Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Entsendung von drei Vertretern zum Augsburger Reichstag, Weisungen für diese in Sachen Reichshilfe; [2.] Einsatz der Gesandten für Maßnahmen zum Schutz der Städte vor Gewaltakten; [3.] Verbesserung des Münzwesens; [4.] Forderung nach gleichmäßiger Belastung aller Reichsstände durch den Anschlag zum Unterhalt des Reichskammergerichts; [5.] Benennung der drei Reichstagsgesandten; [6.] Möglichkeit zur Beiziehung eines vierten Vertreters; [7.] Beratung über ein Bündnis der Städte untereinander auf der nächsten Bundesversammlung.

Ulm, 6. Januar 1510

Kop.: Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, MüB 914, Prod. 3; Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratskanzlei A-Laden Akten 126 Nr. 2, fol. folio 22a-23a.

Regest: Klüpfel, Urkunden, S. 36f.

Abschid der stett des bunds versamlungstag, so auf der hl. dreyer Kgg. tag Ao. etc. decimo [6.1.10] gen Ulm furgenomen worden ist.

[1.] Als die stett des bunds durch meinen H. houptman [Dr. Matthäus Neithart] zu disem tag her gen Ulm beschriben worden sind des reichstags halben [Schreiben liegt nicht vor], so unser allergnst. H., der röm. Ks., auf den 8. tag nach der hl. dreyer Kgg. tag [13.1.10] gen Augspurg ausschreiben lassen hat [Nr. 61], haben der erbern stett boten mit hohem und allem vleiss von den sachen geredt und nach ermessung aller gelegenhait fur nutz und gut angesehen und beschlossen, das solicher reichstag zu Augspurg durch drey botschaften von gemainer stett des bunds wegen zu ersteen [= besuchen] und aller vleiss anzukern sey, das der stett merklich, verderplich beswerden, so inen und den iren teglich begegnen, auch die unvermüglichait und abnemen, darein die stett durch die manigfaltigen ansleg und auflegungen, auf sy beschehen, und sonst in ander weg komen und gefallen sein, angesehen und gemain stett des punds, so lydelichist sein kund und mug, angeschlagen und fur ander stend des Reichs nit beswert werden. Doch sollen die botschaften ir aufsehen auf Kff., Ff. und ander stend des Reichs haben und, so sy hilf zu tun bewilligen und beschliessen, demselben auch anhangen. Ob aber Kff., Ff. und ander stend des Reichs aus bewegenden ursachen hilf zu tun ainhelliglich abschlagen oder ain ander maynung furnemen wurden, sollen sich die botschaften von demselben auch nit sundern, doch daneben mit gepurlichait vernemen lassen, soverr Kff., Ff. und ander stend des Reichs sich ainer leidlichen hilf entschlossen, so hetten sy von der stett des bunds wegen, nach irem vermugen ouch hilf zu tun, gewalt gehabt etc., und sich also allwegen zum getreulichisten in die sachen schicken, wie sy der stett halben nach begegneten furfallen und sachen nützlich und gut ansehen wird.

[2.] Verrer nachdem den stetten und den iren vil merklicher, unleidenlicher beswerden begegnen und teglich ye lenger ye mer erwachsen wollen mit hinfurung, beraubung und schatzung der iren und in ander weg, uber das sie zu zeiten glait haben etc., sollen sich die obgemelten botschaften auf dem reichstag zu Augspurg mit ander Frey- und Rstt. sendboten ausserhalb des bunds solicher sach halb getreulich underreden und furter mitsampt inen by röm. ksl. Mt., Kff., Ff. und wo sy not und gut bedunkt handlung und vleiss tun, das in craft des landsfridens der pillichait nach in die sachen gesehen, damit solich mutwillig beswerlichait furkomen, ouch die glait allenthalben frey und gestracks gegeben und also, wie sich gepurt, volzogen werden.

[3.] Item als mit der munz durch ungleichait derselben und in ander weg merklicher schad entstet, sollen die botschaften sich darumb by ander Frey- und Rstt. sendboten beratschlagen und mitsampt inen vleiss haben, das die munz in gut ordnung gepracht und schaden und nachtail, so deshalb erwachsen mog, furkomen werd.

[4.] Item als dann verlaut wirt, das gemain Frey- und Rstt. in dem anschlag des camergerichts1 halb mit merklichem irem darlegen allwegen gehorsamlich erscheinen müssen und villeicht desgleichen von etlichen andern stenden des Reichs irs tails nit getan werd etc., sollen die botschaften mit ander Frey- und Rstt. sendboten davon red haben und mit inen vleis tun, das solicher anschlag gleich furgenomen und von yedem stand des Reichs sein anzal dargestreckt, damit der cost der pillichait nach gleichmässig getragen und die stett fur ander nit beswert werden.

[5.] Und auf das sind von gemainer stett des bundes wegen auf den reichstag gen Augspurg erwelt und verordnet, namlich meine Hh. Dr. Matheus Neithart, alter Bm. zu Ulm, houptman, Ulrich Artz[t], Bm. zu Augspurg, Caspar Nützel, Bm. zu Nurmperg.

[6.] Es ist auch nach disem beschluss im besten und zu gut der sachen den obgemelten drey verordneten in sonderhait gewalt geben, so sy notturft und gut anseh, das sy von gemainer stett des bunds wegen Adamen Bessrer, Bm. zu Uberlingen, zu inen auf den reichstag vordern und monen mugen, damit der stett des punds halben dester fruchtbarlicher und stattlicher gehandelt werden mug. [...]

[7.] Item dieweil noch wenig jar und zeits zu ausgang der vereinigung des bunts vor augen sein 2 und unzweifelich zu betrachten ist, so vor ausgang solcher zeit kein vereinung noch buntnus oder wie die stett beyeinander beleiben furgenomen und also die stett voneinander zertrent werden sollen, das solchs den stetten des bunts und den irn zu merklicher weschwerd in vil und mancherley weg komen müg in ansehung der leuft und sorgfeltikeiten, so ytzund allenthalben vor augen sein, ist getreuer, guter meinung unser unfergriffenlich bedacht, nutz und gut sein, das auf nachstkomenden versamblungtag der stett verer geratschlagt werden soll, wie und welchermaß solcher sachen halben zu handeln, zu tun oder zu lassen sei.

Anmerkungen

1
 Erstellt auf dem Konstanzer Reichstag 1507. Druck: Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 272.
2
 Die Laufzeit des im Jahr 1500 für zwölf Jahre abgeschlossenen Schwäbischen Bundes endete am 1. Februar 1512.