Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb

Textvorlage: Kurmainz C, fol. 234–244.

1. HA (Religionsvergleich): Mehrheitliche Bewilligung eines Kolloquiums als Entgegenkommen an den Kg. durch die geistlichen Stände. Ablehnung der vom Kg. vorgebrachten Richtlinien für ein Kolloquium noch während des RT. Fragliche Einberufung des Kolloquiums durch den Kg. kraft eigener Autorität.

/234/ (Vormittag) Rathausa . Sonderverhandlung der geistlichen Reichsstände 1  (Gesandte: Kurmainz, Kurtrier, Kurköln, Salzburg, Deutschmeister, Bamberg, Würzburg, Eichstätt, Speyer mit Vollmacht für Worms, Straßburg mit Vollmacht für Murbach, Johannitermeister und Basel, Augsburg, Regensburg, Passau, Merseburg mit Vollmacht für Naumburg und Meißen, Fulda, Hersfeld, Prälaten).

Mainzer Kanzler proponiert: Replik des Kgs. zum 1. HA (Religionsvergleich) sowie mündliche Mahnung des Kgs. an die geistlichen Stände, das Kolloquium zu bewilligen2. Dweil nun disse ernstliche vermanung per konig an die gaistlichen gelangt, were fur ratsam angesehen, das sie, die gaistliche rethe und gesandten, sich zuvor underredeten, ehe man zu fernerer handlung schreite.

/234’/ Umfrage. Kurtrier: Dweil konig den weg colloquii fur gut ansicht, wolten sie nit verhalten, das sie auf den weg des concilii abgefertigt. Wie deme, wolten sie die andere nach inen auch anhoren und nach moglicheit sich vergleichen.

Kurköln: In effectu wie Trier.

Kurmainz: Hetten konig verstanden, das ire Mt. auch den weg concilii fur den ordenlichsten erachten. Wo derselbig zuerhalten, wolten sie der meinung sein, das derselbig fürzunemen. Wo aber der nit zu treffen und zuerhalten: Wolte man alßdan von eim andern wege des colloquii oder sonst, der unverwißlichen were, reden, da wolten sie sich auch vernemen lassen.

Salzburg: Erachten, das der fürgeschlagen weg colloquii den gaistlichen bedencklich, vornemblich dweil der gegenthail alberait dohin verstanden, das sie auch principia negieren, und /235/ dan, das sie iudices selbst sein wellen. Zudem das auch confessions verwandten sich horen lassen, das sie auf irer confession gedencken zu verharren, unangesehen quod catholica sit ecclesia. Derhalben es Saltzburg für ein unfruchtbar weg erachtet. Entgegen aber bedenckt Saltzburg, da concilium nit ins werck zurichten und man daruf bestunde, das der last alßdan auf den geistlichen wurde liegen pleiben, alß da man auch ein collationem amicabilem abgeschlagen. Derwegen welten sie auch gern von eim andern, unverwißlichen weg helffen reden.

Deutschmeister: Hetten befelch aufs concilium, jedoch econtra auch sich mit andern zuvergleichen auf andere wege.

Bamberg: Were aufs concilium abgefertigt. Aber auf kgl. Mt. vermanen were irer Mt. zugehorsamen. Doch da colloquium angestelt wurde, dasselbig durch ein geringe anzal et cum consensu /235’/ pontificis. Und ob gleich adversa pars nit gedechte, den consensum pontificum zusuchen, hetten es doch die gaistlichen zusuchen.

Würzburg: Hetten befelch aufs concilium und aber dabeneben in genere, sich mit den andern zuvergleichen. Wes dan die für gut ansicht, soll inen auch gefallen. Irer person halben wie Bamberg.

Eichstätt: Da man mit dem gegenthail in colloquium [sich] einlast, seye es on frucht. Würdet auch nit fruchten, das der gegentheil mochte reduciert werden ad ecclesiam, dan derselbig gedenckt, auf seiner confession zuberuhen. Und ob wol colloquium gehalten, wurde kein autoritet haben, wider von bischofen, konig oder pabst selbst, sonder muste per concilium approbiert werden. Derhalb den weg des concilii zu gehen ratsam. Yedoch auf der kgl. Mt. vermanen mag sein her auch leiden, das ein unverwißlicher weg fürgenomen werde in /236/ forma, wie Bamberg davon geret.

Speyer mit Worms: Hette befelch, auf den weg concilii zu votieren. Da aber ander von wegen colloquii wolten reden, wolte er sich seins weitern befelchs auch vernemen lassen. Und halte, Speir, desgleichen Wormbs, von dem er3 auch befelch, werden sich von irem metropolitano4 nit absondern.

Straßburg mit Murbach, Johannitermeister und Basel: Die Bedeutung der Thematik hätte die persönliche Mitwirkung der anwesenden Ff. erfordert. Bisher sind 3 Meinungen vorgebracht worden: 1) Indifferente Voten der Kff.; 2) Andeutung eines Kolloquiums ohne Festlegung; 3) nur Bamberg und Würzburg gehen rundt und votieren auf colloquium. /236’/ Sovil nun er5 zu reden: Wes dan concilium anlangt, wuste man, das den sachen anderst im grundt nit abzuhelffen dan durch solchen weg. Aber wurde zu consultieren sein, obe der weg zu erhalten. Wie er dan solchs erachtet disser zeit für ein unmoglich ding. Dan qui habet conscribere concilium, laborat bello et impeditur6. Et posito, quod cesset bellum, were abermals die gelegenhait adversariorum zubedencken, quia non acquiescent decretis; wie experientia solchs gegeben, das sie auch alßbald gegen solch concilium geschrieben, nit allein in adiaphoris et doctrinis, sonder auch in sacramentis. Wil man nun widerumb ein concilium anstellen, werden sie abermals das recusieren, es seye dan, das man inen voces decisivas auch zulassen werd, welchs nummer durchauß zu erhalten. Und /237/ ob man es schon ordentlicher weiß anstelte, wurden sie wie vorhin alle wege suchen per motus, das es verhindert. Derhalb er vor unmoglich erachtet, das zu einem rechten, christlichen concilio zu komen. Wie es dan mit den colloquiis ein gestalt: Wuste man, wes die operiert, und das nichst darmitt außgericht worden, sonder, ob schon etwas conciliert worden, hett der gegentheil solchs doch nit wellen annemblich halten, weren auch von tag zu tag weiter geschritten, also das wol zu erachten, das man das feur schwerlich leschen moge. Derhalb er diessen weg auch nit fur ratsam erachtet. Aber wie dem, wolte man kgl. [Mt.] zu gefallen, domit irer Mt. zu handt gegangen, colloquium versuchen, sege er es auch für ratsam an. Doch das es also angestelt, domit es den gaistlichen gegen irer oberkait unverwißlich und inen unnachtheilig. Und solchs were zu thun propter calumnias adversariorum, domit sie kein unglimpf /237’/ auf geistlichen zu laden. Stimmen mit Bamberg. Item der kgl. Mt. weg7 were nit fürtreglich, in ansehung, das die yetzt verordneten im ausschuß nit theologen weren und andere theologi nit vor Pfingsten herkomen mogten. Demnach were konig under augen zu gehen und zu gemut zefuren, wie beschwerlich geistlichen sein wurde, vom concilio abzustehen. Aber da ire Mt. wolten auf ein weg verdacht sein, so salva conscientia und so gegen Got und der oberkait zu vertedingen, auch auf zeit und gelegene plätz, den wolte man gehorsamen. Also schluge man konig, auch ander weltliche catholische nit furs haubt. Item furet auch auß, wie unsere gaistlichen yetzt haußhalten, das man nit verdacht auf die dogmata /238/ oder sacramenta. Derhalben solten die provinciales sich zusamen thun8 und von sachen nitt allein reden, sonder auch zur pesserung schicken, und errores außzuleschen, correctiones zethun etc. Also were zu verhoffen, wen diß furging, das per istam reformationem et correctionem cleri viel fursten sich wider zu inen thun würden. Darumb concludiert, wie oblaut, mit Bamberg, und das dabeneben die provinciales solche reformation furnemen9. Votiert auch für Murbach, Johannitermeister und Basel.

Augsburg: Wichtig ist, dass einmal vergleichung getroffen, welchs niemandt meher bedurfftig dan catholici, dan inen das irig genomen, irer jurisdiction weren sie auf jungstem Reichs tag ent- /238’/ setzt etc.10 Da dan ein vergleichung getroffen, wurde erledigung solcher beschwerden zu verhoffen sein. Der ander thail, nachdem derselbig ein friden erlangt11, das sie usque ad determinationem sollen guter und jurisdiction possidieren, so wirdet er kein vergleichung begern. Das sie aber yetzo suchen, yst, das sie das ubrig auch gern hetten. Dan sie auch offentlich sich horen lassen, da man anderst wolte religion tractieren dan auf die plosse schrifft, und so man patrum auctoritates wolt mit einflicken, so were es vergeblich, wolten nit darin helligen. Was sie nun der unmoglicheit halben des concilii furgewendet, were gehort12. So were auch gehort, wes sie für ein colloquium begern: Namblich das die gaistlichen sich sollen aller irer juramenten, damit sie babst zugethan, begeben13. /239/ Verweist auf seine14  Argumentation im Religionsausschuss für das Konzil. Und irret inen nit, das yetzo nit wol darzu zekomen, dan viel pesser were, das man noch ein jar oder drei gedult truge und bei gegenthail handlete, das der zufriden were mit religion fride. Also hetten auch in Affrica tempore donatistarum die frommen christen gedult getragen usque ad tempora Iustiniani, wie der Procopius [schreibt]15 . Colloquium, das furgewendet wurdet von weitleufftigkait: Were von noten, wen man ein haben solte, das es weitleufftig, das es sein notarios habe, die acta uffschreiben, dan das enge were geferlich, wie der gegenthail sonst alle ding leugnet und supprimiert. /239’/ Item wes sich konig ferner resolviert, das die bischofen oder ire gesandten sollen mit gegenthail colloquieren und vergleichen etc.16, were den gaistlichen nit annemblich, dan solchs were nie geschehen, vornemblich dweil sie nit mogen sein in consilio, da die auctoritas der kirchen verworffen wurdet, wie dan gegenthail solche auctoritet verwirfft. Et esset contra iuramentum episcoporum. Item stehe, es sollen „fridliebende“ colloquenten sein. Da truge solchs wortlin auch gefahr auf ime, dan es gehorten leut darzu, die auf der warheit bestunden et qui fortes pro muro domui stunden. Das man die sachen widerumb solle in Reichs rathe komen lassen: Darauß erfolgte, das es ein Reichs handlung würde, welcher weg verworffen worden17. Es hieltens aber sein f. Gn. auch darfür, das es kgl. Mt. treulich meine. Und wiewol, alß obgesagt, sein her colloquium fur unratsam erachtet, so mochte doch der kgl. Mt. heimbzustellen sein, ex propria auctoritate et voluntate ein colloquium anzustellen, /240/ quod colloquium sit de auctoritate ecclesiae. Und das papst anzusuchen, ein nuncium dabei zuhaben. Item das kein diffinition darin beschehe oder aber auch solche mediation, dardurch auctoritati ecclesiae ichtes benommen, sonder das bede thail werden notturfftiglich gehort von allen articuln der religion, und was geret, das solchs aigentlich aufgeschrieben, domit es nit verendert und andere nationes dessen ein gnugsam bericht zu empfahen. Wo es alßdan also geschehe, were es den bischofen an eheren und pflichten unverwißlichen. Unterstützt die Straßburger Anregung bezüglich der notwendigen Kirchenreform. Befunde sich auch, das etlich /240’/ abusus vom stul zu Rom herlangten. Were alßdan dem bapst darumb zuschreiben, dardurch auctoritati sedis nichst derogiert.

Regensburg: Sein her hielt auch den wegk concilii den besten und ordenlichsten. Yedoch damit der kgl. Mt. wilfaret, mochte colloquium zu bewilligen sein, doch uff maß, wie per Straßburg. Item das konig darzu theologos zu ordnen und nit juristen, und wen konig solchs thete, kemen die sachen nit also directe von den gaistlichen. Item das der gegenthail anzuhalten, ein einhellig confession anzupringen. Konig in der antwurt zupitten, der advocatie catholicae religionis sich zu underziegen. Alßdan wolten geistlichen auf reformation auch verdacht sein.

Passau: Wie Saltzburg.

Merseburg mit Naumburg und Meißen: Sein her hette sich diesser tractation nit /241/ versehen, darumb er kein befelch. Aber von wegen Naumburg und Meissen vergleicht er sich mit Straßburg.

Fulda: Wie Straßburg.

Hersfeld: Anschluss an die Mehrheit.

Prälaten: Wen ein weg zu treffen, so seinen hern an iren eheren und pflichten unnachtheilig, daruf wolte er sich auch vergleichen.

Kurmainz resümiert: /241 f./ b– Die Mehrheit spricht sich aufgrund der Forderung des Kgs. für die Bewilligung des Kolloquiums oder eines anderen Wegs aus, der nicht ehrverletzend ist –b . Da einige sich noch nicht explizit geäußert haben, ist weitere Umfrage erforderlich.

/241’/ Beschluss: Aufschub bis zum Nachmittag.

(Nachmittag). Umfrage. Kurtrier: Haben neben der Weisung für das Konzil auch den Auftrag, das sie sich mit andern vergleichen solten. Da dan die hern, wie sie zum thail gehort, den weg des colloquii fur gut ansehen, wolten sie, wie solchs unverwißlichen anzustellen, mit von sachen helffen reden.

Kurköln: Entsprechend Kurtrier.

/242/ Kurmainz: Wen andere vor inen von den circumstantiis colloquii reden, welten sie uff ratification sich auch einlassen.

Salzburg: Da das Konzil wohl nicht zu realisieren ist und andere das Kolloquium bewilligen, welte sein her ime solchs auch nit lassen zuwider sein, das man rede, wie colloquium anzustellen und zu qualificieren.

Deutschmeister: In effectu wie Saltzburg.

Bamberg: Wie am Vormittag. Falls man das Kolloquium einräumt, quod adsit consensus apostolicus, und das kgl. Mt. solchs anstelle, domit es gaistlichen unverwißlichen.

Würzburg: Wes man sich wurdet vergleichen auf den weg colloquii oder ein andern, damit wellen sie sich verainen. Aber seiner person halben were er der mainung wie Bamberg.

/242’/ Eichstätt: Weren heut ursachen angezeigt, warumb das colloquium, per konig furgeschlagen, den gaistlichen nit annemblich. Aber domit der kgl. Mt. nit gar stumpflich ichtes abgeschlagen, weren etlich zu ordnen, die die ursachen, warumb colloquium unannemblich, in ein schrifft verfasten, damit die konig furpracht. Dan gegenthail were der jenig, so principia negiert etc. Wenn man der kgl. Mt. dan in specie diß furpregte [!], mochten villeucht ire Mt. zu eim andern bedencken bewegt werden. Aber da es ye nit anderst gesein mochte, irer Mt. alßdan haimbzustellen, den sachen also nachzugedencken, domit es den gaistlichen unverwißlichen, etwo mit anordnung etlicher colloquenten auß den irigen. [...]

/243/ Speyer: Wie sein heutig votum.

Straßburg: Wie am Vormittag. Da die Kff. aber nur auf ratification wellen handlen: Da wolte er nit verhalten, wie er befelch von Straßburg, das er sich von dem metropolitano Meintz nit solle absondern. Bei solchem general befelch last ers auch. Wen man also lang wil umb den brei gehen, so verliere man die zeit. Darumb solte ein yeder vertraulich von sachen reden und keiner den andern also mit lavieren aufhalten.

Augsburg: Horte, das etliche noch weren, die nit expresse von sachen redeten. Nun musten dennochst die sachen gehandlet werden, domit konig nit zu ungedult bewegt. Zudem wurde gegenthail etwo bei konig umb resolution der gaistlichen ansuchen. Derwegen rede man von sachen. Wo man nit gnugsamer bedacht, so neme man ein ferner bedencken und mache sich gefast. /243’/ Eigenes Votum: Obwohl das Kolloquium für die Vergleichung nicht geeignet ist, aber domit dan gegenthail nit hab zu sagen, man scheuhe das licht und wol den gegenthail nit horen, so were sein her der mainung, das colloquium zu bewilligen; doch nit auf maß, wie konig fürschlegt, sonder wie man sich dern zuvergleichen, domit sie den geistlichen bischofen nit vergriffenlich und an iren pflichten und erhen, auch catholischen religion unappruchig. Derhalb konig zu antwurten, das man irer Mt. zugehorsamen, was zur wolfart dienstlich, urpietig, und doruf articulos der resolution18 zu repetieren, bey eim yeden dan anzuzeigen, wes die gaistlichen irre. Und das man ire[r] Mt. heimbzu- /244/ stellen, die sachen fur sich dohin zurichten, uf das es den bischofen an eheren, pflichten unverweißlichen und der catholischen religion unabbruchig. Aber vor allen dingen were vonnoten, das ein yeder expresse rede.

Regensburg: Wie heut.

Passau: Konte man den weg des colloquii also anstellen, das es den geistlichen unverwißlichen, solte es irem hern nit zuwider sein.

Merseburg: Sein her liesse ime colloquium gefallen. De cuius forma sein f. Gn. urpietig, mit ratschlagen zuhelffen.

Fulda, Hersfeld, Prälaten: Wie am Vormittag.

Beschluss: Vertagung bis Mittwochc.

Anmerkungen

a
 (Vormittag) Rathaus] Würzburg (fol. 154) differenzierter: Vormittag, 7 Uhr. Rathaus, kfl. Beratungszimmer.
1
 Das Protokoll für diese und die folgenden Sondersitzungen der geistlichen Stände sind der Mainzer Mitschrift für die Religionsverhandlungen (Kurmainz A) als Anhang beigegeben. Referat dieser Sitzung: Bundschuh, Religionsgespräch, 198–204; knapper: Laubach, Ferdinand I., 177 f.; Decot, Stände, 364 f.
2
 Vgl. Replik [Nr. 428]; mündliche Mahnung: Kurmainz A, fol. 100–103 [Nr. 393].
3
 = der Gesandte Dr. Wendel Arzt.
4
 = der Ebf. von Mainz.
5
 = Dr. Christoph Welsinger, bfl. Straßburger Kanzler.
6
 Bezugnahme auf den spanisch-päpstlichen Krieg 1556/57. Vgl. Anm.7 bei Nr. 44.
7
 Gemeint: Kolloquium in Form einer sofortigen, vorbereitenden Konsultation der Mitglieder des Religionsausschusses auf dem RT. Vgl. die Replik des Kgs. [Nr. 428].
8
 Gemeint sind Provinzialsynoden auf Metropolitanebene.
9
 Die Straßburger Anregung der katholischen Kirchenreform wurde anschließend von den am RT anwesenden geistlichen Ff. aufgegriffen: Am 22. 1. 1557 forderte Kardinal Otto von Augsburg auch namens des Salzburger Ebf. den Mainzer Kanzler Matthias auf, die geistlichen Stände für 24. 1. einzuberufen, um die dringend notwendige innerkirchliche Reform /300/ mer der nideren clerisey halber dann der hohen zu beraten. Matthias sollte dies zunächst den Deputierten Kurtriers und Kurkölns vorbringen. Die Gesandten der geistlichen Kff. ließen dem Kardinal antworten, sie würden die Reform grundsätzlich befürworten, seien dafür aber nicht beauftragt und könnten deshalb nur unverbindlich ohne Votum an diesbezüglichen Verhandlungen mitwirken (Bericht der Mainzer Gesandten an Kf. Daniel vom 26. 1. 1557: HHStA Wien, MEA RTA 43/II, fol. 300–301’. Or.; präs. Aschaffenburg, 2. 2. Vgl. Decot, Stände, 365). Kf. Daniel beauftragte seine Vertreter in Absprache mit dem Domkapitel (Schreiben des Kf. vom 5. 2. 1557 an dieses: Ebd., fol. 302 f. Konz.) am 13. 2. (Aschaffenburg), an Beratungen zur Klerusreform nur passiv teilzunehmen, falls die Gesandten Kurtriers und Kurkölns dies täten, und ihm die Reformvorschläge Salzburgs und Augsburgs mitzuteilen (ebd., MEA RTA 44a/I, fol. 375–376’. Or.; präs. 22. 2.). Wohl aufgrund dieser ausweichenden Reaktion wurde die Reformfrage zunächst nicht weiter verfolgt. Erst am 15. 3. 1557 mahnte Kg. Ferdinand sie nochmals in allgemeiner Form an (Kurmainz A, fol. 146 [Nr. 422]). Ebenfalls kurz vor Ende des RT wandten sich der Kardinal von Augsburg und der Ebf. von Salzburg an den in Regensburg anwesenden Bf. Michael Helding von Merseburg mit der Bitte, einen Reformentwurf zu erstellen. Dies erfolgte im Laufe des Jahres 1557 erst nach dem RT. Vgl. dazu und zur Mainzer Korrespondenz: Pfeilschifter, Revision, 317 f. Zum weiteren Fortgang der Reformbemühungen: Ebd., 318–325; Leeb, RTA RV 1558/59, 224–228.
10
 Bezugnahme auf den Religionsfrieden (Art. 8) im RAb 1555, § 20 ( Aulinger/Eltz/Machoczek, RTA JR XX, Nr. 390 S. 3110 f.).
11
 = den Religionsfrieden.
12
 Vgl. dazu und zu den folgenden Bezugnahmen die Verhandlungen im Religionsausschuss vom 11. 12.–16. 12. 1556: Kurmainz A, fol. 67’–95’ [Nrr. 320322].
13
 Votum von Kurpfalz im Religionsausschuss am 16. 12.: Kurmainz A, fol. 88 f. [Nr. 322].
14
 = Dr. Konrad Braun.
15
 Zur Auseinandersetzung mit dem Donatismus vgl. Anm.5 bei Nr. 458. Die von Braun angesprochene Rückeroberung Nordafrikas unter Ks. Justinian I. in den Jahren 533/534 beendete die dort seit 429 andauernde Herrschaft der arianischen Vandalen, von der neben der katholischen auch die donatistische Religion betroffen war ( Baus/Vogt, Leben, 181–186). Daneben Bezugnahme auf die Beschreibung des Vandalenkriegs durch Procopios von Caesarea (um 500–562), De bellis, hier Lib. III, IV (De bello vandalico): Haury/Wirth, Procopius I, 305–552.
16
 Gemeint: Noch auf dem RT im Religionsausschuss [Nr. 428].
17
 Ablehnung des Weges „Reichsversammlung“ im Religionsausschuss am 11. 12. [Nr. 320].
b–
 Die ... ist] Würzburg (fol. 154’) differenzierter mit Zusammenfassung der Voten in 3 Gruppen: 1) Die geistlichen Kff. beharren unter Ablehnung des Kolloquiums auf dem Konzil. Da aber die geistliche fursten stennde vonn einem /155/ anndern weg, wie derselbig unvergriffenlich und one nachteil furzunemen, zureden bedacht, das wolten sie, die churfurstlichen, anhoren und sich alßdann daruff ires bevelchs auch weitter vernemen lassen. Dem schließen sich einige geistliche Ff. an. 2) Eine andere Gruppe von geistlichen Ff. bevorzugt zwar das Konzil. Falls dieses aber aus den furgewendten ursachen nit zuerlanngen sein und der kgl. Mt. uff den weg des colloquii zuwillfaren sein solte, wo dann ein weg zufinden, der unvergriffenlich und onnachteilig, wolten sie sich davon auch nit sonndern. /155 f./ Eine dritte Gruppe ist aufgrund der Einwände des Kgs. und der nicht akzeptablen Vorbedingungen der CA-Stände für ein Konzil bereit, dem Kg. entgegenzukommen und ein Kolloquium zu bewilligen, falls es /155’/ cum consensu et auctoritate pontificis angestellt wurde, bey welchem ir pebstliche Hlt. iren nuncium oder legatum haben und solches colloquium allein ein frey, unverpuntlich christlich gesprech sein solte, das den geistlichen chur- und fursten an irer religion, dignitet und pflichten unverletzlich und bey anndern christenlichen nationen unverweislich were.
18
 = der Replik des Kgs. [Nr. 428].
c
 Vertagung bis Mittwoch] Würzburg (fol. 156) differenzierter: Da die Gesandten der geistlichen Kff. auf dem Konzil beharren, davon sie onerhalt weittern beschaidts nit weichen konnten, [...] /156’/ so konnten sich die anndern ires bevelchs auch erinnern unnd weitter nit einlassen noch sich von iren metropolitanis absonndern. Deshalb Vertagung. Auch die Anregung, einen internen Ausschuss einzurichten, um zunächst dort zu beraten, ob bzw. mit welchen Bedingungen ein Kolloquium bewilligt werden soll, wird vertagt.