Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Neuerlicher Sessionsstreit mit dem sächsischen Gesandten Cäsar Pflug; [2.] Untersuchungsverfahren gegen das Reichskammergerichtspersonal; [3.] Bemühen um Ahndung des Geleitbruchs bei Forchheim; [4.] Weitere Sessionskonflikte, Bitte um Übersendung eines Vertrags zwischen den Hgg. Georg von Bayern und Albrecht von Sachsen in der Sessionsfrage.

[Trier], 13. Juni 1512

München, HStA, Kasten schwarz 9400, fol. 23-24, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gn. F., nachdem und ich mich gegen der sachsischen potschaft auf hart anhalten ksl. Mt. auf disen reichstag und nit lenger vertragen hett, das yeder ain tag umb den andern sytzen solt [Nr. 1419] – dieweyl Hg. Fridrich von Peyrn oder sein potschaft vor mir sessen, was diser vertrag eur Gn. und dem haus von Peyrn destermynder nachtailig –, hat sich dise tag in abwesen Hg. Fridrichs begeben, das H. Cesar Pflug sich ainer mere nuerung angenomen und hat mitsampt Mgf. Fridrichs potschaft [Hans von Seckendorff] sich eintringen wollen und Hg. Fridrichs potschaft ob im nit steen wollen lassen, gesagt, Hg. Fridrich sey zu Costenz1 under Hg. Gorgen gestanden, angesehen das alter. Woll er yetzt ob Hg. Fridrichen, dieweyl sein H. alter sey, auch steen. Welcher neuerung sye sich pishere nye merken haben lassen. Ich hab auch mein vertrag, wie ich mich vor notarien protestiert hab, nit anderst angenomen und in keiner andern maynung ksl. Mt. gewilligt, dann das Hg. Fridrich vorsytz, als er auch zur selben zeyt, auch sein potschaft zu tun pflagen. Do ich das gesechen und sonderlich, das Mgf. Fridrichs potschaft auch sich wolt einflicken, hab ich H. Cesar zugesprochen, dieweyl er unser veraynigung nit halt, sey ich die zu halten auch nit schuldig. Und haben meine gnst. und gn. Hh., die Pfalzgff., mit mir beslossen, das nit zu gedulden, mit etwas zornigen worten paid tisch gesagt: Wollen sye nit anderst, man muß mit den houren die sytze taylen. Man wird die Ff. von Payrn zuletzst der tuer setzen. Also habend wir noch den stritt pis auf dise stund behalten. Der Ff. von Sachsen potschaft ist aus dem rat geloffen, aber Mgf. Fridrich ist in seiner alten ordnung plyben. Was eur Gn. meynung sey, pin ich gewartend, dann ich besorg noch in ainem monet, das wir nit ledig mogen werden, wann es wol gerat.

[2.] Die kamerrichter und peysytzer, auch ire procuratores sind all gefordert. Ist ain seltzam wesen under inen, schmachend ainander hart. Nun will man den grund und die warheyt erfaren, darnach dem guten und dem bosen lonung geben, dann solt man also vor disen leuten recht nemen, were pesser kein kamergericht. Man wirt auch vlyß tun, das man nyemants onrecht tun lassen, als pillich ist.

[3.] In des von Bambergs handel ubt man sich, das der mit hilf des gemainen Reychs gestroft werde. Ist es hut an Bamberg, morgen wirt es an eur Gn. oder an ainem andern sein. Darumb not ist, das man strouf furneme, sich ander hernach daran stossend. Datum auf sontag nach corporis Christi 1512.

[4.] Zettel: Gn. F., ich hab vor diser zeyt eur Gn. zugeschriben die irrung, so Hg. Gorgen von Sachsens rate [Cäsar Pflug] allhye zu Trier der session halber geubt wider eur ftl. Gn. und wie ksl. Mt. den hendeln zu gut ain mittel mir zugemut, disen reychstag und nit lenger zu verwilligen, das ainer alweg umb den andern tag vorgesessen. Daruber ich nach meiner verwilligung ain instrument [Nr. 1419] genomen und eur Gn. gerechtikeyt on schaden etc. Ist mein gn. H., Hg. Fridrich von Bayrn, Pfalzgf., etlich tag spaciern geritten, sein potschaft an sein stat in den rat verordet. Habend sich die Sachsischen mit Mgf. Fridrichs rat verainigt und Hg. Fridrichs rat understanden, auch zu irren am vorsitze. Das ganz ain nuerung, dann all unser tag haben Sach[s]en und Prandenburg nye widerredt, das ain payrische potschaft den vorsytz vor Sachsen und Prandenburg habe. Aber erst zu Worms2 hat man furgenomen und gesagt, wann ain payrische potschaft vorsytze, solle darnach ain sachsische und zum dritten ain prandenburgische undergemuschelt werden. Nun wollend sye yetzt, dise dry heuser sollend irn vor- oder nachsytze haben nach der Ff. person alter. Nun ist es nit also herkommen, nemend al stund ain nuen fortail fur die hand. Pin ich zu meinem gnst. H. Pfalzgf. [Ludwig] in abwesen Hg. Fridrichs gangen und geratschlagt, das es nit zu leyden [ist]. Sag sein Gn., ee wolt ers mit den houren tayln helfen. So ist Hg. Fridrich auch widerkomen, ist der maynung auch. Habend Hg. Fridrichs rat und ich den jungst gehalten rat und stracks an der Kff. räte gedruckt und Sachsen oder Prandenburg vor lassen sytzen, auch nit undergemuschelt. Dieweyl die sachsischen rat der Mt. abrede nit gehalten, vermainent meine gn. Hh., die Pfalzgff., ich sey es auch nit schuldig zu halten. Habend es meinem gnst. H. von Meynz furgehalten. Sein Gn. hat auch mit den kayserischen raten gehandelt, domit kein onlust oder aufrur do werde, solt es also zugeen, so wurde der underst der oberst mussen werden. Hab ich eur ftl. Gn., mich irer Gn. willen und maynung zu berichten, [bitten wollen,] domit ich eur ftl. Gn. und dem loblichen haus von Payrn nicht vergebe. Es were gut, das eur Gn. gen Nuburg [= Neuburg a. d. Donau] geschriben hette, den brief, so Hg. Gorg in Bayrn und Hg. Albrecht von Sachsen aufgericht haben, dise session betreffend,3 das derselb brief gesucht und in gemain hand gelegt wurde und das der furderlich yetzt hergeschickt. So weste man dise irrung, daraus dann diser brief macht die irrung, zu entschaiden. Wiewol es war ist, das in allen des hl. Reychs abschyden gar aygentlich auf yedes tags handlungen die Ff. und ire potschaft in irer rechten ordnung geschriben, so wayst man es durch die alten auch zu erfarn. Laßt man es aber also haben, so mochten die leut absterben und in vergessen kommen. So ist es dann ain irrung und pleybt aine. Datum ut in literis.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist der Reichstag 1507.
2
 Gemeint ist wohl der Reichstag 1509.
3
 Vertrag von Wachtendonk vom 17. Dezember 1498. Vgl. Ott, Präzedenz, S. 57-61; Stauber, Hg. Georg, S. 515.