Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 206r–211v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 211v: Unsere gnedigst und gnedig herrn geben antwort auf die 25. post. Einkomen zu Regenßpurg, Montag, den eilften Julij 1541 umb 11 uhr umb den mittag.

Eingang ihres Schreibens vom 30. Juni [Nr. 803] samt den übersandten Kopien. Und wiewoll ir aus berurtem unserm schreiben hiebei werdet vornemen, was unser bedencken ist, das der session halben, der sich Hg. Hainrich von Braunschwig anmassen tut, soll furgewant und, do jhe kain einsehung von ksl. Mt. beschenn wolte, auf den falh die turckenhulf gewegert, auch in alle andere handlungen nicht gewilligt werden, so vormercken wir doch aus itzigem eurem schreiben, das gemelte turckenhulf alberait gewilligt, doch das ksl. Mt. ainen gemainen, bestendigen und beharlichen frieden, auch gleichmessig recht im reich aufrichten wurde, welchs wir uns auf den falh und zufurderst, a weil die not dermassen–a vorhanden, nit lassen misfallen. Doch werdet ir und die andern stende dises tails dorob zu sein wissen, domit gemelte conditiones des frieden und rechtens halben bei ksl. Mt. erhalten und in wircklickait mugen bracht werden. Nachdeme aber dem haus Sachssen und Brandennburg an der session, doran sich der von Braunschwig sie zu vorunruigen understanden, nicht wenig gelegen, so ist unser freuntlich bitt und begern, euere L. und ir wollen sich nichtsdesterweniger vormuge des andern unsers schreibens mit unsers vettern, Hg. Hainrichs zu Sachssenn etc., und des landgraven reten, desgleichen dem Kf. und Mgf. Jorgenn zu Brandenburg dovon, doch als fur euch, reden und, was inen und iren L. gefallen wirdet und sich mit euch vorgleichen werden, dasselbig alsdan gegen ksl. Mt. furwenden, domit es der von Braunschwig nicht dorfur zu achten, als het man ime sein vorunruigen, wiewoll es alberait angefochten, mussen lassen gut sein, und ksl. Mt. dordurch zu ainem ernstlichen einsehen, wie wir nicht zweiveln, dester ehr muge bewegt werden. Worbei es nu vorbleiben wirdet, solchs wollet uns durch euer schreiben zu erkennen geben.

Sovil aber die gewilligte turckenhulf an ir selbs betrifft, vorstehen wir, das dieselbig an und mit geldt soll gelaist werden. Nu wisset ir aber, so hat es die erfarung geben, was das reich in vorigen dergleichen turckenhulfen, so mit geld geschenn, fur schaden und nachtail in mangel ains statlichen hauptmans, deme dorumb het mugen vortrauen zugestelt werden, erlidten, nemlich, das die hulf gelaistet, aber gar nichts domit ausgericht worden, zudeme das allerlay practicken und finantzen mit undergelauffen. Soll nu die itzt gewilligte hulf fruchtbarlich und nutzlich geschenn, so wil in alle wege vonnöten sein, das man doruber itzo zu Regensburg ainen hauptman vorordene und erwehle. Nu glauben wir, der landgrave werde villeicht in handlung stehen, solche hauptmanschaft anzunehmen. Do es auch geschit, wissen wir es fur uns nicht zu fechten, sondern mugen sein L. woll leiden. Solt aber etwo ain ander wollen angegeben und eingedrungen werden, der unser religion und also uns, den stenden dieses tails, widerwertig und entkegen were, das wil uns in kainem weg gelegen sein. Wissen auch denselben gar nicht zutzelassen nach zu bewilligen. Nachdeme wir dan euch auf den falh in unser instruction bevelh getan, es dohin zu vleissigen, das wir, die stende dises tails, unsern aigen hauptman möchten haben, wie es dan die notturft, solchs auch die andern stende ane zweivel mit ainick sein werden, so wollet diesen weg dorauf an die hand nemen und doran sein, das der ainer, die ir in unser instruction [Nr. 52]  namhaftig vorzaichent hapt, zu unserm dieses tails hauptmann muge vorordent werden. Wie sichs nu der turckenhulf halben zutragen und worbei es vorbleiben wirdet, solchs wollet uns durch euer widerschreiben auch berichten. Undt nachdeme wir uns zu erinnern wissen, das H. Wolff Ditterich von Pfierd zu Franckfurtt gebeten, so die turckenhulf solte gelaistet, das er mit ainer oberhauptmanschaft möchte bedacht werden, so wollet ime fur andern dorzu furderlich sein, doch, dieweil immer botschaft nach Strasburg ist, das ir euch an ime erkundet, ob ime nach zu gefallen doran beschehe odder nicht.

Betreffende, welchergestalt sich die theologen dieses tails irer maynung des furgelegten buchs halben und das ir kainer bis auf den Butzer dorzu lust hat, haben vornemen lassen, doch soll sich Butzer entlich auch haben hören lassen, bei der confession und apologia zu vorharren und sich von den andern theologen als seinen mitbrudern nicht zu sondern etc., solchs haben wir gnediglich und gerne vornommen. Zweiveln auch nicht, der allemechtige Got soll und werde weitter gnad geben und vorleihen, das gemelte theologi ferner beisammen und ainick bleiben mugen. Und dieweil etzliche theologen ir bedencken schriftlich ubergeben, etzliche aber sich desselben nachmals zu thun erboten haben, so wollet uns dieselben, sobald man domit fertig werden kan, eurem erbieten nach zuschicken. Wie wir aber gedachter theologen maynung, der sie sich gegen den fursten und stenden haben lassen vornemen, vormercken, so wirdet sich dieselbig mit Dr. Martinj und Pomeranj bedencken1, welchs sie auf das buch verfasset und wir dem Philippo, Creutzinger und Ambsdorff zugeschickt haben, dasselbig ferner auszustreichen und die antwurt, so ksl. Mt. auf die gesprechshandlung von den stenden dises tails gegeben sol werden, in ain gute form zu bringen, vast vorgleichen, des wir auch also mit inen ainig und gedachtem Philippo und den andern theologen, auch euch unser schreiben [Nr. 644], so wir dorneben an euch gethann, nuhmer wirdet zukommen sein, doraus ir obgnants Martini und Pomerani, auch unser bedencken und maynung gemelts buchs und der antwurt halben, so ksl. Mt. von den stenden dises tails soll gegeben werden, entlich werdet vorstehen. Und dorumb so wollet doran sein, das man sich der antwurt, die Philippus und die andern dornach stellen sollen, wan sie domit fertig, mit den andern stenden vorigem unserm schreiben nach furderlich vorgleiche und sich alsdann derselben gegen ksl. Mt. vornemen lasse.

Wan auch solchs geschenn, so werden sich alsdan eur L., F. Wolff, sampt den theologen und Dr. Pleickharttenn zu erheben und von Regensburg abzuraisen, auch sich zu uns zu verfugen wissen. Und nachdeme wir aus ainem eurem schreiben, welchs uns vor zwaien tagen zukommen, vorstanden, das ir Dr. Creitzingernn aus angezaigten ursachen anhaimbs zu raisen erlaubt, wie er auch zu Wittennberg ankommen, so ist uns doran zu kainem ungefallen geschehen und sonderlich, weil Philippus sein lenger vorzihen zu Regennsburg unnötig geachtet.

Das ir auch auf die handlung und suchung, so der Kf. zu Branndenburg mit euch pflegen lassen, doch auf vorgehende, schriftliche, vorsigelte kgl. Mt. vorsicherung, inmassen zu Hagenau beschenn, welche ire kgl. Mt. also zu vorfertigen lassen gewilligt, irer kgl. Mt. den tittel ains romischen konigs gegeben, doran hapt ir uns zu kainem misfallen gethann. Zudeme bringt solchs unser instruction auf falh also mit. Undt dieweil wir uns vorsehen, kgl. Mt. werde berurte vorsicherung nuhmer haben vorfertigen und euch zustellen lassen, so wollet uns dieselbig bei negster post ubersenden. Das euch aber gedachter churfurst vormeldet, das sich ksl. Mt. gegen seiner L. het lassen vornemen, das ire Mt. gnaigt, die walhsache zwuschen kgl. Mt. und uns furzunemen und zu vortragen, so wollet gnantem churfursten auf seiner L. anregen solche handlung fuglich und glimpflich, wie ir werdet zu thun wissen, abschlahen, dann uns seiner L. handlung dorinnen gar nicht annemlich.

Wir haben auch vornommen, das ir neben unsers vettern, Hg. Hainrichs zu Sachssenn etc., reten bei kgl. Mt. der behmischenn lehen halben ansuchung getann und was euch dorauf fur beschait worden. Worbei es nu domit wirdet vorbleiben, das wollet uns auch berichten, wiewoll zu besorgen sein wil, es werde in mangel der behmischenn rethe nichts doraus werden. Dieweil auch ksl. Mt. sich erboten und antzaigen lassen, gedachts unsers vettern rethen die lehen in der camer zu leihen, so wollen wir uns vorsehen, solchs wirdet nuhmer beschenn sein und ir von unsernwegen der semptlichen belehnung halben unserm bevelh nach mit angegriffen haben.

Und wiewoll sich unser vetter, Pfgf. Friderich, auf unsere schrift unser personlichen ankunft halben gegen Regensburg nach nichts hat lassen vornemen, so wollet doch sein L. von unsernwegen fuglich erinnern, ob sie uns auf gemelte unsere schrift antwurt geben wolte. Wann es nu schriftlich beschit, so wollet sie uns zuschicken. Wirdet sich aber sein L. dorauf muntlich lassen vornemen, so wollet uns solchs durch eur schreiben berichten, dann unsers erachtens wurde man aus derselben antwurt allerlay zu vormercken haben.

Das auch itzo zu Regensburg ain gemaine rede, das ksl. Mt., nicht uber ainen monat doselbst zu vorharren, sondern sich nach Italien und furder in Hispanien zu begeben, willens sein solle, so wollet euch des mit vleis und aigentlich erkunden und, was ir weitter bestendigs dovon erfaret, uns furderlich bei der post berichten, dan wo deme also were, so wurde es ain sunderliche maynung mussen haben, dorumb es von ksl. Mt. beschehe.

Und wiewoll ir nach zur zeit nicht solt erfaren mugen, das der von Braunschwig wider den landgraven oder uns ichtwas ausgehen lassen, so wollen wir euch doch nicht bergen, das er die schrift [Nr. 258], so er ksl. Mt. des landgraven undt unsernhalben zu Regensburg hat ubergeben, dovon ir uns negst copei uberschickt, hat drucken und offentlich ausgehen lassen und, wie leichtlich zu vormercken, allain dorumb, das er bei den leutten und volck dieser lande wider den landgraven und uns ainen glimpf wil erlangen. Wir gedencken ime aber solchs nicht lassen gut zu sein, sondern wollen dorwider furderlich auch etwas lassen ausgehen, das ime der gesuchte glimpf abgestrickt werden solle. Und dieweil er uns und den landgraven in seiner itzigen vormainten vorantwurtung des mortbrennens halben vast hart angezogen, so gedencken wir, uns in berurtem druck dorgegen etzlicher mas zu vorantwurten, doch den beschlus auf gemainer stende dieses tails ferner vorantwurtung, die ksl. Mt. geschenn solle, zu referiren. Und werdet uns, welchergestalt sich die stende vorgleichen werden, ksl. Mt. hinwidder ain antwurt zu geben, auch woll zu berichten wissen.

Was aber der von Goslar sach betrifft, wirdet euch unser schreiben und ire beschwerung, so inen neulich begegent, nuhmer zukommen sein. Und dieweil das erkenntnus der stymmen nach laut der vorfassung, wie wir aus itzigem eurem schreiben vormercken, ergehen solle, so wollet vleis haben, das solchs nicht lenger vorzogen und der von Goslar sach fur ain religionsach erkannt, angenommen und vertretten werde, wie es dann aus den ursachen und bedencken, so wir hievor nach der leng angezaigt, unsers erachtens billich geschit2. [...]. Datum Torgau, Mitwoch nach Visitationis Marie anno etc. 41.

[Zettel:] Nachdem wir auch vormercken, das in der gegeben antwort, die turckenhulf belangendt, der furbehalt beschehen, das uns und andern die summa, so wir in der belagerung der stadt Munster hivor furgesetzt, der wir noch unerstattet sein, daran zu unserm anteil abgetzogen oder ergentzt mocht werden, welchs uns dann also wolgefellig ist, bitten auch freuntlich und begern, euer L. und ir wollen daran sein und dorob halten, das solcher anhang bleiben und gewilliget werden muge. Do es aber bei allen stenden ingemein nicht wolt gewilligt, so wollet es doch dohin vleissigen, das es unser und der andern halben, so die fursetzung, wie berurt, getann, muge erhalten und wir und sie unsers furgestrackten geldes betzalt werden. [...]. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
–a Unterstr.
1
 Vgl. Martin Luther und Johannes Bugenhagen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, o. Ort, 1541 Juni 29, Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,2, Nr. 194, S. 555–558.
2
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an die sächsischen Reichstagsgesandten in Regensburg, Torgau, 1541 Juli 13, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 2, fol. 98r–100r (Ausf.): Nachdeme wir euch unlangst geschrieben und dorneben die schriften, domit die von Goslar der mercklichen beschwerungen halben, so inen und den iren von Hg. Hainrichs von Braunschwig leutten begegenten, zugeschickt und bevolhen haben, welchergestalt ir euch vleissigen und furdern soltet, domit gedachter von Goßlar sachen nochmals fur religionsachen erkannt, angenommen und vortretten oder, do solchs jhe nicht bei allen stenden, welche dorinnen möchten bedencken odder beschwerungen haben, zu erhalten, das aufs eusserste die stymmen und derselben erkentnus ergehen und geschenn solte, teilt er ihnen mit, dass er damals auch dem Landgrafen Goslars Beschwerden mitgeteilt und ihn gebeten hat, iren vorlassenen rethen zu Regensburg zu bevelhen, domit sie neben euch solchs auch vleissigen solten. Schickt ihnen einen Ausz. der Antwort des Landgrafen, sovil die von Goslar betrifft. Und wo bemelter der von Goslar sach nach zur zeit nicht angenommen als fur ain religionsach odder das erkentnus der stymmen ergangen were, so wollet solchs neben des landgraven rethen, denen sein L. dorumb weittern bevelh gethann, nochmals zum furderlichsten vleissigen, wie wir es dann dorfur achten, das es in keinen wege zu umbgehen sei, dieweil den von Goslar alle beschwerungen aus has und neit der religionn zugeschoben und aus ursachen, so jungst zur Naumburg auch bewogen, religionn sein. Undt wollet jhe neben des landgraven rethen allen vleis derhalben furwenden. Doran tut ir uns zu gnedigem gefallen. Datum Torgau, Mitwoch Margarethe anno etc. 41. Beilage: Ausz. aus dem unten wiedergegebenen Schreiben Lgf. Philipps von Hessen, der bei das uberstimmen zu pringen seinendet.  – Vgl. Lgf. Philipp von Hessen an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Kassel, 1541 Juli 6, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 1, unfol. (Ausf.): Hat sein Schreiben vom 27. Juni 1541 zur Kenntnis genommen. Was die Übergriffe Hg. Heinrichs von Braunschweig gegen Goslar angeht, so ist er in gleicher Weise wie Johann Friedrich von Goslar darüber unterrichtet worden. Hat seine Räte zu Regensburg darüber informiert und ihnen Anweisung gegeben, sich zusammen mit den Gesandten Johann Friedrichs und den anderen protestantischen Ständen beim Kaiser nach Kräften für die von Goslar einzusetzen und dahin zu wirken, dass die Goslarer Angelegenheit von den Schmalkaldenern als Religionssache anerkannt wird. Hört gern, dass Johann Friedrich seinen Gesandten in Regensburg gleichen Befehl gegeben hat. Das wird denen von Goslar sicher zugutekommen. Und ist unser bedencken, das euere L. abermaln iren rethen gein Regensburg ernstlich schreibe inmassen wir den unsern auch noch einmal thun wollen, wann unser stende ingemein uff furgewendte persuasiones dero von Goßlar sach nit fur religionsach erkennen und annehmen wölten, das sies dan dahin bearbeiten, das daruber das merer der stymen gemacht werde, dann es seint etzliche unserer stende, die hirtzu schwerlich anderst dann durch das uberstymmen zu pringen sein. Was die Anfrage Johann Friedrichs angeht, was zu tun sei, wenn Hg. Heinrich seine Übergriffe gegen Goslar fortsetze, so hat er auf einen Anschlag gedacht, damit Hg. Heinrich einmal widerfährt, was er verdient. Wichtig freilich ist, dass die Goslarer Angelegenheit jetzt als Religionssache anerkannt wird. Hg. Moritz von Sachsen wird, wenn er zur Regierung kommt, wohl nit ainen unguten gesellen tzu volnfurung dieses wercks geben. [...]. Datum Cassel, 6. Julii anno 1541. PS: Ist damit einverstanden, dass man Goslar mit Rat und Hilfe auch dann nicht im Stich lassen sollte, wenn die Angelegenheit jetzt in Regensburg nicht tzu leidenlichen wegen pracht werden kann.