Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Ausbleiben der angekündigten Gesandtschaft der Speyerer Gemeinde; [2.] Ihr Bericht vor der Reichsversammlung über den Zwist zwischen Rat und Gemeinde von Speyer; [3.] Ihre Darstellung des Konflikts vor dem Ks.; [4.] Übergabe der beiden vorgefertigten Supplikationen an den ksl. Hofrat; [5.] Bitte um weitere Informationen und Weisungen.
Köln, 31. August 1512
Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 37, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentatum dominica 5ta Septembris Ao. 12).
[1.] Gruß. Lb. Hh., euer weyßhait verschreiben [Nr. 1762], uns bey euer weyßhait Martin, stattboten, getan, haben wier seins inhalts auf heut, datum dyß briefs [31.8.12], vernomen und fügen wier zu wyssen, das wier nach unserm ganz fleisigen erkunden, so wier bey ksl. Mt., dem canzler [Zyprian von Serntein], den ksl. räten und der stett gesanten bys auf dys zeit getan, nit spüren noch erlernen mögen, das die gemaind etwas botschaft, müntlich oder geschriftlich, an den ksl. hof getan hab, zudem die stätt, och ander nit achtent, angesehen gele[gen]hait des handels, das die gemain ainich botschaft tun werde. Ist uns och gar aigentlich von dem canzler ksl. Mt. und den räten zugesagt und vertrostung geschehen, wo etwas von der gemain furbracht würde, uns solichs von stund kund und ze wyssen tun. Deshalb euer weyßhait nit sorgen darf ainichs verunglympfen gegen ksl. Mt., unser unverhöret.
[2.] Wir haben och ganz guter und getruwer maynung zu entschuldigung euer weyßhait fur die versamlung des Reichs stätt begert. Das ist uns auf freitag nästverschynen [27.8.12] zugelassen. Haben wier den handel auf des kürzest von anfang bys auf diß zeit erzelt und inen ires vorigen fleyß gegen ksl. Mt. von wegen euer weyßhait gedankt, mit bitt und beger, noch zur zeit zu helfen und raten, damit solichem unbillichen furnemen, wie sich gebür, nach notturft begegnet werde. Ist von inen geantwurt, wes sye von aines ersamen rats wegen geton, sye ier guter wyll gewesen und noch, wollend och herin, wes sye furter zu der sachen ainem ersamen rat und gemainer statt zu gut handeln konden oder mögen, willig und ganz ongespart sein, mit anzaigung, das ain ersamer rat desse sich zu inen versehen, wo die gemain an sye sampt oder sonder langen wurden lassen, ainen rat zu schmähen, wollend sye inen dergestalt in ansehung grund und herkomen des handels mit antwurt begegnen, domit die gemain solt wollen, das sy dohaim belyben und ier ungebürlich furnemen underwegen hetten gelassen etc.
[3.] Weyter haben wier auf samstag vor datum dyß briefs [28.8.12] aus erkundigung täglicher mainung by dem canzler aus seiner red befunden, daß der handel, der gestalt er sich bys auf dys zeit verloffen, durch unsern H., den landvogt [Fh. Hans Jakob von Mörsberg], in schriften ksl. Mt. zugeschickt und dem canzler sampt den räten zu beratschlagen uberantwurt ist. Nun, wiewol wier umb beschaid deshalb fleisiglich auf das furderlichest hart angehalten haben, jedoch wier in ansehung der grösse und fyly dyser zeyt ksl. Mt. gescheft nichtzit können noch mögen erhalten. Deshalb wier geursacht, ksl. Mt. umb dysen handel, dergleychen Leyningen und haydeckischer fed halb in aigner person zu besprechen und herin umb gnad und hilf anzurufen. Alsdann sein Mt. uns durch hilf und zutun H. Jörgen Mosbachs auf gestern, mondag [30.8.12], zu nacht umb neun uren in seiner Mt. inerlicher gemach in beysein seiner Mt. rät sampt andern Ff., Gff. und Hh. ganz gnädiglich verhört hat und auf gehaltne underrede durch Gf. Sigmunden zum Hag in seiner Mt. beysein von stund an antwurten lassen, dyser handel sey seiner Mt. in treuwen layd und wolle auf des landvogts verschreiben die sach in der kurzy beratschlagen lassen.
[4.] Ferer die bayd sachen, den Gf. von Leyningen und Cunraten von Haydeck betreffen, soll ich in geschriften in den hofrat geben. Ist den räten in meinem beysein befolhen, herin och auf das furderlichest zu handeln. Deß haben wier auf heut, datum dys briefs [31.8.12], zwo supplication eingeben, deren copey ich euch hiemit zuschick [Nr. 1542, 1543], in hoffnung, auf dys alles mit der zeit guten beschaid zu erlangen. Und wiewol wier achten, on not sein, wo unserm bitt volg geschehe durch ksl. Mt. des von Leyningen wegen, euch ferer solichs dyser gestalt anzubringen, wann es doch allain nutz und kain schaden geberen mocht, wollend wier je doch on euer weyßhait wyssen und wyllen ferer nicht entlichs beschliesen. Mögend euer weyßhait uns auf solich unser getrulich maynungen, in den suplication begriffen, weyter beschayd zuschicken. Syend wier willig, nach unserm vermögen nachzukomen.
[5.] Ferer, günstigen, lb. Hh., begeren wier von euer weyßhait zu wyssen, ob sich vollendung dyser gescheft sampt oder zum tayl uber den angesetzten anstand, von dem lantvogt gegeben, verziehen wolte, ob wier och darauf solten haren oder verziehen, uns darnach wyssen zu richten. In der warhait, so wayß ich von fylly der gescheft und empsiger handlung, on all rum zu schreiben, kain neu mer anzuzaigen. Hiemit sye der fryd mit uns allen. Geben zu Köln auf den letzten tag Augusti Ao. etc. 12.