Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Stuttgart HStA, A 262 Bü. 11, unfol. (Ausf.).

Beantwortung ihrer beiden letzten Briefe und anderer ihm aus Regensburg zugegangener Schriften:

Und erstlich sovil die eylend, auch beharrlich turckenhilf betrifft, wissen wir uns wol zu erindern, wes ir in euer habenden instruction deshalb in bevelhe haben und das dasselbig uff die ylend und particular hilf verstanden werden soll. Damit nun ir auch der beharrlichen hilf halber unser gemuet vernemen mögen, könnden wir euch nit bergen, das wir es gentzlich darfur halten, wa ein bestendiger frid und ein gleichmessig recht im reich nit uffgericht und unser eynungsverwanten alle desselbigen nit gnugsam versichert, das uns und unsern eynungsverwanten vil beschwerlicher fallen wurd, sollich beharrlich als die ylend hilf zu leisten. Derwegen ir wol zu gedencken haben, das auch hierin der weg mit dem friden und gleichmessigen rechten im reich, wie dann schon an die röm. ksl. Mt., unsern allergnedigsten hern, durch unserer vereyn rätt, gesanten und bottschaften angetragen [sic!] geschehen, furgenomen werden soll. Ob aber villeicht durch sonder beweglich ursachen ein anders von allen stenden des reichs ingemein bewilligt, söllen ir euch von denselbigen nit absundern, doch mit mass, wie ir in euer instruction yngelybt befinden, sonderlich, das wir des bestendigen friden versichert werden und eins mit dem andern gee, wie dann auch zu Regenspurg vergangner jar uff dem reichstag und andern mer reichstägen durch gemeine reichsstend und durch unsere ewangelische stend zu gehaltnen tägen bedacht, berattschlagt und verabschidet ist.

Wir halten es auch darfur, wa von der beharrlichen hilf ferner von gemeinen reichsstenden geredt und gerattschlagt werden solt, das billich und von hohen nötten sein werde, das fur das erst zu söllichem hohem und treffenlichem furnemen ander cristenliche könig und pottentaten in der gantzen cristenheit auch umb hilf und bystandt erfordert und ersucht werden solten, und was dan durch hilf des allmechtigen an land, leutten und stetten erobert, das söllichs zum reich teutscher nation gezogen oder zum wenigsten zu desselbigen anlagen furterhin gebrucht und belegt werden solten, wie dann söllichs, auch anders mer, so vonnötten sein wurdet, am allerfugklichsten und geschicktesten im ratt uff die ban gebracht werden mag. Disem allem nach werdt ir euch wol zu halten wissen.

Die Bitte des Bf. von Speyer, die Präsentation Dr. Konrad Diems als Kammergerichtsbeisitzer des schwäbischen Reichskreises zu unterstützen, sollen sie mit der mündlichen Erklärung beantworten, wiewol wir nun, in dem und mererm seiner L. freuntlich willfarung ze thun, geneigt weren, so gedächten wir doch, das jetzt uff dem werenden reichstag zu Regenspurg der cammergerichtspersonen halber enderung furgenomen werden und beschehen muess, deshalb wir, dis uff dieselbig handlung ansteen ze lassen, fur gutt und bequem achteten, des hetten wir seiner L. zu freuntlicher antwurt nit wöllen verhalten.

Aber von wegen der furschrift, die ein meister und ratt der statt Straßburg Jößlin Juden halber an uns gethan, wöllend den straßburgischen gesanten furhalten, das wir irer hern furschrift und ingeschlossne des gedachten Judenn suplication vernomen hetten, diewyl aber wir allerlay wucherconträct und anderer betrug halber, so die Juden mit unsern underthanen getriben und etlich in armutt gebracht, haben wir uß denen, auch anderer mer usachen willen ein gemeine ordnung den unsern zu nutz und guttem furgenomen, wölliche wir nit wissen zu brechen, sonder gedächten, darby zu bleiben, sunst einem erbern meister und ratt der statt Straßburg gutten, gnedigen und geneigten willen zu erzeigen, weren wir geneigt.

Der pommerischen beschwerden halber gegen kgl. Wd. in Tennmarckh könden wir nit eigentlich vermercken, waruff doch dieselbigen beschwerden beruwen, deshalb wir euch auch nit satten und grundtlichen bescheid geben könnden. Wa aber die beschwerd, so den Hgg. von Pommern von dem Bf. von Rodtschilt [= Roskilde] und dann von kgl. Wd. in Tenmarckh der guetter, zins und gulten halber, im furstenthumb Rugen ligend und gefallend und doch zu underhaltung der pommerischen kirchendiener verordnet, aber die hochgedacht kgl. Wd. durch arrest behemmen laßt etc., also geschaffen, das, wa von dem Bf. zu Rodtschildt in Tenmarckh gemelte zins und gulten zu seiner underhaltung allweg inziehen lassen, wissen wir uns nit anders zu berichten, dann das vermög etlicher handlungen und abschid zu etlichen unserer religionsverwanten gehaltne tagen verordnet sye, das je ein stand dem andern die zins und gulten, auch in des andern oberkeit gefallend, onebehemmet volgen lassen soll, doch sunst der oberkeit derselbigen end an iren hergebrachten recht, atzung, hundtlegin oder anderer ersessner gerechtigkeit oneabbruchig, söllichergestalt hierin auch billich gehandelt und gelebt werden solt. Ob aber gedachte gefell, zins und gulten zu erhaltung der kirchendiener daselbs, da sie gefallen, von alter und nit zu underhaltung des bischoffs gereicht worden, sollen die billich auch jetzt in unser religion darzu gebrucht und den jetzigen kirchendienern behendigt werden.

Sovil aber das gutt zu Streyen, wöllichs der rodtschildtisch bischoff pfandtschaftswyß allein ingehabt und doch in potentiorem als die kgl. Wd. in Ten marckh verwendet und gestelt, halten wir es darfur, das dem bischoff söllichs gar nit gepurt, und den Hgg. zu Pomern dardurch an irem eigenthumb nicht entzogen werden sollt.

Aber von wegen der reinfeldischen hofmeistery, umb Treptnaw gelegen, wa der abt von Reinfelden vermög brief und sigel, etwas zu thun, verschriben ist, und dann beneficium propter officium gegeben wirt, solt er billich darzu von kgl. Wd. in Tenmarckh gehalten oder aber der gueter verschalten werden, wie dan billich und an vil orten geschehen. Wir gedencken auch, wa gemelter sachen halber die kgl. Wd. zu Tenmarck durch schriften oder andere mittel und weg von unsern eynungsverwanten stenden ersucht und der sachen mit allen umbstenden bericht wurde, ir kgl. Wd. solte sich on zwyfel eines bessern bedencken, den Bf. von Rottschildt, auch den abt von Reinfeldenn zur billicheit wysen oder villeicht ursachen anzeigen, daruß villeicht mer berichts empfangen, dann wir uß der pommerischen anzeig jetzt vernemen mögen. Darumb unsers erachtens von onnötten, erkantnus der stymmen ze thun, wie es auch vermög unser eynung zu disem mal nit geschehen mag.

Was aber die goslarische handlungen betrifft, wa ir by der antwurt, so wir derselbigen sachen halb dem hochgebornen fursten, unserm freuntlichen, lieben vettern und gevattern, H. Philipsen Lgf. zu Hessen etc. zugeschriben haben, nicht gelassen, sonder daruber gestimpt werden wolt, söllen ir euch wol umbsehen, diewyl die goslerische sachen nicht in die religion gehören noch daruß fliessen und dann die vor langer zeit angefangen, das ir allein die sachen helfen durch die stimmen meren und erkennen, die als ewangelisch mit allen umbstenden oder ußtruckenlich erkennt werden mögen, als da sie wolten getrungen werden, die abgebrochne clöster und kirchen (sover sie in ir oberkeit gelegen) wider uffzurichten, auch die munch und pfaffen zu vorigem standt, ungöttlicher leer und ceremonien widerumb zu restituiern etc. Was aber ander prophansachen sind, mit Hg. Heinrichen lang hergebracht, söllen billich in die religion nit gezogen werden.

Anweisungen zu Verhandlungen mit Kg. Ferdinand auf der Basis der Wiener Vereinbarungen über die Einbeziehung Gf. Georgs von Württemberg-Mömpelgard in den Vertrag von Kaaden, um dessen Erbrecht am Herzogtum Württemberg zu sichern.

Aber uff din, Claus von Grafneckh, zwey letste schryben, uns uff der post zukomen, wissen wir dir uff das erst nit zu verhalten, das wir uns das furbringen, so gemeine unser eynungsverwanten stend der röm. ksl. Mt., unserm allergnedigsten hern, der ylenden turckenhilf und des cammergerichts beschwerden halber in schriften uberantwurt, gefallen lassen, des verhoffens, gemeine unsere stend werden zu erhaltung eines bestendigen, satten, gutten friden und erlangung eines gleichmessigen rechten im reich daruff beharren und one dise condition nicht bewilligen, darby du, auch Cristoff von Veningen als unsere gesanten auch bleiben. Diewyl aber gemeine stend die ylend turckenhilf bewilligt, usgenomen Sachssen, Hessen, wir und Frannckfurt, und der anstandt uff sechs monat gestellt, söllen ir euch zuvor, sovil muglich, eigentlich erkundigen, wes die sächssischen und hessischen gesanten hierin fur bevelhe uberkomen werden. Und im fal, so von Sachssenn und Hessen die ylend hilf uff die sechs monat anstand bewilligen, söllen ir von unsernwegen dise auch bewilligen. Wa es aber von inen beiden einhelligklich abgeschlagen, söllen ir von unsernwegen sölliche auch weigern und euch von Sachssen und Hessenn nit trennen.

Uff des usgetretten und abtrinnigen munchs Johannsen abts von St. Jörgen erdicht supliciern und unwarhaftig inbilden an die röm. ksl. Mt., unsern allergnedigsten herrn, wider uns beschehen, sollen ir in aller underthenigkeit beygelegten bericht irer Mt. in schriften ubergeben, darby ir es euers teils beruwen lassen söllen.

Von wegen der beschwerden des reichs anlag und ringerung derselbigen, diewyl etliche fursten und stend sich derselbigen hoch beschweren wolten, söllen ir auch von unsernwegen furbringen, nachdem wir vermerckten, das unser furstenthumb in der nechsten turckenhilf angelegt worden ist uff 120 zu ross und 554 man zu fuss, wölliches einen monat an gelt usserhalb der ubersold thun soll 3.656 fl., und wir jetzt gleichergestalt angeschlagen werden möchten, wöllichs uns dann zum höchsten beschwerlich, in bedenckung, das wir unserer land und leut bis in das 16. jar geratten und in mangel steen muessen und dann unser arme landschaft mit schatzung, uffrurn, kriegen und andern beschwerden also erschöpft und erarmet, das uns nit wol möglich, sölliche anlag one sonderlich ringerung in die harr zu leisten noch zu erstatten. Zudem, so hetten auch alle stend leichtlich zu bedencken, das dis ein mergkliche ongleicheit uff im tragen wurde, da wir mit der anlag zu gleich den churfursten und den andern furnemesten fursten im reich solten belegt werden, derwegen wolten wir uns gewisslich getrösten, das hierin unsernhalb ein billiche ringerung und gepurend insehens beschehen solt. Ob aber hieruber nicht erhalten werden möcht, das wir uns doch in erwegung unserer nottdurft und hohen beschwerden nit versehen, so söllen ir ferner begern, dieweil wir der reutter wenig haben und die nit wol bekomen könnden, das uns, fur die reutter fussvolck zu schicken, gegönndt und zugelassen werde, also das wir unser hilf allein mit fussvolck erstatten und leisten solten, wie dan söllichs, als wir bericht, in nechster hilf auch ist zugelassen worden.

In andern furfallenden sachen, daruff ir in euer instruction nit bescheid haben, wissen ir dieselbigen an uns jederzeit wol zu gelangen. Datum Nurtingen, den 12. tag Julii anno 41.

Gedengkzedel: Zum ersten. Ein nochmaliges Ansuchen von wegen der beschwerden, uns abermaln am khayserlichen chamergericht begegneth mit ufflegung des unbillichen aids, den wir nit allein zu Gott, sonder auch zu den hailigen schweren und erstatten lassen solten, ist überflüssig, weil die protestantischen Verbündeten solliche sach all miteinander als ein religionssach erkhent und angenomen haben etc.

Am andern. Das du, Claus von Graffneckh, uns in einem sondern schryben zu erkhennen gibst, das sich die ulmischenn gesandten vor wenig tagen, gleichwoll nit clagsweys, vermergken lassen, das wir auch inen den zugang der proviant und andere notturft auch abgestrigkht haben solten etc., wolchs uns nit wenig befrembdt, auch nit bevelhen haben und sie von Ulm uns zu sollichem nit verursacht, zudem, so hetten doch wir unser aynungsverwandten, so verschinen Meyen by uns zu Boblingen gewesen, zu erkhennen geben, das wir unsere ußgegangnen mandaten und bevelhe der proviant halben und anderer notturft uff niemand anderst verstanden haben wolten dan allein uff die statt Eßlingen, derohalben die von Ulm sich gar nichtzit zu beschweren haben.

Zum dritten.Wenn Kg. Ferdinand von Regensburg schon abgereist ist, sollen sie das Ansuchen von wegen Gf. Georgs von Württemberg dem Kaiser vortragen, damit unser bruder von dem furstenthumb Wirtemperg nit ußgeschlossen, sonder darzu gelassen werde, alles vermog der khonigklichen erection. Dergleichen mögen ir auch by der kgl. Mt. gesandten und verordneten räthen auch thun, doch allwegen mutatis mutandis. Wa aber hieruber die röm. ksl. und kgl. Mtt. dis abschlagen oder uffziehen wölten, so sollen ir dises antragen und den abschlage oder uffzug an unsere aynungsverwandte chur-, fursten und stende, auch denen chur- und fursten, zu denen wir uns guts zu versehen haben, als Pfalntz, Brandenburg, beide churfursten, Mgf. Jorig zu Brandenburg, Hg. Friderich Pfgf., Hg. Otheinrich Pfgf., Gülch etc. furpringen und begern, an die röm. ksl. und kgl. Mtt. ein underthenigst furbitt ze thun, damit und vermöge gedachtens antragen unser bruder zugelassen werde.

Am letsten, sovil belangt die kayserliche confirmation unser fryheiten und privilegien, auch anders, in der missive begriffen, wird er ihnen möglichst bald Bescheid zukommen lassen. Sollen Dr. Philipp Langs Diener und seine Hinterlassenschaft umgehend heimschicken, der frowen alles zu uberantwirten und zuzustellen, etc. Actum ut in litteris.

[Zettel:] Schickt ihnen ein copy der erection zu ihrer besseren Information in der Sache Gf. Georgs. Sollen beiliegenden Brief, in dem er um Unterstützung für die Verhandlungen wegen Gf. Georgs bittet, Hans Hofmann aushändigen und ihn auch selbst um Förderung bitten. Actum ut in litteris.