Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Colmar AM, AA 75, 77 (Ausf.).

Hat ihnen neulich geschrieben, was bis dahin auf dem Reichstag vorfiel. So wer ich wol geneigt, euer W. alles das zuzeschryben, das sich sidthar der Turcken ilenden, ouch der begerten beharlichen hilf halben zutragen. Dwyl aber der furtreg vyl und lang, daruber ouch die beratslagung und daruß gefallne antworten ouch vyl und mancherley sint, mir dieselbigen in der il ouch doppel abzuschryben nit moglich gewesen, doch kan ich euer W. die zufell sumarie anzuzeigen nit verhalten. Und namlich, so ist die röm. kgl. Mt., unser allergnedigster herr, uff den 21. Junij zu Regenspurgk am morgen frug umb fier urn ungeverlich mit 40 pferden postierender wyß ankomen. Die hat den 23. Junij vor der röm. ksl. Mt. etc., allen gegenwertigen Kff., Ff. und stenden anfengklich durch irer röm. kgl. Mt. cantzler, den Genger, muntlich und demnohe ouch schriftlich antzoigen lassen [Nr. 181], was des Turcken furnemen, namlich, das ir kgl. Mt. uß vylen kuntschaften gewiss und gutt erfarung hab, das der turckisch keyser den Machmet Baschka und Willerwecken, wolliche beid von im, dem Turcken, dermossen geachtet werden, das sy nach im die machtigsten expedition ußrichten, abgefertigt mit trefflicher anzal zu roß und fuß, die vor etlichen tagen mit aller macht zu Esseck ankomen deß entlichen furnemens, das kriegsvolck vor Ofen uffzuslagen und daruff die statt Ofen stattlich zu besetzen und das gantz kunigrich Ungern dadurch zu erobern, demnohe ouch all ander anstossend land und furstentum etc., mit begher, ir Mt. mit einer ilenden hilf zum vordersten zu hilf zu komen – und das mit gelt – und demnohe mit einer beharlichen hilf hilf wyder den Turcken zu handlen und ouch die paß der Tonow stroms zu bewaren.

Uff sollich ist ir ksl. und kgl. Mtt. mit antwort begegenet erstlich von den protestiernden, wo sy zuvor eins gemeinen frydens und rechtens versichert, werden sy willig sein, die ilend hilf zu leisten mit lutten oder gelt. Derglichen handt andre Kff., Ff. und stend ußerhalb den protestiernden in die ilend hilf ouch bewilligt, daruff die stett der alten religion ouch bewilligt, doch mit dem geding, das in der anlag uff disem richstag ringerung furgenomen werd. Dwyl aber die protestiernden nit anders bewilligen wollen dann mit vorbehalt, das sy vorhin eins gemeinen frydens und glichmessigen rechtens versichert und vertrost sygen, so hat die kgl. Mt. H. Wilhelm Truchsessen und Dr. Franckforter zu den khur- und fursten usserhalb der protestiernden geschickt und an sy gesynnen lassen: Demnohe und sy sich erpotten, neben andern stenden ir kgl. Mt. die ilend hilf mit gelt zu leisten, begert ir Mt. zu wissen, ob man sich mit den protestiernden nit verglichen mocht, ob sy alsdann nit wenigens irß teils ir ilend hilf leisten wolten. Daruff jetzgemelt fursten, stend und stett inen mit diser antwort begegnet, ir bitt und begher wer, das kgl. Mt. by ksl. Mt. anhalten, das dieselbig die protestiernden vermogen, ir gepurnde hilf ouch zu leisten oder, wo sy das nit thun, zum wenigsten ursach anzeigen wolten. Wann sy dann sollichs vernemen, wurden sy alsdann ir kgl. Mt. ouch dest pass mit gepurender antwort zu begegnen. An disem end ruwt die sach noch der ilenden hilf halben1.

Item, die religion belangend hat ksl. Mt. an Kff., Ff. und stend der alten religion begert, sy woll [sic!] ir Mt. uff dern zugestelt puch und der colloquenten verglichung ouch ir radt und wolbedencken antzeigen. Daruff sich chur- und fursten diß teils entslossen, das die ksl. Mt. der sechs colloquenten gestelten geschriften wyder ubergeben und dabei underteng [sic!] ersucht werden soll, das ir Mt. mit bapstlichen legaten der colloquenten unvergriffen verglichung besichtigen, dern resolviern und demnohe den stenden wyder antzeigen, darneben die protestiernden in den unverglichnen puncten zu vermogen, sich uff christliche, pilliche maß wysen zu lassen, wo dann sollichs by inen nit statthaben wolt, alsdann die durch mittel eins generalsconcilii oder, wo das je nit erlangt werden mocht, durch ein nationalversamlung zu pillicher erortrung zu pringen. Und wiewol sich ksl. Mt. gnediglichen versehen, chur- und fursten wern ir Mt. mit glichmassigerem und wytloiffigerm radt begegnet, hat sy sich doch erpotten, wie begert, dem legaten antzeig und sunst alles das ze thun, das ir Mt. gepuren und moglich sein mog, mit beger, chur- und fursten wolten mitlerzyt beradtslagen, ouch weg und mittel bedencken, die gemeinem friden und rechten furtreglich sein mochten.

Nuwer zyttung halben weyß ich euer W. nichtz lustigs noch gewiß zu schryben, dann das ksl. Mt., uff 6.000 lantzknecht anzunemen, bevolhen, die in Sicilien zu schicken. Ofen halben sagt man, das etlich in der statt ein nebenport den unsern eroffnet, also das wol 300 darin komen. Dwil aber der oberst, der von Rogendorff, nit nochdrucken wollen, haben die unsern wyder herußwichen mussen, daruff etlich in der statt gefiertelt worden, und sagt man, das sy in der statt kein profant mer haben. Doch kan Jungkher Wernher Gerhart die ding gruntlicher antzeigen. Nit mer uff dißmaln, dann das Gott der allmechtig euer G. und L. gemeinlichen und einem jeden insonders syn gottlich gnad und schirm verlyhen wolle, das bitt ich von hertzen. Datum Regenspurg, den 10. Julij anno 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. Hieronymus Boner an Bgm. und Rat von Colmar, Regensburg, 1541 Juli 13, Colmar AM, AA 75, 79 (Ausf.): [...]. Uff den dag, als ich diß schreiben gefertigt, hat man chur- und fursten der alten religion uff das radthuß beschieden zwuscher driu und vier uren und der röm. ksl. und kgl. Mtt. schriftliche antwort uberantworten, offenlich verlesen und die von stund an abschriben lassen, die ich euer W. hiemit ouch zuschick, sich dest baß daruß wisse, sich mit der ilenden hilf neben andern als die gehorsamen zu schicken. Dann dwyl der wormbsch anslag gewesen ist 20.000 zu fuß und 4.000 zu roß, so tutt diß ilend hilff 10.000 zu fuß und 2.000 zu roß, tut den stetten der landtvogti in gantzem anslag, wie nachvolgt: zu fuß – zu roß – in gelt: Hagno: 36 – 8, Colmar: 39 – 5, Schlettstadt: 59 – 7, Wissenburg: 22 – 2, Landow: 22 – 2, Oberehenheim: 31 – 3, Keisersperg: 18 – 3, Roßhein: 9 – 1, Dirckheim: 9 – 1. Munster des abts wirt nit vergessen, die statt fund ich nit verzeichnet. Dise halbe hilf ist bewilligt 3 monat und im vall der nott ouch der vierd monat, allen monat fur ein fußknecht 4 fl. und fur ein reisigen 12 fl. Das muß man vorab die drei monat zum furderlichsten luffern. Und sollen wir unser gelt, als man sagen will, innerhalb zweyen monatten gan Franckfurt luffern. Gunstig hern, der gemeinen muntzgnossen halben hab ich die beiden schriften ksl. und kgl. Mtt. ubergeben [Nr. 366] und by kgl. Mt. gar kein hoffnung utz zu erlangen, dann eben der ligt under wegen, den ich alltzyt geschucht hab, wiewol myn gnediger H. von Geroltzeck gern das best than, hat mich auch selbst fur ir Mt. procht; ich wer sust komberlich furkomen. Das ander schriben, so ksl. Mt. ubergebe[n], ist vom keiserlichen radt den Kff., Ff. und stenden in die mentzisch kantzli uberantwort. Daher muß ich glucks und bescheids erwarten. In kgl. Mt. cantzly verman ich ein tag und allen tag, das ich sorg, ir kgl. Mt. werd schnell darvon wuschen, dann namlich uff den 12. tag diß monats Julj hat röm. ksl. Mt. durch Hg. Fridrich antzeigen lassen, das ir Mt. uff den 22. diß monats uß ehafte[n] verrugten oder zum lengsten nit uber 14 tag mer plyben werd, das ich gedenck, der richstag werd damit ußseyn. [...]. Datum, den 13. Julii anno 41. – Diesem Schreiben lag wohl folgendes Verlaufsprotokoll bei, [Regensburg], 1541 Juli 11/12, Colmar AM, AA 75,78, unfol. (Reinschr.): Uff Mentag, den 11 Julij sint die stend der alten religion wyder uff das huß beruft. Und hat Dr. Harttmann, Hg. Fryderichs cantzler, antzeigt, das er uß befelch sins hern, vorab in namen der ksl. Mt. nochvolgend meynung anzuzeigen, demnohe und die röm. ksl. Mt., unser allergnedigster her, vergangen tag von fryden und glichmessigem rechten etc. schriftlich furtrag thun lassen, des der biß den ersten Januarij des 42. jars bestan solt, sig doch ir Mt. gedocht, ein gemeinen, bestendigen friden alsbald jetzund zu fursehen. Zum andern demnohe Kff., Ff. und stend fur gut bedocht, Hg. Fridrichen Pfgf. zu einem obristen diser ilenden hilf zu vermogen, das hab ir Mt. mit vlyß than, der hat sich aber mit solchen ursachen entschuldigt, daran ir Mt. gesettigt, darumb ir Mt. gnedigst ansinnen, die stend wollen noch einem andern obristen tracht [sic!], ir Mt. den anzoigen. So sy aber das nit thun wollen, sy ir Mt. sollich zustellen, sig ir Mt. gneigt, sollichs zu versehen. Uff Zinstag, den 12. Julij, hat ir Mt. all stend in den palast bescheiden und in gegenwertigkeit der kgl. Mt. antzeigt, das ir Mt. uß ehaften gesynt syg, den 22. diß monats oder zum lengsten von disem uber 14 tag zu verrucken, darumb begert, die sache zu furdern. Deß tags hat der Hg. von Saffoy sich seiner verjagung beclagt und hilf begert. Uff solichs von den geistlichen grosse clag, das man sy nit horen und den protestierenden erst fryheit und suspension des kamergerichts verlyhen wolle, das je inzubehalten. Datum, den 13. Julij.