Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20 I, fol. 57r–61r (Konz.).

Eingang seines Schreibens vom 29. Juni [Nr. 799] u. a. über die Verhandlungen über die Türkenhilfe. Hat ihm vor wenigen Tagen darüber laut beiliegender Kopie geschrieben [Nr. 824], daraus ihr unser bedencken in den angezeigten puncten, auch wie wir bey ksl. Mt. durch unsere abgunstige lugenhaftiglich angetragen sein worden und was darauf unser begehr ist, zu vermercken und euch darnach zu halten hapt1.

Betreffende aber, das eine eilende turckenhilf als die helfte wie anno etc. 32 zu Regenspurg gewilliget ist worden, wissen wir uns von andern gemeinen stenden nicht zu sondern. Were es aber moglich, das darjegen ein bestendiger fride im reich und reformation des camergericht mochte erhalten werden, sehen wir gern und were auch der stend hohe notturft. Dan das sich dieselbige sollen ihres volckes und gelts emplosen und selbs deß backenschlags gewarten, ist nicht zu raten. So ist nichts gewisers zu vermuten, dan, so man den stenden keinen frid will geben, das man willens ist, wan man den vorteil ersicht, sie zu uberraschen und zu vergwaltigen. Sollen dan die stende in so grossem unkosten zur jegenwehr sizen, wie bißher geschehen, und gleichwol daneben hilf in Ungerlandt leisten, das will beschwarlich sein.

So wirdet gesucht, das man solle a Offen und–a Ungerlandt helfen erobern. Nuhn gehet das reich zu Unger das romische reich nichts an. Und ist wol zu glauben, so man Unger, sovil Kg. Hans gehapt, seinem son liesse, so wurde der Turck wol daraus pleiben. Wu aber die Ungern, sovil Kg. Hansen zukomen, vermercken, das der romisch konig sie bekriegen will, so suchen sie villeicht hilf und errettung bey dem Turcken und wirdet ehr also durch solchen zanck umb Offen und einen teil des Ungerlandes uff die cristenheit und teutsche nation den Teutschen und Ungern zu verderb und nachteil gefurdert.

Das nuhn die verwanten stende sollen dartzu helfen, Ungerlandt bekriegen und gleichwol selbs keines frides gesichert, sonder gewertig sein, wan sie sich andern zu gutem erschepfet und geschwechet haben, das sie alsdan angegriffen werden und desto leichter zu dempfen seien, das ist hoch zu bedencken neben dem, das mitlerzeit auch wider sie am camergericht procedirt, b die acht uff sie geschoben–b und so verfolget werden, das es auch nicht peinlich gesein kondte, uber das man des mordbrennes [sic!] halber auch in stetter wach und gefahr sitzet und darinne uber allerley antzeigung nichts furgenommen wirdet, daraus man spuren mochte, das solche grausam ubelthatt unleidlich und straffpar.

Solches und, was ferner notig, wellet bedencken und darane sein helfen, das ein bestendiger fride und unparteisch recht im reich uffgerichtet werde. So das geschicht, was dan zu geben und zu helfen ist, das wirdet sich ungezweivelt nymants weigern oder beschweren. Ob aber solches nicht erhalten und gleichwol eine eilende hilf bewilliget wurdec, so were dannoch onedas die beharliche keinswegs eintzureumen. Und ist man der weigerung vor Gott und der welt wol entschuldigt, so wir keinen fride mogen erlangen und umb Gottes ehr, wort und unserer selen seligkeit verfolgung, krieg und uberfals gewarten sollen. So ist auch bösser d und christlicher–d, man schutze und verteidinge die unsern bey dem wären [sic!], christlichen glauben, lehr und leben, dan das wir sie verlassen, in gefahr stellen und die unchristen bey unchristlichem glauben, lehr und leben handthaben.

Ob aber je die hilfe, es sey die eilende oder beharliche, solte bewilliget werden, so konden wir uns allein nicht daraus ziehen. Ihr wellet aber der ubermaß und milterung derselbigen, sovil moglich, fordern und bedingen, auch ingedenck sein, das verabschidet, e das alle underthan und beguterte dartzu steuren und geben, inmasen wir euch nachst geschriben haben–e.

So auch von einer beharlichen hilf wolt geratschlagt werden, so wirdet man ungezweivelt zu bedencken wissen, wie der Turck bißher seine krieg gefurt hat, nemlich, wan ehr vermerckt hat, das man mit gewalt uffgewesen und ime beigen wollen, ist ehr einen tag so ferr zurugkgezogen, als man ime in vilen nachfolgen kondte, und alles verhöret, domit die nachfolge verpleiben. Solte es nuhn itz auch also geschehen und des reichs volck ein lange zeit zu felde ligen und keinen veinde jegen sich haben, das wurde zu grossen kosten und kleinem gewinn gereichen. Darumb muste solchem fall ein maß gegeben f und bedacht–f werden, das man die vestungen uff den grenitzen bestellet und verwart hette, damit ehr nicht weiter hereinrisse, dan das ehr wegk hat, ist zu besorgen, werde ime schwulich [sic!] wider abgelangt werden, dan erfaren, das ein gering kriegsvolck grossen kummer g in Ungerlandt–g an prophiandt gelitten. Was will gesehen [sic!] mit einem solchen grossen volck und so dasselbig ein zeitlang bey einander sein solte, so nicht zuvor etliche zeit uff mercklichen vorradt gedacht und vorhanden ist. Jedoch wollen wir solches den kriegs- und landekundigen zu bedencken heimstellen.

So werden auch von röm. ksl. und kgl. Mt. vil lande aus solchen gemeinen reichshilfen getzogen und ausgenommen. Das mueste auch beredet werden, das solches nachplibe, dan es ihrer Mtt. sachen furnemlich sein. Zudem, das andere christliche potentaten auch umb hilf ersucht wurden, damit der last nicht allein uff teutschen landen dorfte ligen, neben dem, das ksl. Mt. mit andern welchen [sic!] potentaten den Turcken in sein reich angegriffen, damit ehr zu hauß behalten und revocirt wurde, und was dergleichen weiter bedacht mochte werden, domit teutsche nation des kriegs abkomen und entladen werden mocht.

Hat erneut an Gabriel Brenner geschrieben. Verweis auf seine jüngsten Anweisungen zur Konfirmation seiner Verträge mit seinem Bruder Franz. Schickt ihm ein Pferd für die Heimreise. Gruß an Jakob Sturm. Datum Zell, Sonnabent post Visitationis Mariae anno 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. Dr. Nikolaus Holstein an den braunschweigisch-lüneburgischen Kanzler Balthasar Klammer, Regensburg, 1541 Juli 24, Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20I, fol. 62r–62v (Ausf. eighd.): Die Entschuldigung wegen seines seltenen Schreibens war unnötig, weil er ohnehin vermutete, dass triftige Hindernisse vorliegen. Weite des Weges nach Regensburg für Boten. Darumb so bitte ich freuntlich, mich, indem ich eur schreiben gebeten, nicht in ungutlich zu vormergken. Es ist mir die zeit ethwas lang geworden, dieweil ich allein gewesen und sunsten auch nicht die besten tag gehabt habe etc. Ich verhoff, dieser reichstag werde schier sein endschaft haben, besorge aber hinwider, es werde in kurtz ein andere versamlung geboren werden. Der abescheit, so zum theil furgeschlagen, lautet nicht allenthalber zue unserm vortheil. Gott möge es zum besten wenden, des wir mussen hoffen und gewarten etc. Das den plackereyen ein loch gemacht wurde, were wol zu wunschen. Ich achte, es haben diese nicht weinig ursach gegeben, das ksl. Mt. an unseren gnedigen fursten und hern (wie euch bewust) hat geschrieben. Und sein meines bedungkens sein fstl. Gn. von denen angegeben, die solche plackerey allein furderen und vorschaffen, wie sie dan auch an des herolden werbungen weinig gefallens gehabt und im in seiner [an]kunft alhie trotzlich gesagt, er were mit [...?]werbungen werd, des ins wasser geworfen wurde etc. Abreise des Hg. von Pommern, der Ff. Wolf und Hans von Anhalt und anderer. Ksl. Mt. wird diese wuchen gewislich vorrugken, item, andere fursten desgleichen. Ich hoffe, zuletz werde es an uns auch komen, welchs Got balt geben, dem ich euch bevhele. Geschriben zu Regenspurg am 24. Julij anno 41.
a
–a Nachgetr.
b
–b  Korr. aus: in die acht gepracht.
c
 Danach zunächst nachgetr., dann wieder gestr.: mueste dannoch dieselbige maß und zeit haben.
d
–d Nachgetr.
e
–e Nachgetr.
f
–f Nachgetr.
g
–g Nachgetr.