Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 427r–431v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 431v: Unsere gnedigst und gnedig herrn geben antwort uff die 14. post. Einkomen zu Regennspurg, Dornnstag Ascensionis domini [1541 Mai 26] umb 6 uhr nach mittag 1541.

Eingang ihres Schreibens vom 14. Mai 1541. Sovil nu erstlich unser ohmen und schwegere des Hg. zu Pommern sach mit kgl. Wd. zu Dennemarck betrifft, wollen wir uns vorsehen, ir werdet nuhmer dovon mit unserm vettern und brudern, dem landgraven, undt volgend mit kgl. Wd. zu Dennemarck zu Regensburg vorordenten reten geredt undt, do kgl. Wd. rethe dorumb kainen bevelh, euch mit gedachtem landgraven ainer schrift in seiner L. und unserm namen an kgl. Wd. vorglichen haben und uns dieselben sambt ainer copei dovon zuschicken, dan aus was ursachen unser ohem und schwager, Hg. Philips zu Pommern, gerne wolte, das solche schrift an kgl. Wd. furderlich möcht geschenn, das hapt ir aus negstem unserem schreiben woll vormarckt, derhalben ir ane zweivelh die ding werdet zu furdern wissen1.

Aber belangende, wie sich die gesprechshandlung a in religionsachen zutregt und das der artickel des hochwirdigen sacraments halben aufgeschoben und zu andern artickeln und sunderlich der absolution, des man sich aber auch nicht hat vergleichen mugen, geschritten worden, so habt ir aus vorigen unsern schreiben vornomen, das wir am liebsten gesehen und sehen, man hette kainen artickel, der nicht hette mugen vorglichen werden, aufgeschoben und zu andern geschritten, sondern do sichs an ainem artickel gestossen, der nicht het konnen vorainigt werden, das dordurch die gesprechshandlung gar were zurschlagen worden. Dan solchs vorschreitten zu andern artickeln wirdet allain auf ain vorlist und dorumb von dem andern tail furgenommen, das man allain uns dieses tails von artickeln zu artickeln ausforschen und auslernen will, wie fern und weit wir in dem artickel zu weichen konten vormerckt werden. Aber nichtsdesterweniger wollet uns durch euer schreiben berichten, wie es nuhmer umb berurte gesprechhandlung stehet–a.

Dieweil es auch mit Hg. Hainrichen von Braunschwig nach die maynung haben soll, wie ir uns hievor geschrieben, so es dorfur zu achten, Got wolle die vorachtung auf ine sturtzen. Der allemechtige helf ime undt uns allen zu rechter reuhe und ime, do es zu seinem götlichen lob sein möcht, zu rechtem glauben.

Und wiewoll ir nicht vormerckt, das an dem camergericht ferner procedirt wirdet, so befinden wir doch aus des Helffmans schrift, so er an dich, cantzler, getann, obwoll wider uns an gemeltem camergericht nach weitter nicht vorfarn, das nichts wenigers wider etzliche andere unsere religionsvorwanten doran, ungeachtet ksl. Mt. vorschaffen, procedirt wirdet, doraus gleichwoll allerlay zu vermercken ist. Das aber Dr. Heldt, Conntz Braun, der Weissenfelder und villeicht andere mehr ain zeit here teglich sollen zusammenkommen sein und, wie die vormutung ist, wider etwas in Hg. Hainrichs von Braunschwigs namen zu schreiben, so ist leichtlich zu glauben, gedachter von Braunschwig werde nicht feiren, wider den b landgraven, uns und Dr. Marthinum widerumb etwas ausgehen zu lassen, aber wir wollen–b vorhoffen, es soll ime dannocht entlich schwerfallen, bei ehrlichen leutten glimpf widder uns allen zu schepfen. Wir bitten aber freuntlich und begern gnediglich, ir wollet, sovil immer muglich, kuntschaft und aufmercken mit gantzem vleis haben, was und wider wene gedachte personen schreiben, und, do ir es erfaret, uns solchs bei der post zum allerfurderlichsten berichten.

Das euch auch von dem Kf. zu Brandenburg nach kaine urgichten zukommen, do er sich doch des gegen Dr. Brucken und unsern landvoit zu Sachssenn zu Wittennberg und volgend zu Eilennburg, als er der örte auf dem wege nach Regennsburg benachtet, erboten und dieselben copeien dem landgraven vorlengst zugeschickt hat, solchs ist uns vast seltzam. Weil ir aber dovon copeien hapt machen und derhalben underlassen, bei ime weitter anzuregen, so ist uns doran zu gefallen geschehen. Wollet auch weitter dorumb bei gnantem curfursten kain ansuchung thun.

So haben wir auch vorstanden, das die denischen rethe zu Regennsburg und Uttenhöfer nicht ehr ankommen. Nu hat uns, weil wir auf den Ertzgebirgen gewest, angelangt, als solt der von Lunden die sachen zwuschen kgl. Wd. und Pfgf. Friderichen, auch zwuschen irer kgl. Wd. und den Holendern bis zum beschlus, weil er zu Lubeck gelegen, abgehandelt haben, wie er dann auch von Lubeck nach Regensburg postirt ist. Weil wir dann gerne wissen möchten, ob dem also sei oder nicht, so wollestu, Hans Pack, mit dem Uttenhöfer dovon vortreulich reden und auch hirumb erkunden, was doran sei und worauf die artickel des vortrags stehen mugen, und uns dovon auf der post dornach auch widder bericht thun.

Wie die sachen mit unserm ohmen, Hg. Ulrichen von Wirttennberg, und denen von Eslingen stehen, haben wir aus den ubersanten copeien vormarckt und hetten nicht gemaint, das gedachter von Wirttenberg gegen denen von Eslingen als unsern religionsvorwanten so gar hart solt gehalten haben. Weil sich aber die stende widder ainer schrift an sein L. vorglichen, so wollet uns, was sein L. dorauf wirdet zu antwurt geben2, auch berichten.

Der vorgarderten knecht halben wollen wir uns vorsehen, ksl. Mt. werde uns auf die beschene vorantwurtung gnediglich entschuldigt halten. Aber was uns gleichwoll von unserm landvoit zu Sachssenn und dem stathalter zu Cassell von wegen berurter vorgarderten knecht geschrieben worden, dovon schicken wir euch himit copeien3.

Betreffende des Bf. von Hildeshaim gebetene executores haben wir euch unsere gedancken derhalben hievor angezaigt und ist woll zu glauben, do er andere und vormugendere executores gebeten, die wurden sich domit nicht haben beladen.

Das auch Lic. Ambstorff zu Regensburg ankommen, haben wir gerne gehört und werdet euch gegen ime unserm bevelh nach zu halten wissen.

c So vormercken wir auch freuntlich und gnediglich, das ir dem Philippo die anzaig gethann, bei der confession und dem schmalckaldischen ratschlag zu bleiben und haben gnediglichen und gerne gehört, das er sich, solchs zu thun, erboten. Wollen uns auch des zu ime entlich undt gentzlich vorsehen, dorzu auch sonder zweivel der allemechtige gnad geben und vorleihen, auch den Pistorius und die andern theologen, die sich ires bedenckens des Philippi maynung nach vornemen lassen und uberainstymmen, standhaftig zu bleiben, gnediglich erhalten wirdet. Das aber des Buceri reden gemainiglich mit halbem munde gehen, haben wir euch hievor in unserm schreiben angezaigt, worfur wirs achten, das Butzer zu solchem gesprech eingeschoben worden. Dorfur wirs dann nachmals halten mussen. Wir seint aber zu Got dem allemechtigen der hofnung, do gleich Butzer wancken, so wirdet er doch die andern alle gnediglich erhalten–c.

Welchergestalt auch die julichschen rethe etzlichen cur- und fursten, auch potschaften, aber nicht allen stenden ainen vortraulichen bericht ad partem gethan, haben wir vornommen. Das aber ksl. Mt. solcher handel vest und hoch, auch dermassen angelegen sein soll, das ire Mt. das land zu Gellern in kainem wege zu vorlassen gedencken, ist leichtlich zu achten, das ire Mt. nicht gerne auf andere condition und mittel dovon lassen werden. Aber gleichwol, do dis ksl. Mt. gemut entlich sein solt, so konnten wir woll gedencken, das zwuschen irer Mt. und unserm oheim und schwager von Gulich kain mittel nach vortrag zu finden sein wolt, welchs wir unsers schwagers halben nicht gerne wolten. Aber wir bitten freuntlich und begern, euere L. und ir wollen, sovil muglich, gute nachforschung dorumb haben und, was euere L. und ir derhalben erfaren möchtet, uns dasselbig auch zu erkennen geben.

So haben wir auch die copei der supplication [Nr. 255] gelesen, welche der mortbrenner halben ksl. Mt. personnlich in beisein aller fursten und stende der religion einungsvorwanten ubergeben worden, und solchs auch, das alle stende dorbei gewest, desgleichen, was dannocht der landgrave in der beratschlahung derer stende halben, die dorinnen wegerung furgewant, und, worfur dieselbig wolt anzusehen sein, angetzaigt, gerne gehört. Undt ist unser freuntlich bit und begern, ir wollet uns, was ksl. Mt. dorauf zu beschait undt antwurt wirdet geben, bei der post auch berichten. Das aber bedacht worden, aus angezaigten ursachen die suchung gegen ksl. Mt. aussenzulassen, das Hg. Hainrich die purgation aufzulegen, wie der uberschickte ratschlag vormack, das ist uns aus denselben ursachen, so zu Regennsburg bewogen worden, auch gefellig.

Von der supplicationschrift [Nr. 261], so der toden junckfrauen zur Stauffennburg freuntschaft ksl. Mt. wider Hg. Hainrichen von Braunschwig uberantwurt, wollet euch bevleissigen copeien zu wegen zu bringen und uns furder auch zu uberschicken.

Was auch euer L., der von Anhalt, von dem Bf. von Maintz unsers baumaisters schulden halben zu antwurt erlangt, werden sie uns woll zu erkennen zu geben wissen. [...]. Datum auf dem Schneberg, Sonntags Vocem jocunditatis anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. die sächsischen Reichstagsgesandten an Kf. Johann Friedrich von Sachsen und Hg. Johann Ernst von Sachsen, Regensburg, 1541 Mai 24, Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 468r–470v (Ausf.): Gemäß der Anweisung des Kurfürsten und des Herzogs vom 6. Mai 1541 haben sie zusammen mit hessischen Räten mit den dänischen Gesandten über die Verlängerung des Stillstandes in der Streitsache zwischen dem Kg. von Dänemark und den Hgg. von Pommern gesprochen. Die dänischen Gesandten erklärten zwar, sie hätten in dieser Sache keinen Befehl, meinten aber, der Kg. von Dänemark werde auf kursächsisch-hessische Bitte hin solche Verlängerung bewilligen, und wollen selbst dazu beitragen. Daraufhin haben sie beim Landgrafen eine gemeinsame hessisch-kursächsische Initiative angeregt, damit der Schmalkaldische Bund nicht Schaden nehme. Der Landgraf ist auf ihre Anregung eingegangen. Sie haben dann ein gemeinsames hessisch-kursächsisches Schreiben an Dänemark abgefasst, vom Landgrafen versiegeln lassen und schicken dies jetzt zur Weiterleitung und zum Siegeln dem Kurfürsten und Herzog nebst einer Kopie davon zu. Hg. Philipp von Pommern hat erklärt, er und sein Vetter, Hg. Barnim, seien auch zu Verlängerung des Stillstandes bereit, wenn Dänemark einwillige. Er wolle trotzdem vor den Schmalkaldischen Verbündeten seine Sache kurz zur Sprache bringen, damit die Gesandten, die diesbezüglich keine Weisungen hätten, solche umgehend einholen könnten und man, wenn Dänemark die Verlängerung abschlage, ohne Verzögerung über einen pommerschen Hilfsantrag an den Schmalkaldischen Bund beraten könne. Kurfürst und Herzog werden das Schreiben an Dänemark umgehend weiterzuschicken wissen. Datum Regennspurg, Dinstag nach Vocem jocunditatis anno domini 1541.[Zettel:] Aus beiliegendem Verzeichnis können Kurfürst und Herzog entnehmen, wie die Verhandlung über die Religion inzwischen verlaufen ist. Haben nicht unterlassen, Melanchthon anzuhalten, in nichts zu willigen, was nicht der Augsburger Konfession und dem Schmalkaldischen Ratschlag gemäß ist. Von den Supplikationen Hg. Wilhelms von Braunschweig [Nr. 264] und der Verwandten der toten Jungfrau [Nr. 261] können sie erst mit der nächsten Post Kopien schicken.
a
–a Angestr.
b
–b Angestr.
2
 Vgl. Anm. 4 zu Nr. 562 .
3
 Vgl. Bernhard von Mila an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Gommern, 1541 Mai 14, Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 432r–435v (Kop.).
c
–c Angestr.