Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Praesentatum 8. Julij 1541, datum 6. Julij.

Druck: Roth, Zur Geschichte, T. V (ARG 4), Nr. 109 , S. 263–268.

Was sich bis auf 2. dato zugetragen, haben eure fursichtige W. schriftlich, auch müntlich vom H. Dr. Heelen vernomen. Nachvolgendts auf 3. ditz monats haben unsere stend der cristlichen verainigung die antwurt [Nr. 190] der röm. ksl. und kgl. Mt. zu morgen umb 9 urn geben, dergleichen auch die andern reychstend, chur- und fursten des andern tails, auch ir antwurt [Nr. 188, Nr. 189], die eylendt türckenhilf belangent, geben haben, dero mir [sic!] copia hiemit zuschicken, mit Nr. 1bezaichnet. Und dieweil die röm. ksl. Mt. gnedigst begeren liessen, das dise stend ir Mt. auch die religionsachen belangendt auf das beschechen gesprech antwurt geben wollten, haben die stend dises tails alle predicanten uff den 4. tag ditz monats zu morgens uff 6 uren fur sich ervordert und das buch, so wir eurer fursichtigen W. vormalen lateinisch zugeschickt, fur die handt genomen und den ersten artickel gelesen, darauf H. Philippus Melanchton, darnach H. Martin Bucer gehört worden, mit antzaigung, warumb derselb artickel also beschriben und gestellt worden sey. Nachdem sy, bed herrn, dessen guten bericht gethon, die andern herrn predicanten auch gefragt worden und also von einem artickel auf den andern darin bis uff heutigen tag furgeschritten worden ist und bis auf den artickel a dogmata quaedam quae ecclesiae etc.–a im buch uff dato kumen, soll morgen und dise nachvolgende tag weytter darinnen gehandlet werden. Was alßdann uff all und ein jetlichen insondern artickel beschlossen wirdet, schreyben wir eurer fursichtigen W. alsbald zu. Es lasst sich dannocht ansechen, das zu verhoffen, etlich artickel sollen zu einer rechtgeschaffnen vergleichung mugen pracht werden, nit das die gaistlichen sollich werden annemen, sonder die colloquenten, so von ksl. Mt. des andern thails zu dem gesprech verordnet gewesen sein. Es haben etlich fursten des andern tails ein ernstlich schrift wider das buch und dise disputation [Nr. 124], der ksl. Mt. b darmit zu antwurten–b, gestellt, dero wir aber bisher kain copia haben kinden zuwegen pringen. Es ist den churfursten furgelesen worden, aber auf ir, der churfursten, begeren kain abschrift geben worden.

Eure fursichtige W. haben auch durch den H. Dr. Heelen, auch durch die copia, so mir mitgeschickt, vernomen, warauf die sachen, die eylend türckenhilf belangent, ruwent, nämlich das unser thail zu sollicher gutwillig sich erbieten, doch also, das die röm. ksl. Mt. disen stenden ein bestendigen friden und gleich recht im hl. röm. reich gnedigist mittailte, das sich die röm. ksl. und kgl. Mt. beschwerdt und durch den Kf. von Brandenburg mit disen stenden handlen hat lassen, das dise eylende hilf on allen vertzug gelaistet, angesechen die groß not und die begert hilf gantz klainschetzig. Dann ir Mt. sei gnedigist genaigt, disen stenden einen friden zu geben. Aber so eylendts ein solchen friden und reformation des chamergerichts zu finden, dardurch warlich frid in teutscher nation erhalten werden möcht, das sey ir ksl. Mt. nit wol muglich. Darmit aber dise stend irer Mt. gnedigisten willen spüren, so will ir Mt., uns in 6 monaten ein friden zu erlangen, uffzurichten und zu geben, nichts underlassen, auch sollichs hiemit zugesagt und versprochen haben.

Uff sollichs, davon disen morgen beratschlagt worden und nach viler erwegung hin und wider, so von allen disen stenden geschechen, dahin beschlossen worden, das mit dem Kf. von Brandenburg nochmalen soll gehandlet und sein kfl. Gn. ersucht werden, ob von der ksl. Mt. disen stenden yetzo mecht ein bestendiger frid gegeben werden, wa aber sollichs ye nit sein kunthe, das doch mit irn kfl. Gn. geredt wurde, das ir kfl. Gn. mit der röm. ksl. Mt. handleten zu erfragen, wie dise stend mitlerzeit der 6 monat des chamergerichts und anderer schwerlichen sachen halben sollen gehalten werden, auch uff was maß die röm. ksl. Mt. gedechten, gnedigist disen stenden in diser zeit einen friden mitzuthailen, wollten si sich, dise stend, alßdann weytter der gepur nach vernemen lassen. Dieweyl nur [sic!] sollichs vast einhellig dergestalt bedacht worden, haben wir uns des auch nit missfallen lassen. Gedencken, das sich also dise sach in vernere handlung schicken werde und, sover deshalben gnedigister, guter bericht erlangt wirdet, das uff vertröstung der röm. ksl. Mt. dise eylende hilf gelaistet, onangesechen, das der vertröst friden yetzo nit uffgericht und ins werckh zogen wirdet. Dann die stend bedencken, das die große gefar vor augen und das die hilf klain, wurd eurer fursichtigen W. 12 ½ zu roß und 75 zu fuß anlauffen, und das die andern, so nit in unser christenlichen verstentnuß, als Mgf. Georg von Brandenburg, Hg. Hainrich von Saxen, Hg. Hannß von Zwayprucken und auch die statt Nuernberg, und doch auch unserer christenlichen relligion anhengig, on alle condition die begert eilend türckenhilf bewilligen und mir uns altzeit in zeitlichen sachen hoch erbotten haben und das sollichs an im selbs ein christenlich werkh, andern beschwerten christen wider den feind des cristlichen glaubens hilf und beystand zu beweysen, und dann die andern stend der alten religion gehorsam und dise fur ungehorsam angesechen werden, möcht uff ditzmal so hart der begert friden nit bestritten werden. Was ervolgt, zaigen wir eurer fursichtigen W. mit ersten an.

So hat die röm. ksl. Mt. Sonntags vergangen [1541 Juli 3] zu abent umb 3 urn allen reichsstenden in ir Mt. palatio zusamen lassen sagen. Und als alle reichstend erschinen, hat ir Mt. anzaigen lassen, wie sich die handlungen mit dem land Gelldern zu haben tragen, und hett ir Mt. uss sonderm gnedigen, milten gemiet sich versechen, der Hg. von Gillch und Cleff solt uff allerlay handlungen darvon abgestanden sein. Dieweil aber ir Mt. seche, das er, der herzog etc., auf seim ungepurenden vorhaben beharren, haben ir Mt. den grund und gerechtigkait, c zum landt zu Gellern habent–c, in ein schrift verfassen wöllen, dieselb auch in druk lassen ussgeen, die reichstende bittend, dieselbigen anzuhören. Verseche sich alßdann ir Mt., die reichstende wurden sich aller billichait hierin erzaigen [Nr. 227]. Darauf von allen reichstenden irer ksl. Mt. geantwurt, das sy, die reychstende, sollichs geren wöllen heren lesen und kunthen si, sollich geprechen, so zwischen ir ksl. Mt. und dem Hg. von Gilch send, hinzulegen, weg finden, das wollten sy mit willen geren thon. Den abtruk schicken wir eurer fursichtigen W. hernach.

Auch, gunstig und gepiettendt herrn, haben die churfursten die andern reichstend von fursten, prelaten und stetten zusamenvordern und antzaigen lassen, das die röm. ksl. Mt. gnedigist begeren hett lassen, das sy, die reichstend, die überigen artickel, darumb diser reichstag ussgeschriben, beratschlagen lassen wollen. Hetten sy bedacht, das diser artickel, den friden und recht belangent, fur die hand genomen wurde, und achteten gut sein, das solcher artickel samptlich mit allen stenden beratschlaget wurde. Dieweil aber etlich stritt der session weren, wollten sy die ksl. Mt. bitten, das ir Mt. ein einsechen darinnen haben wolten. Gedeicht aber die andern reichstende, das ander artickel als von underhaltung des chamergerichts oder andern, pollicien oder muntz handlung, am ersten sollten furgenomen werden, begerten sy von den fursten und der abwesenden bottschaften und den andern reichsstenden zu vernemen. Darauf die fursten und die andere stend sich underret und den churfursten dise antwurt geben, das inen nit entgegen, sonder wolgefällig, das deß fridens halben am ersten handlung furgenomen wird. Und dieweyl dieselb nit samendtlich erstlich abgehandelt werden möcht, sonder als ain sachen, die religion beruerendt, bey etlichen stenden noch allerlay furwendens sein möcht und derselben das gleich recht und die türckenhilf mit anhiengen, muste zur solchen noch etliche zeit mit zugebracht werden, daentzwischen ir Mt. desto mer zeit gehaben, die strittige session zu erörteren, und folgendts zu ferrerer handlung schreyten, dartzu sie, die stend, ires thails geren verholfen sein wöllendt etc.

Auch, gunstig herrn, hat unser gnediger furst und herr, der Mgf. von Brandenburg, und unsers gnedigen F. zu Hessen räth, auch H. Jacob Sturm von Strassburg die gesanten von Nuerenberg, Ulm und uns gnedigclich und fraintlich angesprochen, wie wir wissen hetten, das Getz von Berlingen den stenden des gewesnen ailfjerigen bundts ein scharpfe und harte verschreybung über sich geben hat, also das er uff kain roß kumen soll, auch alle nacht uff seinem sitz sich finden lassen söllte. Dieweil er nun sollichs 15 jar lang getragen, so begert sein fstl. Gn. und die andern gnedigclich und fraintlich an uns zu bewilligen, das im solche verschreibung geringert wurde, also das er widerumb reytten und wandlen möchte, wa es sein notturft ervorderte. Uff das wir antzaigt, kain befelch zu haben, wölltens aber eurer fursichtigen W. mit ersten zuschreyben. Hetten es darfur, sofer der merer thail des gewesnen bunds darein bewilliget und es bey billicher verschreybung und bürgschaft belibe, eure fursichtigen W. sollte auch nit darwider sein, dann wann gleich eure fursichtige W. darwider were, so wer es nit erschiesslich. Der churfurst und die andern stend des gewesnen bunds haben schon bewilliget. Darauf warten wir von eurer fursichtigen W. antwurt.

Antrag des Kf. von Mainz, zwei Knechte, die er in Dienst nehmen will, die früher im Dienst des Hans Thomas von Rosenberg standen und deshalb gesichert sein wollen, uß sorgen zu kumen lassen. Sie haben dazu erklärt, dass sie keinen Befehl haben, dass aber Augsburg, wenn die anderen Mitglieder des Schwäbischen Bundes zustimmen, die Bitte wohl nicht abschlagen wird.

Hie sagt man noch, das gewisslich die Türcken im anzug seyen auf Offen und das zu besorgen, das des romischen kunigs, unsers allergnedigisten herrn, kriegsvolckh von der belegerung getrungen werd. So schickt die röm. ksl. Mt. 6.000 knecht uff Neapolis. Ist der Jörglin von Regenspurg obergoster [sic!]. So soll H. Conrat von Bemelberg uber das fußvolckh uff Ungern oberster und sonst über das kriegsvolckh alles Hg. Friderich Pfgf. zu einem obersten begert werden. Habens aber noch nit angenomen. Gestern hat der Hg. von Pomern seine furstlichen lechen empfangen. Datum Regenspurg, den 6. Julij etc. 411.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
b
–b Nachgetr.
c
–c Nachgetr.
1
 Vgl. Bgm. und Rat von Augsburg an die Augsburger Reichstagsgesandten zu Regensburg, Augsburg, o. Datum, [1541 nach Juli 6], Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Reinkonz.): Haben ihr Schreiben vom 6. Juli im Rat verlesen lassen. Und dhweil die furnämsten darin verleipten articul, die eilend turckenhilf und den frieden belangend, uff ferrer handlung beruen, achtet ain ersamer rat, das derselben zu erwarten und mittlerweil ires beschaids nit sonders vonnöten sei, on allain, das ain ersamer rat leyden möcht, das die angeregt eylend turckenhilf uff der ksl. Mt. genedigste vertröstung, innerhalb 6 monat von ainem gemainen frieden stattlich zu handlen und zu schliessen, in allwege gelaist wurd, damit der evangelischen underthenig, anseenlich beschehen erpieten und glimpf nit mit ungenad wider verschutt oder vertunckelt wurd. So zweiflt ain ersamer rat auch nit, es werd durch den Kf. zu Brandenburg beschaid erlangt werden, wie es in den werenden 6 monaten des friedens und camergerichts halb bestohn soll. Wa dann unser tail oder die mehrern aus ine angeregte eylende hilf bewilligen, es sei mit oder on außgedruckten, zugesagten frieden, sollend ir euch von eins rats wegen kainswegs sondern und also bei dem mehrern pleiben. Wurdte es aber an das begern der beharrlichen hilf kumen, wurdt unser tail ungezweiffelt nichts vergessen und on zimliche fursehung des friedens nit zu weit ghon. In allweg ist aber ains ersamen rats maynung, wann in reichssachen angefangen wurdt ze handlen, das der frieden das erst sey, dann on frieden mag gute pollicei weder geordnet noch erhalten werden. Mocht man auch daneben etlich articul in religionsachen fruchtbarlich vergleichen, das konnt nit arg sein. Das aber solliche vergleichung sich nit weitter weder unter die gesprechsverwandten erstrecken sollt, wissen wir nit, ob es mehr vortails oder schadens der warhait gebern möcht. Uß ursach, das es ungezweiflt sunst an tag kumen und darnach der bschluß, er lieds [sic!] sich und bestunde bei der warhait oder nit, fur ain gemaine, angenumene sach wollt gedeut und gehalten werden, darab zwytracht und trennung zu besorgen. Doch was gemainen stenden hyrin gefällt, wurdt auch ein rat nit bestreitten, weil es im grund unverpintlich ist. Der Rat hat nichts gegen die Bewilligung der Anträge Berlichingens und des Mainzer Kurfürsten wegen der beiden Knechte einzuwenden und schließt sich der Mehrheit der ehemaligen Bundesstände an. Wann der ksl. Mt. verfasste gerechtigkait im druck ußgat, wollen wir dasselb exemplar von euch gewarten, und wer gut, das sich gemaine oder etlich furneme reichstende mit guetlicher underhandlung in dise sach schlugen und versuchten, dieselb zum besten ze pringen. Haben zwei Hauptleuten Georgs von Regensburg erlaubt, Knechte zu werben, doch ohne umzuschlagen. Der Rat hofft, damit dem Kaiser einen Gefallen getan zu haben. Datum.