Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Änderungswünsche und Weisungen zur Kommission und Zitation in Sachen Geleitbruch bei Forchheim; [2.] Auftrag zur Klageerhebung gegen Hans Thomas von Absberg und Arnold Birkenfelder wegen ihrer Übergriffe gegen Nürnberger Bürger; [3.] Schutz Nürnberger Interessen als Begründung für dieses Vorgehen; [4.] Weisung zur Durchsetzung von Strafmaßnahmen gegen beide Friedbrecher; [5.] Bereitschaft zur Rücknahme der Anschuldigungen gegen Hans von Seckendorff; [6.] Übersendung von Absagebriefen Hans Thomas von Absbergs und Rüdiger Sützels, Auftrag zur Erlangung der Acht gegen beide und gegen Hans Georg von Absberg; [7.] Übersendung eines Verzeichnisses der Beteiligten am Geleitbruch bei Forchheim; [8.] Auftrag, den Verleumdungen Mgf. Friedrichs von Ansbach-Kulmbach gegen Nürnberg bei Ks. und Reichsständen entgegenzuwirken.
Nürnberg, 23. Juli 1512
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 69, fol. 25a-29a, Kop.
Regest: Reicke/Reimann, Pirckheimers Briefwechsel, Nr. 212.
[1.] Lb. freund, uns sind nechstvergangens eritags [20.7.12] durch unsern poten Erharten Goler von euch zwo schriften, die ain zu Ach, eritag St. Margrethentag [13.7.12, liegt nicht vor], und die ander zu Coln, mitwoch nach St. Margrethentag [14.7.12, liegt nicht vor], irer data zaigend, geantwurt mit beygelegten copien von der commission [Nr. 1028], auch dem indult [liegt nicht vor] sampt dem original und copien der ausgangen acht [Nr. 1029]. Das alles haben wir eurnhalben und dweyl wir daraus und aus vorgeenden euern schriften allen vleys bey euch spurn, zu gefallen vermerkt. Und nachdem in der commission, wie wir vermerken, fur den namen Agapitus von Hutten Augustin gesetzt, den wollet endern und darob sein, das in den namen der vom adel, sovil moglich, nit geirrt und die aus des gefangen zu Geroltshofen urgicht und sonst unsers gn. H. von Bambergs erfarung aigentlich gezogen, damit den gevorderten benomen werde, daraus zu entschuldigen und von der purgacion und ander nachvolg zu entledigen. Desgleichen wirdet unsers ansehens not sein, die citacion nit allain in den stiften Wurzburg, Bamberg etc. und andern flecken, in der commission benent, sonder auch in den stiften Menz, Fuld und Hessen, allda sich der täter, wie uns anzaigt, etwovil enthalten, zu verkunden. Darum wollet auch gewarnt sein und insonders mit hochstem vleyß furdern, damit die citacion furderlich ausgee und der termin daryn zum kurzten, als sich erleiden will, gesetzt, auch die commission mit dem schleunigsten widerumb geendert, gefertigt und den commissariern behendigt werde, uf das die zeyt nit on nutz und frucht ergee und die unsern taglicher beschedigung geringlicher entladen steen.
Und als ir, Conrat Imhof und Lenhart Groland, in euerm schreyben habt gemeldt, euch bedeucht gut sein, sover es die zeyt und harr erleiden mocht, euch gnugsam bericht oder aber bevelh uf ainen von unsern gelerten ze stellen, wie er das vor den commissariern handeln sollt etc., das ist uns etlichermassen dunkel, mogen auch daraus euer gemüte und meynung nit aigentlich vermerken. Aber unnotdurftig achten wir, euch mit anderm bevelh uber vorige unsere instruction zu versehen, zudem, das die commission acht beybriefe der ferien und indult alles erlangt. Und ist nun allain an dem, die citation ausgeen zu lassen. Dero notdurftige substanz und wesenliche stuck mogt ir aus der instruction, so unser gn. H. von Bamberg seinem secretario [Heinz Meyer] an den ksl. hof gegeben und uns sein Gn. hievor copien zugesant hat [Nr. 1027], auch unser instruction, so ir verschiner tag von uns empfangen habt [liegt nicht vor], leichtlich fassen. So dann die zeyt des gesatzten termins erscheint, gedenken wir, yemand von den unsern fur die geordenten commissarier ze fertigen, der neben unsers gn. H. von Bambergs geschickten dabey sey, die gevorderten sehen und horen purgirn und die ungehorsamen in die acht zu declarirn.
[2.] Verrer ist in euer beder schreyben angeregt, das euers bedenkens on not sey, von wegen Hansen von Geislings und Fritzen von Lidwachs sachen vor ksl. Mt. und den reichsstenden ainich verantwurtung zu tun, aus ursachen, in euer schrift eingezogen, zuvor, dweyl Gotz von Berlichingen nunmer ain offenlicher denuncyrter achter sey etc. Mocht sein, wo Gotz von Berlichingen die sachen seins vermeinten glimpfs nit so weitleufig gemacht, das wir destermynder ursachen hetten, vil verantwortung gegen ime als ainen achter zu tun. So aber gedachter von Berlichingen sein vordrungen mit unserm unglimpf in alle reichstende, an die er offne ausschreyben getan, gepildet und uns etwas hoch verlupft [= gehoben] hat, were uns nachtaylig, stillzuschweigen und die sachen, die ytzo den rechten wedel [= richtigen Zeitpunkt] haben, in uns stecken zu lassen. Und darumb ist nochmalen unser meynung und bevelh, das du, Willibald Birckhaimer, als der, so dise sachen vormalen gehandelt hat, vor den reichsstenden, so die in besamlung sein werden, unser verantwortung Gotzen von Berlichingen vorderung halben, Hansen von Geisling und Fritzen von Lidwach betreffend, aus den schriften und underrichtungen, so ir zum tayle mit euch genomen und nachmalen von uns durch unser zufertigen empfangen habt, nach lengs notdurftiglich dartun und daneben die posen, unordenlichen handlungen Hans Thomas von Absberg und seiner helfer, so sy an Anthonien Tetzel dem jungern und Anthoni Hornung on alle vordrung, entsagung und bewarung geübt und die nach ir fangknus Hansen von Geisling verkauft und ubergeben haben, wie du des aus der ansag ergangner geschicht, so ir in schriften beyhendig, underrichtung zu nemen hast, auch alspald anbringen wollest. Und dweyl sich Arnolt Birkenfelder, der unser entsagter veind und von der ksl. Mt. in des Reichs acht denuncyrt und verkundigt ist, der tat, so jungst bey Rotenburg mit ufhauen etlicher der unsern güter geubt ist, als der principal, wie wir bericht, annemen soll, so wollest sein handlung damit auch einlaufen lassen auf meynung, das wir gegen demselben vor unserm gnst. H. von Menz, auch nachmalen vor ksl. Mt. commissariern mer dann ein urtayl erlangt und darzu alle expens zu ime erlangt. Uber das hett er sich von wegen derselben verrechten und behabten sachen ainer mutwilligen vehd understanden, uns aus Onolzbach [= Ansbach] bey ainem angesessen burger daselbst ain abclag zugeschickt und wurd also zu Onolzbach nochmaln enthalten etc. Und [du sollst] die peticion deines furbringens ungeverlich dahin stellen, ob dise sachen an ir Gn. bishere andersweyse hetten gelangt, dem nit glauben zu geben, sonder diser underrichtung gnediglich ingedenk ze sein, mit verrerm beschluß, dyweyl dise mutwillige handler und landfridbrecher ire sachen dahin stellen, in irem unbillichen, verpoten und unleidlichen vorhaben zu beharren, dergleichen dann nit allain uns, sonder andern gehorsamen stenden und glidern des hl. Reichs taglich begegnet, gnediglich einsehen zu tun, damit frid und recht im hl. Reich behalten, die gehorsamen vor unbillichen gwalttaten bewart und solche landfridbruch und uncristenlich handlungen verhut wurden. Das auch ir Gn. ytzo alspald erkennen, bevelhen und erklern wollten, wo hinfuro dergleichen handlungen inner oder ausser irer ftl. Gn. glayt sich begeben und der beschedigten Hftt. yemand als tatern derselben gwaltsam verdenken und deshalb umb geburlich hilf anrufen wurden, das dann der camerrichter und beysitzer des ksl. camergerichts als gesatzte und ytzo verordente commissarier bevelh und volkomen gewalt haben, dieselben verdachten personen alspald zu der purgacion und rainigung ergangner geschichten zu ervordern. Wo dann dieselben verdachten gar oder zum tayl nit erscheinen oder sich zu purgirn rainigen wurden, das alsdann der ytzo gesatzt ksl. Mt. hauptman mit hilf derjenen, so ime vom Reich erkennt werden, oder, ob dieselb hilf zu gering were, sampt denen, so er von des Reichs wegen zu manen macht haben soll, zu stund die execution wider die ungehorsamen furneme etc.
[3.] Und zu disem begern bewegen uns nachvolgende ursachen, das alle handlung, so wider die geubte tat im bambergischen glayt bishere bey ksl. Mt. und den reichsstenden furgenomen, den maisten taile unserm gn. H. von Bamberg zugut und zu ablegung und ergetzung daryn gelitten schadens beschehen ist. Und obwol dieselb sach zu begertem fruchtparlichem ende gelangen, so wirdet doch unsers vermutens der sachen unsernhalben damit nit geholfen, auch dise pose tegliche vehden und gewaltsamen von uns nit abgewendt. Sollten wir dann also aus dem, das die stende des Reichs villeicht vermainen wurden, die angezaigten beswerden hetten mit ytziger irer erkanntnus ir entschaft, als steckenbleiben, were beschwerlich und die letsten nachvolg untraglicher dann die ersten. Welhs aber durch dises unser begern, wo wir daryn volg erlangten, den merertailen unsers verhoffens wurd abgestrickt. Und obgleich uber alles anhalten derselb betlich beschluß dermassen nit erlangt, so mag es doch zu andern austreglichen, bequemen mitteln (umb die ir mit emsigem vleyß arbaiten wollet), erschiesslich sein, dann sollten wir nach endung dises reichstags und so uns und den unsern widerumb beschwerlichs ervolgen wirdet, wie wir dann taglich gewertig sein mussen, allererst umb neue hilf mussen anrufen, die wurden wir sonders zweifels langsam oder mit merklichen beschwerden erlangen, in bedacht, das nit yederman darzu genaigt, wie euch unverporgen ist. Darumb wollet hyerynnen samentlich und sonderlich geraten und beholfen sein, uns und die unsern auch mit nutz und vorteyl, sovil moglich, zu bedenken.
[4.] Dweyl auch Hans Thomas von Absperg ergangne sachen ganz offenwar, auch durch H. Hans Jorgen von Absperg in seiner müntlichen und schriftlichen gegeben antwort nit vernaint und also gestallt, das sy billich als ein unerhorte, unordenliche handlung vil leut zu unlust und mißfallen sollt bewegen, verhoffen wir ye, ir solte erlangen, ine als ein achter zu verkunden. Darauf wollet auch mit vleis arbaiten oder aber, wo solchs nit erhebt werden sollt, bey der ksl. Mt. oder den reichsstenden handeln, das ine, auch H. Hansen Jorgen von Absperg, seinen vater, die ksl. Mt. in sonderheit lasse citirn zu der purgacion von wegen der tat, an Tetzeln und Hornung geübt, und nit der ergangen geschichten im bambergischen glayt. Und müsste die substanz derselben citation ungeverlich demgemeß gestellt werden, das die ksl. Mt. Hans Thoman von Absperg aus redlichen anzaigen verdenk, das der die obgemelten zwen unser burger neben etlichen seinen helfern, die ir in verzaichnus beyhendig habt, wider den landfriden und des Reichs ordnung etc. nidergeworfen, desgleichen, das H. Hans Jorg ine nach der tat widerumb gehalten, gehaust, furgeschoben, hilf, rate und beystand getan hab. Und darumb ervorder sy ir Mt., vor den commissariern uf ainem nemlichen tag zu erscheinen, sich desselben verdachts zu purgiren oder aber sehen, in die acht zu erkennen und erklern. Wo sy aber nit erscheinen, das der ksl. verordent hauptman, wider sy zu exequirn, macht hab etc.
[5.] Item in deinem, Wilbalden Birckhaimers, jungsten schreyben [liegt nicht vor] hast du uns entdeckt, das unser gn. H. von Bamberg Hansen von Seckendorff und seine knecht entschuldiget hab, mit anzaig, das sein Gn. wiß, das bede seine knecht in der nacheyle gewest seien. Darauf ist auch unser maynung, das ir denselben in der commission zu setzen underlassen und unserm gn. H. von Bamberg anzaigen wollet, das wir gedachten Seckendorffer, als uns der verschiner tag umb sicherung geschriben, aus sorgen gelassen haben.
[6.] Item als wir gestern vor dato [22.7.12] disen briefe gefertiget hetten, sind uns von Hans Thomas von Absperg und Rudiger Sutzel zwo abclag [liegen nicht vor] zukomen, der wir euch gleichlautend glaublich underschriben copien hieryn verwart zusenden. Wiewol nun in des Abspergs brief sein taufnamen nit gesetzt, so ist doch der durch den andern seinen mitverwandten, Rudiger Sutzel, in seiner abclag lauter benent, also das sich die miteinander vergleichen, zudem, das uns der knab, so die briefe gepracht, angesagt hat, er sey von Hans Thoman von Absperg und gedachten Sutzel als seinen junkheren. Deshalb wir solchs fur ainen volligen und gnugsamen schein und grund achten, die acht uf dise zwen mutwilligen handler, auch ire helfer, so ir hievor in verzaichnus habt, on grosse beswernus zu erlangen. Darauf wollet auch arbaiten und daneben in eurm furtrag anzaigen, welcher gestalt wir hievor Rudiger Sutzel uf sein schreyben mit volliger underrichtung der sachen, auch gnugsamem erpieten geantwort und dabey den ganerben des schloß Wartenberg geschriben haben, dieselben tat und ire helfer nit zu enthalten, wie das inligende copien ergangner schriften und widerschriften [liegen nicht vor] zu erkennen geben, und darauf bitten, unsern gn. H. von Menz als obersten ganerben und schutzherren, auch den baumaistern und ganerben vermelts schloß Wartenberg ernstlich und bey peen zu gepieten, dieselben tater als offenliche achter und ire helfer nit zu hausen, hofen, durch- oder underschlaifen. Destgleichen wollet von wegen H. Hans Jorgen [von Absberg] die acht auch bitten, weyl sein handlung und communication, so er seinem sone [Hans Thomas] mit enthalt, underschlaif und in ander wege hat mitgetaylt, ksl. Mt. und insonders Bamberg unverporgen ist. Sollt es aber widerstand leyden, alsdann die furhaischung zu der purgation der meynung ungeverlich, wie ob laut, zu begeren und darzu ine seins adels und wappen zu entsetzen, wie die ksl. Mt. des hie zu Nurmberg dem brobst Sebaldi seligen [Dr. Erasmus Toppler] müntlich verwenung getan haben soll.
[7.] So senden wir euch hiemit auch etlicher personen namen, die uns, bey der tat im bambergischen glayt gewest zu sein, glaublich und mit grund angezaigt seyen. Die wollet neben andern in die ausprachte commission, sich zu purgirn, mit wissen unsers gn. H. von Bambergs auch setzen lassen.
[8.] Hat bereits über den Vorwurf berichtet, etliche Personen für Brandstiftungen in mgfl. Ortschaften bezahlt zu haben (vgl. Nr. 1750 [3.]). Nun haben wir derhalben an unsern gn. H., den Mgf., zu zweien malen geschriben und von seinen Gn. widerumb antwort empfangen, wie ir aus eingelegten abschriften [liegen nicht vor] und daraus vernempt, das wir bey gedachtem unserm gn. H., den Mgf., fur schuldig geacht werden wollen. Das uns nit wenig beswert, in ansehung, das bey hochstem glauben uns allen samentlich und sonderlich daran ganz ungutlich beschicht, konnden auch nit wissen oder gedenken, das uns die personen, in des Mgf. schreyben benent, kundig oder in ainich weyse verwandt, auch von uns samentlich oder sonderlich gesehen seyen. Bedarf auch nit zweifels, dis ist ein giftiger, poser samen, der von unsern widerwertigen irs hessigen gemüts wirdet geseet, der meynung, die ksl. Mt. und stende des Reichs dadurch wider uns zu ungnaden zu bewegen. Und versehen uns gleichwol, die urgichten derselben personen werden der ksl. Mt. und den reichsstenden furgepracht, ir neidisch, geschopft gemüte damit wider uns auszugiessen. So dann dises ein solicher handel ist, der uns bey vil personen merklichen widerwillen, ungnad und gramschaft mag erwecken, und nun aus des Mgf. gegeben antwort die sachen lauter ist, so bevelhen wir euch hiemit, das ir keinswegs underlassen, sonder solche unwarliche beschuldigung vor ksl. Mt. und den reichsstenden, so die zusamenkomen, anzaigen und die zur notdurft verantworten wollet, mit einfürung, das daraus nit schwer vernomen werd, mit was grund unsere widerwertige ir handlung wider uns vermainen zu bedecken etc., und euch im beschluß von unsern wegen zu der purgation frey zu erpieten, der meynung, das wir alle sampt und sonders uns solcher vermainten, unwarlichen zulag mogen berainigen, wie solchs bey ksl. Mt. und den stenden des Reichs erkennt und uns ufgelegt werden mog, alles in der besten, notdurftigsten form, wie ir zu tun wol wißt und die sachen nach irer gelegenhait will ervordern. [...] Darein wißt ir euch zum besten wol zu richten, wollen auch solchs mit freuntschaft gegen euch unvergessen halten. Datum freytag nach Marie Magdalene Ao. 1512.