Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 125, fol. 105v–107r (Kop.).

Heut frue tzu anfang der ratszeit haben wir durch Heintzlein Weydenhofer ein schreyben und vast in einer halben stundt darnach bey Anthon Korben auch eins, von euch an uns außgangen, empfangen und mit sondern freuden vernomen, das dannoch die statt Ofen erobert ist, verhoffenlich, Got der almechtig werd gnad geben, das das schloß auch erobert werd, welichs dann gewißlichen gemeiner teutscher nation gegen dem erbfeindt, dem Turcken, nit ein geringer trost sein mocht. Was dann das erfordern und beratschlagen der turckenhilf belangt, davon eur schreyben meldung thut, sonderlichen das die cristenlichen verstendtnus verwandte stend allein beyeinander gewesen etc. und, was sich die verglichen, euch unbewust ist, konnen wir wol erachten, das sich dieselben nit leichtlich darein begeben werden, sie seyen dann in der religion zum pesten und irem benigen versichert, wie wir sie auch des nit verdencken konnen. Aber unsernhalben haben wir, wie ir wist, kgl. Mt. ein particularhilf, ein vendlein knecht, doch unbenennt einicher tzeyt bewilliget. Wo wir nun darumb ersucht, wie wir uns aller gelegenhait nach wol zu vermuten beschehen, werden wir dieselben particularhilf on mittel laisten und unser tzusagen erstatten, wiewol wir dagegen vertrost worden, solche particularhilf ehe nit tzu begern, es wurd es dann die mercklich, hoch not erfordern.

Aber wann man ytzo aufm reichstag von einer gemainen reichshilf aller stende handeln solte, wie wir auch erachten und ir solichs schreybt, nit verpliben werd, in dem gedencken wir uns wol von den merern stenden im ende nit abtzusondern. Das ir aber von stund an heraußfaren und ja sagen solt, will uns auch nit gelegen sein, sonder ir mugt hieryn eur aufsehen auf ander haben und sonderlich, so es derhalb zue verner handlung kummen und etwas weytters an euch gesonnen werden solt, ist unser bevelch, ir wollet euch noch nichts entlichs bewilligen, sonder dasselbig allein auf hinter-sich-pringen annemen. Dann ir habt leichtlich tzu bedencken, wann uns der religion halb nit auch ein bestendiger friden tzugesagt werden solt, das uns gleich so wenig als den stenden, der cristenlichen verstentnus anhengig, gelegen noch thunlich sein wurd, ainiche turckenhilf zu bewilligen, dieweil wir doch der confession und apologia zugleich mit inen verwandt und anhengig seyen. So sich dann dißfals, wie eur schreyben mit sich pringt, dieselben steend der cristenlichen verstendtnus von euch sondern und nit wissen lassen, was sie hieryn thun oder lassen wollen, so mugt ir wol mit aller beschaydenhait und glimpf, wie ir tzu thun wol wist, auf angeregt begern, wann es an euch gelangt, von unsernwegen diese antwurt geben, das wir gar nit genaigt weren, uns in diesem fall von dem merern tayl der reichsstend abtzusondern, wie wir dann bißher auch nit gethan, zumal in aynem solichen hochwichtigen handel, der gemainer cristenhait und sonderlich teutscher nation wolfart antreffen möcht, als wir dann der kgl. Mt. die obenangeregt particularhilf bewilligt hetten. Das wir aber der religion halb dagegen allerley fahr und unsicherhait gewarten und besorgen mussen, das wurd uns auch tzum hochsten beschwerlich sein, mit dem angehengten erpieten, sover uns der religion halb nichts beschwerlichs oder widerwertigs begegnet, wolten wir uns der begerten hilf halb neben andern reichsstenden auch nit minder gehorsamlich ertzaigen und halten dann der merertayl derselben. Und was euch nun darauf begegnet, das wollet wider an uns gelangen gelassen und on hindter-sich-pringen nichts entlichs bewilligen. Wolten wir euch bey dem Heyntzlein potten, dem wir, sover er morgen abents tzu euch kumpt, ein eylrayß verhayssen, hinwider nit pergen und seyen euch zu freuntschaft und allem gutten wol gewegen. Datum under unsers eltern burgermaisteramptsverweser Leo Schurstabs petschir Dinstags, den 14. Junij umb vire gen nacht anno etc. im 411.

Zedula in der eltern namen: Lieben freundt, was ir dann an uns, die eltern, geschriben und uns die ubergeben artickel des Kf. von Branndenburg uberschickt, das haben wir vernommen und wollen solich artickel in pester gehaymbdt behalten. Aber wie wir die auß gemeinem uberlesen gestelt fynden, werden dieselben unsers tayls verwandte schwerlich annemen, dann der gegentail wurde allemal die außlegung seins gefallens fur sich haben. Das wissen wir aber nit zu verfechten, sonder mussen das andern hochverstendigen tzu bedencken geben.

Was dann die 2.000 fl. schulden betrifft, wann euch dieselben uberraicht werden, so wollet die tzum pesten verwarn und darauf bedacht sein, wie man die mit dem sichersten herauf mocht pringen, sonderlichen aber solichs auch in still halten, auf das wir darumb nit weitter ainichs anlehens halb angelangt werden. Datum ut in litteris.

Anmerkungen

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 Vgl. auch Bgm. und Rat von Nürnberg an Clemens Volkamer und Erasmus Ebner, Nürnberg, 1541 Juni 15, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 125, fol. 109r–111r (Kop.): Lieben freundt, eur schreyben und antzaigen, auß wem die tzeyttungen eroberung halben der statt Ofen ervolgt, das haben wir sampt anderm alles inhalts vernommen und ist wol nit wenig schympflich, das in einer so hochwichtigen sachen, darynnen wir euch doch entschuldigt haben, dermassen ein irthumb beschehen soll, sonderlichen, dieweil es nit verpleybt, soliche tzeyttungen, die do meniglich erfreute und begirlich seyen, an andere end auch tzu schreyben, wie dann unsers erachtens von hie aus nychts wenygers solichs an vil ende als von Regenspurg geschriben sey. Wie dem allem, wier konnen solichs nit pessern, sonder mussen erwarten, was hernach kumbt. Und als ir uns in ytzigem eurm schreyben, das uns Mitwochs zu versperzeit durch Peter Hasen tzugepracht, vermelden tut, welichermassen alle steend des reichs an negstverschynnen Dinstag [1541 Juni 14] auf das rathaus erfordert und die stend der cristenlichen religion an ein sonder orth beschiden und was durch Hg. Friderichen in namen ksl. Mt. der turckenhilf halben mit euch gehandelt und was ir eurs tayls von unsernwegen denselben stenden der cristenlichen religion endeckt, das haben wir horen lesen und achten darfur, in gemeiner der cristenlichen religion stend namen werd sonders tzweyfels und, wie ir das im end eurs schreybens melden thut, mit pestem glimpf und beschaidenhait ein soliche antwurt geben, di uns bey der ksl. Mt. unverweyßlich sein soll, der wir auch eurm erpieten nach hernach gewertig sein wollen. Was wir aber der begerten particularhilf halben auf der röm. [kgl.] Mt. gesanten anpringen hievor bewilligt, welichs aber by uns auf keinen abtzug kunftiger reichsanlag der turckenhilf gestellt, wiewol uns das angepotten ist, so haben wir doch kein trost dartzu gehapt und noch nit. Darumb wir auch damit frey, unbedinglichen gangen seyen und ein vendlein knecht, doch unbenennt ainicher tzeyt bewilligt haben. Dasselbig gedencken wir, so wir des angefordert werden, welichs wir euch tzum furderlichsten wollen wissen lassen, wiewol solichs noch nit beschehen ist, so achten wir doch, es werd nit lang verpleyben, tzu laisten und zu schicken. Darnach habt ir euch tzu richten. Was aber des reichs gemayne oder beharliche hilf, so die entlich furgenommen wirdt, belangt, seyt ir unsers gemuts in jungstem unserm schreyben zur notturft und gnugsam bericht, darinnen ir euch wol werdet wissen tzu halten. Was dann eur begern einer kirchenordnung betrifft, die schicken wir euch hiebey; damit mugt ir fur euch selbß und in eurm namen den doctor von Metz verern. [...]. Datum under unsers eltern Bgm. Jheronimus Holtschuhers petschir am – – –.  – Vgl. zudem Kg. Ferdinand an Bgm. und Rat von Nürnberg, Wien, 1541, Bozen StA, Brixner Hochstiftsakten, Cassa 133, Nr. 1, Lit. K., S. 82/83 (Kop.): Sein Rat Georg Ilsung hat ihn über die Zusage Nürnbergs informiert, zur Türkenabwehr in Ungarn ein starkes Fähnlein Landsknechte zu stellen. Will sich hierfür gnädig erweisen. Aufgrund der aktuellen Lage sieht er sich gezwungen, das Angebot einzufordern, und bestellt das Kontingent nebst Truppen aus seinen Landen und den erwarteten Kontingenten von Kurfürsten und Fürsten auf Johannes Baptist [1541 Juni 24] nach Preßburg. Es gibt sichere Nachricht, dass die Türken unter Mechmet Bassa und Weglerwegg mit ansehnlicher Streitmacht in Ungarn einfallen und ihr Heer mit den Truppen der Paschas Mechmetbeg und Murat vereinigen wollen, um Land und Leute und schließlich das Reich zu bedrohen. Ihr Angriff auf Ofen ist binnen Monatsfrist zu erwarten. Deshalb und damit die Hilfe nutzbringend angelegt werden kann, soll das Fähnlein am genannten Tag, jedenfalls schnellst möglich, in Preßburg ankommen. Sobald es entbehrlich ist, wird das Kontingent zurückgeschickt, um unnötige Unkosten zu vermeiden. Datum Wien 1541.