Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Marburg StA, PA 589, fol. 44r–50v (Ausf.); DV fol. 50v: praes. 16. Juli 1541.

Ausz.: Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 19 , S. 125.

Empfang ihres Schreibens vom 5. Juli [Nr. 828] samt den mitgeschickten Kopien. Sovil nun die gelderische sach belangt, möchten wir wol leiden, das ir uns den latinischen bericht, so die ksl. Mt. den stenden deshalben furgetragen, geteutscht zufertiget. a Konnet irs nit teutsch haben, so schickts uns latinisch zu–a. Was der schlos des buchs halben, daraus die colloquenten disputiret, sein wirdet, des werdet ir uns zu berichten wissen. Die zugeschickten latinische exemplar unserer wider Hg. Henrichen ausgangner verantwurtung haben wir empfangen.

Dweil die puncten, so ir uff empfangenen bevelch habt sollicitiren sollen, als nemlich Goslar, den wetzflarischen wechsel, die zeugenverhorung ad perpetuam rei memoriam contra Hg. Hainrichen, bestetigung unserer universitet, erhohung des zols uffr [sic!] Wieser [= Weser] zu nachteil unsers saltzwercks und den schirm Gf. Johannes von Ritperge etc. belangende, in rath gegeben, so haltet umb bescheit und antwurt uff dieselbigen puncten zum vleissigsten an. Was sich auch itzo neulicher tag des ersteigerten zols halben von Hg. Heinrichs diener weiter zugetragen, das habt ir aus beiligendem, an dich, unsern cantzler, haltenden brive zu sehen, vermuge desselbigen brives wollet zum vleissigsten sollicitiren umb abschaffung derselbigen uns unertreglichen beschwerung.

Den tod Dr. Philipsen Langen, des selen Got gnedig und barmhertzig seie, haben wir vast ungern gehort. Dweils aber der wille des almechtigen also gewesen, so ist demselben nit zu widderstreben.

Dr. Jorgen von Beineburgs rechnung ist bey negster post verschienes zehenden tags Julij von hinnen aus euch tzugefertiget. Des handels mit Dr. Drachen1  haben wir nit gefallens. Wo ir inen nun noch nit von Regenspurg hettet abgepracht, so wollet inen nochmaln daselbst dannen durch den sichersten weg, den ir bedenckt, bringen; und uns bedeucht, wann ir inen nach des Kf. zu Sachssen land gevertigt hettet, solchs solt nit der unsicherst weg sein.

Was betrifft unsern gegenbericht uff Hg. Heinrichs jungste im druck ausgangene supplication etc., lassen wir uns gefallen, das ir mit der ausgehung desselbigen berichts inhaltet so lang, bis das ir die gesuchte commission der zeugen halben ad perpetuam rei memoriam contra Hg. Heinrichen auspracht habt, doch das solch auspringen nit zu lang vertzogen und mitlerzeit solcher unser gegenbericht nichtsdeminder [sic!] verfertigt werde. Dan es hat uns H. Hans Ungnad itzo geschriben, desgleichen haben wir auch von andern vilen vom adel aus den sechssischen landen verstanden, das uns Hg. Heinrich mit solcher vermeinten supplication heftig austrage und weidtlich zur banck haue. b So wer uns auch in alweg verletzlich, das unser gegenbericht zuvor endung des reichstags nit solt ußgeen–b. Derowegen erfordert unser ehren notturft, nit lang mit dem gegenbericht zu verziehen, und darumb so wollets, sobalt euch immer muglich ist, damit fordern und eilen2.

Sovil die turckenhilf belanget, haben wir verstanden, waruff es itzo derselbigen halben beruhet und wohin die protestirenden merertails schlissen wollen etc. Nun ist nochmaln unser mainung, wann es bei dem merertail unserer religions- und ainungsverwanten also erhaben werden kont, das man dan di turckenhilf one vorgehenden gemeinen friden oder anstant uff etzliche jar und on gleichmessig recht nit bewilligt. Und solchs merertail der stimmen zu erlangen, were dises ain weg, das ir es dahin richtet, das nur unser religionsainungsverwanten allein und ausserhalb der andern protestirenden, als Mgf. Jorgen, Nurnburg etc., so nit in unser einung sein (welch andere protestirenden der schuch nicht als hart als uns, die ainungsvorwanten, trucket), in einen rath kemen und das denselbigen diese dinge mit vleis proponirt wurden, so zweivelten wir bey uns wenig, es solte liderlich bey denselbigen das merer erhalten werden, das sie one vorgehenden friden oder bequemen anstant und gleichmessig recht in die hilf nit willigen, und hiltens dafur, es wurden Pommern, Wirtenberg und die sechssischen stedt unserer meinung sein. Dann wir glauben nit liderlich, das Brunschweig und Goslar dahin schliessen, das man die hulf one vorgehenden friden thun solte, dann sie ye des fridens durfen. So achten wir auch, das Wurtemperg den nit gern zu weit von sich werfe.

Und im fal, do der gegen- und papistisch teil ye dahin arbeiten und dringen wolte, das wir dieses teils die hulfe one vergwissung des fridens oder anstants und gleichmessigen rechtens thun solten, so unterredt euch mit den sechssischen churfurstlichen, ob es nit ein mainung were, wie dan uns nit misfiele, das bey der ksl. und kgl. Mtt. gesucht wurde, wan ir Mtt. uns zusagten, c und des briflichen schein geben–c, das die proces, so am camergericht widder uns, dis tails, in religionsachen ausgingen, von unwirden und nichtig sein solten und das ir Mtt. jenen tail, do sie mit der that gegen uns, diesen tail, wolten furtfaren, nit wolten beypflichten oder tzusetzen etc., so wolten wir, dises tails, iren Mtt. ein statliche, eilende hilf thun und besehen, wie wir darbeneben uns der leute, so je an uns, diese stende, wolten und unserer haute einen riemen begerten, vormittelst gotlicher verleihung uffhalten und erwheren mochten. Dann wir vor inen unerschrocken und unentsatzt seien und wösten uns vor inen also sehr nit zu forchten etc. Hierbei sollet ir aber auch uffmercken, wann der merertail unserer religions- und ainungsverwanten uber dis unser bedencken, dardurchs merer der stymmen zu berurtem dis tails furteil unsers erachtens erhalten mocht werden, ye dahin schliessen wurde, die hulf one furgehenden friden oder anstant und gleichmessig recht zu thun, das ir alsdan von unsernwegen allein und eintzig doreins kain sonderung machet und den undanck allein verdienet, sondern euch uff den fall dem merertail unsers tails stimmen gemes haltet, es sey auch gleich mit annemung des vom margkgraven angetzaigten anstandts uff sechs monat oder anderer weiß etc.

Als auch ir uns vormeldet, das der churfursten rethe unsern und den andern reichsstenden ingemein angetzeigt, es stund ir bedencken, dweil etzlich articul uberig, die vermuge der kaiserlichen proposition nit verledigt weren, als nemlich von mitteln des fridens, auch der beharlichen turckenhilf halben wider den Turcken, policeiordnung und andern zu reden etc., das dieselbige in samptlichem rath furgenomen wurden etc., so konnen wir bey uns nit erachten, das dieselbig dinge in samptlichem rath furzunemen seien, dann dieses und jenes teils sachen ungleich seyn. Doch so stellen wir es in euer als dero, so bey den hendlen sein, weiter bedencken und haben euch dises alles also hinwidder gnediger mainung eroffnen wollen. Datum Cassel, den 12. tag Julij anno etc. 41.

[Zettel:] Schickt als Beilage das Gutachten Dr. Walters, wie Hg. Hennrichen von Braunschweigk der Dröttinn halben uf sein jungste antwort zu begegnen sein solle, daß wollet verlesen und den gegenbericht d oder repliciren–d der Tröttin frundtschaft darnoch anstelln. Datum ut supra.

Die beiligende brive, ein e an marggraven churfursten–e, Hg. Ottoheinrichen, an Bf. tzu Lunden und [einen] Hansen Ungnaden, uberantwortet inen. Datum ut supra.

Was unser bedencken tzu repliciren uff Hg. Heinrichs des mordprennens halben gegebene antwort [Nr. 256] seie, solhs wollen wir euch bei nehster post zufertigen. Datum ut supra.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
1
  Dr. Johannes Drach, Theologieprofessor in Marburg. Vgl. den undatierten Zettel aus einem früheren Schreiben der Gesandten, Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 20, S. 125–126, hier S. 126 Anm. 1: Gnediger furst und herr. Es hat doctor Trach nach e. f. g. nechstem verrucken, gleichwol unwissend unser, ain buchlin, als den hundert und sibenzehenden psalmen ußgelegt, lassen in truck khommen, wellichen er dann auch der statt Regenspurg dedicirt und zugeschriben. Desselben ußgangen buchlins halben hat der Granvella nach mir, dem cantzler, geschickt und mir lassen anzaigen, das diß buchlin im truck ververtigt und also damit uber glait gehandelt sei; darumben so were sein meinung, wir wollten denselben doctor Drachen hinweg schaffen, dann der kheiser hett ime bevolhen, mir sollichs anzuzaigen; und ist er Granvella gantz ungedultig gewesen. Dieweil wir auch Trachen nit vermogen khonden, dass er uber das buch, darauß disputirt, sein meinung hat entlich sagen wollen, sonder wendet fur, do es die mainung gewest, das er sein judicium hat sollen anzaigen, so solt man ime das buch gegeben haben, ee man zu Marpurg außgezogen were, damit er dasselb mit vleiß ubersehen mögen – so haben wir mit raith Straßburg und Augspurg Drachen uff solliche warnung nicht halten wollen, sonder fur gut angesehen, das derselb hinweg geschickt werd. Wie und durch was sichere weg aber dasselb beschehen mög, daruff wollen wir bedacht sein und den unsorgsamsten weg, sovil muglich, an die handt nehmen. Und sein gantz betretten, also das wir nit wol wissen, wie wir im thun sollen. Datum ut in litteris. Zweiter undatierter Zettel, ebd.: Die kais. mt. hat, wie uns glaublich angelangt, den buchtrucker, der doctor Trachen psalmen, davon wir E. f. g. nehermals schriftlich anzeigen gethon, getruckt, in der von Regenspurg vanknus lassen einziehen, und ist derselb buchtrucker gleichwoll seiner fanknus erlödigt, aber umb hundert guldin gestraft worden. Dat. ut in litteris. Der erste Zettel ist, freilich stark verderbt und nicht mehr rekonstruierbar, überliefert in Marburg StA, PA 587, fol. 76r. Die von Lenzvorgeschlagene Zuordnung des Zettels zum Schreiben der Gesandten vom 14. Juli ist offenbar irrig.
b
–b Nachgetr.
2
 Vgl. die hessischen Räte auf dem Reichstag an Lgf. Philipp von Hessen, Regensburg, 1541 Juli 15, Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 22, S. 126: Schicken das Konzept der befohlenen Widerlegungsschrift [gegen die Eingabe Hg. Heinrichs von Braunschweig vom 10. Juni 1541 [Nr. 258]].
c
–c Nachgetr.
d
–d Nachgetr.
e
–e Nachgetr.