Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: 6. Julii anno 41. Das ausschreiben wieder Braunschweig etc.
Ich hab untertheniglich gelesen euerer kfl. Gn. bedencken der irrigen session halben, ßo mir Wolff Lawenstein, euerer kfl. Gn. secretarius, alß auß euerer kfl. Gn. befelh zugeschigt und mir nechten zuhanden kommen ist. Kan mir in unterthenigkeit nicht misfallen lassen, das euere kfl. Gn. den rethen kegen Regensburg dasselb schreiben und darumb befelen, aber in alwege alßo, das sie die punct alß fur sich selbst in der beradtslagung furwendeten und horten idesmalß, was die marggraven, auch euerer Gn. vettern rhete dorzu sagen und inen gefellig sein wolte. Dan dreierlei besorge ich, daran sie nicht gerne werden gehen wollen. Das erst, das sie Hg. Henrichen nicht gerne werden den mortbrant mit aufrucken wollen. Zum andern, so werden sich die marggrafen des buchleins nicht gerne mit annhemen, das der Spalatinus gemacht von der Ff. von Sachssen und der Hgg. von Braunschweig ankunft. Zum dritten, so werden sie auch schwerlich dohin mit sliessen wollen, das dem keiser solt angezeigt werden, wo ksl. Mt. des von Braunschweig anmassen nicht abschaffen wurde, das sie alsdan keine turkenhulf laisten, auch iren abschiet, von Regenspurg abzureisen, nhemen wolten, dann euere kfl. Gn. wissen den umbstandt der marggraven, so seint ire gemueter dohin gericht, das sie sich beim kaiser gerne sehr wilferig und angenheme machen und sich herfurthuen wollen, dan hierbei schigke eueren kfl. Gn. ich ein brieflein, welchs mir Dr. Creutziger gestern alhie zugestellet, ßo der Schotte Alexander Allesius an mich geschriben. Darauß werden euere kfl. Gn. vornemen, wie gefehrlich Dr. Martinj antwort, die er den marggrefischen gesanten alhie gegeben, angebracht und referirt, welchs furnhemlich durch die von Anhalt, den thumprobst und F. Hansen, muß beschehen sein, dan wie ichs vorstehe, ob wol Dr. Martinus eine gemeine, schriftliche antwort gegeben, sovihl die unvorglichene artikel belangt, zudem das [er] die vorglichenen auch nit approbirt hat, dieweil er sie zu der zeit nicht gesehen, nachdem er aber mundtlich von einem artikel zum andern sich kegen inen wirdet haben vornhemen lassen, so haben sie die wort aufgezeichent und dieselben in sonderliche artikel bracht. Und wie sich der Schotte vordunken lest, so seint die artikel seiner rhede noch untreulich gestelt alß sonderlich vom anbeten des sacraments, vom tragen desselben zu den krancken und vom primat des babstes. Ich wil aber mit Dr. Creutzinger weiter dovon rheden, dieweil der Schotte schreibt, dieselben fursten wollen die fusse der heiligen kussen auß etzlichen ursachen, die mich genanter doctor wurde zu berichten wissen. In dem schilbocke muß nichts guts sein, darumb ine auch die natur gezeichent hadt. Dan wie ich negst von Torgau bin gefaren und vor Wittenberg an die brucken kommen, hat ein lerer, behangener wagen aldo gehalten. Ich hab die knechte fragen lassen, wem der wagen zustunde. Die haben gesagt, sie hetten Dr. Martinus und Pomeranus von Dessou darauf zu hauß gefurt, dan sie weren bei gemeltem manne aldo gewest. Besorge, er werde es auf diese argelist gethan haben, das er etwo ir bekentnis zu wegen bracht, das sie zuvor zu Wittenberg von den artikeln alßo beredt hetten, ob man ire relation zu Regensburg wolt anfechten, das der schilbock des ir bekentnis hette. Was aber die leute vormeinen, villeichte beim kaiser domit zu erlangen, das where wol zu wissen. Doch halte ich, mein gnediger her, F. Wolff von Anhalt, werde eueren kfl. Gn. zu seiner ankunft bericht davon thuen konnen.
Wo sich die marggraven solten des mortbrennens mit annhemen wollen, so muste ir sin auß dem andern [= ändern], das geschrieben und gesagt wirdet, wie in der marke, auch in Pomern des mortbrennens vihil sey. Dan nechten gantz spate hat mir der stadtschreiber alhie ein copei bracht, was ein burger von Wittenberge auß Berlin einem alhie derwegen geschrieben, welche eueren kfl. Gn. ich hierbei untertheniglich ubersende.
Dr. Creutzinger hat mir nechten gesagt, das sich die theologi vor seinem abreisen miteinander entschlossen gehabt, darauf entlich gedechten der gesprechshandelung halben zu beruhen. Darumb, ich glaube, hat der kaiser bei den stenden umb antwort anhalten lassen. So wirdet sie nhuemehr gegeben sein. Schickt auf Bitte Crucigers beiliegenden Brief Wolfgangs von Anhalt an den Kurfürsten und lasse mich vorduncken, es sein entschuldigung, worumb sie ime auf seine bit erleubt haben.
Die furnhemsten grunde widder den von Braunschweig wollen darauf stehen, das es mit der session anders herkommen, item, das die churfursten und ire geschlecht und agnation hohers standes sein dan die andern gemeine fursten, dan ursach, die vettern und agnaten haben mit den churfursten gesambte lehen, nicht allein an den landen, sondern auch an der dignitet der churgerechtigkait, seint in fellen anwerter derselben, darumb man inen den vorstat vor andern zu recht geben muß, wiewol widder stadtlich argument einfellet der irtumb, der sich in gleichnis erhelt zwischen Sachssen und Baiern. Dan welche von den Baiern mit Pfaltz semptlich belehent, sie seint jung oder alt, solten vor alle Ff. von Sachssen berurtem argument nach den vorstandt haben, es were dan uber vorwerte zeit anders herkommen, das alle wege die eltern von Sachssen uber die jungern von Baiern gesessen wheren. Und wiewoll Hg. Henrich von Braunschweig vermeint eins eltern und grossern, auch edlern herkommens zu sein dan die Ff. von Sachssen, so ist es doch nicht war, wie sich auß vorberurtem drucke befindet, dan die Ff. zu Sachssen seint eins edlern und eltern herkommens auß romischen und andern kuniglichen stammen, do die Welffen slechte schwebische hern ader edelleut gewest sein. Darumb ist es sehr guth, zu einer anzeigung desselben von eueren kfl. Gn. und ires vettern rheten dasselb gedruckt buch in der handelung und disputacion dieses irtumbs producirt werde und man sich darauf referire. Und wiewol war, das er elters furstlichen herkommens ist dan die Mgff. zu Brandenburg, aber darumb erfolget nicht, das er darumb der vorsitz ader vorstandt gebure, dan die recht sehen an die jegenwertige dignitet, die ein geslecht von romischen kaisern und konigen hadt, und nicht, was ein ander geslechte zuvor vor dergleichen digniteten gehabt, und sonderlich gilt kein elter ader edler herkommen ader, das ein geslechte vor zeiten churherligkait ader gerechtigkait gehabt, wo die forfaren solche durch untugent hernach alß vorwirgkt, wie euerer kfl. Gn. anzeig nach Henricus Welff der lewe das churfurstentumb zu Sachssen und hertzogtumb zu Baiern vorwirgt hadt. Darumb ßo gilt zu recht nicht, etwas zu nutz ader vorteil in solchem darauß einzufuren. So darf sich auch der von Braunschweig seiner tugenden nicht rhumen, das er seiner person halben den forstandt haben solte. Und wo bei ksl. Mt., auch bei den andern fursten und stenden die erbarkeit were, alß sie pillich sein solte und vor zeiten gewest, so solen sie ine seiner vihilfeltigen untaten halben widder oben noch unten bei sich sitzen lassen. Er thut aber, wie der kaiser an einem orte in seinen rechten spricht, das etzliche jhe zu zeiten sich vorsitzens und vorstehens anmassen, darumb, das sie damit vormeinen irer vorfaren ader irer selbst untaten zudecken und auszuleschen ader auch ire kunftige, furhabende ubelhandelung dodurch zu verbergen. Alßo jhe mehr er in untugendt steckt gleich seinem anhern dem lowen und vihil tieffer, jhe mehr er nhun nach hohem ansitzen trachtet. Es mag auch villeichte darumb von den hohen heubtern alßo vorstatet werden, das sie ine gerne wolten bei eheren behalten, dieweil inen seine untaten, sunderlich des mortbrennens halben villeicht nicht zuwidder sein etc. Darumb were wol pillich und auch gut, wo bei euer kfl. Gn. vettern und den maggrafen [sic!] bestandt zu befinden, das mit weigerung der turkenhulf und bedrauung des abreisens dringe, das der von Braunschweig auß der angemasten session muste.
Auf der von Erffurt schreiben des gefangenen voits halben von Utzberg wil eueren kfl. Gn. ich, wilß Got, morgen mein bedencken untertheniglich zu erkennen geben. Dan wol hat mir Dr. Teuteleben negst zu Torgau etzliche schrifte gezeigt. Ich habe sie aber zu Torgau gelassen. So wil ich auch eueren kfl. Gn. mein unterghenigs bedencken vormelden auf die supplication [Nr. 258], die Hg. von Braunschweig widder euere kfl. Gn. und den lantgrafen ubergeben. Dan gestern hat mir des von Barbi secretarius einen druck zugestelt, der zu Wulfelbuttel [sic!] vorfertigt, domit der von Braunschweig dieselb supplication offentlich lest ausgehen. So seint seine wapen voran gedruckt ane zweifel der maynung, ime widder sein bose gerucht einen glimpf und pracht bei den leuten zu machen. Denselben druck wil eueren kfl. Gn. ich, wilß Got, morgen mit ubersenden. [...]. Datum Wittenberg, Sontags nach Visitacionis Marie anno etc. 41.