Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.).

Druck: Roth, Zur Geschichte, T. VI (ARG 4), Nr. 129 , S. 292–293.

Als wir euerer Ft. gestern vor dato diß, den hern hauptman Sebastian Schärtlin betreffend, bei seinem diener Hansen Vogel geschriben, on zweifel, dieselben brief seind euerer Ft. hievor disem zuekhommen1. Sider und heutentags hat sich die sachen wunderbarlich und durch seltzam practiquen geandert, also das die kgl. Mt. mit etlichen unsers thails stenden als chur- und fürsten lassen handlen, dieweyl der H. Schärdtlin nit alhie vorhanden und die notturft erfordere, jetzund und mit dem ersten die sachen für die handt ze nemmen sey, gantz genädig begerendt, das man ain andern under den fürgeschlagnen unsers thails wolt bewilligen und Andreßen Pflueg, Hg. Hainrichs von Saxen gesandten, benendt, und also hart darauf gedrungen, das die hessischen rhät und wir, ob wir wol samendtlich bey Gf. Friderichen gewesen, weyters noch anders nichts erhalten mögen und auf dato diß nit anderst wissen, dann das die obgemelt practiqua iren fürgang gewinnen werdt, und dahrumb sollichs euerer Ft. in eyl anzaigen wollen, auf das bemelter herr hauptmann Schärtlin anhaims behalten werd. Dann euere Ft. selber zu ermeßen, demnach die sachen dise gestalt haben, das sein ankunft gemainer stat und ihme selber wehnig reputation mitbringen wurd. Das wißend euere Ft. der notturft nach wol zue bestellen2. [...]. Datum in eyl in Regenspurg, 20. Julij anno 41.

[PS:] Euerer Ft. schreiben den 19. Julij anno etc. 41 ist uns auf dise stundt worden, volgt antwort hernach mit dem ersten botten. Gf. Friderich von Fürstenberg hat gebetten, das hievon Sebastian Schärtlin mit dem ersten bericht werde, darumb wollend es euere Ft. mit dem ersten und gewissen botten, so gemelter Schärtlin nit anheims wer, bestellen lassen.

Anmerkungen

1
 Vgl. Wolfgang Rehlinger, Simprecht Hoser und Dr. Claudius Peutinger an Bgm. und Geheime von Augsburg, Regensburg, 1541 Juli 19, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): Wir haben eur Ft. angestern vor dato dits in grosser eyl geschriben, wie sich die sachen der ksl. Mt. furgenomen wegs halben hie befunden, und sider sich gefugt, das mit laistung der eilenden turkenhilf furgeschriten, ir Mt. Gf. Fridrichen von Furstenberg zu ainem obersten ernennt und dartzu geordneten kriegsräten halber heut von den stenden gehandlet und bemeltem obersten aus etlichen ernannten personen die wahl zugelassen worden. Hat derselb H. Chunraden von Bemelberg, den jungen H. von Bern, auch ains ersamen rats haubtman Sebastian Schertlin ernennt und des vierdten dise nacht bedenckhen genomen. Derwegen wir achten, ainem ersamen rath und gedachtem Schertlin hirneben geschriben werde, und wöllen eur Ft. nit bergen, das sich ain sthritt in den furgeschlagen personen zwischen unsern und des andern tails stenden erhalten und zuletst durch nebenhandlung dartzu gebracht worden, das bemelter haubtman Schertlin fur ainen zu ernennen unsers tails verhoffenlich gewesen. Was nun ains ersamen rats gelegen sein will, das bevelhen wir denselben und gedechte uns geraten sein, das gedachter haubtman Schertlin mit ainer maß mit dem ersten alher abgefertigt wurde, also das er sich erstmals nit vernemen ließ, das er gewisse erlaubnus hette oder sich der sachen beladen wolt. Befunde sich aber, das ime daneben ain eerlicher bevelch als ain oberster leutenant oder dergleichen widerfarn mocht, were sölchs dester mehr gemainen unsers tails stenden zu lieb und gemainer stat zu eeren und gutem zu willigen. [...]. Datum, 19. Julij anno etc. 41. [PS:] Schicken eurer Ft. hiemit 2 schriften, [die] fürgelegten brief beruerend. [Beilage:] Die hessischen Räte zu Regensburg an Bgm. und Geheime von Augsburg, [Regensburg], 1541 Juli 19: Weil Sebastian Schertlin heut von unsers tails stenden fur ainen kriegsrat furgeschlagen und volgends angenomen und besteet, so haben wir im geschriben, sich furderlich und on alles verziehen hieher zu verfuegen. Darumben so bitten wir fur unsere personen freuntlich, ine an sollichem nicht zu verhindern, sonder im zu erlauben. Das wolten wir hinwider verdienen. Datum yllend, den 19. Julj anno etc. 41.
2
 Vgl. Sebastian Schertlin an Lgf. Philipp von Hessen, Regensburg, 1541 Juli 26, Marburg StA, PA 567, fol. 17r–19v (Ausf.): Nachdem und die stende des hl. reichs sich habend ainer eylenden hilf wider die Turcken bewilligt und man von dem obristen, auch kriegsräten des zugs gerett, haben mich unsere stende, damit sie auch ainen hetten, der sehe, was under inen gehandelt wurde, fur ainen kriegsrat ernant, und hat Gf. Fridrich von Furstenberg als obrister selbs mein begert und mich fur den ersten angenomen, darauf mir euerer fstl. Gn. cantzler und rätt eylens hieher zu komen, von bestallung und artikelbrief, auch allen andern notwendigen sachen, zum krieg dienlich, helfen ratschlagen, beschriben, dem bin ich als gehorsamer nachkomen, mich auf die post gelegt etc. Als ich aber hieher komen, befind ich, das mich etlich die unsern stenden mißgunstig und veleicht mir zu nachtail und one zweifel, damit euerer fstl. Gn. und irer mitvewanten [sic!] vorhaben nit furgang hett, bey ksl. und kgl. Mtt., auch andern stenden dargegeben, das ich sey evangelisch und habe denselbigen stenden etlich vil hauptleut bestelt, insonders und mit vleyß die, so röm. ksl. und kgl. Mtt. mit dinsten zugewant hieruber gezogen, in euerer fstl. Gn. und dero verwanten dienste gebracht, irer Mtt. kriegen und wolfart damit verhindert etc. Auß dem und damit ich außgemustert wurde, dieweil ich noch nit vorhanden was, haben die konigischen in ratt gebracht, man mueß ielendts von den handlungen reden, dweil der Schertlin nit bei der hand und zweifelich sei, wann er komm, kunde auf mich nit gewartet werden, und im selbigen schein bin ich also außgemustert worden und an meiner statt Endris Pflug angenomen. Also guten willen hab ich der orten gefunden und beschwert mich meins teils nit sonder meiner person halb, dann allain bedenck ich mer das wolmainen gegen euere fstl. Gn. und dero verwanten, thut mir die schmach nit wenig wee und das man also mit lugen und argen listen mich understeet bei ksl. und kgl. Mtt. zu verunglimpfen und zu verhindern. So hab ich laider nit zugang bei ksl. und kgl. Mtt., mich zu verantwurten, aber dannocht feire ich nit bei meinem gnedigen hern Hg. Fridrichen und andern räten, mich zu verantwurten. Diser fromme furst thut mir guts. Es wer dannocht an eueren fstl. Gn. gwest, ob sie mir erlaupt hetten und an mir, ob ichs angenomen hette. In summa ich trag dise kappen mit mir haim und werden sich euerer fstl. Gn. und irer verwanten stenden hauptleute daran stossen und bei inen lenger alda zu dienen unwillen gepern, dann wir alle bei disen leuten verhindert und verclainert, dann wir haben nit mer dann ainen hauptmann, genant Jheronimus Löhlin, under sye gepracht.Will einen Schreibkundigen mitschicken, der darüber informieren wird, was ir geschäft etc., dasselbig darnach eueren fstl. Gn. allwegen zu wissen thun. Das alles hab ich eueren fstl. Gn. auß schuldiger pflicht nit bergen wöllen, das zu bedencken, was es bedeut und was es mit der zeit bringen mueß, so die iren und irer verwanten also geneidet und verhindert. Ich sich auch niemant, der sich darumb anneme, derweil euere fstl. Gn. nit selbs alda. Aber wiewol ich mer genaigt zu frid dann zu krieg, verhoff ich doch, euere fstl. Gn. werden mit der zeit und, wann man mer heuffen senden muste, mich und ander auch in handel bringen, damit mir dises verhinderns ergetzt. Hat entsprechend der Anweisung des Landgrafen einige Hauptleute für den ksl. Dienst ausgesucht. Will sie benennen, wenn ihm mitgeteilt wird, wie viele es sein sollen, oder sie selbst mitbringen, wohin ihn der Landgraf beruft. [...]. Datum Regenspurg, den 26. tag July anno etc. 41. Vgl. auch Sebastian Schertlin an Lgf. Philipp von Hessen, Regensburg, 1541 Juli 29, Marburg StA, PA 567, fol. 15r–16v (Ausf.): Hat durch Pfgf. Friedrich bei Kg. Ferdinand um eine Vergünstigung für seinen Besitz in Burtenbach ansuchen lassen und mererteils darumb, bey ir Mt. zu erfaren, ob er mir gnedig oder ungnedig und wie hoch sein Mt. das versagen und meiner widerwertigen anzeigen angenomen hab. Aufs letst hat ir Mt. mir antwurten lassen, ir Mt. sei noch nit gar mit mir ains, derhalb er mir dißmals nit kundt solh ding nachgeben, darauß ich gar wol vernämen kan, das ich meiner diensten und veleicht verhandlung gegen sein [Mt.] entgelten muß, derhalb ich Got zu gedancken hab, das ich dermassen, wie ich in nechstem schreiben eueren fstl. Gn. gethon, außgemustert bin. Ich solt wol gepraucht sein, das ich nit mer haim were komen. In summa ich befind mich in ungnaden des romischen konigs. Setzt nunmehr sein Vertrauen auf Gott und den Landgrafen. Die Stände haben 10.000 zu Fuß und 2.000 zu Ross zur eilenden Türkenhilfe bewilligt. Nun vernimm ich von den kriegsräten, das sie uber 4.000 knecht und 800 pferd nit annemen kunden, mögen auch nit mer bezalen auf angelegt gelt, ursach, das etlich stett, die etwo bei dem reich gewest, jetzund nit mer darzu gehörn, etlich prelaturen auch abgewendet etc. Mag das ubrig gelt nit weither raichen. Man hat sichere Nachricht von türkischen Erfolgen vor Ofen. Die eilende Hilfe kann nicht vor Michaelis [1541 September 29] hinabgebracht werden, wie man sagt. Das ist ye ein schöner krieg. Es geet also ellendigklich zu, das ich Got im himel danck sag, das ich also davon komen. [...]. Datum Regensburg, den 29. tag Julij anno etc. 41.