Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
1.1.1. Diplomatische Verhandlungen
Nr. 1 Instruktion des venezianischen Dogen Leonardo Loredan für Giovanni Corner und Alvise Mocenigo zu einer Werbung bei Ks. Maximilian
Venedig, 14. Dezember 1509
Venedig, Archivio di Stato, Consiglio dei Dieci, Deliberazioni miste, registri Nr. 32 (1508-1509), fol. 223a-224b, Kop. (ital.).
Kurzregest: Albéri, Relazioni, Nr. 20.
Giovanni Corner soll sich sofort auf den Weg nach Feltre machen, wo er auf Alvise Mocenigo treffen wird. Dieser erwartet dort die ksl. Gesandten, die das vom Dogen ausgestellte freie Geleit mitbringen müßten. Nach deren Ankunft sollen Corner und Mocenigo auf eine Audienz beim Ks. dringen. Wenn ihnen dies gelingt, sollen sie mit dem freien Geleit, das ihnen der Ks. schicken wird, zu diesem aufbrechen. Falls sie keine Audienz erhalten, sollen sie den ksl. Gesandten sagen, daß Venedig Ks. Maximilian und seinen Vorfahren immer ergeben war und wünscht, mit ihm verbündet zu sein. Zweifellos wird der Ks. sich erinnern, wie oft der Kg. von Frankreich die Treue gebrochen hat, durch seine glänzenden Siege übermütig geworden ist und nur danach trachtet, sich nach der Besetzung ganz Italiens zum Ks. der Christenheit zu machen und (den EB von) Rouen (George d’Amboise) zum Papst zu ernennen. Eingedenk dessen müßte der Ks. bereit sein, sich mit Venedig zu verbünden, das seinerseits mit einem Abkommen sehr einverstanden wäre. Der Kg. von Frankreich soll aus dem Hgt. Mailand vertrieben und ein Sohn Ludovico (Sforzas) oder jemand anderer, der Ks. Maximilian geeignet erscheint, eingesetzt werden. Von Seiten Venedigs soll es dabei weder an Geld noch an Truppen fehlen. Venedig will auch jene Gebiete, die es innehat bzw. verloren hat, Ks. Maximilian zuerkennen.
Um sich beim Ks. Gehör zu verschaffen, ist es wichtig, sich mit den Leuten, die Einfluß bei ihm haben, gut zu stellen. Dies sind vor allem Zyprian von Serntein, Paul von Liechtenstein und Matthäus Lang. Letzterer neigt noch zu Frankreich. Der Doge vertraut darauf, daß die Gesandten alle Mittel einsetzen werden, die ihnen angemessen erscheinen, und gewährt ihnen völlige Handlungsfreiheit. Sie dürfen die Summe von 12 000 rh. fl. denen anbieten, die sich um einen Frieden bemühen. Darüber hinaus dürfen sie dort, wo es ihnen gut erscheint, 4 000 Dukaten oder venezianische Benefizien mit entsprechendem Ertrag versprechen. Das Hauptanliegen Venedigs ist die Vertreibung der Franzosen aus Italien. Dabei soll es Ks. Maximilian nicht an Geld und Knechten, also letztlich am ganzen venezianischen Heer fehlen. Bevor über Einzelheiten gesprochen wird, soll der Ks. seine Meinung äußern, damit Venedig antworten kann. Falls der Ks. nur die Absichten Venedigs erfahren, aber nichts unternehmen will, wird Venedig ihn nicht weiter behelligen. Es hat schon mehrere Angebote gemacht: das erste durch Luca de Renaldis über 200 000 fl., das zweite durch Dr. Antonio Giustinian, den Venedig zum Ks. geschickt hat, der aber nie vorgelassen worden ist. Daher hat der Ks. nichts vom Angebot über 50 000 fl. jährlich für 10 Jahre hören können, falls er mit den 200 000 fl. nicht zufrieden gewesen wäre. Die Gesandten sollen deshalb zunächst nochmals 200 000 fl. anbieten; wenn das nicht genügt, 50 000 fl. jährlich für 10 Jahre. Sofort nach einem Friedensschluß sollen dem Ks. 100 000 fl., also das Geld für zwei Jahre, ausgehändigt werden. Darüber hinaus soll er jederzeit über das venezianische Heer verfügen können, als ob es seine eigenen Knechte wären. Das sind die Punkte, die Ks. Maximilian nach Meinung Venedigs nicht zurückweisen kann, sondern begeistert annehmen wird. Die Gesandten sollen ihn mit allen ihren Kräften zur Abkehr von den Franzosen bewegen. Dabei sollen sie ihm auch alle früheren Untaten des Kg. von Frankreich in Erinnerung rufen und vor allem darauf hinweisen, daß der Kg. die Ursache für den Tod von Ks. Maximilians Sohn (Philipp) gewesen ist. Der frz. Kg. muß aus Italien vertrieben werden. Falls alle Angebote den Ks. nicht zufrieden stellen und er einen anderen Vorschlag macht, sollen die Gesandten Venedig unverzüglich benachrichtigen, damit es sofort antworten kann, doch zweifelt der Doge nicht daran, daß es zu einer Verbindung mit dem Ks. kommen wird.
Außerdem sollen die Gesandten, jedoch mit Vorsicht, versuchen, die weiteren Pläne des Ks. und vor allem den Grund für den geplanten Reichstag herauszufinden.
Am ksl. Hof werden die Gesandten sicherlich Kardinal Adriano (Castellesi) treffen, der sich in allen seinen Handlungen als sehr nützlich für Venedig erwiesen hat. Sie sollen ihn mit dem beigefügten (nicht vorliegenden) Kredenzbrief aufsuchen und alles daransetzen, seine Gunst im Hinblick auf die Verhandlungen mit Ks. Maximilian zu gewinnen.
Nr. 2 Giovanni Corner und Alvise Mocenigo (venezianische Gesandte) an Venedig
Ospedaletto, 30. Dezember 1509
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 9, Sp. 429 (ital.).
Trafen nach dem Empfang des Schreibens aus Venedig (wohl Nr. 1) mit den ksl. Gesandten zusammen und boten auftragsgemäß dem Ks. die Reichshoheit über die strittigen Gebiete an, was vor zwei Jahren noch eine große Sache gewesen wäre. Jetzt aber ist Venedig zur Rückgabe bereit, weil es sich um eine Forderung des Ks. handelt. Die ksl. Gesandten wollen nach Pergine (Persen) gehen, dem Ks. nach Bozen schreiben und sich nach Erhalt seiner Antwort mit ihnen (Corner und Mocenigo) verständigen, die in Feltre warten werden. Sie beide gingen ausführlich auf die Gründe ein, die Venedig veranlassen, den Ausgleich und Frieden mit Ks. Maximilian zu suchen, indem es ihm die Reichshoheit über die strittigen Gebiete anbietet. Inzwischen traf ein Abgesandter des Ks. ein mit dem Auftrag, die venezianischen Gesandten anzuhören. Am nächsten Tag wollen sie wieder miteinander sprechen. 1
Nr. 3 Giovanni Corner und Alvise Mocenigo an Venedig
Ospedaletto, 8. Januar 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 9, Sp. 452f. (ital.).
Haben freundlichen Umgang und Vergnügungen mit den ksl. Gesandten, die großen Eifer für einen Friedensschluß bekunden und Venedig gleichsam privat empfehlen, Ks. Maximilian als capitanio general und difensor zu gewinnen. Venedig soll Gerichts- und Zivilhoheit in Treviso erhalten, aber einen Vertreter des Ks. in die Mauern aufnehmen. Außerdem soll der Ks. die Schlösser innehaben und das Land soll ihm huldigen, aber den Venezianern soll ihr Besitz verbleiben und sie sollen jährlich eine Anerkennungszahlung leisten. Die venezianischen Gesandten boten daraufhin 100 000 rh. fl. für die Investitur und 10 000 rh. fl. jährliche Zahlung. Die ksl. Gesandten spotteten über dieses Angebot und sagten, es sei ein Hohn und keiner weiteren Verhandlung wert. Man wolle nicht wie Kaufleute über mehr oder weniger Geld verhandeln. Sie setzten für die Annahme ihrer Vorschläge einen Termin bis zum 11. Januar. Einer der ksl. Gesandten fragte auch, welche Sicherheiten Venedig für die Einhaltung seiner Versprechungen biete.1
Nr. 4 Giovanni Corner und Alvise Mocenigo an Venedig
Ospedaletto, 11. Januar 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 9, Sp. 460 (ital.).
Trafen am 11. Januar wieder mit den ksl. Gesandten zusammen, die sich über das neue Angebot sehr erbost zeigten, es als Hohn bezeichneten und mit dem Abbruch der Verhandlungen drohten. Sie verlangten für die separat aufgezählten Gebiete näher bezeichnete hohe Summen sowie Garantien für die Versprechungen, andernfalls würden die Verhandlungen abgebrochen.1
Nr. 5 Die venezianischen Gesandten an der Kurie an Venedig
Rom, 23. Januar 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 9, Sp. 492f. (ital.).
Der Papst ist guten Willens und erwartet die Antwort Venedigs bzgl. der freien Seefahrt in der Adria. Er spricht von großen Kriegsvorbereitungen des Kg. von Frankreich. Es scheint, daß der Papst einen Ausgleich zwischen Ks. Maximilian und Venedig vermitteln will und deswegen einen Bf. (Achilles de Grassis) zum Reichstag (nach Augsburg) und einen anderen Bf. (Matthäus Schiner von Sitten) zu den Eidgenossen geschickt hat.1 Der Kg. von Spanien hat angeblich mitgeteilt, daß er sich nicht mehr als Mitglied der Liga (von Cambrai) betrachtet. Er bleibt aber im Bündnis mit Hg. (Karl) von Burgund und Ehg.in Margarethe. Die Gesandten übersenden die Bestimmungen der Liga nach Venedig, in deren Besitz sie per bona via gelangten. Darin ist die Rede von der Unterstützung des Ks. durch den Papst gegen Venedig. Sie selbst hatten ein Gespräch mit Konstantin Arianiti, der (für den Ks.) in Rom beim Papst gewesen ist und dort zugunsten Venedigs gearbeitet hat.
Nr. 6 Giovanni Corner und Alvise Mocenigo an Venedig
[Feltre], 31. Januar 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 9, Sp. 505 (ital.).
Trafen sich nochmals mit den ksl. Gesandten und unterbreiteten ihre Angebote. Ks. Maximilian will die Gebiete haben, die er vor dem Krieg besessen hat, außerdem 150 000 fl. für die Investitur und jährlich eine ungenannte Summe. Wurden von den ksl. Gesandten gefragt, ob sie nichts weiter anzubieten hätten. Der Ks. hat befohlen, alle Gebiete zu fordern, die ihm aufgrund der Liga von Cambrai zustehen.1
Nr. 7 Beschluß Venedigs zur Kontaktaufnahme mit Kf. Friedrich III. von Sachsen
Venedig, 2. Februar 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 9, Sp. 509 (ital.).
Regest: Valentinelli, Regesta, S. 248 Nr. 741.
Die Savi beantragten einstimmig, einen Brief an Kf. Friedrich von Sachsen zu schreiben, der erwartet, röm. Kg. zu werden, wenn Ks. Maximilian zum Ks. gekrönt wird, ihm das Angebot Venedigs an den Ks. mitzuteilen und ihn zu bitten, diese Sache, die ja in seinem Interesse ist, zu betreiben. Der Antrag wurde angenommen.1
Nr. 8 Informationen Venedigs über EB Uriel von Mainz und Ks. Maximilian
Venedig, 9. Februar 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 9, Sp. 522 (ital.).
Hieronimo da Castelfranco kam ins Kollegium. Er war in Deutschland beim EB von Mainz gewesen und hatte ihm einen Brief Venedigs überbracht. Der EB läßt dafür danken und wird Venedig gute Dienste leisten. In Augsburg scheint kein Reichstag stattzufinden. Ks. Maximilian weilt in Innsbruck, geht auf die Jagd und wartet auf die Ks.in (Bianca Maria), um mit ihr Faßnacht zu feiern. Allgemein wurde erwartet, Castelfranco werde als gute Neuigkeit ein Schreiben der Rstt. mitbringen.
Nr. 9 Giovanni Corner und Alvise Mocenigo an Venedig
Feltre, 16. Februar 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 9, Sp. 542f. (ital.).
Die ksl. Gesandten in Trient ließen durch einen Boten mitteilen, sie hätten Briefe Ks. Maximilians erhalten mit dem Auftrag, Venedig zu bitten, es möge ihm zuliebe drei seiner gefangenen Leute gegen Leistung eines Eides für drei Monate freilassen.1
Nr. 10 Ks. Maximilian an Mgf.in Isabella d’Este von Mantua
Augsburg, 10. März 1510
Mantua, Archivio di Stato, E/LXI/1: Corrispondenza colla Marchesa Isabella d’Este, Lettere di provenienze diverse, busta 1893, Nr. 391, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.c.m.p.; Gegenzeichnung: Jacob de Banissis; ital.).
Hat ihren bei ihm weilenden Gesandten (Donato de Preti und Francesco Peschiera) einige wichtige Mitteilungen gemacht, die das Wohl der Mgf.in und ihres Landes betreffen. Hierzu soll sie ihre Meinung äußern gemäß ihren Interessen. Vertraut auf sie.
Nr. 11 Beschlüsse Venedigs bzgl. einer Vermittlung Papst Julius’ II. im Konflikt mit Ks. Maximilian
Venedig, 15. März 1510
Druck: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 42 (ital.).
Venedig wird gemäß dem Wunsch des Papstes seine Attacken gegen Ferrara einstellen. Der Papst möge einen Ausgleich zwischen Ks. Maximilian und Venedig vermitteln. Er soll alles über die Verhandlungen mit den ksl. Gesandten und die Angebote Venedigs erfahren, auch, daß die ksl. Gesandten abgereist sind. Das Kollegium schrieb an Corner und Mocenigo, sie sollten in Feltre auf Antwort warten, hauptsächlich wegen des Reichstags in Augsburg.
Nr. 12 Dr. Hieronimo Donado, Orator Venedigs an der Kurie, an Venedig
Civitavecchia, 18. März 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 87f. (ital.).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 408 (engl.).
Der Papst zeigte den Gesandten im Rahmen einer Audienz Briefe seines Gesandten Bf. (Achilles) de Grassis aus Deutschland vom 3. und 5. März. Darin wird berichtet, daß der Reichstag versammelt ist und ihm drei Punkte vorgetragen worden sind: erstens Venedig schädigt die Kirche, und zwar Ferrara, zweitens Venedig ruft die Türken zu Hilfe, drittens der Papst wird Venedig nicht absolvieren. Er (Donado) erklärte dazu, Venedig sei nur gegen Padua vorgegangen, von den Türken sei ihm nichts bekannt. Die Kff. von Sachsen, Trier, Köln und Mainz haben dem päpstlichen Gesandten (Achilles de Grassis) versprochen, darauf hinzuwirken, daß ein Ausgleich mit Venedig zustande kommt. Der Papst ließ ihm (Donado) durch den spanischen Orator ausrichten, es wäre gut, wenn Venedig dem Ks. seine Länder zurückgäbe.
Nr. 13 (Der päpstliche Nuntius Achilles de Grassis an Papst Julius II.)
Augsburg, 29. März 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 160f. (ital.).1
Informiert über Verhandlungen des Reichstags. Ein Rat, der dabei war, berichtete, die Ff. blieben bei ihrer Haltung, Ks. Maximilian 350 000 rh. fl. für den Krönungszug nach Rom und den Krieg gegen Venedig geben zu wollen, wenn ihm die Signorie nicht ehrenvolle Bedingungen anbiete. Außerdem wollten sie die Gesandten Venedigs anhören. Als der Ks. dies hörte, erregte er sich sehr und sagte, es sei eine Schande für das Reich, zuerst über den Frieden zu verhandeln. Wenn er erst einmal im Besitz der Waffen sei, dann könne man die venezianischen Gesandten und ihre Angebote mit größerer Würde für das Reich anhören. Die Stände sollten ihm das Geld für den Krieg geben, bevor die Gesandten auf den Reichstag kämen. Dieser wurde über Ostern (31. März) hinaus verlängert. Der Ks. beklagte sich auch über die Befreiung Venedigs vom Kirchenbann2 und über das Bündnis des Papstes mit den Eidgenossen.
Nr. 14 (Der päpstliche Nuntius Achilles de Grassis an Papst Julius II.)
[Augsburg], 30. März 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 152 (ital.).1
Ks. Maximilian wollte eine Reichshilfe für drei Jahre in Höhe von 1000 000 rh. fl., es wurden ihm aber nur 350 000 rh. fl. bewilligt, und selbst diese sind noch nicht eingehoben. Er forderte einige Reichsfürsten auf, mit ihm (nach Italien) zu ziehen, doch diese wollten nicht. Der Reichstag wünscht, auch die venezianischen Gesandten zu hören. Der Ks. sträubt sich allerdings dagegen und sagt, es sei ehrenvoller, sie erst dann zu hören, wenn er gerüstet sei.
Nr. 15 Dr. Hieronimo Donado an Venedig
Rom, 2. April 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 153 (ital.).
War am 1. April beim Papst. Dieser sagte, er habe einen Brief von (Achilles de) Grassis, seinem Nuntius in Deutschland, aus Augsburg vom 21. März erhalten. Der Reichstag sei eröffnet. De Grassis habe Ks. Maximilian zuerst das Absolutionsbreve (für Venedig) übergeben. Der Ks. habe dieses sehr übel aufgenommen, es auf den Boden geworfen und nicht lesen wollen und sich über den Papst beklagt. So großen Groll hege er gegen Venedig. De Grassis habe mit den Kff. von Sachsen, Mainz, Köln und Trier verhandelt, um einen Ausgleich zwischen Ks. Maximilian und Venedig zustandezubringen. Auf dem Reichstag seien die Angebote Venedigs vorgelesen worden, allerdings in sehr reduzierter Form. Man habe beschlossen, einen Ausgleich mit Venedig anzunehmen, wenn es ehrenvolle Angebote unterbreite, außerdem, den Ks. bei seinen Eroberungen für das Reich zu unterstützen, nicht aber bei denen für das Haus Österreich. Der Reichstag sei verlängert worden, weil man auch die Gesandten von Venedig hören wolle, bevor man einen Beschluß fasse. De Grassis schreibe, daß der Ks. sich sehr über den Papst beklage und ihm nicht mehr vertraue. Er hege den Verdacht, daß der Papst auch keinen Ausgleich mit Venedig wünsche. Der Papst sagte dazu, die Signorie sehe, was er für sie tue. Sie habe drei Kgg. gegen sich und sei daher in großer Gefahr. Sie müsse wenigstens Vicenza abtreten und zusehen, Padua zu behalten. Mit der Zeit werde man weitersehen. Binnen eines Jahres sei es mit der Eintracht zwischen Ks. Maximilian und dem Kg. von Frankreich vorbei. Dann könne man mit England und Spanien eine neue Liga eingehen. Die genannten Abtretungen seien für Venedig nur für die Zeit der Gefahr nötig. Er (Donado) rühmt die Fürsorge des Papstes für das von Gefahren bedrohte Italien.
Nr. 16 Dr. Hieronimo Donado an Venedig
Rom, 8./10. April 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 158f. (ital.); Brown, Calendar, Nr. 56 (engl. Übersetzung).
Regest: Brewer/Brodie, Letters, Nr. 432.
Der Papst teilte mit, er habe Briefe vom 26. und 30. März aus Augsburg erhalten. Der Reichstag habe beschlossen, Ks. Maximilian 350 000 rh. fl. für den Italienzug zu geben. Der päpstliche Gesandte Bf. (Achilles) de Grassis sei vom Ks. nicht zum Reichstag zugelassen worden, wohl aber die Gesandten Frankreichs und Spaniens. Der Papst gebrauchte deswegen heftige Worte. Er sieht Schwierigkeiten kommen und empfiehlt Venedig, sich mit dem Ks. zu verständigen. Die Mitglieder der Liga (von Cambrai) ersuchten den Papst, Kg. (Wladislaw) von Ungarn zum Eintritt in die Liga und zur Eroberung von Dalmatien aufzufordern. Der Papst erklärte dazu, er werde für einen derartigen Kriegszug weder geistliche noch weltliche Hilfe, weder Geld noch Kriegsvolk zur Verfügung stellen, aber Venedig müsse sich vorsehen. De Grassis habe die Erlaubnis zur Heimkehr erbeten, weil sein weiteres Verbleiben in Augsburg dem Papst nicht zur Ehre gereiche. Dieser habe ihm befohlen zu warten, bis er entlassen werde, erst dann solle er abreisen1. Es wird berichtet, der Ausgleich zwischen dem Kg. von Frankreich und dem Kg. von England richte sich gegen Venedig.
Nr. 17 Ks. Maximilian an den Adel und das Volk von Venedig
Augsburg, 15. April 1510
Orig. Druck m. S. (ital.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Müller): Venedig, Archivio di Stato, Miscellanea atti diplomatici et privati, busta 49, Nr. 1601; Ebd., Miscellanea atti diversi manoscritti, busta 105b, 12 Exemplare.
Druck: Alberi, Relazioni, S. 61-65; Bonardi, Venezia, S. 138-141.
Kurzregest: Valentinelli, Regesta, Nr. 745.
Inhaltsangabe: Lutter, Propaganda, S. 244f.
Betont, daß es nicht sein Ziel ist, Herrschaften oder Signorien zu besetzen, denn jeder soll gemäß seinem Rang und Stand und nicht durch Tyrannen unterdrückt leben. In dieser Situation befinden sich jedoch die Väter des alten venezianischen Adels. Sie haben den Staat Venedig gegründet, vergrößert und bewahrt und werden nunmehr von einem jungen, neuen Adel unterdrückt, der die gesamte Regierung der Republik in der Hand hat. Dieses Unrecht hat ihn veranlaßt, einen gerechten Krieg gegen den Hochmut der gegenwärtigen Signorie zu führen. Deren Mitglieder waren in der Vergangenheit trotz freundschaftlicher Aufforderungen königlicher Gesandter und des Ersuchens von Kff. und Kardinälen nicht zu bewegen gewesen, sich mit ihrem bisherigen Status zu bescheiden und die Kirche, die Kurie und den Papst zu respektieren. Auch wollten sie ihre Privilegien, Ämter und sonstigen Ehren nicht mit den Angehörigen des alten Adels teilen, obwohl sie dazu wegen deren Verdiensten um die Republik eigentlich verpflichtet wären. Hinzu kommt, daß sie ihn am Empfang der Kaiserkrone gehindert haben, trotz der über 400 Jahre lang bestehenden freundschaftlichen Beziehungen des Hauses Österreich zu den Vätern der Republik Venedig, die auch er selbst im Andenken an seinen Vater Ks. Friedrich III. und an Ehg. Sigmund von Tirol immer gepflegt hat. Die Venezianer haben nicht nur seinen Krönungszug vereitelt, sondern auch Reichsbesitzungen und die ksl. Erbländer überfallen, obwohl er zu einem Waffenstillstand bereit gewesen ist. Aufgrund dessen hat er sich an den Papst gewandt, der daraufhin die Venezianer gebannt hat, und ihn ersucht, gemeinsam mit den Kgg. von Frankreich und Spanien gegen die Signorie vorzugehen. Hierzu hat er sich als Schirmherr der Kirche veranlaßt gesehen. Die früher dem Reich unterworfenen Städte Italiens haben sich ihm als ihrem legitimen Herrscher unterworfen und wurden in seinen Schutz genommen. Dennoch wurde der Krieg von den habgierigen Venezianern weiter fortgesetzt. In Anbetracht dessen hat er sich daher entschlossen, die Unterdrückten von ihren schlechten Regenten zu befreien und den guten, alten venezianischen Adel wieder zu seinem Recht zu verhelfen, auf daß sie wieder in Gleichheit und Frieden leben können. Wenn sich die Venezianer aus freien Stücken der tyrannischen Herrschaft der Signorie entziehen wollen, sollen sie sich zusammen mit ihrem alten Adel dem Reich unterstellen. Sie erhalten dann den gleichen Status und dieselben Freiheiten und Privilegien wie die anderen deutschen Rstt. Kraft dieses Schreibens verleiht er der Stadt, dem Volk, allen Bewohnern und dem alten Adel von Venedig die Vollmacht, selbst Regierende und Verwalter zu wählen sowie in Deutschland und darüber hinaus zu Land und zu Wasser freien Handel zu treiben. Versichert nochmals, daß die Republik Venedig die Privilegien einer Rst. erhalten, von allen ihr durch die Signorie auferlegten Verpflichtungen und Abgaben befreit und vor allem Übel bewahrt werden wird.1
Nr. 18 Dr. Hieronimo Donado an Venedig
Rom, 16./17. April 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 170f. (ital.).
Versicherte dem Papst den guten Willen Venedigs und bat ihn, einen Ausgleich mit Ks. Maximilian zu vermitteln. Der Papst berichtete unter Berufung auf Briefe de Grassis’ aus Augsburg, daß der Ks. diesen nicht empfangen habe, Grassis bleiben solle, bis er entlassen werde, daß die deutschen Ff. zu einem Ausgleich geneigt wären und Bf. Matthäus von Gurk dazu gute Dienste leiste. Er (Donado) schlug vor, dem Ks. 200 000 rh. fl. für ein Unternehmen gegen Mailand zu versprechen. Der Papst lobte diesen Vorschlag und meinte, man solle Paul von Liechtenstein nach Verona einladen und ihn veranlassen, den Ks. zur Annahme des Angebots zu bewegen. Dabei solle man mit Geschenken für Liechtenstein nicht sparen. Der Papst sagte, er wisse, daß der Reichstag beschlossen habe, dem Ks. 300 000 rh. fl1 zu geben, was ihm (dem Papst) nicht gefalle. In Deutschland sind zweimal Konzilsforderungen gegen den Papst laut geworden. Dieser fürchtet sich, trifft aber keine Vorkehrungen. Alle erwarten seinen baldigen Zusammenbruch und den des armen Italiens.
Nr. 19 Dr. Hieronimo Donado an Venedig
Rom, 21. April 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 193f. (ital.).
Der Papst sagte nichts über neue Nachrichten aus Deutschland, offenbar, um Venedig zu einem schnellen Ausgleich mit Ks. Maximilian zu bewegen. Durch den päpstlichen Zeremonienmeister Paris (de Grassis), Bruder des Legaten (Achilles) de Grassis, der beim Ks. in Augsburg ist, erfuhr man aus Briefen vom 9. April aus Augsburg, daß der Reichstag entschlossen ist, das Angebot der venezianischen Gesandten an Ks. Maximilian anzuhören, und die deutschen Ff. zum Frieden geneigt sind. (Achilles) de Grassis wurde von den Kff. empfangen. Diese werden Venedig ihre Forderungen bzgl. eines Ausgleichs vortragen. Vielleicht wird Kf. (Friedrich) von Sachsen, der keinen Krieg wünscht und genügend Mut hat, den Ks. davon abzubringen, nach Venedig kommen. Der Ks. möchte vom Papst 26 000 Dukaten und ihm dafür Verona und Valeggio verpfänden, um nicht auf die Franzosen angewiesen zu sein, aber der Papst will nicht. Laut Paris de Grassis hat der Papst Matthäus Lang schriftlich die Kardinalserhebung zugesagt.1 Lang leistet gute Dienste für den Frieden.
Nr. 20 Dr. Hieronimo Donado an Venedig
[Rom], 2. Mai 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 276f. (ital.).
Kf. (Friedrich) von Sachsen sollte nach Venedig kommen, wird dies aber nicht tun, weil Ks. Maximilian nicht halten wird, was er verspricht.
Nr. 21 Dr. Hieronimo Donado an Venedig
Rom, 6. Mai 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 297 (ital.).
Der Papst teilte unter Berufung auf (nicht vorliegende) Briefe Achilles’ de Grassis vom 24. und 25. April aus Deutschland mit, der EB von Köln habe ihn über den Beschluß des Reichstags informiert, Ks. Maximilian 300 000 fl. und bei Bedarf Truppen zu bewilligen.
Nr. 22 Dr. Hieronimo Donado an Venedig
[Rom], 7. Mai 1510
Inhaltsangabe: Fulin, I Diarii di Marino Sanuto 10, Sp. 297f. (ital.).
Luca de Renaldis teilte ihm mit, der Reichstag habe Ks. Maximilian 300 000 fl. bewilligt. Im Verlauf des Reichstags seien auch Stimmen laut geworden, die „Friede! Friede!“ gerufen hätten.
Nr. 23 Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler) an Kf. Friedrich III. von Sachsen
[1.] Krieg in Italien; [2.] Baldige Abreise des Ks.; [3.] Mutmaßliche Auswirkungen des Todes von George d’Amboise auf die frz. Politik.
Augsburg, 7. Juni 1510
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 57, fol. 55, Orig. Pap. m. S.
[1.] Informiert über Kriegsereignisse in Italien.
[2.] Die ksl. Mt. richt sich auch hie zu dem aufbruch, und versich mich, daz ir Mt. in vier oder fünf tagen hie aufsein und auf München zu ziehen und furter auf Insprugg.
[3.] Der cardinal von Roan [George d’Amboise], legat in Frankreich, ist am 25. tag May von disem zeit geschaiden. Deshalben ich wol dafur acht, das seins tods halben grosse endrung in Frankreich beschehen werde, dann euer ftl. Gn. waiß, das er all sachen regiert hat.1
Nr. 24 Ks. Maximilian an Mgf. Francesco II. Gonzaga von Mantua
Augsburg, 20. Juni 1510
Mantua, Archivio di Stato, Archivio Gonzaga E/II/2: Lettere imperiali, busta 429, Nr. 55, Orig. Pap. m. S. (lat.).
Hat durch (den mantuanischen Gesandten) Donato de Preti von der Ergebenheit Mgf. Francescos gegenüber Ks. und Reich erfahren (vgl. Abschnitt I.15.6.). Fordert ihn auf, darin fortzufahren und seine Treue durch Taten zu bestätigen. Wird dies durch besondere Gnade anerkennen.
Nr. 25 Veit von Fürst (ksl. Gesandter an der Kurie) an Ks. Maximilian
Rom, 25. Juni 1510
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 22 (alt 15b) 1510 Juni, fol. 79-81a, Orig. Pap. m. S. (lat., teilweise chiffriert mit interlinearer Dechiffrierung).
Hat auf Weisung Ks. Maximilians dessen Meinung dem Papst folgendermaßen dargelegt: Der Ks. ist als Sohn und oberster Vogt der Kirche bereit, gemäß den Wünschen des Papstes zu handeln, wie dieser an seinem Verhalten gesehen hat. Wenn der Papst genauso handelt, wird dies ihnen beiden viele Vorteile bringen. Der Papst weiß, wieviel Ehre und welcher Nutzen der Christenheit aus der Verbindung beider Oberhäupter stets erwachsen sind bzw. in welche Gefahr die Kirche im umgekehrten Fall geraten ist. Gott hat beide Oberhäupter und beide Schwerter so ausgegeben, daß sie aufeinander angewiesen sind, mit dem Auftrag, die ganze Welt zu erhellen und zu regieren. Ks. Maximilian wünscht daher zu wissen, was er vom Papst erwarten kann. Er will sich nicht mehr mit allgemeinen, guten Worten, die ihm bisher wenig Nutzen gebracht haben, zufriedengeben.
Er (Fürst) nannte dem Papst viele Argumente, um ihn zu veranlassen, aufrichtig gemeinsam mit Ks. Maximilian vorzugehen. Der Papst legte daraufhin alle Zurückhaltung ab, sprach sehr freundlich mit ihm und erläuterte ihm seine Absichten. Fast drei Stunden lang sprach er über seine Pläne in bezug auf den Ks. Er las auch einige Schriftstücke vor, die er am Vortag vom frz. Königshof und von einem Höfling, der der vertrauteste Ratgeber Kg. (Ludwigs) von Frankreich sein soll, erhalten hatte. Gibt hiervon aus dem Gedächtnis Folgendes wieder:
Der frz. Kg. hat beschlossen, die Ks. Maximilian zustehenden Städte unter dem Titel des Kaufes oder Pfandes an sich zu bringen. Die früher bestimmten Reichsfürsten gegebenen Provisionen will er erneut gewähren. Außerdem kennt er Räte am Hof des Ks., die er bestechen kann, damit sie dessen Pläne verhindern. Der so geschwächte Ks. wird ohne seine Hilfe nichts erreichen können. Zu fürchten hat der frz. Kg. allerdings Kg. (Heinrich) von England, weil dieser jung, ehrgeizig und reich ist und zudem über Truppen verfügt. Da das englische Volk seiner Natur nach den Franzosen feindlich gesinnt ist, steht zu befürchten, daß der Kg. von England durch Ks. Maximilian aufgestachelt wird, Krieg gegen ihn (den Kg. von Frankreich) zu führen. Außerdem könnte sich der Papst mit dem Ks. und Venedig gegen ihn verbünden, um ihn aus Italien zu vertreiben. Deshalb benötigt er die Hilfe des Reiches. Durch seine Praktiken will er die Reichsfürsten vom Ks. abbringen. Außerdem möchte er eidgenössische Knechte anwerben, um so Eidgenossen und Papst zu trennen. Des weiteren bemüht sich der Kg. von Frankreich um ein Separatbündnis mit dem Papst. Beide konnten sich aber bisher nicht einigen, weil der Papst verlangt, daß der Kg. den Schutz des Hg. von Ferrara aufgibt und mit seinem Heer den Po nicht überschreitet. Der frz. Kg. ist sehr darum bemüht, daß der Papst mit ihm und nicht mit dem Ks. ein Bündnis eingeht. Er argumentiert, er habe die Macht, den Papst nicht nur zu verteidigen, sondern diesen und die Kirche zu erhöhen. Wann immer er wolle, könne er die Reichsstände veranlassen, dem Ks. die Hilfe des Reiches zu verweigern. Schlösse der Papst ein Bündnis mit dem Ks., ginge ihn dieser nur ständig um Geld an, aber sonst geschähe nichts.
Er (Fürst) bat den Papst, solchen Einflüsterungen nicht zu erliegen, hätten doch die Reichsfürsten den Ks. mehr unterstützt als früher. Auf dem Augsburger Reichstag hätten sie beschlossen, diesem 50 000 Fußknechte und Berittene zur Verfügung zu stellen. Sie seien bereit, dem Ks. mit allen Kräften zu dienen und wünschten nichts mehr, als durch ihn ihren Widersacher, den Kg. von Frankreich, zu bekämpfen, der in den vergangenen Jahren nichts eingehalten habe und nur auf seinen Nutzen schaue. Der Papst möge bedenken, daß jener nach Abschluß des Bündnisses danach streben werde, ganz Italien zu unterjochen und den apostolischen Stuhl nach Avignon zu verlegen. Daher solle der Papst mit ihm (Fürst) verhandeln. Es wäre für ihn vorteilhaft, mit Ks. Maximilian ein Sonderbündnis zu schließen.
Der Papst antwortete, er sei dazu bereit und wolle dem Ks. mit allen seinen Kräften helfen, ganz Italien, soweit es diesem von alters her rechtlich gehört, zu erlangen. Anschließend solle der Ks. gemeinsam mit ihm den Türkenzug vorbereiten und durchführen.
Er (Fürst) antwortete, auch ihm sei es sehr recht, daß dem Ks. die Gelegenheit zum Türkenzug geboten werde. Dieser kämpfe nämlich viel lieber gegen die Ungläubigen als gegen Christen.
Da der Papst dem Hg. von Ferrara die Stadt Comacchio streitig macht, wollte er (Fürst) die entsprechenden päpstlichen Rechtsansprüche in Erfahrung bringen, um Ks. Maximilian zu informieren. Der Papst erklärte, diese Stadt sei von Ks. Maximilians Vorgängern zusammen mit Ravenna, Bologna, der Mark Ancona und anderen Städten dem Hl. Stuhl übertragen worden. In der Engelsburg sah er (Fürst) ca. 20 Bullen von Ludwig dem Frommen, den Ottonen, Heinrich III., Heinrich IV., Heinrich V., Heinrich VI., Friedrich II., Rudolf von Habsburg und Friedrich III., aus denen hervorgeht, daß die genannten Lande und Städte dem Hl. Stuhl geschenkt worden sind. Die Bulle Kg. Rudolfs besagt, dieser habe zunächst seinen Kanzler nach Italien geschickt, um den Treueeid der dortigen Städte entgegenzunehmen. Den damals von einigen dem Hl. Stuhl gehörenden Städten geleisteten Eid habe er später kassiert, weil er der Kirche nicht die ihr übertragenen Städte wegnehmen wolle. Er (Fürst) fand die Bullen unversehrt und darin keinen Hinweis auf ein Recht des Hg. von Ferrara. Sollte Ks. Maximilian den Hg. gegen die päpstlichen Rechtstitel unterstützen, würde er dadurch seine Pläne mit dem Papst zunichtemachen und es wäre zu befürchten, daß der Papst sich mit jenen verbündet, die Ks. Maximilians Erhöhung (zum Ks.) beargwöhnen.
Nr. 26 Veit von Fürst an Ks. Maximilian
Rom, 30. Juni 1510
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 22 (alt 15b) 1510 Juni, fol. 93-96, Orig. Pap. m. S. (lat.; teilweise chiffriert mit interlinearer Dechiffrierung).
Hat dem Ks. kürzlich über die überaus günstige Haltung des Papstes berichtet (Nr. 25). Nunmehr sprach er mit diesem über die Lage in Italien, von dem der Papst sagte, er wünsche, daß es Ks. Maximilian untertan sei. Er (Fürst) sagte, damit der durch die langen Kriege finanziell erschöpfte Ks. die Zuneigung des Papstes wirksam spüre, möge dieser ihn finanziell unterstützen, damit er das, was an den Kg. von Frankreich verpfändet sei, auslösen und anschließend dem Papst umso freier dienen könne. Wenn früher von Geldanleihen die Rede war, zeigte sich der Papst immer sehr ungehalten. Nicht so jetzt. Zwar wies er erneut darauf hin, was er dem Ks. in diesem Krieg schon gegeben habe, womit dieser eigentlich zufrieden sein müßte, erklärte aber auch, er wolle dem Ks. eine ansehnliche Summe geben, wenn dieser ihn mit Modena belehne. Auf die Frage, wie dies geschehen könne, nachdem doch eben erst der Hg. von Ferrara mit Modena belehnt worden sei, erwiderte der Papst, zwischen Ks. Maximilian und dem Hg. bestünden Vereinbarungen, die bisher kaum Wirksamkeit erlangt hätten. Es läge daher am Ks., wen er belehnen wolle.
Der Papst hält an seinem Plan, den Hg. von Ferrara zu vernichten, fest und hat dafür schon 100 000 Dukaten ausgegeben. Er setzt große Hoffnungen auf die Eidgenossen, von denen er 10 000 Knechte angefordert hat. Zwar befürchtet er, daß der Kg. von Frankreich ihnen den Weg versperren wird, doch vertraut er auf ihre Tapferkeit.
Der Gesandte des frz. Kg. (an der Kurie) teilte mit, daß dieser den Eidgenossen den Durchzug verwehren wolle, da er den Hg. von Ferrara nicht im Stich lassen könne. Er bat ihn (Fürst), sich für die Einhaltung der Liga von Cambrai einzusetzen. Wenn Ks. Maximilian und der Kg. von Frankreich vereint seien, habe keiner von ihnen etwas zu befürchten, seien sie aber getrennt, erwüchse ihnen beiden große Gefahr, denn der Papst wünsche nichts mehr als die Spaltung beider Monarchen, um die Herrschaft über ganz Italien zu erlangen.
Nr. 27 Die ksl. Gesandten Gf. Leonhard zum Haag und Johann Mrakeš von Noskau an Ks. Maximilian
[1.] Bereitschaft Kg. Wladislaws von Böhmen und Ungarn zu einem Kriegsbündnis mit dem Ks. gegen Venedig; [2.] Verhinderung eines sofortigen Bündnisabschlusses durch den Gesandten des Kg. von Frankreich; [3.] Wunsch Kg. Wladislaws nach Vollmacht für die frz. Gesandten; [4.] Weiteres Vorgehen; [5.] Behinderung der Bündniswerbung durch den Vertreter Venedigs.
Totis, 13. Juli 1510
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 22 (alt 15b) 1510 Juli, fol. 53-54, Orig. Pap. m. S.
[1.] Heute hat Kg. Wladislaw von Ungarn und Böhmen auf ihre Werbung geantwortet, er sei bereit, alle sach anzunemen laut unser handlung, auch dy entlich zu schliessen. Dyweil sich aber der franzosisch orator [Louis Hélian] nicht neben unser anstat seinem H. [Kg. Ludwig von Frankreich] verpinden welle, sey seiner kgl. wierd dy sach und handlung nicht also zu peschliessen, welle aber deshalben seiner kgl. wierd aigen orator mit volmechtigem gebalt zum vuderlichesten zu eur ksl. Mt. schiken, derhalb alle sachen tracktiern und schliessen, sich auch mitler zeit mit allen sein undertan zum krieg mit allen dingen schiken wider dy Venediger gegen Dalmazia. Kunnen auch nicht anders versten, dan alle sachen stend recht, dan es nicht allain durch kgl. wird und großmechtige Hh., sunder durch gemainen adel entlich weschlossen ist, den krieg anzunemen und Dalmacie zu haben.
[2.] Mit solichem urseck wier in gemain und ad partem unsers vleis treflich gehandelt, wiebol wier nicht wenig, sünder allen mangel des mandats halben gehabt. Jedoch mugen wier eur ksl. Mt. mit guetem gelauben pis zu pesser underriecht anzaigen, das wier auf dis zeit alle ding weschlossen heten, auch der krieg zu stünd angenomen wer worden, wo uns unser mitgesell, der franzosisch orator, nicht ierung getan het. Ab des handlung der Kg. und all Hh. ierung und grossen vertries empfangen haben, wie eur ksl. Mt. klerlich von Wien aus vernemen werden.
[3.] Auch wegert dy kgl. wierd, das eur ksl. Mt. mit der zeit, ee ier kgl. wierd oratores zu eur ksl. Mt. kemen, pey kristenlichem Kg. von Frankreich zum vuderlichesten handeln, damit eur ksl. Mt. von dem alle gebalt oder durch sein volmechtigen orator habe, alle ding zu weschliessen, auch das eur ksl. Mt. durch die post vuderlich verkind und anzaig gen Wien dem reigement, damit der kgl. wierd orator[en] der ende weschaid und wohin sy zu eur ksl. Mt. kumen sullen.
[4.] Demnach ist unser underdenigist pit an eur ksl. Mt., sy sachen selbst zu vudern, dan wier in warhait an den enden unsers verstanz kain mangel vinden. Wier wellen disen tag aus trefenlichen ursachen all hie ferharn und mit allen Hh., dy wier eur ksl. Mt. hilflich gemerkt haben, unsers vleis eur ksl. Mt. zu guet handeln, sy in guetem willen zu wehalten und, was verer not will sein, von Wien aus eur ksl. Mt. klerlich alle ding werichten.
[5.] [...] Und piten, eur ksl. Mt. welle uns gnediklich entschuldigt haben, das wier eur ksl. Mt. nicht lengst geschriben, dan dy sachen sich hin und wider gedailt, das wier nichtz gebis haben schreiben noch anzaigen mugen. So haben wier eur ksl. Mt. auch nichtz ungebis schreiben wellen, dan der Venediger orator [Pietro Pasqualio] auch sein vleis mit grosser iebung und ain zeit ain guet partey an im gehabt, dy uns ierung getan haben, wie eur ksl. Mt. auch mit der zeit zu vernemen habe. Das haben wir eur ksl. Mt. in eil underteniger, treuer mainung nicht verhalten wellen, der wier uns hiemit aller underdenikait wefelhen duend. Datum zu Dotes, da der rekisch [= ungarischer Reichstag] gebest ist, den 13. dag July Ao. 10.1
1.1.2. Maßnahmen zur Kriegsorganisation
Nr. 28 Instruktion Hg. Erichs I. von Braunschweig-Calenberg (oberster ksl. Hauptmann der niederösterreichischen Erbländer) für Veit Welzer, Landverweser in Kärnten, zu einer Werbung bei Ks. Maximilian
Villach, 31. Januar 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 29a u. b, Konz.
Da für die Dauer dieses Krieges der Import von Wein aus welschen Landen in diese Region und auch nach Görz verboten ist, möge zum Unterhalt des ksl. Kriegsvolks der preiswerte Kauf von Wein und anderem Proviant in Österreich, der Steiermark und Ungarn sowie deren Einfuhr über Kärnten und Krain gestattet werden.
Hans Manstorffer, Verweser des Viztumamtes in Kärnten, hat für den anstehenden Transport von Geschützen nach Laibach kein Bargeld aus seinem Amt zur Verfügung, ist jedoch bereit, dem Ks. die benötigte Summe zu leihen und sie sich vom künftigen Anschlag der Urbarsteuer in Kärnten zurückzuholen.
Momentan ist nur wenig Pulver vorhanden, doch kann der Viztum der Steiermark preisgünstig Pulver und Salpeter für 3 000 rh. fl. einkaufen. Der Ks. möge diesen Betrag schnellstmöglich herschicken.1
Nr. 29 Mandat Ks. Maximilians an alle Reichsuntertanen
Buchloe, 20. Februar 1510
Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Ks. Maximilian I. Fasz. I, Nr. 160, Orig. Pap. m. S. (Gegenzeichnung: Treitzsaurwein).
Will verhindern, daß Landsknechte an seinen Hof kommen, um dort in Dienst genommen zu werden. Gebietet deshalb, ein entsprechendes Verbot zu erlassen. Wenn er künftig Landsknechte benötigt, wird er sie durch seine Hauptleute und Rottmeister selbst anwerben lassen.
Nr. 30 Hg.in Katharina von Braunschweig-Calenberg und die bei ihr befindlichen ksl. Räte an Ks. Maximilian
Görz, 25. Februar 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 11 Nr. 12, fol. 10a-11b, Kop.
Während die Feinde überall im Land, vor allem in Friaul, an Stärke gewinnen, hat ihr Gemahl, Hg. Erich, großen Mangel an Truppen, da er viel Kriegsvolk zum Schutz von Städten und Schlössern, darunter Triest, aufgeboten hat, auch jene Kräfte, die eigentlich zum Schutz von Schloß und Stadt Görz notwendig wären. Wenn die Landstände die von ihnen bewilligte Hilfe nicht zur Verfügung stellen, kann er keine Truppen im Feld einsetzen und dem täglichen Vormarsch der Feinde nicht Einhalt gebieten. Bitten deshalb in Abwesenheit Hg. Erichs den Ks., zur Rettung der hiesigen Lande schnellstmöglich Kriegsvolk und Geld herzuschicken, zumal diejenigen Kräfte, die er dem Hg. bereits früher zugeordnet hat.
Nr. 31 Instruktion Ks. Maximilians für Georg von Liechtenstein, Pfleger zu Mals, Thomas Fuchs und den ksl. Zahlmeister Johann Zott
Augsburg, 26. Februar 1510
Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/19 II. Teil, fol. 3a-5b, Orig. Pap.
Am 1. März werden sich die laut Abschied des Bozener Landtags durch die Tiroler Landstände bewilligten 5 000 Mann versammeln. Die ksl. Abgesandten sollen hinzukommen und die Eingetroffenen gemäß dem Anschlag der Gft. Tirol und dem Register, das ihnen vom Innsbrucker Regiment zugeschickt werden wird, mustern. Sie sollen damit nicht warten, bis der ganze Haufen beisammen ist, sondern die Musterung sukzessiv vornehmen. Untaugliche Personen sollen heimgeschickt und diejenigen, die sie entsandt haben, aufgefordert werden, andere zu schicken oder pro Mann 4 fl. monatlich zu zahlen. Von diesem Geld sind gute, fremde Knechte aufzunehmen und zu besolden. Durch geeignete Ordnungs- und Strafmaßnahmen ist für Gehorsam unter den Bewaffneten zu sorgen. (Folgen weitere detaillierte Weisungen für die Durchführung der Musterung.)
Nr. 32 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Augsburg, 28. Februar 15101
Druck: Le Glay, Correspondance 1, Nr. 182 (frz., eigenhändig).
Hofft, vor Ostern (31. März) ins Feldlager gegen Venedig zurückkehren zu können. Erwartet von den hier versammelten Reichsständen un petit ayde, die ausreicht, die Feinde zu schlagen. Auch der Kg. von Frankreich hat eine Hilfe versprochen. Hat F. (Rudolf) von Anhalt, dem Mgf. (Giovanni) von Mantua und seinen anderen Hauptleuten befohlen, ins Feld zu ziehen, um mit Unterstützung der Franzosen Venedig zu bekämpfen. In ca. acht Tagen wird das Heer gegen die Venezianer ziehen, die zwischen Vicenza und Padua liegen.
Nr. 33 Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg an Ks. Maximilian
Mitterburg, 3. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 41a-42a, Konz.
Die vom Ks. in Aussicht gestellten Urbarsteuern gehen nicht ein, so daß er selbst kein Geld für die Kriegsführung zur Verfügung hat. Die Landstände von Kärnten und Krain haben bisher mit einer einzigen Ausnahme gleichfalls keinerlei Hilfe und Zuzug geleistet. Auch künftig ist damit nicht zu rechnen. Allergnst Ks., ich emphind wenig lut, die euer ksl. Mt. sachen zu herz gen wolle, und ain klaine gehorsam, die ich von inen hab in namen euer ksl. Mt. Dadurch ich besorg, eurer ksl. Mt. landen und leuten lutzl durch sy ausrichten mug. Würde selbst gerne mehr für den Ks. erreichen, wenn er nur willige Leute hätte. Bittet den Ks., ihm schnellstmöglich Geld und Truppen zu schicken. Bekommt er keine Hilfe, werden die Feinde ihn in die von ihm besetzten Plätze zurückdrängen. Und wo mich euer ksl. Mt. verlies, bin ich verlassen, dann ich scheid mich nit gern von dem, daz mir euer ksl. Mt. bevolhen hat. Die Kärntner haben erklärt, sy wellen mir kein geschütz nit fieren und sy wollen solhs auf dem reichstag den iren verkunden.1 Bittet demzufolge den Ks. nochmals, dafür zu sorgen, das ich als euer ksl. Mt. getreuer diener mit hilf nit verlassen werd.2
Nr. 34 Mandat Ks. Maximilians an die Aufschläger und Mautner in Kärnten und Krain
Augsburg, 4. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 49b-50a, Kop. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
Hat erfahren, daß verschiedene seiner Untertanen und insbesondere welsche Kaufleute unter Mißachtung seines entsprechenden Verbots und möglicherweise mit Billigung seiner Haupt- und Amtleute Wein, Häute und andere Kaufmannswaren in welsche Lande aus- und von dort einführen. Gebietet unter Androhung des Verlusts von Leben und Besitz, dies unter keinen Umständen zu dulden. Übertretern dieses Verbots sind ihre Waren abzunehmen. Ksl. Verordnete werden die Einhaltung der Verfügung überwachen.1
Nr. 35 Hg.in Katharina von Braunschweig-Calenberg an ihren Gemahl Hg. Erich I.
Görz, 9. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 80-81, Orig. Pap. m. S. und eigenhändiger Unterschrift.
Antwortet auf das gestern eingetroffene (nicht vorliegende) Schreiben Hg. Erichs aus Triest, daß sie seine Briefe an den Ks. diesem immer unverzüglich übermitteln hat lassen und auch den Verursacher der aufgetretenen Zustellungsprobleme ausfindig gemacht und bestraft hat. Hg. Erichs Brief an den Ks. hat sie diesem mit einem Begleitschreiben (Nr. 36) und folgender neuer Zeitung übersandt:
Seit dem 5. März haben die Feinde ihre Kräfte auf 1000 Geharnischte und 2000 Fußsoldaten verstärkt und werden dies noch fortsetzen. Auch weitere Belagerungen und Eroberungen durch sie sind zu erwarten. Außerdem sollen in Kürze drei angesehene venezianische Hauptleute bei ihnen eintreffen.
Es geht das Gerücht, wie die Bäbstlich Hlkt. die Hft. zu Venedig absolvirt und aus dem pan gelassen haben sollen. Deshalben sy groß procession gehalten, sich auch verrer hören lassen, wie die kgl. wirde von Hyspanien zwischen ksl. Mt. und der Hft. zu Venedig in taphrer uebung bey ksl. Mt. sein, befridlichen vertrag und ainigkait zu machen. In solhem allem sy inen selbs und allem irem volk grossen trost schöpfen und machen.
Nr. 36 Hg.in Katharina von Braunschweig-Calenberg an Ks. Maximilian
Görz, 9. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 88a, Konz.
Übersendet einen (nicht vorliegenden) Brief ihres Gemahls Hg. Erich, den dieser am 4. März dem Ks. übersandt, jedoch zurückbekommen hat. Die Gründe für das Zustellungsproblem sind ihr nicht bekannt. Weist außerdem darauf hin, daß Hg. Erich dem Ks. in jüngster Zeit oft über wichtige Angelegenheiten in diesem Lande berichtet, aber nie eine Antwort darauf erhalten hat. Ob hier ein Verschulden der Post vorliegt oder ob die Briefe sonstwie aufgehalten wurden, weiß sie nicht, doch möge der Ks. bedenken, welcher erhebliche Nachteil ihm und seinen Landen aus diesem Problem erwächst.
Nr. 37 Hg.in Katharina von Braunschweig-Calenberg an Ks. Maximilian
Görz, 11. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 104a-105b, Konz.
Ihr abwesender Gemahl (Hg. Erich) und sie selbst haben dem Ks. vielfach über Ereignisse und Vorgänge auf dem hiesigen Kriegsschauplatz berichtet, an denen ihm und seinem Land eigentlich viel liegen müßte, jedoch keine Antwort erhalten. Da der Feind seine Kräfte ständig verstärkt, Hg. Erich hingegen aus dem Land keinerlei Hilfe erhält, des pagkenstreichs all stund wartund und an volk und gelt ganz ploß ist, möge der Ks. auf die an ihn übersandten Mitteilungen reagieren.
Nr. 38 Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg an die verordneten ksl. Räte in der Steiermark
Görz, 15. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 122a-123a, Konz.
Berichtet u.a. über das Anwachsen der feindlichen Kräfte auf 12 000 Mann sowie über weitere von ihnen vermutlich beabsichtigte Eroberungen. Er selbst hat derzeit mit diversen Problemen zu kämpfen, insbesondere mit Mangel an Truppen und Geld, Überlaufen von Teilen seines Kriegsvolks zum Feind und Verlusten bei Berittenen und Pferden. Andere Bewaffnete drohen für den Fall, daß sie keinen Sold erhalten, sich einen anderen Herrn zu suchen. Dardurch wir all stund von den uberigen knechten gleichmessigen abzug und villeicht ubergab unserer person und ksl. Mt. sloss, stett und besetzungen besorgen mussen, dieweil kain gelt vorhanden ist. Heute sind fünf große feindliche Haufen in Graditsch eingerückt. Auch er selbst und seine Gemahlin erwarten stündlich einen Angriff des Feindes. So aber auch ksl. Mt. so ferr von uns ist, derselben hilf und trost, wo es die noturft erfordert, uns zu spat kumen mochten, nachdem sich der reichstag, als wol versehenlich ist, auch verziehen wirdet, ersucht er als oberster Feldhauptmann der Erbländer die ksl. Räte, ihm mitzuteilen, welche Hilfe er im Fall einer Attacke von ihnen und den Landständen der Steiermark zu erwarten hat. Diese Unterstützung sind sie dem Ks. und seinen Landen schuldig.
Nr. 39 Ks. Maximilian an Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg
Augsburg, 20. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 142a u. b, Kop. (p.r.p.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Treitzsauerwein).
Antwortet auf die übersandten Briefe Hg. Erichs, insbesondere den letzten vom 3. März (Nr. 33), sowie das Schreiben seiner Gemahlin aus Görz (Nr. 37), aus denen die Eroberungen der Feinde, deren stetiger Kräftezuwachs sowie das Ersuchen um Truppenhilfe und Geld zu ersehen sind. Seine Meinung gehe dahin, daß Hg. Erich sich angesichts seiner geringen Truppenzahl nicht mit den Feinden schlagen, sondern nur versuchen soll, die besten der besetzten Plätze wie Triest und Görz zu halten, bis das ksl. Kriegsvolk und das der Bundesgenossen zuzieht. Dies soll mittels Aufgebot und Verstärkung der Besatzungen geschehen. Falls Hg. Erich nicht genügend Truppen zur Verfügung hat, möge er dies wissen lassen. Ihm werden dann unverzüglich mehr Leute geschickt.
Die niederösterreichischen Landstände, deren Vertreter sich gegenwärtig in Augsburg aufhalten, haben eine gute Hilfe bewilligt, die in Kürze abgefertigt werden wird (vgl. Nr. 314, 320, 322). Für den Fall, daß Hg. Erich bis zu deren Eintreffen Unterstützung benötigt, hat der Ks. die Landstände in Krain und Kärnten ersucht, dem Hg. auf sein Ersuchen hin zu Hilfe zu kommen.
Darüber hinaus haben die Kgg. von Frankreich und Aragón glaubhaft Hilfe zu Roß und zu Fuß zugesagt. Der Kg. von Frankreich wird Anfang April mit 20 000 Mann zuziehen.
Nr. 40 Hermann Grünhofer (hgl. Gesandter) an Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg
Augsburg, 20. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 143, Orig. Pap. m. S.
Hat die ihm von Hg. Erich erteilten Weisungen gemeinsam mit (dem hgl. Kanzler) Dr. (Christoph von Hausen) dem Ks. vorgetragen. Dieser hat sie angehört, bislang zwar noch zu keinem Punkt eine Antwort gegeben, will dies aber in zwei Tagen tun. Darauf müssen sie beide warten. Hg. Erichs Bruder (Hg. Heinrich d. Ä.) ist nicht in Augsburg. Der reichstag sich bald enden wirdet, als di gemain sag ist, auch willig zu tun, was das vermogen am Reich ist. Di wollen helfen, sovil sy mögen. In etwa drei Tagen wollen sie Hg. Erich über alles berichten.
Nr. 41 Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg an Ks. Maximilian
Görz, 22. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 144a-147a, Konz.
Hat erfahren, daß Hans Auersperger und sein Anhang auf dem Augsburger Reichstag das Gerücht verbreitet haben, er (Hg. Erich) habe dem Ks. 600 Mann im Feld verloren, sei selbst aber auf dem Pferd davongekommen. Dies trifft keinesfalls zu, vielmehr hat er seit seinem Abschied vom Ks. noch keine 50 Mann verloren, hingegen mit seinen Truppen 600 Mann des Feindes erschlagen. (Berichtet im Folgenden ausführlich über seine weiteren Aktivitäten und Erfolge im Kampf gegen die Venezianer.) Trotz aller dabei aufgetretenen Probleme ist er angesichts seiner bisherigen treuen Dienste zuversichtlich, euer ksl. Mt. werden mich in der not, wo es sich begeb, unberett nicht lassen, dann ich mich sonst ausserhalb derselben dheiner sondern hilf oder rettung versiehe. Die Verleumdungen Auerspergers und seines Anhangs wundern ihn nicht, denn es gibt ein altes Sprichwort: Wer selb nicht rain ist, wollt, daz yederman beflegkt were.
Nr. 42 Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg an Ks. Maximilian
Görz, 23. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 161a-162a, Konz.
Hat erfahren, daß in Sachen Auslösung seiner Kleinodien bei den Frankfurter Juden, die der Ks. ihm mehrfach in Aussicht gestellt hat, nichts vorangeht.1 Muß deshalb deren Verlust befürchten. Doch nicht nur dort, sondern auch hier droht ihm vollständiges Verderben, da er sein Silbergeschirr sowie das Halsgeschmeide seiner Gemahlin (Hg.in Katharina) versetzen mußte, um das Kriegsvolk unterhalten zu können. Außerdem mußte er sich gegenüber den Knechten mit seinem Leib und Gut verpflichten, ihnen ihren Sold zu zahlen, so daß er praktisch ihr Gefangener ist. Wenn sie kein Geld bekommen, besteht die Gefahr, daß sie ihn zusammen mit den Städten und Schlössern des Ks. an die Feinde ausliefern. Hat darüber hinaus bis heute weder von den Urbarsteuern noch von dem ihm zugesagten frz. Geld irgendetwas bekommen. Wegen des Geldmangels gelten alle seine Anweisungen nichts. Jeder tut, was er will. Angesichts dessen und in Würdigung seiner langen, treuen Dienste möge der Ks. ihn nicht in ein derart großes, ewiges Verderben stürzen. Ist zuversichtlich, daß dies nicht der Wille des Ks., sondern seiner (Hg. Erichs) Widersacher ist, die er zwar kennt, deren Namen er aber derzeit nicht nennen will. Bittet deshalb den Ks. nochmals, ihm bei der Wiedererlangung seiner Kleinodien in Frankfurt behilflich zu sein, ihn mit Kriegsvolk und Geld zu versehen und (Hans) Auersperger, gegenüber dem er sich vor Ks. und Reichsständen verantwortet hat, keinen Glauben zu schenken.
Nr. 43 Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg an seinen Kanzler Dr. Christoph von Hausen
Görz, 23. März 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 5, fol. 154a-155b, Konz.
Hat das (nicht vorliegende) Schreiben Dr. Christophs von Hausen aus Augsburg vom 10. März erhalten, aus dem dessen fleißige Bemühungen beim Ks. in den hgl. Angelegenheiten, die Neuigkeiten bzgl. der Bestrebungen (Hans) Auerspergers und seines Anhangs auf dem Reichstag sowie der aktuelle Stand in Sachen seiner an die Frankfurter Judenschaft verpfändeten Kleinodien zu ersehen sind. Übersendet ihm hierzu durch Hans von Stantz drei Briefe mit dem Auftrag, diese dem Ks. zu übergeben. Das als erstes zu überreichende Schreiben (Nr. 41) betrifft seine sämtlichen Aktivitäten seit seinem Abschied vom Ks., das zweite (nicht vorliegende) die Kleinodien in Frankfurt, das dritte (ebenfalls nicht vorliegende) ist ein Kredenzbrief für ihn (den Kanzler) und Hans von Stantz, um dem Ks. einige für ihn (Hg. Erich) höchst beschwerliche Angelegenheiten vorzutragen.
Wie Dr. Hausen mitteilt, haben die Frankfurter Juden in Augsburg acht Wochen lang auf hgl. Kosten gezehrt. Ist damit ebensowenig einverstanden wie mit der Nachricht, daß die Rechnung bzgl. der Kleinodien nicht, wie ursprünglich veranschlagt, auf 8000 rh. fl., sondern auf 16 000 rh. fl. lautet, und dies, obwohl der Ks. doch vorher befohlen hat, mit dem Schaden stillzustehen. Beauftragt deshalb Dr. von Hausen, sich beim Ks. dafür einzusetzen, daß die Kleinodien nicht zu seinem großen Schaden und Verderben verloren gehen. Übersendet zudem je ein Schreiben an den ksl. Untermarschall Georg Goldacher und den ksl. Sekretär Georg Kirchmüller, in denen diese gebeten werden, Dr. von Hausen und Hans von Stantz beim Ks. zu unterstützen.1
Nr. 44 Ks. Maximilian an Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg
Augsburg, 6. April 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 11 Nr. 12, fol. 12-13, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Müller).
Antwortet auf die Schreiben Hg. Erichs (Nr. 41, 42) sowie auf die Werbung seines Kanzlers Dr. Christoph von Hausen und seines Gesandten Hans von Stantz, daß er etliche Einspännige und Angehörige des Hofgesindes abfertigen wird, die morgen in Augsburg aufbrechen und bald beim Hg. eintreffen werden. Hat darüber hinaus seinem Diener Marx Sittich von Ems sowie Ulrich von Schlandersberg, Vogt zu Castels, befohlen, 2000 gute Kriegsknechte anzunehmen und sie Hg. Erich rasch zuzuführen. Einige hundert Böhmen werden folgen. Dankt dafür, daß Hg. Erichs Gemahlin Katharina angesichts des akuten Geldmangels ihre gesamten Kleinodien und das Silbergeschirr zur Bezahlung des Kriegsvolks versetzt hat. Hat seinen Rat und Viztum in Österreich unter der Enns, Lorenz Sauerer, angewiesen, sofort nach seiner Ankunft in Wien Hg. Erich 3000 rh. fl. für die Besoldung des Kriegsvolkes zu schicken. Verhandelt außerdem momentan selbst mit seinen Landständen über Geld. Sobald eine Einigung mit ihnen erfolgt ist, wird er Hg. Erich binnen drei Tagen weitere Zahlungen zukommen lassen. Auch wegen der an Philipp Adler versetzten Kleinodien steht er in Verhandlungen. Wird diese auslösen und dem Hg. zuschicken. Die an die Juden verpfändeten Kleinodien sind erst in einem Jahr zu bekommen. Wird sich dann nachdrücklich um ihre Auslösung bemühen. Die Reichsstände haben eine ansehnliche einjährige Hilfe gegen die Venezianer zugesagt. Versehen uns auch, wo wir dieselb hilf lenger begeren, daz uns die nit abgeslagen werden.
Nr. 45 Ks. Maximilian an Augsburg
Augsburg, 12. April 1510
Druck: Buff, Rechnungsauszüge, Nr. 8567.
Nach seinen Informationen ist etlich geschutz und zeug aus dem Landshuter Erbfolgekrieg, das ihm gehört, nach Augsburg gelangt und wird hier verwahrt. Befiehlt, diese Gerätschaften durch seinen Leibharnischmeister Hans Swerer besichtigen zu lassen.
Nr. 46 Ks. Maximilian an Christoph Schenk von Limpurg, Vogt zu Nellenburg
Augsburg, 14. April 1510
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 22 (alt 15a) 1510 April-Mai, fol. 73, Kop. ( c.d.i.p.; p.r.p.s.; Gegenzeichnung: Serntein).
Hat ihm vor einiger Zeit befohlen, daß die Untertanen der Vogtei Nellenburg sich mit der hilf, uns bewilligt und zugesagt, rüsten sollen, um gegen die Venezianer ins Feld zu ziehen. Daß sie nunmehr bereitstehen, gefällt ihm. Allerdings sind diser zeit dermassen sachen furgefallen, deshalben wir geursacht werden, mit solchem anzuge diser zeit lenger zu warten. Befiehlt deshalb, besagten Zuzug auszusetzen und die bestellten Knechte aufzufordern, bis auf weitere Weisung gerüstet zuhause zu bleiben. Und nachdem unser regiment zu Ynnsprugg inen auf die liferung solhs irs volks gelt verordent hat, dasselb sullest du also auf liferung behalten und in kainen andern weeg verwenden.
Nr. 47 Mandat Ks. Maximilians an alle Reichsuntertanen
Augsburg, 20. April 1510
Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, MüB 30, o. Fol. (Präs.vermerk: Praesentiert durch Antoni Mangen von Ulm, ksl. boten, 4ta vigilia Udalrici 1510 [3.7.10]); München, HStA, KÄA 3137, fol. 170 (Präs.vermerk: Uberantburt am montag nach Petri et Pauli apostolorum Ao. 1510 [1.7.10]).
Straßburg, AM, AA 333, fol. 8a, Kop..
Hat erfahren, daß aus ihren Gebieten etliche Kriegsknechte hinein gen Bern [= Verona] zu anderm unserm kriegsfolk lafen und, wenn sie dort nicht in Sold genommen werden, in den Dienst seiner Feinde, der Venezianer, treten. Da ihm dies überaus mißfällt, befiehlt er, unter Androhung schwerer Strafen bis hin zum Verlust von Leib und Besitz öffentlich zu verbieten, daß irgendein Kriegsknecht nach Verona oder in welsche Lande zieht, es sei denn, er wurde vom Ks. oder von den Reichshauptleuten in Dienst genommen. Diejenigen, die dennoch aufgegriffen werden, auch entsprechende Anstifter sind gefangenzunehmen und an Leib und Leben zu bestrafen. Die Empfänger des Mandats sollen sich in dieser Sache nach Kräften bemühen, weil ihm viel daran liegt.
Nr. 48 Die in Abwesenheit Hg. Erichs I. von Braunschweig-Calenberg verordneten ksl. Räte an Paul Rasp, Verweser der Hauptmannschaft in Krain, und Erasmus von Dornberg, Statthalter des Viztumamts in Krain
Görz, 29. April 1510
Wien, HHStA, RK, Maximiliana 22 (alt 15a) 1510 April-Mai, fol. 93-94, Orig. Pap. m. S.
Den hier in ksl. Diensten stehenden Reisigen, Fußknechten und Husaren sowie dem täglich zureitenden ksl. Hofgesinde ist zugesagt worden, daß sie aus der Urbarsteuer besoldet werden. Von dieser ist aber bislang trotz diverser Rückfragen Hg. Erichs keinerlei Geld eingegangen. Der Ks. hat im Vertrauen auf den Eingang der Steuer keine weiteren Vorkehrungen für die Besoldung des Kriegsvolks getroffen. Als Folge davon ziehen nunmehr die Fußknechte fortlaufend ab, die Böhmen befinden sich gleichfalls im Aufbruch und auch die Husaren können nicht mehr lange gehalten werden. Bald werden die ksl. Lande von Truppen entblößt sein. Wenn nicht unverzüglich eine namhafte Geldsumme hergeschickt wird, droht sogar der gänzliche Verlust des Landes am Karst, Nisterreichs und der Hft. Görz. In Anbetracht dessen erheben sie förmlichen Protest gegen die Nichtbezahlung der Urbarsteuer und lehnen jede eigene Verantwortung dafür ab. Die Folgen für den Ks. und auch für sie selbst können die Adressaten sicherlich ermessen. Appellieren deshalb an die Adressaten, ihren Pflichten als treue Diener des Ks. nachzukommen.
Nr. 49 Ks. Maximilian an Mgf. Francesco II. Gonzaga von Mantua
Augsburg, 30. April 1510
Mantua, Archivio di Stato, Archivio Gonzaga E/II/2: Lettere imperiali, busta 429, Nr. 51, Kop. (lat.; p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Jakob Spiegel).
Anerkennt die Treue und Tapferkeit Mgf. Giovanni Gonzagas1 im gegenwärtigen Feldzug und ernennt ihn zum obersten Hauptmann der ksl. Knechte in Verona und der deutschen Knechte in Italien. Er soll gemeinsam mit Bf. (Georg) von Trient und F. Rudolf von Anhalt die erforderlichen Befehle erteilen.
Nr. 50 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Augsburg, 14. Mai 1510
Druck: Le Glay, Correspondance 1, Nr. 202 (frz.).
Konnte mit Hilfe seiner niederösterreichischen Länder sowie mit Unterstützung Tirols und des Kg. von Frankreich ca. 34 000 bis 36 000 Mann gegen die Venezianer ins Feld schicken. Die in Augsburg versammelten Reichsfürsten haben ihm die Höhe der Hilfe, die sie für den Krieg gegen Venedig leisten wollen, mitgeteilt. Mit diesem Betrag, der beträchtlich ist und für einen längeren Zeitraum gewährt wird, wird er Vorbereitungen treffen, um persönlich gegen die Venezianer zu ziehen.
Nr. 51 Ks. Maximilian an Augsburg
Augsburg, 20. Mai 1510
Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Ks. Maximilian I. Fasz. I, Nr. 167, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnungen: P. von Liechtenstein, Müller).
Regest: Buff, Rechnungsauszüge, S. 12 Nr. 8568.
Benötigt für den Feldzug gegen seine Feinde, die Venezianer, eine Anzahl großer Heerhütten und Zelte. Die von ihm in Auftrag gegebenen können allerdings nicht so schnell, wie es nötig wäre, produziert werden. Damit sich dadurch der Feldzug nicht verzögert, hat er seinen Zeltmeister Hans Zeller angewiesen, sich nach Augsburg zu begeben und sich zu erkundigen, ob in den dortigen Zeughäusern das Benötigte vorhanden ist.1 Ersucht darum, Zeller die Augsburger Heerhütten besichtigen zu lassen und ihm das, was er für geeignet hält, auszuhändigen. Der Marschall des Innsbrucker Regiments, Paul von Liechtenstein, ist angewiesen, euch solicher heerzelten zu vergnuegen und zufriden[zu]stellen. Erwartet, daß Augsburg sich in dieser Angelegenheit genauso gutwillig zeigt wie bisher.
Nr. 52 Ks. Maximilian an Ehg.in Margarethe
Augsburg, 21. Mai 1510
Druck: Le Glay, Correspondance 1, Nr. 205 (frz.).
Hat sichere Nachricht erhalten, daß seine Truppen, die in Verona waren, und die Truppen des Kg. von Frankreich derzeit gegen die Venezianer ins Feld ziehen. Auch seine Truppen aus Niederösterreich sind bereit, auf venezianisches Gebiet, nämlich nach Friaul, vorzurücken.
Nr. 53 Bf. Georg von Trient (ksl. Hauptmann) an Ks. Maximilian
Verona, 3. Juni 1510
Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/19 I. Teil, fol. 3, Orig. Pap. m. S.
Der Rat von Verona hat beschlossen, die beiden Veroneser Bürger Angelo de Burgo und Dr. Piero de Bra zu Ks. Maximilian zu schicken. Morgen werden sie abreisen. Unter anderem sollen sie dem Ks. vortragen, daz sy nyembts mer in iren heusern wider iren alten brauch, weder zu roß noch ze fueß, lozieren wellen, es kom dann euer Mt. personlich hieher. [...] Auch so möchten villeicht die bemelten von Bern ain solhe botschaft dester lieber verordnet und abgefertigt haben, damit sy erfueren, was euer Mt. yetzo mit dem Reich gehandelt und beschlossen und ob euer Mt., der man ganz begirlichen herzekomen wartend ist, nit ainen grossen raysigen zeug in das land her verordnen oder selbs komen werde und neben den Franzosen etwas tapherlichs furnemen und handeln. Bittet den Ks., den Gesandten eine tröstliche Antwort zu geben.
Nr. 54 Zyprian von Serntein (ksl. Kanzler) an Georg von Liechtenstein (ksl. Truppenführer)
Ende des Augsburger Reichstags, Beratungen über eine große Kriegshilfe auf einem weiteren Reichstag in Augsburg.
Augsburg, 5. Juni 1510
Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/19 II. Teil, fol. 19a-20a, Konz.
Dankt für die Informationen über das in Verona befindliche Kriegsvolk. Antwortet auf die Frage nach dem Augsburger Reichstag, daß dieser beendet sei und alle Reichsstände abgereist seien. Sie hätten dem Ks. die Kölner Hilfe für ein Jahr bewilligt und für den 2. Februar 1511 (unser Frauen liechtmeßtag schirist) einen weiteren Reichstag in Augsburg beschlossen. Daselbst soll ainer grossen, langwirigen und beständigen hilf, in dem Reich aufzurichten, gehandlt werden, auch, ob einer weitern hilf wider die Venediger not würde sein, auf solhem tag davon zu reden und zu handlen. Bin ich sonder zweifl, wo man derselben notturftig wurd sein, daz die stende des Reichs dieselb auch bewilligen und tun werden, dann Kff., Ff. und gemain stende des Reichs sich gegen ksl. Mt. auf ytzgehaltem reichstag und sich ir Mt. hinwiderumb gegen denselben ganz wol gehalten haben. Bin der hofnung, daz sy solhs furan noch tun werden.
Nr. 55 Ks. Maximilian an Bf. Georg von Trient
[Augsburg, ca. 20. Juni 1510]
Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/19 I. Teil, fol. 48a-49b, Konz.
Antwortet auf das (nicht vorliegende) eigenhändige Schreiben Bf. Georgs aus Verona vom 8. Juni, er habe vor einiger Zeit seinen Rat Balthasar Wolf zu ihm und den anderen ksl. Hauptleuten und Räten in Italien schicken und ihnen allen beschaid und sunderlich die handlungen, so auf dem negstgehaltnen reichstag durch die stand des hl. Reichs zu Augspurg uns zu gutem und widerstand den veinden bewilligt und beslossen sein, aigentlich und nach der leng berichten lassen wellen. Der Abgesandte sei zwar einige Zeit lang krankheitsbedingt an der Reise gehindert gewesen, jetzt aber wieder gesund und werde sich unverzüglich auf den Weg zu Bf. Georg machen, um Verschiedenes mitzuteilen, das sich dann uber land zu schreiben und mit der feder zu begreifen in disen leufen nicht wol gepürn will. Ersucht den Bf., weiterhin sein Bestes zu tun.
Nr. 56 Instruktion Ks. Maximilians für den obersten ksl. Feldhauptmann Hg. Erich I. von Braunschweig-Calenberg, den obersten ksl. Kommissar Bf. Christoph von Seckau und Laibach, den ksl. Hauptmann zu Adelsberg und Neuhaus Gf. Christoph von Frangepan, den ksl. Rat Jörg Moysse und die drei ksl. Feldlandhauptleute aus der Steiermark, Kärnten und Krain
Augsburg, 29. Juni 1510
Hannover, HStA, Cal. Br. 16 Nr. 6, fol. 123a-128b, Kop. ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
Anfencklichen, als wir, wider die Venediger als unser und des hl. Reichs offenbar veind und verachter zu handeln und den krieg wider sy zu beharren und zu volziehen, genzlichen furgenomen haben, sein wir des willens gewest, in aigner person solh furnemen zu tun. Da ihm jedoch diser zeit etlich treffenlich handlungen und sachen furgefallen sein, die uns verhindern, daz wir so eylends und zu dem anfang solher handlung in aigner person nit komen mugen, hat er bis zu seinem Eintreffen Hg. Erich von Braunschweig-Calenberg zum obersten Feldhauptmann des Kriegsvolks aus den niederösterreichischen Landen, das gegenwärtig in Görz, Nisterreich, Friaul, am Karst und in den besetzten Orten liegt, Bf. Christoph zum obersten Kommissar sowie Gf. Christoph von Frangepan, Jörg Moysse und die drei Feldlandhauptleute zu Kriegsräten ernannt. Beauftragt sie, in seiner Abwesenheit gemäß ihrer Vollmacht1 Folgendes zu handeln: Verlegung des ihnen unterstehenden Kriegsvolks ins Feld zu F. (Rudolf) von Anhalt, Aufbringung des dafür notwendigen Geldes, Musterung des bereits angekommenen bzw. noch eintreffenden niederösterreichischen Kriegsvolks, Organisation der Proviantzufuhr, gute Zusammenarbeit untereinander und pflichtbewußter Einsatz, schonende Behandlung sich freiwillig ergebender sowie Schleifung eroberter Schlösser und Städte, Gewinnung der Städte und Flecken in Friaul durch Geheimverhandlungen, Inaussichtstellung einer erheblichen Abgabenreduzierung für sich ergebende Schlösser und Städte, deren Huldigungsleistung an ihn als Ehg. von Österreich, Organisation des Gesundheitswesens, der Justiz und der Sicherheit in den gewonnenen Orten, Beibehaltung der unter venezianischer Herrschaft geltenden Zölle und Taxen auf alle Güter, straffe Überwachung aller erteilten Weisungen, gute Zusammenarbeit untereinander sowie insbesondere mit dem F. von Anhalt als zweitem obersten Feldhauptmann, in schwierigen Fällen Rückfrage beim Ks., Kooperation mit dem Grandmaître (Charles d’Amboise) als oberstem Feldhauptmann des Kg. von Frankreich, Mitnahme fast des gesamten vorhandenen Kriegsvolkes zum F. von Anhalt, Absprache mit diesem bei der Zusammenführung beider Heere, Selbstschutz vor feindlichen Übergriffen, Organisation der Kommunikationswege.
Nr. 57 Ks. Maximilian an Kf. Friedrich III. von Sachsen
Augsburg, 1. Juli 1510
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 57, fol. 56, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
Hat Kf. Friedrich auf dem Augsburger Reichstag darüber informiert, daß auf seinen (des Ks.) Wunsch hin der verstorbene Landgf. Wilhelm (d. M.) von Hessen 500 Zentner Pulver und Salpeter bei Bm. und Rat von Frankfurt hinterlegt hat, und gebeten, Kf. Friedrich möge das hessische Regiment ersuchen, diese Güter ihm (dem Ks.) zu übergeben. Weil die auf dem Reichstag nur in geringer Zahl präsenten hessischen Regenten dafür keine Vollmacht hatten, hat Kf. Friedrich die Sache bis zum Marburger Schiedstag am 11. Juli (phintztag vor St. Margaretentag schirist, vgl. Nr. 189, 190) verschoben. Da nun die gegen die Venezianer eingesetzten ksl. Truppen täglich Schlösser und Städte erobern und dafür eine Menge Pulver benötigen, für die es so rasch keine andere Bezugsquelle gibt, soll Kf. Friedrich einen Bevollmächtigten zum kurz bevorstehenden Tag in Marburg schicken und die hessischen Regenten zur Herausgabe des Pulvers und Salpeters veranlassen. Der verstorbene Landgf. hat zudem, wie man hört, vorgehabt, ihm (dem Ks.) das Pulver und den Salpeter zu vereren, was aber bislang nicht erfolgt ist. Geschieht es jetzt, so wird er die Waren gnädig annehmen, gegebenenfalls eine Hälfte davon als Verehrung und die andere gegen Bezahlung. Ist dies nicht möglich, so wird die gesamte Menge bis Jahresende bezahlt. Bm. und Rat von Frankfurt sind zur unverzüglichen Herausgabe der Waren aufzufordern. Die hessischen Regenten sollen einen von ihnen herschicken, mit dem er sich zu ihrer Zufriedenheit verständigen wird. Geht davon aus, daß der Kf. sich in dieser Sache so verhalten wird, wie man es von ihm erwartet. Sieht der zustimmenden Antwort Kf. Friedrichs entgegen. Nachschrift: Hat dem kftl. Kämmerer Degenhard Pfeffinger befohlen, hierüber und in anderen Angelegenheiten mit dem Kf. zu sprechen.