen. Nach dem tag ist uber alle kayserliche suspension und stillstand die goßlarisch acht hie am munster offentlich im truck angeschlagen, deßglichen das Cristoffel von Landenberg in die acht declariert sye. Waß des Landenbergers acht ursachen werd, wirt man on zwiffel bald erfaren. Der goßlarischen acht halb ist es je schimpflich zu hören, das ksl. Mt. suspendirt und verordnet commissarios, hirin sich disser sachen zu erfaren. Danebent lasst das cammergricht dem allem zuwider die acht anschlahen. Beschiecht nun diß ksl. Mt. unwissend, so sind die bysitzer groß buben, wie sy dann von menigklich genempt werden, und verächter ksl. Mt. Geschiecht es dann mit kaysers vorwissen, so sind die handlungen voller gefaar, wie erbar, loß ich ander urtailen. Die Sachssen habent von stund an die kayserliche suspension ouch im truck und underschriben darnebent angeschlagen. Das datum der acht stadt im October des 40. und der suspension datum im Jenner 41., schickt sich wol zusamen.

Am 18. morgens sind die gesandten, graffen und andere nit in geringer anzal von den nider- und oberösterrichischen landen, ytem, uß Kernnten, Stuir und der Enntz vor den erbaren, gemainen stettgsandten erschinen und nach langer, muntlicher erzellung ain schrift ubergeben, vast glich lutende, in summa, das sy umb vorbewyßne hilf danckent, groß verderben, ellend und jamer anzaigent mit bitt, das die stett inen mit ylender und beharrlicher hilf erschiesslich sin wellend, mit dem anhang, wo sy jetzo und in kurtzem ire underthonen und verwandten kainer hilf und rettung vertrösten mögent, das zu besorgen, sy werdent, ire lyb, wyber, kinder und gut zu erretten, sich dem Turgkenn underwerfen und zinsbar machen. Gliches anbringen sollend sy by anderen stenden ouch gethun haben. Daruff habent inen die stett irer dancksagung und entschuldigung, ouch zuerpottner fruntschaft widerum dancket und anzaigt, diewyl uff beschechen ußschriben die ksl. Mt. den artickel des glubens von erst furgenommen, wann dann derselbig sin end errayche und die ksl. Mt. sampt den stenden dissen puncten fur hand nemmen und beratschlagen werdent, wellend sich die stett uff ire habende bevelch nebent anderen dermaßen vernemmen lassen und erzaigen, das ir getruws mitlyden und nachpurlicher [sic!] im werck solle befunden werden. Disse antwurt ist den österrichischen am 19. May gegeben. Die habent unseren verordneten anzaigt, das vor zwayen tagen und am abent vorberurts 19. tag der ksl. Mt. und inen brief zukummen syent, das der Turck zwen mechtig wascha sampt dem zu Kriegschwyßenburg [sic!] und Etz, mit herskraft uff Hunger zu ziehen, verordnet hab, und sorgent, wo nit furderliche rettung gescheche, das die sach ubel geraten werde. Danebent, wie ich euerer W. vormals ouch geschriben, vertruckent und verschwygent etlich kayserisch disse not on zwiffel alain darum, das sy vermainent, unseren thail dester mer in der religion abzubrechen. Ist das nit blindthait uber blindthait? Und wo es sich also zutragen sollt, das der Turgk inbrechen und schaden thun wurde, ee man stattlich raten und helfen kundt, so sind doch disse lut an allem blut nit minder schuldig, dann so sy das selbs vergossen hettent, diewyl sy disse ding uffsetzlich verschlahent, die ratschleg verziehent und also die armen versument. Ist dann der fynd nit vorhanden (als doch nit zu gluben), so ist der unglimpf by den anderen, die umb hilf anruffent und die not furwendent, aber on waren grund.

Man sagt gassengeschray, es syen uff der Thanaw im hinabfaren etlich hundert knecht ertrunnen [sic!].

Im gesprech hat es sich an der bicht stossen wellen und etlich tag nit zusamenkummen, halt, man werd den artickel ouch ubergon und zu anderen schritten. Man versucht alles, das muglich ist, ain gewiss zaichen, das der böß gaist ain end der sachen vor ougen siecht. Jetz gibt man gute, dann böße wort.

Der Philippus halt sich noch wol und also, das der Granwella vorderiger tagen ine ruch angefaren, das ouch etlich sine reden ksl. Mt. furkommen und deren nit zufriden sin soll. So hat die ksl. Mt. am 18. und 19. diß monats den landtgraffen alain, Kf. zu Brandenburg alain, Sachssen alain, Mgf. Jergen alain, Straßburg und Augspurg mitainanderen, darnach Nurnberg, Franckfurt und Ulm fur sich beschickt, der stett gesandten die hand am in- und hinweggon gepotten und ernstlich mit inen reden lassen, das sy sich in der verglichung fridlich und beschaiden halten wellend, ouch ire theologos daruff wyßen etc. Ob er uns, die anderen ouch beschicken werd, waiß ich nit.

Deren von Frowenfeld sach hette ich ußgericht, so befind ich aber, nachdem der brief aller ding fiertig, das die tax ist 40 goldguldin, also hab ich den brief liegen lassen und denen von Frowenfeld derhalben geschriben6.

Anmerkungen

1
 Zur Datierung vgl. Konrad Zwick an Bgm. und Rat von Konstanz, Regensburg, 1541 Mai 30, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 125r–131v (Ausf.), hier fol. 127r [Nr. 696] und Bgm. und Rat von Konstanz an Konrad Zwick, [Konstanz], 1541 Juni 18, ebd. fol. 133v (Konz.).
2
 Johann von Weeze, Ebf. von Lund, war Bf. von Konstanz. Zum Verhältnis zwischen dem Bischof und der Stadt Konstanz vgl. Moeller, Johannes Zwick, S. 230–233,
3
 Vgl. Bgm. und Rat von Konstanz an Konrad Zwick, [Konstanz], 1541 Mai 11, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 82r–85v (Konz.), hier fol. 84r: [...]. Zum anderen habent ir allerlai copien, die Richenow belangende, by handen, welher handel vorher an die ksl. Mt. durch uns, das wir wissent, nie gebracht ist. Derhalb bevelhen wir uch, ir wollend der ksl. Mt. deß herkummens und gestalt der Richenow berichten und vlyß ankeren, ob ain enderung und versehens derhalb beschehen mochte, dardurch unser statt so swerer sorgen entladen wurde, dan der bischoff jetzo zu baiden sythen biß herby an unser statt sin oberkait erstreckt hat. In welhen disen baiden puncten wir kaine sundere maß anzezaigen oder ze bevelhen wissent, sunder dieselbigen hiemit bevolhen haben, wellent nach uwerem gutbeduncken in dem baiden ze handeln, dan wir nit zwiflent, ir werdint nach gstalt der sachen wol mittel und weg erfinden. [...]. Datum, 11. May anno etc. 41.Vgl. dazu Moeller, Johannes Zwick, S. 227–230.
4
 Vgl. Bgm. und Rat von Konstanz an Konrad Zwick, [Konstanz], 1541 Mai 11, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 82r–85v, hier fol. 84r: [...]. Wie das konigklich mandat der pfaffen gulten halb by den ainungsverwandten angenommen werd, welten wir ouch gern wisen [...].
5
 Vgl. Bgm. und Rat von Konstanz an Konrad Zwick, [Konstanz], 1541 Mai 11, Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 82r–85v (Konz.), hier fol. 85r.: [...]. Item, uff obermelten Montag [1541 Mai 9] ist uns ain schriben von Zurich kummen, wie ir hieby findent. Daruff habent wir unsern frunden von Straßburg geschriben und angezaigt, das wir wol liden und gern sehen wolten, bittent ouch sy, das sy verhelfen wellint, das man von der getrengten christen wegen handlung thäte, item, und das ir deßhalb bevelh von uns empfahen werdint. Hirumb bevelhent wir uch, so andere stend fur beraten ansehen wurdint, mit der frantzosischen bottschaft oder durch schrift bym kunig selbs von ermelten christen wegen ze handelen, das dan ir von wegen unser ouch darzu helfint und, was ir zum fruchtbarsten sin werdent achtent, ratint, ob villichter der barmhertzig Gott, durch dises mittel seinen christen in Franckrich hilf ze thun, furgnommen. Datum 11. May anno etc. 41. Zu dem hier erwähnten Briefwechsel vgl. Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 77r–81. Vgl. außerdem Bgm. und Rat von Konstanz an Konrad Zwick, [Konstanz], 1541 Mai 10, Konstanz StadtA, B II Missivbuch 38, fol. 135r (Konz.).
6
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