Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.).
Ausz.: Roth, Zur Geschichte, T. IV (ARG 4), Nr. 77 , S. 80–83.
Wir haben eins ersamen raths, unserer gunstigen und gepiettenden herrn, auch eur Ft., H. Jörgen Herwarts, schreyben, dero datum 20. ditz monats, empfangen. Darauf haben eure fursichtige W. zu vernemen, das die verordenten theologi Sambstag [1541 Mai 21] vergangen die artickel, so inen von ksl. Mt., ein vergleichung darauß zu suchen, furgelegt worden send, zu end bracht haben und aber am Sontag [1541 Mai 22] zu abents zu 3 urn dieselbigen widerumb fur die hand genomen, von ainem auf den andern sumarie zu reden und beschliessen, auch ein schrift zu stellen an die röm. ksl. Mt., ir Mt. zu verstendigen, warinnen und uß was ursachen sy sich mitainander ditzmals nit haben mögen vergleichen. Das solle noch in acht tagen alles geschechen1. Man möchts filleicht, was sy da mitainander disputiert haben, den reichstenden nit furhalten werden, sonder alßdann die röm. ksl. Mt. uff ander weg gedencken zu aufrichtung eines landtfridens, darnach sich die leuf werden zutragen. Dann es ist nichts gewiß hie, darauf man sich noch möcht verlassen. Man möcht uns etwas wenigs zugeben, als sub utraque specie zu communicieren und dergleichen artickel mer. Entgegen wirt man von uns auch etwas wöllen haben, nemlich das wir das babstumb nit so gar verdammen, alles auf ein general- oder nationalconcili2. Gott fuege das pöst zu erhaltung seiner eren und unser seelen hail.
Belangendt des Hg. uß Preußen suspendierung der acht, hett unser genediger herr, der landtgraff, geren gesechen, das die gesanten deren sechs stett, nemlich Strassburg, Augspurg, Nurnberg, Ulm, Franckfurt, Nerlingen [= Nördlingen] weren mitgangen, geholfen, neben seinen fstl. Gn. die supplication zu überantwurten, so unser gnedigster herr, der Kf. von Brandenburg, von wegen deß Hg. von Preussen der röm. ksl. Mt. ubergeben hat. Dieweyl aber die gesandten der obgemelten stett sollichs underthenigclich und glimpflich abgeschlagen haben, so gedencken wir, das verrer nichts der sachen halben an uns begert werde. Gescheche aber sollichs, komen wir eins ersamen rats befelch mit fleyß nach3.
So der Bernhart Wallther hieher kompt und wir im etwas erschliesslich sein mögen, wöllen wir abermalen eins ersamen rats befelch thun.
Die supplicationes der mortprenner [Nr. 255], auch der Trotten freuntschaft [Nr. 261], so die abgeschriben, schicken wir eurer fursichtigen W. zu. Hg. Wilhalms von Praunschweicks [Nr. 264] haben wir nit, wöllen sechen, die zu bekumen. Hg. Hainrich von Praunschweick hat abermalen zway biecher wider den Kf. von Saxen und Lgf. zu Hessen ussgeen lassen. Wir haben aber noch kains. Es ist schier jederman mied, der biechlen zu lesen.
Lanndpergers acht ist bey den kayserlichen rethen uff uffhebung derselbigen gehandlet worden, aber noch nichts erlangt. Hannß Thomas von Rosenberg vhed belangendt, ist noch in der still und nichts gehandlet. Wissen aber alle grund diser sachen wol zu erfaren, alsdann eurer fursichtigen W. zuzuschreyben4.
Der wirtenbergisch rath Bernhart Geler ist anhaim geritten. Wirt zwischen dem hauß Bayrn und Wirtemberg stattlich zu einer vergleichung gehandlet5, den son mit dem vatter zu vertragen und, in gehaim zu melden, ein erbeinigung zwischen beeden heusern zu machen. Mag wol den stetten zu gutem komen.
Man sagt hie, der Kf. Pfaltz solle noch in 8 tagen her personlich kumen.
Alle stund verkeren sich die sachen hie, man möchte uns sub utraque specie zugeben, das wir transubstantiationem zugeben. Es sollen geschriften gestellt werden, den reichstenden furzuhalten, wie weyt die verordneten theologi voneinander gewesen, ob daraus ein vergleichung erlangt werden möcht. Wir kunden nit gedencken, das eine ervolgen werd.
Gestern send unsere stend beyainander gewesen. Ist furgehalten worden, das Hg. Ulrich von Wirtenberg sich der ordnung gemeß durch einen deß adels hat vor dem chamergericht purgieren wöllen. Als der ayd an denselben begert worden, hat er auch den ayd vom fiscal begert. Da ist vom chamergericht erkannt, das der fiscal erlassen und der wiertembergisch den thon soll. Als er aber denselben thon hat wöllen mit underlassen diser wort, namlich ‚und alle hailigen‘, haben sy den ayd nit annemen wöllen und werden wider Hg. Ulrichen procedieren uff die acht. Also haben unser stend erkannt, ein schrift an die ksl. Mt. diser und aller anderer beschwerden, des camergericht belangendt, zu stellen und in all weg ein reformation darum zu begeren. Wirt dise tag beschechen werden.
Der heyrat mit Gilch und der Kgn. von Navara soll gewisslich beschlossen sein. Fürschrift für Alexander Kraft. Bezahlung der 100 fl. in Münze an den Sohn des Bgm. Hoser.
So hat uns der Jörg Illsüng antzaygt, wie das Dr. Voyt von wegen der röm. kgl. Mt. ein türckenhilf werd an ein erbern rath begeren. Gedencken wir, es sey beschechen. Ist an etlich stend hie auch begert worden. Etlichs habens abgeschlagen. Wissens nit, wer sollichs aigentlich zugesagt hat. Ofen soll noch nit gewunnen sein. Ist zu besorgen, dieweyl es sich also verzeucht, möcht schwerlich gewunnen werden.
Dr. Claudi Peuttinger ist nit hie, in seinen gescheften verritten. Soll teglich herkumen. So ist der Thomas cantzleyschreyber warlich kranckh an der tertiana6. [...]. Datum Regenspurg, den 26. Maij anno 1541.