Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Duisburg LAV NRW R, Kurköln II 3766, fol. 175r–175v und 178r–178v; DV v. a. Hd. fol. 178v: Copia epistolae domini scolastici.

Druck: Braunisch, Johannes Gropper. Briefwechsel, Bd. I, Nr. 55, S. 187–189.

Sol ich eueren Gn. und G. nyt verhalten, wie das die gesandtn der stat Collen noch alles sidther meynem jungst gethanen schreiben fur und fur bei der ksl. Mt. und dere rethen zum heftigsten angehalten und noch, machen die sachen zum hochsten beschwerlich, lassen sich hoeren von 10.000 geistlichen in Collen und dan darneben von etlich thausent burgern, die sich deß weinzappens halten mussen ernern und das darumb die stadt gar in verderb gefurt werden sult, wo die cleresei iren willen sult erhalten. Bilden diese dinge in die andern stette und machen allenthalber vill worter und sonderlich bilden sy in Hg. Friderichenn, den H. von Granuel, H. Naues und ander keyserliche rethe, daß ein abfall der gemeyn uß diesen sachen soll sein zu besorgen etc. Derwegen ich zu fil malen durch hoch- und wolgemelte herrn ermant worden byn. Ich pleiben aber fur und fur uff meynen bevelh und thun so vill gegenberichts als muglich, hab under andern den herrn angezeigt, daß mich hochlich verwundere, daß die gesandten von 10.000 geistlichen sagen, so doch 19 collegia und zwai cloister umb die restitution irer privilegien thun anhalten, welche kumb ethlich hondert personen machen. Das aber vill weinzapfner zu Colln sein sulten, das soll ye die cleresey irer privilegien nicht mangelhaftig machen. Es sie [sic!] hiebevor in Coln auch wol gestanden und habe die burgerschaft gute narung gehabt, do die cleresey noch irer freiheit gebraucht hat, kundt auch noch also sein etc. Item, das die gemeyne burgerschaft keinen lust habe an deme, das die cleresey irer freyheit nicht kan gebrauchen, und das ich mich derwegen keins abfals besorgen kan etc.

Wie aber deme allem, es hat mir der H. Naues gesagt, daß zuletst uff das ongestym anhalten dere gesandten im rath beschlossen sey, das Hg. Friderich zu Baiern und der Bf. zu Constantz etc. die gesandtn widder mich zu gelegener zeit furbescheiden und hoeren sulten. Als ich nun solichs vernomen, damit dan der H. Granuel und andere herren des keyserlichen rats sehen und spuren mochten, waruff das ich handlen kundt, hab ich dem H. zu Granuell laudt ingelegter copei, myt A gezeichent, geschrieben1, auch dem von Naues dere copeyen eyne zugestelt, dieselbig im keyserlichen rath anzugeben, wie er myr zu thun zugesagt, und byn gewertig, das ich entweder gegen die gesandtn der stat von hochgemeltn verordenten fursten ader vor den keyserlichen rath bescheiden werde. Wes sich aber derwegen zutragen und myr begegnen wurdt, sol eueren Gn. und G. zu aller zeit onverborgen pleiben.

Zum andern, es haben die stende des reichs der kgl. Mt. eine eilende hilf widder den Turcken gewilligt. Nun haben die stett daruf dere ksl. Mt. suppli ciert und under anderm gebetten, das inen zugelaissen werde, zu inbringung solcher steur ire burger und ingesessen anzuleggen, und hat ksl. Mt. solche supplication in der chur- und fursten rethe zu beratschlagen ubergebn. Hab ich bald gemirck, wohin das wort (ingesessen) sich streckten [sic!] wult, namlich uff die geistlichen, bey und in den steten gesessen. Hab darumb neben meynem gnedigen herrn zu Manderscheidt im churfurstlichen rathe, dem di fursten und stende beigefallen, die sachen dahin bracht, das die ksl. Mt. vor so[l]che vergunstigung nicht zuzulassen gebetten ist, laut beigelegter clausel, myt B verzeichnet2. Stehet demnach eueren Gn. und G., in zeit herauf zu gedencken und bey unserm gnedigsten hern anzuhalten, damyt sein kfl. Gn. in zeiten versehung thu, das der rath nicht, wie letst geschehen, seins gefallens handle und die geistlichen seyner kfl. Gn. entziehe.

Zum letsten weis ich eueren Gn. und G. nichs anders zu raten, dan wie ich zuletst gethain, nemlich, das sy zum vleissigsten an ksl. Mt. camergericht myt dem rechten furfarn, dan one das finden ich, das den sachen ubel wirdt zu helfen sein. [...]. Datum Regenßpurg am 6. Julij anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Johannes Gropper an Granvelle, [Regensburg, 1541 vor Juli 6], Braunisch, Johannes Gropper. Briefwechsel, Bd. I, Nr. 54, S. 185–186.
2
 Vgl. den Ausz. aus einer Stellungnahme der altgläubigen Stände, Regensburg, o. Datum, Duisburg LAV NRW R, Kurköln II 3766, fol. 177r: Das dan die stette ire vereidte und verpflichte burger myt steur anleggen, sofill sie deß recht und fug, damyt haben wir wenig zu thun, wo auch das wort ingesessen uff die geistlichen, die vom adel und andere personen, so auß euerer ksl. Mt. gnaden und gemeynem rechten und altem gebrauch gefreit sein, solte verstanden und durch die stedt gesucht werden, dieselben myt einiger steur ader anlage zu belestigen, so sein wyr ungezweivelt, bitten auch underthenigst, euere ksl. Mt. wollen inen sulchs keinswegs gestadten, sonder die obgemelte geistligen die vom adel und andere gefriete personen bey iren herbrachten freyheiten gnediglich hanthaben, schutzen und schirmen und bey altem gebrauch und herkomen pleiben zu lassen. Marg. ist notiert: Clausel auß der churfursten und stende antwort, dere ksl. Mt. uff der stette supplication geben.