Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ihre Ankunft in Köln, Unterredung mit den Gesandten von Worms und Landau über den Konflikt zwischen Rat und Gemeinde von Speyer; [2.] Warten auf den Bericht des Landvogts im Elsaß (über seine Schiedsbemühungen); [3.] Gespräch mit Zyprian von Serntein, dessen Zusage zugunsten des Speyerer Rates; [4.] Anfertigung von zwei Gf. Emich von Leiningen-Dagsburg bzw. die Heidecksche Fehde betreffenden Supplikationen.

Köln, 26. August 1512

Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 30, Orig. Pap. m. S. (Präs.vermerk: Praesentatum martis ultima Augusti Ao. 1512 [31.8.12]).

[1.] Fursichtigen, ersamen, wysen, günstigen, lb. Hh. und gut freund, wier fügen euch zu wyssen, das wier auf mittwoch [25.8.12] umb ailf uren nestvergangen gen Koln komen, alda ksl. Mt. gefunden, unsern abschyd och desselbigen tags den gesanten von der statt Worms und auch Landau eroffnet, domit auf unsern bericht euer wey[s]hait deß baß gegen mäniglichem e[n]tschuldiget werden möge. Zu dem sich dieselbigen gesanten, euwer weyßhait gegen mäniglich und zuvor gegen den stättverordenten alhie zu Koln aller ding zu entschuldigen und verantwurten, selber gutwilliglich angeboten und der handlung groß my[ß]fallens haben.1

[2.] Darzu so syen wier auf dornstag [26.8.12] vor mittag zu dem canzler, H. Ciprian von Serentein, gangen und von im wollen erlernen, ob der landvogt [Fh. Hans Jakob von Mörsberg] bericht der sachen, als er euwer weyßhait zugesagt, ksl. Mt. uberschickt hab. Ist uns in antwurt gefallen, es sye im noch nichtzit zukomen, aber er sye solichs all stund wartend. Heruf sich uns für not an, by dem landvogt anzuhalten, domit on all verzug sein bericht des handels, wie er bys auf dys zeit stat, ksl. Mt. zugeschickt werde.2

[3.] Wier haben och den canzler sonderlich besprochen. Demnach er uns anzaigt, noch zu der zyt niemans von der gemain wegen bey ksl. Mt. erschinen sye, uns, ob die gemain oder etwan von ier wegen bey ksl. Mt. anhalten wurde zu beschonung ierer handlung und ains ersamen rats unglympf darzetun, zu warnen, damit ain ersamer rat och herin nach notturft verhört werde. Das hat er uns zu guten treuwen aigentlichen zugesagt. Zu dem wier in müntlich auf sein beger der letzsten des landvogts handlung och bericht haben und im mittaylen wöllend, weß wier bey uns haben, so zu dem handel dienen mag, in schriften. Deß wier alles auf dysen tag haben lassen abschreiben und auf morn [27.8.12], ob Gott wyll, uberantwurten werdend.

[4.] Item zu dem allem so hab ich, Dr. Jörg [Schütz], ganz guter, getreuwer mainung mit rat und wyssen meins freunds Adam Bersteins zwo supplication, ain an den canzler [Zyprian von Serntein], den Gf. [Emich] von Leyningen betreffen [Nr. 1543], die ander an ksl. Mt., die haideckisch feyd betreffen [Nr. 1542], gestelt, die wier och uf morn, freytag, uberantwurten wollen, in hoffnung, etwas nützlichs für den gemainen nutz zu erlangen. Jetzund nit mer. Dann euwer weyßhait schaff und gebiet mit uns, syend wier willig, nach unserm vermogen allzeit gehorsam zu erzaigen. Der Bm. Mürer [= Meurer] ist hinuf wider mit ainem ksl. gelait. Datum auf dornstag nach Bartholomei zu Cöln Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Diese Äußerung bezieht sich auf den Konflikt zwischen dem Rat und der Gemeinde von Speyer. Vgl. dazu Abschnitt IV.5.11.12. Zur Mission der beiden Speyerer Gesandten vgl. Kaser, Bewegungen, S. 111f.
2
 Am 1. September 1512 (mittwoch nach Augustini) schrieb Speyer an Fh. Hans Jakob von Mörsberg, laut Mitteilung der Speyerer Gesandten auf dem Kölner Reichstag seien der Ks. und dessen Kanzler Zyprian von Serntein noch nicht über die handlung und wie euer Gn. itzo zuletst von uns abgescheiden, informiert. Dweil nu uns als den betrangten hoch und merklich daran gelegen, auch unser und gemeyner statt verderben daruf steen und wir bey sonst nymant anders dann gemelter ksl. Mt. , unserm allergnst., rechten obern und schirmherren und euer Gn. als lantvogt an ir Mt. stat zu bekomen wissen oder gedenken, bitte die Stadt ihn, besagten Bericht über seine hiesigen Schiedsbemühungen schnellstmöglich an den Ks. zu übermitteln. Dies sei notwendig, da nach wie vor etliche Mitglieder der Gemeinde im Ungehorsam verharrten und daher zu befürchten sei, daß sie sich nach Ablauf des Stillstands erneut gegen die Stadtführung wenden. Im Übrigen habe die Gemeinde dem Vernehmen nach eine Bittschrift an den Ks. geschickt. Speyer vertraue jedoch darauf, von diesem Hilfe gegen die Ungehorsamen zu erlangen. Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 31a u. b, Konz.