Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Sein Gespräch mit dem Kurmainzer Kanzler, dessen Bedauern über Konrad von Duntzenheims Erkrankung, Erörterung möglicher Probleme im Zusammenhang mit Scholls Status als Vertreter Straßburgs; [2.] Ratschläge des Kölner Bm. in dieser Angelegenheit; [3.] Bitte um Ablösung und Entsendung eines in so schwierigen Materien wie der Pfahlbürgerfrage kundigen Ratsmitglieds; [4.] Warten auf Fortschritte in der Streitsache Straßburg gegen Albrecht Kessel; [5.] Voraussichtlich längere Dauer des Reichstags; [6.] Gefangennahme eines adeligen Beteiligten am Geleitbruch bei Forchheim durch Nürnberg; [7.] Sessionsstreit zwischen den Nürnberger und dem Kölner Gesandten, mögliche Rufschädigung Straßburgs aufgrund seiner Vertretung durch Scholl; [8.] Herbergsbestellung für den Ulmer Gesandten Dr. Neithart; [9.] Aufenthalt des Ks. in Antwerpen.
[Trier], 21. Juni 1512
Straßburg, AM, AA 336, fol. 1-3, Orig. Pap. m. S.
[1.] Gruß. Gn. Hh., eur Gn. schryben, an mich geton [liegt nicht vor], hab ich uf frytag vor datum dises [18.6.12] empfangen und den bevelh by dem menzischen canzler [Dr. Johann Engellender] noch mynem besten vlyß volnstreckt. Der in der warheit mit lieplichen, fruntlichen worten begegnend, anfangs beclagende H. Conraden [von Duntzenheim] libs obligende eehaft, zum andern solich entschuldigen, wo not, furzubringen und alles, so im geburlich und möglich [und] einer statt Straßburg zu furstand dienend, sich erbieten[d] was. Des ich im vlyßlich danket und im ferrer anzoigt, wiewol euwer ersam wisheit mir schriftlich bevolhen, by den stenden zu erschynen und H. Conraten bis uf sin zukunft zu vertreten, destmynder nit so hett ich vermerkt, als auch wor, wie etliche von stetten sich dawider satzten. Und wiewol ich miner person halb des kein irrung hett, aber solten ir, min gn. Hh., uch uf min zugesandten bevelh verlossen und ich vertrungen [= verdrängt] werden, also das einer statt Straßburg stand lersten müsst und dadurch euch, minen gn. Hh., ein ungehorsam ufgetrochen solt werden, so beschehs on schuld. Hierumb solichs zu verhüten, so sagt ich mich an als zu diser zyt der gehorsam. Daruf sin würdy mir antwort, er wolt es Friderichen [Baier], dem ansager, bevelhen, wann man andren stetten verkyndet, mir auch zu verkynden und es mit mir wie von altem harkommen halten. Daruf ich noch warte.
[2.] Aber am sambstag [19.6.12] früg ward ich durch den Bm. von Coln [Konrad von Schurenfels] beschickt. Der sagt mir, demnach H. Conrad abgescheiden und den andren stetten fürkäme, wie ich nun füro in die versamlung sollt gen, und wiewol er ein stat Cöln hierunder unverdacht haben wolt, sonder sy es ganz fruntlich gegen einer statt Straßburg meynten, mit mer worten, so hett er in bevelh, mir zu sagen: Dwil ich ein zyt lang hie gewesen und mit H. Conraden gangen, aber er mich nit dermaß als ein usgesandten furgeben hett, darzu inen nit kent, ob ich euwer, miner gn. Hh., secretari wer, darzu kein credenz sonderlich hette, und obschon solichs auch, das sy mir wol zulassen möchten, so wer es von einer statt Straßburg bishar nit also gehalten, richstäg mit schrybern, sonder mit ratsherren und houptern einer statt Straßburg zu besuchen etc. Deshalben er mir yetzunder riet, gedult ze haben dann widerwillen zu entbören. Achtet er, wer ein statt Straßburg mer geneigt, zu furkommen dann ufzutryben etc., mit vil gütlichen, schönen worten. Dagegen ich im wie dem menzischen canzler anzoigt, das ir, min Hh., nur nit dardurch und on schuld der ungehorsamy verdacht würdet etc.
[3.] Noch imbs sind die stend wider zesamenkommen. Hett man inen ksl. Mt. antwort hiebygelegten inhalts eröffnet. Da worlich an den zweyen letsten artikeln [Nr. 990 [23.], [24.]] ein lobliche statt Straßburg mins bedunkens hoch beswert wurd, wa es furgang haben sollt.1 Als der Ff., der stend und stett schryber, in dem collegio byeinander zu schryben, an den artikel kamen, frogt mich der vorlöser, was „gewerf“ fur tütsch wer; er achtet, es wer elsässer tütsch. Sagt ein pfalzgravischer secretari, es wer wider die statt Straßburg. Im gedächten mer clagden, die deshalben ab inen gangen weren. Nu, gn. Hh., wie wol gut zu versten, daz mir als dem, der vor nye meh[r] daby gewesen, meh[r] dann hochtreffenlichen schwer ist, solichem zu begegnen, bitt hierum underdienstlichs vlyß, euwer Gn. wöllen, zum beldesten sin mag, einen H., gefaßt mit entschuldigungen, beschwerungen und verantwortungen gegen soliche nochteilige puncte, allhar verordnen. Würden andre stett, die auch also bürger empfahen, als Wormbs, die ich erfaren, auch ein ist, mithelfen handlen. Dann in der warheit und by pflichten, so ich uch, minen gn. Hh., geton hab, euwer und gemeyner statt schaden zu warnen, ist es min gutbedunken. Wann der Bm. von Schwynfort [Martin Holoch] hat mir in geheym und truwen gesagt, wie ein gesandter von Frankfort [Jakob von Stralenberg] sprochen hab, er wolt nit hundert fl. nemen, das er also abgeritten were, und käme es dem Serentiner zu wissen, er würd den fiscal an uch, min Hh., richten. Solichs hab euwer ersamen wysheit ich us byllicher, pflichtiger truw nit wöllen verhalten, mit dienstlichen bitten, mich des handels zu erlassen, dann in worheit solich sachen gend nit so lichtwichtig zu, das ich mich dapfer gnug darzu achten mög. Will aber allzit euwer Gn. willig, gehorsamer diener in allen mir müglichen dingen mich unverdrossen erboten haben etc.
[4.] In Albrecht Kessels sachen wart ich noch als vor.2 Will Gott, so nympts auch ein end. Datum lune post Gernasii und Prothasii.
[5.] Nachschrift: Der Bf. von Menz schickt noch 11 fuder wins, im gen Trier zu füren. Hat mir der Bm. von Worms [Reinhard Noltz] gesagt. Versicht sich, daz der tag sich in die leng ziehen werd.
[6.] 1. Zettel: Die von Nüremberg haben einen edelmann von Bussenstein3 us den Franken, die ir kouflüt nidergeworfen [und] gefangen, nit ferr von sinem eignen schloß geholt und in die statt gefürt. Und sagen die gesandten von Nüremberg, man werd in pönlich fragen nach sinen mittätern. [...]
[7.] 2. Zettel: Die von Nüremberg sind mit dryen Hh. [Willibald Pirckheimer, Konrad Imhof, Leonhard Groland] uf frytag [18.6.12] kommen. Und als sy am sambstag [19.6.12] in die versammlung kommen und die von Och [= Aachen] oben an uf der schwebischen stettbank funden, hat ein Nürembergischer gesagt, daz solichs nit der bruch sig, sonder die von Och gehörten uf die rynstettbank; also sollt man es furter halten. Dagegen der von Cöln sagt, sy weren wol 7 wochen uncorrigiert in friden also gesessen und yedem an sin harkommen unnochteilig; es wolt auch ungecorrigiert von im sin. Herwider der von Nüremberg an den von Cöln, so wolt er uncorrigiert von disem sin, und man müßt es halten, wie harkommen wer. Solich zank schwebt. Soll ich nun H. Conraden vertreten, daz warlich ein unglicher wechsel und mins bedunken, als ich in einem schin bisher und billich als sin diener mit im gangen, yetz in sin statt treten, ob das nit ein ringerung und – dörft ichs schriben – jeh gern ein verachtung H. Conraden, darzu widerwillen gegen anderen stetten geberen möchte? Gib ich uch, minen gn. Hh., als den hochverstendigen, zu vernemen. Bitt hierum abermols, wie im brief begert und uf das allervlisigist, mich zu erlassend.
[8.] Item die von Ulm hand herberg verfangen, und soll Dr. Nithardt komen. So wurt sich dann der hatz, als ich verstand, baß erheben.
[9.] Item ksl. Mt. falkner sind zu Trier hut durchgeritten und sagen, ksl. Mt. sig gestern tag [20.6.12] zu Andorf [= Antwerpen] gewesen, wissen nit, wohinussen sy wolle. Aber die falkner müssen uf Augspurg zu.