Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 1762 Die Speyerer Bmm. Heinrich von Rinckenberg und Jakob von Ach sowie der Ratsherr Peter Adam an Dr. jur. utr. Jörg Schütz und Adam Berstein

[1.] Informationen über die Bestrebungen der Gemeinde von Speyer gegen den hiesigen Rat beim Ks., Auftrag zur Verhinderung von Verunglimpfungen des Rates, bevorstehende Abfertigung einer Gesandtschaft der Gemeinde zum Ks.; [2.] Weisung, eine ksl. Verschreibung zum Schutz des Speyerer Spitals vor dem Zugriff des Gf. (Philipp) von Westerburg und Weigands von Dienheim zu erlangen.

[Speyer, kurz nach 25. August 1512]

Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 35a u. b, Konz.

[1.] Gruß. Hochgelerten, ersamen, besonder gut Hh. und frund, wir fugen uch zu wissen, das die gemeyn noch willens ist, ir furnemen gegen einen rat alhie zu beharren, auch nach euerm von hynhen abscheiden ilends uf mitwoch nach Bartholomei [25.8.12] ein postboten mit briefen zu ksl. Mt. abgefertiget, der inen zusagung getan, den brief in wenig stunden zu ksl. Mt. selbs handen zu antwurten. Achten wir fur gut, das ir bey ksl. Mt. und den hofreten fleissig und ernstlich ufsehens und erforschung haben, domit die gemeyn gegen ein ersamen rat ksl. Mt., wie sy sich dann zum hochsten fleisen, nit verunglympfen. Es ist auch ir furnemen, ein botschaft, nemlich drey oder vier aus inen, so am geschicktsten sein, ilends zu ksl. Mt. abzufertigen, in willen, ksl. Mt. irs furnemens zu berichten. Wo sich dieselb bey dem hofrat wurd ansagen, wisst ir uch nach der gebur zu halten.

[2.] Verrer seit ir der anmutung von dem Gf. von Westerburg und Wygand von Dhynheim an ein rat, in massen, wie die beschehen, wol bericht und wie sy willens sein, des spitals hof und gerechtigkeit zu ygelichem eynezunemen, die atzung, frondienst etc. in massen Gf. Emichen [von Leiningen-Dagsburg] zu erfordern. Dweil nu des orts dem spital mocht schaden erwachsen, ist unser fruntlich bitt, bey ksl. Mt. oder dem hofrat solcher atzung, frondienst, wald und anderm [wegen] zu handeln, ob dis mit zymlichen costen und gelt bey ksl. Mt. nicht abgeschafft und darüber ein verschreibung erlangt werden, wie vormals gegen Gf. Emichen begriffen und wir uch hiemit abschrift zuschicken [liegt nicht vor]. Dergleichen copey ksl. Mt. canzler Serentiner vormals behendigt, in ansehung, das sein ksl. Mt. Harrenberg [= Hardenburg] in handen hat, dergestalt und also, das von yedem, so nachmals Harrenberg und die drew dorfer Haßlach [= Haßloch], Ugelidten [= Iggelheim] und Bufel [= Böhl] besitzen, solich verschreibung gehalten und der spital der fordrung geledigt wurd. Und wes uch herinne fur gut ansicht, [sollt ihr] handeln und nit anderst, dann uf eins rats bewilligung und mit desselben wissen, zusagen und beschliessen. Haben wir bey uns selbs in eyl fur gut bewegen und uch wollen zu versteen geben, hierin zu handeln, ungezweifelt, ir eym ersamen rat gefallen tun und zur gebur umb uch beschulden werden. Und bitten dobey aller sachen und wes sonst zu Coln landmeher sein, mit disem boten schriftlich antwort. Datum.

Nr. 1763 Der Speyerer Stadtadvokat Dr. jur. utr. Jörg Schütz und der Ratsherr Adam Berstein an Speyer

[1.] Ihre Ankunft in Köln, Unterredung mit den Gesandten von Worms und Landau über den Konflikt zwischen Rat und Gemeinde von Speyer; [2.] Warten auf den Bericht des Landvogts im Elsaß (über seine Schiedsbemühungen); [3.] Gespräch mit Zyprian von Serntein, dessen Zusage zugunsten des Speyerer Rates; [4.] Anfertigung von zwei Gf. Emich von Leiningen-Dagsburg bzw. die Heidecksche Fehde betreffenden Supplikationen.

Köln, 26. August 1512

Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 30, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentatum martis ultima Augusti Ao. 1512 [31.8.12]).

[1.] Fursichtigen, ersamen, wysen, günstigen, lb. Hh. und gut freund, wier fügen euch zu wyssen, das wier auf mittwoch [25.8.12] umb ailf uren nestvergangen gen Koln komen, alda ksl. Mt. gefunden, unsern abschyd och desselbigen tags den gesanten von der statt Worms und auch Landau eroffnet, domit auf unsern bericht euer wey[s]hait deß baß gegen mäniglichem e[n]tschuldiget werden möge. Zu dem sich dieselbigen gesanten, euwer weyßhait gegen mäniglich und zuvor gegen den stättverordenten alhie zu Koln aller ding zu entschuldigen und verantwurten, selber gutwilliglich angeboten und der handlung groß my[ß]fallens haben.1

[2.] Darzu so syen wier auf dornstag [26.8.12] vor mittag zu dem canzler, H. Ciprian von Serentein, gangen und von im wollen erlernen, ob der landvogt [Fh. Hans Jakob von Mörsberg] bericht der sachen, als er euwer weyßhait zugesagt, ksl. Mt. uberschickt hab. Ist uns in antwurt gefallen, es sye im noch nichtzit zukomen, aber er sye solichs all stund wartend. Heruf sich uns für not an, by dem landvogt anzuhalten, domit on all verzug sein bericht des handels, wie er bys auf dys zeit stat, ksl. Mt. zugeschickt werde.2

[3.] Wier haben och den canzler sonderlich besprochen. Demnach er uns anzaigt, noch zu der zyt niemans von der gemain wegen bey ksl. Mt. erschinen sye, uns, ob die gemain oder etwan von ier wegen bey ksl. Mt. anhalten wurde zu beschonung ierer handlung und ains ersamen rats unglympf darzetun, zu warnen, damit ain ersamer rat och herin nach notturft verhört werde. Das hat er uns zu guten treuwen aigentlichen zugesagt. Zu dem wier in müntlich auf sein beger der letzsten des landvogts handlung och bericht haben und im mittaylen wöllend, weß wier bey uns haben, so zu dem handel dienen mag, in schriften. Deß wier alles auf dysen tag haben lassen abschreiben und auf morn [27.8.12], ob Gott wyll, uberantwurten werdend.

[4.] Item zu dem allem so hab ich, Dr. Jörg [Schütz], ganz guter, getreuwer mainung mit rat und wyssen meins freunds Adam Bersteins zwo supplication, ain an den canzler [Zyprian von Serntein], den Gf. [Emich] von Leyningen betreffen [Nr. 1543], die ander an ksl. Mt., die haideckisch feyd betreffen [Nr. 1542], gestelt, die wier och uf morn, freytag, uberantwurten wollen, in hoffnung, etwas nützlichs für den gemainen nutz zu erlangen. Jetzund nit mer. Dann euwer weyßhait schaff und gebiet mit uns, syend wier willig, nach unserm vermogen allzeit gehorsam zu erzaigen. Der Bm. Mürer [= Meurer] ist hinuf wider mit ainem ksl. gelait. Datum auf dornstag nach Bartholomei zu Cöln Ao. etc. 12.

Nr. 1764 Dr. jur. utr. Jörg Schütz und Adam Berstein an Speyer

[1.] Ausbleiben der angekündigten Gesandtschaft der Speyerer Gemeinde; [2.] Ihr Bericht vor der Reichsversammlung über den Zwist zwischen Rat und Gemeinde von Speyer; [3.] Ihre Darstellung des Konflikts vor dem Ks.; [4.] Übergabe der beiden vorgefertigten Supplikationen an den ksl. Hofrat; [5.] Bitte um weitere Informationen und Weisungen.

Köln, 31. August 1512

Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 37, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentatum dominica 5ta Septembris Ao. 12).

[1.] Gruß. Lb. Hh., euer weyßhait verschreiben [Nr. 1762], uns bey euer weyßhait Martin, stattboten, getan, haben wier seins inhalts auf heut, datum dyß briefs [31.8.12], vernomen und fügen wier zu wyssen, das wier nach unserm ganz fleisigen erkunden, so wier bey ksl. Mt., dem canzler [Zyprian von Serntein], den ksl. räten und der stett gesanten bys auf dys zeit getan, nit spüren noch erlernen mögen, das die gemaind etwas botschaft, müntlich oder geschriftlich, an den ksl. hof getan hab, zudem die stätt, och ander nit achtent, angesehen gele[gen]hait des handels, das die gemain ainich botschaft tun werde. Ist uns och gar aigentlich von dem canzler ksl. Mt. und den räten zugesagt und vertrostung geschehen, wo etwas von der gemain furbracht würde, uns solichs von stund kund und ze wyssen tun. Deshalb euer weyßhait nit sorgen darf ainichs verunglympfen gegen ksl. Mt., unser unverhöret.

[2.] Wir haben och ganz guter und getruwer maynung zu entschuldigung euer weyßhait fur die versamlung des Reichs stätt begert. Das ist uns auf freitag nästverschynen [27.8.12] zugelassen. Haben wier den handel auf des kürzest von anfang bys auf diß zeit erzelt und inen ires vorigen fleyß gegen ksl. Mt. von wegen euer weyßhait gedankt, mit bitt und beger, noch zur zeit zu helfen und raten, damit solichem unbillichen furnemen, wie sich gebür, nach notturft begegnet werde. Ist von inen geantwurt, wes sye von aines ersamen rats wegen geton, sye ier guter wyll gewesen und noch, wollend och herin, wes sye furter zu der sachen ainem ersamen rat und gemainer statt zu gut handeln konden oder mögen, willig und ganz ongespart sein, mit anzaigung, das ain ersamer rat desse sich zu inen versehen, wo die gemain an sye sampt oder sonder langen wurden lassen, ainen rat zu schmähen, wollend sye inen dergestalt in ansehung grund und herkomen des handels mit antwurt begegnen, domit die gemain solt wollen, das sy dohaim belyben und ier ungebürlich furnemen underwegen hetten gelassen etc.

[3.] Weyter haben wier auf samstag vor datum dyß briefs [28.8.12] aus erkundigung täglicher mainung by dem canzler aus seiner red befunden, daß der handel, der gestalt er sich bys auf dys zeit verloffen, durch unsern H., den landvogt [Fh. Hans Jakob von Mörsberg], in schriften ksl. Mt. zugeschickt und dem canzler sampt den räten zu beratschlagen uberantwurt ist. Nun, wiewol wier umb beschaid deshalb fleisiglich auf das furderlichest hart angehalten haben, jedoch wier in ansehung der grösse und fyly dyser zeyt ksl. Mt. gescheft nichtzit können noch mögen erhalten. Deshalb wier geursacht, ksl. Mt. umb dysen handel, dergleychen Leyningen und haydeckischer fed halb in aigner person zu besprechen und herin umb gnad und hilf anzurufen. Alsdann sein Mt. uns durch hilf und zutun H. Jörgen Mosbachs auf gestern, mondag [30.8.12], zu nacht umb neun uren in seiner Mt. inerlicher gemach in beysein seiner Mt. rät sampt andern Ff., Gff. und Hh. ganz gnädiglich verhört hat und auf gehaltne underrede durch Gf. Sigmunden zum Hag in seiner Mt. beysein von stund an antwurten lassen, dyser handel sey seiner Mt. in treuwen layd und wolle auf des landvogts verschreiben die sach in der kurzy beratschlagen lassen.

[4.] Ferer die bayd sachen, den Gf. von Leyningen und Cunraten von Haydeck betreffen, soll ich in geschriften in den hofrat geben. Ist den räten in meinem beysein befolhen, herin och auf das furderlichest zu handeln. Deß haben wier auf heut, datum dys briefs [31.8.12], zwo supplication eingeben, deren copey ich euch hiemit zuschick [Nr. 1542, 1543], in hoffnung, auf dys alles mit der zeit guten beschaid zu erlangen. Und wiewol wier achten, on not sein, wo unserm bitt volg geschehe durch ksl. Mt. des von Leyningen wegen, euch ferer solichs dyser gestalt anzubringen, wann es doch allain nutz und kain schaden geberen mocht, wollend wier je doch on euer weyßhait wyssen und wyllen ferer nicht entlichs beschliesen. Mögend euer weyßhait uns auf solich unser getrulich maynungen, in den suplication begriffen, weyter beschayd zuschicken. Syend wier willig, nach unserm vermögen nachzukomen.

[5.] Ferer, günstigen, lb. Hh., begeren wier von euer weyßhait zu wyssen, ob sich vollendung dyser gescheft sampt oder zum tayl uber den angesetzten anstand, von dem lantvogt gegeben, verziehen wolte, ob wier och darauf solten haren oder verziehen, uns darnach wyssen zu richten. In der warhait, so wayß ich von fylly der gescheft und empsiger handlung, on all rum zu schreiben, kain neu mer anzuzaigen. Hiemit sye der fryd mit uns allen. Geben zu Köln auf den letzten tag Augusti Ao. etc. 12.

Nr. 1765 Speyer an Dr. jur. utr. Jörg Schütz und Adam Berstein

[1.] Dringlichkeit einer ksl. Hilfe für den Speyerer Rat in dessen Konflikt mit der Gemeinde; [2.] Billigung der übersandten Supplikationen; [3.] Ablösung Dr. Schütz' durch Jakob Burckart.

Speyer, 6. September 1512

Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 41a u. b, Konz.

[1.] Gruß. Wir haben euer vorig und itzig schriften [Nr. 1763, 1764], unser sachen bey ksl. Mt. zu handeln belangen, mit ingelegter supplication vernomen und uf euer erst schrift bey dem lantvogt [Fh. Hans Jakob von Mörsberg] ilends angehalten, so und ob sein Gn. ksl. Mt. unser gemein ungeburlich furnemen und letste handelung nit bericht het, furderlich zu schicken. Haben wir von sein Gn. in antwort, auch itzt us euerm schriben vermerkt, die sache ksl. Mt. anbracht sey. Ist unser hochste not, in hermessen gstalt und gelegenheit dis handels und wie wir uber und wider alle recht und billicheit noch wie vor von unser gemein betrangen, bey ksl. Mt. oder derselben hofrat ernstlich und fleissig anzehalten, domit in kürz ilends mit der post von ksl. Mt. dem lantvogt vor usgang und verschinung des anstands bescheid und uns stattlich hilf bewysen werd, dann bey unser gemein keins geburlichen, sonder wol eins neuen, herschröcklichen furnemes vermerkt wirt, wie ir von Jacob Burckarten, unserm ratsfrunden, wole zu vernemen habt. [Das habt] ir dem hofrat billich, wie sich geburt, auch anzuzeigen

[2.] Verrer, das ir in diser und andern sachen, unser spital und heydecksche vehed betreffend, bey ksl. selbs gehort sein und gehandelt, darin hapt ir uns guten und beheglichen willen und gefallen bewysen und wissen solch supplication nit zu bessern, sondern ermessen dobey, das uf solich ksl. Mt. bescheid fleissig angehalten werd.

[3.] Dweil aber die sach zwischen uns und unser gemein nit lenger dann uf ein monat, der zum teil verschinen, angestellt ist und zu ferrer handelung wir unsers advocaten [Dr. Jörg Schütz] nit entberen konden, haben wir Jacob Burckarten verordent, an euer weißheit statt alda bey ksl. Mt. und dem hofrat mitsampt Adam Berstein ferrer anzuhalten, begerende, euer weißheit woll sich widerumb furderlich anher tun, domit wir uns ferrer handlung beratschlagen mögen, in ansehung, das uns allerhand neuerung von unser gemein teglich anbraht wirt. So aber Adam Bersteins gelegenheit nit were, danyden lenger zu verharren, mogen wir lyden, das er mit euer weißheit auch herufkomme. Haben wir uch nit wollen verhalten, in vertruwen, ir uch aller gebur nach zu bewisen und zu tun wissen. Datum montags nach Egidii Ao. 1512.

Nr. 1766 Der Speyerer Ratsherr Jakob Burckart an Speyer

Verhandlungen mit den ksl. Räten über das Speyerer Spital, finanzielle Wünsche des Ks. an Speyer, Ratschläge Burckarts hierzu.

Köln, 19. September 1512

Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 43, Orig. Pap. m. S.

Gruß. Ersamen, weisen Hh., uf euer weißheit befel und meins gunstigen Hh. Dr. Jorgen [Schütz] und Adam Bersteins underrichtung hab ich noch irem abwesen bey ksl. Mt. reten angehalten. Die dan mir bald noch irem abscheit uf die suplication, Gf. Emichs von Leynigen vermeinte forderung gegen euer weißheit spital beruren [Nr. 1543], dermaß mit antwort begegnet, euer weißheit hab gedochten H. Gf. Emichen 1500 fl. vor die angerechte forderunge geben wollen. Wo nu euer weißheit ksl. Mt. dasselbig gelt geben, wolt seyn Mt. euer weißheit von wegen des spitals soliche forderung zustellen etc. Daruf ich inen geantwort, wie euer weißheit das angeregt gelt nit umb die forderung, sunder umb eyn vereynigung, die Gf. Emich und seyn nochkommen mit euer weißheit ufgericht, solten haben, und inen die puncten derselbigen vereyn erzelet und dan, euer weißheit von wegen des spitals hab gedochtem Gf. Emichen nie keyn forderung gestanden. Darumb ire auch zu beiden teilen an ksl. Mt. kamergericht gewaxen, do die sach noch undentscheiden schweb. Auch dobey armut und unvermogen des spitals und den brant und schedigung, so ir in nester des von Heidecks fed erlitten, und ander mer ursachen erzelet, mit bit, umb Gottes willen den spital als eyn arm almusen zu begnaden. Also ist noch vil reden durch sie gesagt, ksl. Mt. wol ansehen armut des spital und 700 fl. nemen und sie dismols moge nit neher deidingen. Byn ich bey meyner vorigen antwort blieben und also wollen abscheiden. Ist myr durch Dr. Reychenbach gesagt, ich solt soliche meine ursachen in schriften stellen. Also hab ich zwo suplicationen in schriften gestalt [liegen nicht vor] und dem hofrat eine, die ander ksl. Mt. uberantwort und daruf flissiglichen angehalten. Also byn ich wider gehort, und noch vil reden und deidyngen haben sies zulest bey 500 fl. blieben lasen. Hab ich wider gesagt, ich hab keynen befel, einiche gelt uszugeben noch zu verheisen. Ich kyn uch nit bey mir bedrachten, ob es euer weißheit nutz sey, das die angeregten forderungen in kraft dieser acht1 erlangt werden, dan wo Gf. Emich wider zu lant kem, als sich zu versehen ist (dan Gf. Ludwig von Lewensteyn itzunt sich vast [= sehr] daryn erbit), oder sust Gf. Emichen gesagt, das euer weißheit soligs erlangt het, stund daruf, er solt euer weißheit darumb befeden, ob er auch schon nymmer in seyn lant kem. Auch hoff euer weißheit, soliche forderung mit recht zu behalten. Darumb ich nit achten kyn, das euer weißheit von wegen des spitals einig gelt usgeben werd. Also haben sie solich myn meinung ksl. Mt. wider anbracht, und, als sie myr sagen, sey ksl. Mt. ernstliche meinung, das ich euer weißheit berycht der sach und umb befel zu deidingen schreiben sol. Wol ire Mt. soliche schrift mit der post euer weißheit behendigen. Und sol dobey schreiben, das euer weißheit von stund mit der post myr wider antwort schick, dan es daruf stet, das seyn Mt. nit lang hie verharren werd. Herumb hab euer weißheit zu bedrachten, was gut sey. Ich sorg us der ursachen, die ich hivor anzeigt hab, es solt alsbald schad als nutz seyn, das die forderungen erlangt wurden. So ist wider dargegen zu besorgen, das ymants anderst uf eyn venants [= Geldgeschäft] und umbtreibens erlangen mocht. Und ob euer weißheit zu rat würd, etwas zu geben, wolt ich, das ir dermassen zuschickten, nemlich mit der post eyn brief mit erzelung armut des spitals etc., und vast eyn cleine summa gelts ernenten zu geben, dan ich glaublich verstanden hab, es werd umb 200 fl. euer weißheit oder villeicht neher werden. Bittet um Weisungen für sein weiteres Vorgehen sowie darum, euer weißheit wol myr ymants zuorden. Geschriben eylens zu Kollen uf sontag noch Lamperti zu mittag Ao. etc. duodecimo.

Nachschrift: Het der canzler [Zyprian von Serntein] geton, so [= sonst] wer es euer weißheit umbsunst worden. Der hot dis venanz zugericht. Euer weißheit halt hart.

Anmerkungen

1
 Diese Äußerung bezieht sich auf den Konflikt zwischen dem Rat und der Gemeinde von Speyer. Vgl. dazu Abschnitt IV.5.11.12. Zur Mission der beiden Speyerer Gesandten vgl. Kaser, Bewegungen, S. 111f.
2
 Am 1. September 1512 (mittwoch nach Augustini) schrieb Speyer an Fh. Hans Jakob von Mörsberg, laut Mitteilung der Speyerer Gesandten auf dem Kölner Reichstag seien der Ks. und dessen Kanzler Zyprian von Serntein noch nicht über die handlung und wie euer Gn. itzo zuletst von uns abgescheiden, informiert. Dweil nu uns als den betrangten hoch und merklich daran gelegen, auch unser und gemeyner statt verderben daruf steen und wir bey sonst nymant anders dann gemelter ksl. Mt. , unserm allergnst., rechten obern und schirmherren und euer Gn. als lantvogt an ir Mt. stat zu bekomen wissen oder gedenken, bitte die Stadt ihn, besagten Bericht über seine hiesigen Schiedsbemühungen schnellstmöglich an den Ks. zu übermitteln. Dies sei notwendig, da nach wie vor etliche Mitglieder der Gemeinde im Ungehorsam verharrten und daher zu befürchten sei, daß sie sich nach Ablauf des Stillstands erneut gegen die Stadtführung wenden. Im Übrigen habe die Gemeinde dem Vernehmen nach eine Bittschrift an den Ks. geschickt. Speyer vertraue jedoch darauf, von diesem Hilfe gegen die Ungehorsamen zu erlangen. Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 31a u. b, Konz.
1
 Gemeint ist der Achtbrief gegen Gf. Emich von Leiningen-Dagsburg, Nr. 925.