Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Marburg StA, PA 589, fol. 59r–60v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 61v: Berichten etlicher puncten halber, besonderlich der turckenhulf halber, am 14. Julij anno 41.

B  Marburg StA, PA 587, fol. 100r–101v [verderbt].

Regest: Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 20 , S. 125–126 und Nr. 21, S. 1261.

Die anthwort, so wir dem Kf. von Brandenburg uff sein beschehen furpringen, der thurckenhulf halb den stenden unsers thails gethain, gegeben, werden eure fstl. Gn. ungezweivelt nuhmehr entpfangen haben. Dieweil aber dieselb unser antwurt under anderm dise wort in ir hat, nemblich das den geechtigten ir rechtliche noitturft active und passive nicht benomen sein soll, so hat die ksl. Mt. sollicher wort halb ein enderung gethain, welliche enderung unß, diß thailß stenden, durch Stachium von Schlieben uberanthwort worden, Nr. 1. Wo wir nuh solcher enderung stattgegeben, were die suspension gantz unwurcklich und vergeblich gewest und hett sich Hg. Heinrich im schein rechtens fur und fur gewaltiger und thatlicher handlung nichzitdesterweniger gepraucht und understanden. Derhalben wir dann verursacht worden sein, sollicher geenderter wort halb dem Kf. von Brandenburg unser beschwehrung darzuthun vermog der copij hieneben [Nr. 194], und erwarten also verner anthwort und, was mit uns weither gehandelt werden wöll.

Am andern so haben die stende unsers thails mit den theologiß allererst gestern und heut geschlossen und unser bedencken uber das buch, daruß die collocutorn in dem gesprech disputirt, in schriften verfast, davon wir euren fstl. Gn. copij zuschicken [Nr. 136, Nr. 137]. Und dieweil die ksl. Mt. sonderlich begert, das die stendt des reichs ir bedencken der mißbreuch und reformation halb daneben solten anzeigen, so ist von unserm theil ain schrift solcher mißpreuch und reformation ha[l]b gestellet, welliche eure fstl. Gn. hieneben auch zu entpfahen haben, daruf wir dann gleichergestalt erwarten, was uns fur anthwort gefallen woll.

Nachdem aber die stende der andern religion der ksl. Mt. uff die relation des gesprechs haben lassen anzaigen, das ir Mt. solliche relation mit dem buch dem bäpstlichen legaten zustellen, sein bedencken hörn und further das alles den stenden mit der ksl. Mt. gutbeduncken widerumb anzaigen wolte, so haben derhalben ir ksl. Mt. den stenden des andern thails gewilfart und denselben und uns geantwurt vermög der copi hieneben [Nr. 135].

Und hat neben sollicher antwurt der Hg. von Sophoy irer ksl. Mt. und den stenden des reichs in seinen sachen ainen schriftlichen furtrag gethon [Nr. 297], den wir euren fstl. Gn. hernacher zukhomen wollen lassen.

Dieweil nuh die ksl. Mt. allen stenden daneben ursachen, nemblich des Thurcken halb, weil derselb in aigner person in statlichem anzug sein soll, eröffnet, uß wellichen ir Mt. uff den 22. dises monats Julij oder uf das lengst den 23. ermelts monats von hieauß verrucken mueste und lenger nicht pleiben khönt, so mogen eure fstl. Gn. erachten, das der reichstag mit demselben auch villeicht sein außgang nehmen wurt, es were dann, das ir Mt. comissarien hinder ir lassen wurde, davon wir doch nichts gehort.

Uns will aber beduncken, das der abschidt und die handlungen zu dem endt lauffen mochten, wie das die obgemelt des khaisers anthwurt, den stenden des andern thails gegeben, außweiset. Doch wissen wir des khainen grundt. Wir wollen aber dannocht nicht underlassen, dagegen unser noitturft zu handeln und, sovil an uns ist, furdern.

Nachdem nuh eure fstl. Gn. die kurtze zeit, in dero der kaiser von Regenspurg verrucken wurt, vernehmen, so wurt uns derhalben (wiewol wir khein tag underlassen haben, an dem wir nicht etliche mahl und stattlich solicitirt und angehalten) nicht woll muglich sein, die sachen, welliche euren fstl. Gn. nehermalß im khaiserlichen rath bewilligt, uß der khaiserlichen cantzly zu pringen, dann darinnen so vil biß daher zu schaffen gewest, und wurt jetzt uff den abzüg des kheisers noch mehr furfallen, das wir sorgen, wir mussen ainen menschen dem hoiff nach lassen volgen, der solicitier und die bewilligten ding herauspring. Wann wir es nuhn dahin furdern khonten, das die concepten hie gestelt und ververtigt wurden, so hett es dester weniger noith, wo wir mein, des cantzlers, schreiber Wilhalmen dem hoiff nachschickten zu solicitiren und anzuhalten. Sollten aber die concepten hie nit gestelt werden, so vil [sic!] die noitturft ervordern, das wir einen verstendigen menschen dem hoiff nachvolgen lassen, der dennocht daruf acht gebe, das eurer fstl. Gn. noitturft verfast, begriffen und in das werck khomen mochten. Und haben derhalben uff den fall gedacht, das Dr. Seiffert2 darzu zu geprauchen. Ob er aber euren fstl. Gn. darzu gelegen, das stellen wir in derselben bedencken. Darumb, do es der obgemelten felh einen ergreiffen wurd, bitten wir eure fstl. Gn. umb beschaidt, wen wir alß ainen solicitatorem dem kheiserlichen hoiff sollen nachvolgen lassen. Sovil uns aber muglich ist, wollen wir furdern, ob die sachen hie mochten gevertigt werden. Wir tragen aber grosse fursorg, das es nicht geschehen mocht3. [...]. Datum Regenspurg, den 14. Julij anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Die beiden Regesten geben ganz offenbar dasselbe Schreiben wieder.
2
  Dr. Siebert von Löwenberg [?].
3
 Vgl. auch die hessischen Räte zu Regensburg an Lgf. Philipp von Hessen, Regensburg, 1541 Juli 26, Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 25, S. 127. Mit dem darin erwähnten letzten Brief könnte das vielleicht am 19. Juli ausgestellte Schreiben der Räte gemeint sein, Marburg StA, PA 587, fol. 117r–122v (Ausf.?). Das Aktenstück ist stark verderbt und durchweg nicht mehr zuverlässig rekonstruierbar.