Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 236r–242v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 242v: Unser gnedigst und gnedigen herrn geben antwort auf die 30. post. Einkomen zu Regennspurg, Sontags, den letzten Julij 1541 [1541 Juli 31].

Ausz.: Corp. Reform. IV, Nr. 2345 , Sp. 609–610.

a Wir haben eur schreiben [Nr. 886] am datum haltende Regensburg, Dinstag, den 19. Julij, den 25. dornach zu Libenwerda sambt den neben ubersanten copeien entpfangen und alles inhalts vornommen. Sovil nu erstlich belangt die misbreuch, so ksl. Mt. zusammenzutzihen haben lassen begeren, welchs mit vorwissen und bedencken der andern theologen, auch der religionsvorwanten stende durch Philippum und Pucerum beschen und furder ksl. Mt. teutzsch und lateinisch sambt anzaig etzlicher notwendiger reformation der kirchen ubergeben [Nr. 142, Nr. 141], sovil dann und nicht mer in der religionsach bishere furgenommen worden. Nu haben wir solche gestelte reformationes in eil gelesen und, wiewol nicht zweivel, das vom Philipo und Bucero wol und cristlich gemaint sei, so ist es doch unsers erachtens der bischove und gaistlichen halben vill zu linde gestelt und wirt inen vill zuvill nachgelassen, ir eingedrungene weltliche, furstliche regirung bei der gaistlichen zu erhalten, welchs doch offentlich wider Gottes wort ist, auch kaine gute, cristliche reformation ervolgen, viel weniger bestendig bleiben mag, so inen ir pracht und weltliche, furstliche regiment neben der gaistlichen sollen gelassen werden. Dann Cristus sagt jhe clar wider seine aposteln, die fursten und gewaldigen regiren, ir aber solt nicht also sein etc. So wais man, das die reformation, so Ks. Sigmund furgehapt, der bischove halben gar vil herter gewesen, zudeme, das ir und des bebstlichen glaubens gröster beschutzer, Hg. Georg zu Sachssenn, gar ain harte reformation der bischoff halben gestelt hat. Und wan gleich ain solche reformation, wie ubergeben, furgenommen, wurde es mer ain schein sein, dann ain cristliche reformation. Dann dieweil die bischoff den gewalt behilten, könnten sie alle wege ain loch dorein machen, wie zuvor von inen auch beschen. Und were zu besorgen, so unsere kirchen auch widerumb, do Got fur sei und wir nimmermer die zeit unsers lebens zu bewilligen wissen1, under iren gewalt kommen solten, das dieselben unsere kirchen, die mit Gottes wort zimlich angericht, neben den iren in vorfinsterung der lehr und in vil beschwerliche irthumb gefurt, das die letzten ding erger dann die ersten sein wurden. Und wiewol wirs dorfur halten, das solliche vorzaichnus umb glimpfs willen beschen, auch woll also mag ligend bleiben, solt aber dovon weitter gehandelt werden, so ist unser begern, ir wollet euch derhalben wol fursehen und nichts von unsernwegen bewilligen, das unser instruction zuwidder oder ir von uns nicht ausdrucklichen bevehl hapt. Was aber dorauf von ksl. Mt. zu antwurt odder beschait gefallen odder ob auch was sonsten in der religionsach weitter wirdet gehandelt werden odder nicht, das wollet uns ferner auch berichten–a.

Aber betreffende die Turckenhulf vormercken wir, das dieselbige von den stenden dieses tails bis auf uns vast geschlossen und das der hessische cantzler von seinem hern bevelh bekommen, solche turckenhulf, wie dan beschenn, auch zu bewilligen. So wollen wir uns vorsehen, euch werde nuhmer unser schreiben zukommen sein, dorinnen wir euch under anderm angetzaigt, das wir dem landgraffen geschrieben und seiner L. unser bedencken berurter turckenhulf halben vormeldet, auch dohin geschlossen, das wir mit seiner L. wolten ainick sein, was sein L. dorauf iren rethen dorumb gegen Regensburg wurden bevelhen, desselben ir dan von unsernwegen in deme auch mit ainick werden sollet. Dieweil dann gedachter landgrave seiner L. cantzler angetzaigter turckenhulf halben solchen bevelh gethann, so wissen wir es nuhmer allain auch nicht weitter zu bringen, sondern wollet die turckenhulf von unsernwegen, wo es bisher nicht beschehen, auch von dem landgraven auf unser schreiben kain ander bevelh kompt, auch willigen, wiewoll wir am libsten gesehen, do es bei den andern stenden, sunderlich auch bei dem landgraven zu erhalten gewest, das auf den furbehaltenen conditionen het mugen beruhet und, dieselben fur bewilligung der turckenhulf zu erhalten, gevleissigt werden, wie solchs die abschit mit sich bringen. Aber dieweil es nicht sein mag, lassen wir es dorbei wenden. Wir haben auch vorstanden, das Gf. Friderich von Furstennberg von ksl. Mt. fur ainen öbersten benant und durch Kff., Ff. und stende bewilligt worden. Und seint es unsers tails auch zufrieden. So werdet ir uns die andern drei krigsrethe durch eur negstes schreiben auch woll zu benennen wissen. Dieweil wir aber nicht vormercken mugen, ob die gewilligte turckenhulf von dem andern und unserm tail zusammen sol geschlagen werden, wiewol wir hievor bedacht, das unser, dieses tails, hulf beiayn bleiben und zusammengeschlagen werden solt, so werdet ir doch derhalben nachmals furwendung zu thun und uns, worbei es in deme vorbleiben wirdet, zu erkennen zu geben, euch auch, sovil H. Ditterichenn von Pfird ains bevelhs halben in solchen turckenzug betrifft, vorigs unsers bevelhs zu halten und zu fleissigen wissen. So haben wir auch vernommen, das zeittungen ankomen, als sollen die Turckenn alberait vor Offen sein. Der allemechtige wolle disse und alle andere sachen nach seinem götlichen willen, lob und gefallen gnediglich schicken. Was auch derhalben weitter zeittungen werden einkommen, die wollet uns auch zu erkennen geben.

b Das auch in der von Goslar sachen die stymmen ergangen und durch das mehrer auch vast gemainiglich vormuge ains artickls in der vorstentnus dohin geschlossen, das gedachte von Goslar mit rath, hulf und beistand nicht zu vorlassen etc., solchs haben wir und, das der guten leutte sach ainmal zum end gelangt, gnediglichen und gerne gehört. Do nu denen von Goslar fur dem von Braunschwig nicht fride geschafft, als wir uns doch gentzlich wollen vorsehen, so wirdet man mussen besehen, wie die von Goslar–b fur deme von Braunschwig können geschutzt und gehandhapt werden.

Wir haben auch vormarckt, das unser ohem F. Wolff von Annhalt von Regennsburg sampt dem Ambstorff abgeraist und solchs gerne gehört. Wollen auch seiner L. ankunft nu schir gewertig sein. Und wiewoll wir am libsten gewolt, Mag. Philippus were unserm bevelh nach mit seiner L. von Regensburg abgeraiset und sich auch wider hereinvorfugt, weil aber ksl. Mt. durch Pfgf. Fridrichen hat lassen begern, das er solt zu Regennsburg bleiben, so lassen wir solchs und sunderlich auch derer ursachen halben, die ir angezaigt, auch nicht entkegen sein2. So aber ksl. Mt. abraisen wirdet, so wollet Mag. Phillippus auch nicht lenger vorzihen lassen, sondern ine hereinschicken. Dan wir nicht erachten können, das abwesens ksl. Mt. etwas bestendigs zu ainer cristlichen vorgleichung mag gehandelt werden. So haben auch solche hendel, wie wir aus teglicher erfarung befinden, mehr fhar auf inen, dann nutz domit geschafft wirdet. Schirst auch und wan ksl. Mt. abraisen von Regennsburg beschenn sein oder wirdet, so wollet uns dasselbig durch eur schreiben auch zu erkennen geben.

Das auch bedacht worden, das du, Dr. Pleickhart, weil unser amptman zu Dieben, rath und lieber getreuer Hanns von Pack mit ainem fieber beladen und vor abfertigung der post nach dem willen des allemechtigen von diesem jhammertalh abgeschaiden, des sehle der allemechtige geruhe gnedig und barmhertzig zu sein, welchs wir gantz bekommerlich und c mitleidlich vornommen, haben auch ainen ehrlichen, frommen undt getreuen rath und diner an ime vorlorn–c, nach etzliche tage und bis auf H. Hannsenn von Doltzken widerkunft zu Regennsburg sollest vorzihen, doran ist uns zu gefallen geschenn. Und wiewoll wir uns gedachts Hannsen Pack so schnellen abgangs nicht vorsehen, so stet doch dis und anders in Gottes henden, dem auch alles seinem götlichen willen mus ergeben und bevolhen werden.

Welchergestalt auch durch die Kff., Ff. und stende des reichs unsers ohemen und schwagers, des Hg. von Julich und Gellernn, sachen halben ain vorbitt gegen ksl. Mt. geschenn und furgewant werden solle, dovon werdet ir uns sampt andern eurem erbieten nach bei negster post copeien zuschicken, auch ob und was von ksl. Mt. dorauf zu antwurt gegeben wirdet, dorneben zu berichten wissen. [...]. Datum Libenwerd, Dinstag nach Jacobj anno etc. 413.

[1. Zettel:] Erinnerung an seinen Befehl wegen Billigung des Vertrages zwischen denen von Pappenheim und den Pfalzgrafen, auch was ir sunderlich mit den beiden stetten Augsburg und Nurmbergk von unsernwegen handeln soltet etc. So wollen wir uns vorsehen, solchs werde nunmehr beschehen sein. Sollen die beiliegende Bewilligungsurkunde denen von Pappenheim zustellen. So werdet ir uns auch, wie sunst diese sache gemelter beider stette, auch ksl. Mt. bestettigung halben, so die von Popenheim bei irer Mt. zu suchen bedacht gewest, vorbleiben wirdet, auch wol wissen zu berichten. [...]. Datum ut supra.

[2. Zettel:] Erinnert Dolzig und Burchard an seine während des Hagenauer Tages ergangene Anweisung, wegen der sechs oder sieben in Böhmen gelegenen Dörfer, die dem Kloster Grünhain zustehen und deren Nutzung und Zins Albrecht Schlick dem Kloster vorenthält, bei Hans Hofmann vorstellig zu werden, der damals die Restitutionsforderung hinhaltend beantwortet hat. Können den Sachverhalt den Unterlagen entnehmen, die sie in Regensburg bei sich haben. Weil Schlick nach wie vor die Dörfer und ihre Nutzung innehat, sollen sie sich erneut an Hans Hofmann wenden und erklären, weil wir nu etzliche jhar geduldung getragen und des Schlicken unbillichen, unrechtmessigen und ungeburlichen furnemen zusehen mussen, derwegen aber uber unser vilfeltiges anlangen kein vorschaffung wolte bescheen, so wolten wir zum uberflus durch euch bey ime nochmals gnedige suchung gethann haben, es bey kgl. Mt. dohin zu furdern, domit der Schlick geweist werde, sich künftig der Dörfer und ihrer Nutzung zu enthalten und die eingenommenen Zinsen zu erstatten. Dan solt es nit bescheen, so wurden wir vorursacht, gegen denen gaistlichen, so kgl. Mt. zustendig und uns dermassen gelegen, dergleichen auch furtzunemen. Dan uns nit gelegen wher, unserm closter das seine lenger furtzuenthalten [und] uns mit bloßen worten ufhalten zu lassen, wes wir doch sunst liber wolten uberig sein.

Anmerkungen

a
–a Angestr.
1
 Dazu marg. Notiz v. 3. Hd.: Hats auch gotlob biß in tod gehalten.
b
–b Angestr.
2
 Vgl. Nikolaus von Amsdorf an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, o. Ort, 1541 Juli 28, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 433r–439v (Ausf.): Ich bin neben magistro Philippo abgefertiget, mit meim gnedigen herrn F. Wolffgang von Regensburg abzureisen. Nu hath sichs mit magistro Philipp in der stund, als wir uffsein solten, geandert. Ich aber, dieweil alles bestalt und verordent war, wolt nicht hinder sich gehn, zog also mit meinem gnedigen herrn von Anhalt fort, denn ich war da kein nutz. Denn ich kan und man sal ouch nicht in diser sache höfflich reden. So ists auch nicht gut, sich in diser sache in handlung einzulassen, so mitteln wil und vorgleichung furgibt. Denn man kan in der doctrin nichts nachgeben, welchs man doch thun mus, wen man sich in ein handlung einlesset, sonder man mus uff unser confession und apologia feste stehen und von unserm widerteil grund und ursach mit der schrift fordern, worinne und in welchem artikel sie unrecht, irrig und ketzerisch ist oder abtrunigk von Christo. Wen das geschege, so wolt ich nach gerne erscheinen, wu ich solt, und sehen, was der teufel kunth. Aber das man sich unterstehen wil, das man Got und den teufel oder Christus und die welt vergleichen und eins machen wil, do wil ich nicht meher beisein, ab Got wil. Denn ich weis es und bin sicher und gewis, das Christus und das babsthum nicht konnen nach mögen eins und verglichen werden. Dankt für den Unterhalt in Regensburg und für das Stipendium für seine beiden Vettern, von denen er einen in Wittenberg studieren lassen will, während er den jüngeren bei sich in Magdeburg ausbilden möchte. Got wird an tzweifel auch furder helfen, so es sein gotlicher wille und ere ist. Bitte um Erlaubnis zur Rückkehr nach Magdeburg. Hiemit befeel ich eueren kfl. Gn. mich uffs underthenigeste. Dieselbige tröste und stergk Got der herr in dem erkentnus unsers liben herrn Jesu Christi. Diser geb eueren kfl. Gn. wider alle des evangelij und euerer kfl. Gn. feinde triumph, sieg, glug und heil ewiglich! Amen. Dornstag nach Jacobi 1541. – [Beilage:] Nikolaus von Amsdorf an Hans von Ponickau, Wittenberg, 1541 August 1, Ich hab keine copia des brives behalden. Derhalben kan ichs nit verdeutzschen. Ich hab aber den synn und die meinung des brives uffgetzeichent, darinne nichts begriffen ist den in jhenem, allein, das es mit andern worten hir geschriben ist, ungeferlich. Dieselb schick ich euch uff meines gnedigsten hern befeel und beger. Bit fruntlich, woldet seinen kfl. Gn. dasselb uberantworten. Hymit Got befolen etc. Datum Wittenberg. Prima Augusti 1541. [PS:] Und wie dise copien geschriben und eingelegt seint und ich euch hirinne die zuschigke, so warn jhene briff an den H. Grandfel ouch gelegt.; Nikolaus von Amsdorf an Granvelle, o. Ort, o. Datum: Gunstiger her etc. Dweil ich hore, das ir lust und lib zu frid und einigkeit habt und ksl. Mt. befeel und gebott ist, die warheit zu erkunden, so hab ich ksl. Mt. mein gutdungken in disem briff, so ich euch himit zuschigke, angetzeigt. Wus euch nu gutdungkt, mogt irs ksl. Mt. uberantworten oder ins feur werfen. Datum; Nikolaus von Amsdorf an den Kaiser, o. Ort, o. Datum: Allergenedigister keiser etc. Dieweil euere ksl. Mt. ernstlich befolen hath, die warheit zu erforschen und erkunden und dieselb allein und sonst nimant anzusehen, so achte ich dofur, das dis dozu der nehste weg were, das man dise eingelegten fragen auflosete und wol erclerte. Solchs hab ich der sachen [zu] gutt euerer ksl. Mt. uffs underthenigeste nicht vorhalten solln etc. Datum; [Beilage:] Die erste frage: Ab man dem bapst und seinen cardinalen meher glauben sal denn Christo und seinen aposteln. 2. Ob Christus und seine aposteln die waren, rechten veter der christlichen kirchen seint oder der bapst und seine cardinall. 3. Ob Christus und die liben aposteln dem bapst und seinen cardinalen weichen sollen oder widerumb der bapst mit seinen cardinalen unserm hern Christo und seinen aposteln weichen solln. 4. Ob der bapst und seine cardinall solln Christus junger sein und bleiben, dem gehorchen und gehorsam sein oder seine lere oder gebott aufheben und vorandern.
c
–c Angestr.
3
 Vgl. auch Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Franz Burchard, Liebenwerda, 1541 Juli 26, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 440r–441v (Ausf.): Der Hg. von Jülich hat ihm mit Schreiben vom 12. Juli aus Trier berichtet, der Kg. von Frankreich habe ihm, da seiner L. das gleit durch Lutzelburgk bis uff ksl. Mt. antwort vertzogen, bis ins Stift Trier Geleit gestellt. Auch der Hg. von Lothringen habe ihm Geleit gewährt. Der Ebf. von Trier habe ihm nicht nur Geleit gegeben, sondern ihn auch eingeladen, zu Schiff nach Koblenz und Ehrenbreitstein zu kommen, wo er vielleicht auch den Kf. von Köln treffen könne. Der Hg. von Jülich habe dies nicht abschlagen wollen. Soll dies dem von Vlatten berichten, damit auch er informiert ist. [...]. Datum Liebenwerde, Dinstags nach Jacobj apostoli anno domini 1541.