Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Stuttgart HStA, A 262 Bü. 11, unfol. (Ausf.).

Euren fstl. Gn. fuege ich underthenigklichen zu wissen, nachdem und aber di stende der augspurgischen confession bisanheer die begerte eillende turckenhilf aufgehalten und fur und fur auf ainen bestendigen friden und gleichmessig recht getrungen, so hat doch solhs, wie wir begert, bisanheer nit ervolgt werden mögen, und hat hierauf der Kf. zu Branndenburg auf jetzverschinen Montag, den 4. Julij, durch Adam Trotten und Stachius von Schlieben, seiner kfl. Gn. marschalh und räthe, mit disen stenden lassen handlen und begern, das sie der begerten turckenhilf halben ksl. Mt. willfarn und in betrachtung der hohen, unvermeidenlichen notturft di sachen, welhe dhainen verzug erleiden möcht, nit lenger aufhalten wellten, dargegen erbeutte sich di ksl. Mt., disen stenden ainen friden sechs monat lang zu geben und mitlerzeit der sechs monat fursehung und verordnung zu thun, damit ain bestendiger friden im reich und gleichmessigs recht, daran dise stend billich benuegig sein solten, verordnet und aufgericht werden sollt.

Auf disen furtrag nach bedacht und gehabtem rathe und nemblich auf Mittwochen, den 6. Julij, haben dise stend durch H. Hanns Bocken, des Kf. zu Sachssen rath, obgemelten churfurstlichen räthen zu antwort geben neben meldung allerlai beschwerden, so dise stend, also sich einzulassen, verhindern wölten, so wer doch ir begern, hochgemelter churfurst wollte mit ksl. Mt. ferrer darauf handlen und, wo muglich, ain satte, außtruckenliche antwort, wie und welhermassen der furgeschlagen friden und verordnung des gleichmessigen rechtens verstanden und eingenomen werden sollt, und das in schriften, damit dise stend irer notturft nach sich darinnen zu ersehen und zu entschliessen oder, wo irer oder etlicher habenden bevelh nach vonnötten, hinder sich an ire herrn gelangen lassen möchten, zustellen wellten.

Darauf hat ob- und hochgemelter churfurst auf Dornderstag, den 7. Julij, durch ermelte irer kfl. Gn. räthe den stenden wider lassen anzaigen, neben vermeldung deßhalben gepflegner handlung hette ir kfl. Gn. di sachen und ir beger an di ksl. Mt. gelangen lassen, und were nochmals irer Mt. gnedigist begern, dise stend wolten in betrachtung der hohen, unvermeidenlichen notturft dhain verhinderung und aufzug in dise nottwendige eilende hilf bringen, sonder neben andern stenden dieselbigen willigen, furdern und laisten, dargegen were di ksl. Mt. nochmals des gnedigsten erbiettens, disen stenden sechs monat lang ainen steiffen friden zu geben, auch alle ergangne achten und alle religionssachen und handlungen, am camergericht schwebendt, gemelte sechs monat suspendieren und aufschieben, wölten auch mitlerzeit darauf bedacht sein und fursehung thun, damit ain bestendiger, satter friden und ain gleichmessig recht im reich furgenomen und ervolgen solte, dann ir Mt. deren und dhainer andern ursachen halben in Teutschland komen were, allain friden und ainigkhait darinnen zu machen. Nachdem auch ir Mt. hievor an gemeine stende hette begern lassen, das sie auf mittel und wege, wie ain gemeiner, bestendiger frid und gleichmessig recht im reich angestellt und erhalten werden möcht, beratschlagen und irer Mt. desselbig berichten wolten, gnedigist begert hetten, were dasselbig nachmals irer Mt. mainung und beger, auch sollichs von den stenden gewarten.

Es haben auch ermeltes churfursten gesandten hieneben weitleuffig vermeldet und under anderm furgewendt, daß ires gnedigsten herrn als auch aines unserer religion gemuet dahin gericht, wo sie di sachen bei ksl. Mt. furdern und auf gutte weg bringen möchten, das ir kfl. Gn. dasselbig gern thun und dhainen vleis sparn wollten, derhalben ir kfl. Gn. disen stenden getreuer, gutter mainung nit unvermeldet lassen, daß irer kfl. Gn. getreuer rathe were, dise stend solten der ksl. Mt. vertrauen, und dise begerte, klaine hilf nit waigern, dann es were doch also ain geringe hilf, di ain chur- und ander furst und also zu rechen ain gutt frund dem andern zu thon nit waigerte. Es möchte auch dise geringe hilf und kurtze zeit ainem churfursten und denen, so denselbigen gleich angelegt, nit über 2.000 und etlich hündert fl. lauffen, auch were der winter so nach, daß diser zug uber drei monat nit weren möcht. Zudem were zu besorgen, wo dise stende di sachen noch lenger aufhalten wurden, so möcht di ksl. Mt. di sachen also stecken und weitter an dise stend nit begern lassen, und wurden nichtdesterweniger di stende des andern thails di hilf bewilligen und laisten, zu was unglumpf, ungnad und widerwillen solhes nun disen stenden bei ksl. Mt. raichen und komen wurde, hetten sie selbs zu erwegen. Es wurde auch der begert friden dardurch nit gefurdert, sonder vilmer verhindert und ksl. Mt. verbittert werden.

Darauf haben di stende der augspurgischen confession di sachen abermaln beratschlagt und ist von allen stenden (außgenomen der Kf. zu Sachssen, Lgf. zu Hessen, von euren fstl. Gn. wegen ich und Frannckfort), di hilf zu thun, bewilligt worden. Gleichwoll haben jetzgemelter chur- und fursten, auch stett reth und gesandten und mit inen ich, di sachen hinder sich zu bringen, angenomen. Nun ist aber ain artickel in meiner habenden instruction, ungevarlich lautendt, dieweil in religionssachen eure fstl. Gn. und derselbigen mitverwandten fur ain person steen, so sollen eurer fstl. Gn. gesandten, was alle andere religionsverwandten des fridstandts, turckenhilf, der enderung camergerichts etc. ingemain schliessen und willigen, sich in demselbigen von inen auch nit söndern etc., das ich dann, wo man ainig gewesen, gethon. Dieweil aber angeregte sunderung gleichwol auf hinder-sich-bringen furgevallen und di instruction auf ainhelligen beschluß und willigung meldet, habe ich nichts bewilligen, sonder auch an eure fstl. Gn. underthenigklich gelangen lassen wellen.

Und ist also des hochgedachten churfursten rethen ungevarlich nachvolgende antwort geben worden, es weren der mererthail der stende guttwillig, die begerte eillende turckenhilf zu thon, dieweil aber etliche der abwesenden gesandten, in solhe hilf zu bewilligen, nit volmechtigen gewalt hetten, wellten dieselbigen solhes auf das furderlichist an ire herrn und obern gelangen lassen, der zuversicht, diselben wurden sich zugleich andern stenden unabschlegig und willig erzaigen. Man mueste es auch onedas, so es gewilligt were, hinder sich schreiben und anzaigen, derhalben wurde solh zuruckhschreiben die sachen nichts aufhalten noch verhindern mögen, mit weitter anzaigung, das man morgens dem churfursten diser stende antwurt mit vermeldung irer beschwerden und anligen, mit ksl. Mt. darauf zu handlen, schriftlich ubergeben wellten. Und ist also di schrift, deren copei euren fstl. Gn. ich hiemit mit 26 bezaichendt underthenigklich uberschickhe, auf gestern Freitag, den 8. Julij, uberantwort [Nr. 191]. Dieweil dann, gnediger furst und herr, di sachen jetziger weil bei etlichen und auch mir auf hinder-sich-bringen gestellet, so langt an eure fstl. Gn. mein underthenig bitt, sie wolle mich gnedigklichen und furderlichen berichten, weß eure fstl. Gn. hierinnen gesinnet seien, mich demselbigen und meinem erbieten nach haben vernemen zu lassen.

Der religion halben steet es darauf, daß man hat di colloquutores in gegenwertigkait der andern theologen, sovil der noch alhie, von ainem puncten, inmassen di in dem ubergebnen ksl. Mt. buch begriffen, auf den andern gehört, und Dornderstag, den 8. Julij, den Melanchton, Butzer, Pistorius, den sächssischen und hessischen cantzler und H. Jacob Sturmen verordnet, von ainem puncten zum andern di annemblichen artickel, doch nit anderst dann der augspurgischen confession gleichformig, wie und welhermassen di anzunemen, in schriften zu stellen und daneben auf di unannemblichen puncten ire bedencken und, warumb di nit anzunemen, auch in schrift zu stellen und mit gegrundter hailliger schrift abzulainen, damit di ksl. Mt. und menigklich erwegen mögen, solhe waiterung der unannemblichen artickel aus cristlichem, guttem, erbern grundt beschehe, und alsdann der ksl. Mt., di solhs jetz oftermals begern lassen, zu uberantworten.

Ferrer, gnediger furst und herr, jetzverschinen Zeinstag, den 5. Julij, hat der Bf. von Lunden mir dise copei, betreffendt ainen assessor in das camergericht zu verordnen, so euren fstl. Gn. ich hiebei mit R bezaichendt zuschicke, durch ainen seiner Gn. diener uberantworten und, daß ich in drei oder vier tagen darauf antwort geben solle, begern lassen, hab ich zu antwort angezeigt, das ich deßhalben von eurer fstl. Gn. dhainen bevelh, ich welle aber bei nechster post euren fstl. Gn. di copei zuschicken, der zuversicht, eure fstl. Gn. werden geburlich antwort und derselbigen gelegenhait nach handlungen vervolgen lassen, mit angehengter beger, daß sein Gn. und di andern des swäbischen kraiß nit eilen, sonder eurer fstl. Gn. antwort erwarten wölten.

So schickh euren fstl. Gn. ich hiemit ain copei der confirmation, mit S bezaichendt, welhermassen man diselbig ververtigen will etc.

Es haben verschinen Mittwoch [1541 Juli 6] di churfursten an gemeine stend bringen lassen, nachdem noch mer puncten und artickel, in ksl. Mt. außschreiben auf disen reichstage vermeldet, als nemblich auf ainen bestendigen friden, beharrliche turckenhilf, underhaltung des camergerichts, der muntz und monopolien etc. noch unangeregt bliben und aber vonnötten, man dieselbigen sachen auch under di hand genomen, beratschlagt und entschlossen hette, sehe sie fur gut an, das man hette darvon zu handlen angefangen. Dieweil auch der session halben irrung furgefallen, were der gegenwurtigen churfursten und der abwesenden pottschaft beger und rathe, es welten gemeine stend di ksl. Mt. underthenigist bitten, dieselbigen irrungen hinzulegen und zu entschaiden, damit gemeine stend wider in ainhelligen rath komen, von den uberigen reichssachen ainhelligklich ratschlagen, handlen und schliessen hetten mugen. Es were auch ir beger, gemeine stend wöllten sich entschliessen, welhe sachen zum vordersten under di hand zu nemen sei. Hierauf haben sich di religionsstend zu furderung der sachen, wie begert, guttwillig erbotten und angezeigt, sie sehen fur das notwendigest an, das auf ainen bestendigen friden, daraus das ander alles leichtlich ervolgen möcht, gehandelt wurde, und wurdet jetz auf unser seitten durch den ausschuß darvon geratschlagt.

Den 7. Julij haben die churfursten und di andern stend weitter lassen anzaigen, nachdem allerlai beschwerungen und suplicationen uberantwort worden, so haben sie ires thails ir gepurlich anzall zum ausschutz, dieselbigen zu verlesen und darauf zu handlen, verordnet, mit beger, das wir unsers tails unser geburlich anzall auch zum ausschuss verordnen wellten. Das ist nun bewilligt.

Weil dann, gnediger furst und herr, jetzundt in den suplicationen gehandelt werden soll, und zu achten, das eure fstl. Gn. des orts nit unangefochten bleiben werde, so ist abermaln mein underthenig bitt, eure fstl. Gn. wollen, wo das noch nicht beschehen, furderlichen ainen, durch welhen solh wichtig sachen nach notturft versehen werden mugen, zu mir allher verordnen, mich auch gnedigklich, ob dergleichen furfallen wurde, weß ich mich halten soll, berichten, dem will underthenigklich nachkomen.

Euren fstl. Gn. schickh ich auch hiemit ain copei mit T singnirt, welhermassen di Kff., F. und stend der babstischen religion ksl. Mt. der religion halben auf das buch antwort geben etc. [Nr. 125] und dann mer zwue copeien aine an di ksl. Mt. mit V und di ander an kgl. Mt. mit W bezaichnet, welhergestalt ermelte stend ksl. und kgl. Mtt. der begerten eillenden turckenhilf halben zum andern mal antwort geben haben [Nr. 188, Nr. 189].

Schickh euren fstl. Gn. hienebendt ain neue zeittung, aus Hungern komen, ist in rath verlesen worden, und ist noch steets di sag, der Turckh ziehe daheer. Man findt aber leut, di mainen, es sei nichts so sorglich, als man es mache. Es wurt auch gleichwol etlichen kaufleuten also zugeschriben. So will euren fstl. Gn. ich auch nit bergen, das ksl. Mt. alhie knecht annemen und in Italien fiern lasset, und soll der musterplatz zu Stertzingen sein und wurdt gesagt von zwelf fenlin, ains thails sagen von 14. Man hat auch verschinen Montags [1541 Juli 4] bei unsern stenden verordnet, das alle stend ire camergerichtsbeschwerungen sollen dem ausschuß zustellen, des habe ich auch thon und inen di behendiget. [...]. Datum Regennspurg, den 9. tag Julij anno. 411.

Anmerkungen

1
 Vgl. auch Klaus von Grafeneck an Hg. Ulrich von Württemberg, Regensburg, 1541 Juli 9, Stuttgart HStA, A 262 Bü. 11, unfol. (Ausf.): Ich hab nit khunden umgehn, eueren fstl. Gn. zu berichten, das uff gestern Dunerstag, den 7. Julj, man mich im ratt der protestierenden stende hat haissen abtretten und, wie ich vermerckh, also in meinem abwesen vilicht gemelten stenden ain schrift betreff [sic!] die schwebende irung zwischen eueren fstl. Gn. und denen von Esslingen und, weß euere fstl. Gn. gegen den iren vilicht khurtz verruckhter tagen haben lassen virnemen, verlesen worden. So haben sich vor wenig tagen auch die ulmischen gesanten, gleichwol nit klagsweis vermerkhen lassen, euere fstl. Gn. haben inen den zugang der profande und anderer notturft, unangesehen sie es um euere fstl. Gn. nit verschuldet, abstrickhen lassen etc. Diweil ich dan vermerckh, das nit alain bey den stettischen, sunder auch andern die sachen euerer fstl. Gn. zu etwas ungelegenhait und widerwilen geratten wil, habe ich getreuer, schuldiger wol- und khainer andern mainung nit umgehn mogen, solchs eueren fstl. Gn., domit sie notturftigs nachgedenkhen daruff haben mechten, undertheniglichen zu berichten. Das bitt ich euere fstl. Gn., deren ich mich undertheniglichen befelhe, gnediglichen von mier getreuer wolmainung beschehen sein anzunemen. Datum Regenspurg, Samstag, den 9. Julj anno 41. – Vgl. auch Bgm. und Rat von Esslingen an Hans von Dolzig, Dr. Jakob Philipp und Dr. Konrad Hel, Esslingen, 1541 Juli 13, Esslingen StadtA, MB 21 (1534–1541), fol. 210r–210v (Konz.): Sie haben vor wenigen Tagen Georg Besserer und Martin Weickmann, den Ulmer Gesandten in Regensburg, ihre Beschwerden gegen Hg. Ulrich von Württemberg mitgeteilt, mit der Bitte, sie den Schmalkaldischen Verbündeten vorzutragen und sich dafür einzusetzen, dass ihnen abgeholfen wird. In der Zwischenzeit hat Hg. Ulrich einen Köhler, der ihr Untertan ist, gefangen nehmen lassen und verweigert seine Freigabe etc. Bitten, sich für die Freilassung des Köhlers einzusetzen. Datum in grosser eyl, Mitwochs, den 13. Julij anno etc. 41.