Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Nördlingen StadtA, Missiven 1541, fol. 108v–111r (Kop.).
B koll. Nördlingen StadtA, Missiven-Konzepte 1541, fol. 99r–105r (Konz.).
C koll. Augsburg StA, Reichsstadt Nördlingen, Münchner Bestand, Lit. 49, unfol. (Ausf.); DV: Sambstags nach Udalricj anno41 [1541 Juli 9].
Wir haben abermals eur schreyben und antzaigen, weß seid eurs vorigen und nechsten schreybens in sachen die religion und der ksl. Mt. geordenter colloquenten und anderer theologen relation des colloquii, uff gegenwertigem reichstag gehalten, gehandelt, belangend, sampt beygelegnen verzaichnus und copi derselben relation etc., doneben auch, a –wölchermassen durch die röm. kgl. Mt. von wegen ainer–a eylenden turckenhilf an ksl. Mt. und gemaine stend deß reichs geworben und furgehalten [Nr. 181], weß auch uff solch begere der eylendenb hilf durch die protestirenden stend und derselben religionverwanten [Nr. 183], dergleichen der chur- und fursten, prelaten und ritterschaft etc. [Nr. 182] und dann der erbern frey- und reichsstett der alten religion bottschaften [Nr. 209] etc. solcher eylenden hilf halb bewilligt, laut dero zugeschickten copien etc., c –uff 4. Julij abens entpfangen und–c nach lengs alles inhalts vernommen. Lassen uns anfenglich eurn gehapten fleiß, d –mit verfertigung der copien und aigentlicher verzaichnus gehandelter sachen etc.–d gepraucht, wolgefallen. Und weil wir aber die religion und glaubenssach zu irem entlichen beschluß nit zu befurdern wissen, so wöllend also dero örterung gewärtig sein und, weß ir dann inkunftigclich erfarend, uns dasselben, sovil vonnötten, iderzeit furderlichen bericht thon.
Sovil dann die eylend turckenhilf belangen thut, ist gleichwol nit on, wir haben hievore unsere gesanten zu disem kayserlichen außgeschribenenf reichstag mit dem bevelch abgefertigt, wo der fridenstand bey ksl. Mt. zuvor nit erlangt werden kunt, das die eilend hilf kainswegs zu bewilligen sey etc. Dieweil wir aber volgends her berätenlich bedacht, wo wir uff dem begerten fridenstand verharren wurden und one desselben zusagen kain hilf bewilligen wöllten, es möchte bey ksl. g –und kgl. Mt. –g unserthalben schwerliche ungnad und misfallen erlangt werden, derhalben wir uns jungst uff eur schreyben entschlossen und euch schriftlich zu erkennen geben haben, das uns uß etlichen darin angezaigten usachen h –unsers erachtens–h nit gepuren wölle, solch begerte hilf der röm. ksl. und kgl. Mt. ze waigern und das ir derhalb solch eylend hilf, sonderlich wo sich die protestirenden stend ainer ainhelligen antwort mitainander nit vergleichen kunten, mit und neben andern stetten unserer session, so sich disfalls von den protestanten ziehen thetten, unangesehen ainichs unbewilligten fridenstands, i –von unsertwegen–i auch willigen sollten, inmassen solchs dasselbe unser schreyben, des euch unsers erachtens nunmer zukummen ist, ferrer ußweysen thut, bey demselben wir es diß puncten halb nachmals bleiben lassenj.
Aber uff eur ferrer beger, k –ain andern gesanten an eur statt zu verordnen oder–k euch weitter bericht und bevelch, weß ir euch in etlichen sorgfeltigen puncten gehalten sollen, zuzeschreyben etc., geben wir euch erstlichl zu erkennen, das wir fur unnötig achten, diser zeit imand anders an eur statt zu verordnen. Darumb wöllent herin bis zu gelegenhait der sachen gedult tragen und darin allenthalben fleiß und gut uffmercken haben, als unser unzweivelich gut vertrauen steet.
Zum andern punctenm, ob wirs der eylenden hilf halb bey hievorn unserer gegeben instruction beleiben lassen wöllen oder nit etc., uff disen puncten habt ir euch uß obangeregten unserm vorigen schreyben unsers gemuets, wie zum thail oben ertzelt, o –gutter massen–o zu erinnern.
Uff den dritten puncten, ob wir neben dem friden uff ain gleichmessig recht am cammergericht tringen und ob wir es auch wie die protestirenden haben und versteen wöllen etc., achten wir diser zeit unvonnöten sein, ainich anzaigen oder leuterung daruber ze thun oder ze geben, dann dieweil sich ksl. Mt. laut eurs schreybens vernemmen lassen, das ir Mt. nit uß dem reich ziehen wölle, es seye dann zuvor ain bestendiger, guter friden im reich gemacht etc., gedencken wir, das in uffrichtung solchen fridens daneben auch das cammergericht mit eingezogen und darin solch fursehung geschehen wurde, das ain ider stand deß reichs leichtlich abnemmen möcht, weß er sich deßselben cammergerichts getrösten und zu versehen haben sollt1. p –Und ob aber bey den protestirenden stenden derwegen ichts erhebt oder furgenommen und ir darein oder dartzu gezogen und ervordert wurden, sollt ir euch desselben einziehens nit widern, sonder deß orts bey inen anhören, weß ir furnemmen oder gemut sein werde, und, so die frag derhalb an euch kompt, mögt ir euch vernemmen lassen, das ir diß puncten halb von uns kain satten bevelch hetten, ir wöllten aber solchs furderlich an uns gelangen lassen und ferrers beschaids gewertig sein etc. Doneben wöllent auch disfals uff Nurmberg und ander stett unserer session, weß sy sich zu gehalten vermain, eur achtung haben und in allweg euch gegen–p den protestanten, bey denen wir anderst nichts dann der religionsach halb ain session haben, nit zu fer begeben oder einlassen, damit wir idesmals bey inen von und zu mögen etc. Und weß euch also diß puncten halb allenthalben beschwerlichs begegnen will, q –auch ir Nurmberg und anderer stett gesanten gemut halb erfaren–q, das habt ir uns iderzeit bey furderlicher pottschaft zu berichten und daruff ferrer beschaids von uns zu gewarten.
Den vierten puncten, weß ir euch gegen publicirung deß abschids uff bewilligung der thurckenhilf gehalten sollen etc., betreffend, weil ir unser gemuet in unserm jungsten schreyben vernommen, das ir dieselbig hilf, onangesehen, das der fridenstand nit zugesagt, neben andern stetten unserer session bewilligen sollen etc., demnach ist unser maynung und bevelch2, ob die protestanten uff publicirung deß abschids von demselben als inen unannemlich abermals protestirn wöllten oder wurden, das ir dann mit denselben ainich protestation nit thon, sonder den abschid unsernthalbenr annemmen und ksl. Mt. umb den fridenstand vertrauen sollens.
Den letsten puncten, auch den abschid betreffend etc., achten wir nit uff den gantzen reichsabschid zu versteen sein, derhalb und, so sich derselb uff obgemelte publicirung referirn thett, hapt ir euch uß nechst berurtem unserm bevelch zu erinnern, denselben abschid on ainich protestation antzenemmen etc. Ob aber solcher abschid von euch uff den gantzen reichsabschid gemaint oder andeut were, geben wir euch disen bericht, das ir solchen reichsabschid zu seiner eröffnung anhören und denselben, sover ir den euer instrucktion gemeß finden, annemmen sollen3. Ob ir aber darin ichts beschwerlichs oder euer instruction ungemeß vermercken, wöllent uns desselben sampt allerlay tractaten, berhatschlagungen und umbstend oder sorgfeltigkait desselben abschids zum furderlichsten bericht zuschreyben und euch in allweg der protestanten protestation, ob die ainiche dagegen furnemmen wöllten oder wurden, gar nicht irren lassen.
Und ob sich anderer zufelliger sachen halb, dern ir nit ußtrucklichen bevelch oder, ob ir schon dero bevelch hetten, ichts sorgfeltigs zutruege, wöllent derwegen allwegen, t –dieweil sich die sachen so beschwerlich erzaygen–t, uffschub nemmen, die an uns hinder sich gelangen ze lassen und unsers berichts daruff gewertig ze sein, auch euch in dem allen so gutwillig und fleissig erweisen, als wir gutt vertrauen haben. [...]. Datum, 6. Julij anno 41.
u –Cedula: Besonder, lieber stattschreyber, wir haben auch under anderm in eurm schreyben den puncten und begerten bericht, weß ir euch in der verraytung von dem verschinen etc. gehalten sollen, vernommen. Kunden uns nit gnugsam erinnern, waruff solch verraittung oder das wort ‚verschinen‘ etc. zu versteen sein solle, anderst dann das wir gedencken, solch raittung möchte uff die stett, so vormals röm. ksl. und kgl. Mtt. ir hilf usserhalb der reichsanlagen mit darstreckung leut und pulfer etc. mitgetailt, gedeut werden. Sover nun dem also were und die stett, so bißher ire hilf gelaist, dieselb gelaiste ire hilfen in rechnung einlegen wurden, sollent ir unser ußgab, dero ir hievor verzaichnus und bericht habt, auch mit einlegen. Doneben und, so solch rechnung furgenommen wurde, wöllent auf die von Schwebischen Hall, als denen wir in der anlag gleich sein, wie dieselben angelegt werden, eur gut uffmercken haben. Und ob die jungst bewilligt eylend turckenhilf an gelt oder mit leutten, auch zu wölcher tzeit die gschehen solle, deß wöllent uns, sobald es geschlossen und euch eröffnet wurdt, bey furderlicher bottschaft bericht thon, uns dest zeitlicher damit haben verfasst ze machen. Datum in literis.
Cedula: Besonder lieber stattschreyber, uff eurn eingelegten zedl, Augustin Ainkhurn belangend, seyen wir nachmalls gesint, deß kayserlichen bschaids eröffnung zu gewarten und uns zuvor und, ehe wir desselben inhalt nit bewisst sein, mit ime, Ainkhurn, in ainich gute nit zu begeben, inmassen unser jungst schreyben zu erkennen gibt, bey dem wirs nochmalls bleiben lassen. Wöllent also demselben gemeß handlen, deß beschaids gewarten, den anhören, copi davon bitten und uns, sobald irs erlangen, zuschicken, uns darnach haben zu gehalten. Datum ut in literis. Dem botten haben wir ain halben gulden verehrn lassen–u.