Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nr. 261 Eingabe von Adam von Trott, Hermann von Hundelshausen, Adam d. J. von Trott und Hans Kadel zu Schwebde an den Kaiser – Regensburg, [1541 Mai 13]1

A  Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/04, Regenspurgischen Reichstags, Religion und andere Händel vermöge einer hierbey [...]. Anno 1539–1547, fol. 447r–450v (Kop.).

B  koll. Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Kop.) 2.

Wiewol wir wissen, das euere röm. ksl. Mt. diesen reichstag von wegen notwendiger obligen und sachen gemeiner christenheit und gantzer deutschen nacion angestelt und euere ksl. Mt. mit verlassung irer hispanischen reich und grosser beschwerung anher sich vorfuget und dorumb mit andern beifelligen sachen von uns und andern billich verschont werden solten, wie wir auch euere ksl. Mt. mit diesem vordrißlichen handel ungern beladen oder bemuhen oder denselben vor euerer ksl. Mt. gehör bringen wolten, wo unser und unsers gantzen geschlechts ehrena notdurft solchs nicht erfordert und wir also bedranglich darzu vorursacht wurden, derwegen auch unsere underthenigste zuvorsicht, euere ksl. Mt. in bedencken desselben und dieses uberlaufs gnedigst entschuldigt nehmen und diese unsere beschwerde gnedigst horen werden. Wollen auch, soviel moglich, in dieser schrift unnottige wort meyden, euere ksl. Mt. damit unnotturftiger weiß nicht aufhalten. Und bezeugen uns hirmit fur euerer ksl. Mt. underthenigst, das unser gemut und meinung nicht ist, hiemit unser angeborne schwester und freundin, Hg. Heinrich den jungern zu Braunschwig ader sunst jemands anders wider recht zu schmehen, sunder aus rechtmessigen schmertzen unser, unserer stemme und geschlechte, auch gemeiner erbarckeit notdurft anzuzaigen, wie dan ehrlichen gebornen, redlichen leuten vom adel wol ansteht und geburet.

Und anfenglich haben unsere eltern und vorfahren unsers geschlechts (ane ruhm zu schreyben) sich gegen irer obrickeit, auch menniglichen dermassen mit underthenigen, gehorsamen, treuen und willigen dinsten, wie inen das aufferlegt worden und sie irer pflicht, verwantnus ader zusag nach schuldig gewest, dermassen verhalten als ehrliebenden riettermessigen vom adel geburet und wol ansteht. Sol auch, ob Got will, kein anders noch unerbars uber sie ader uns mit gutem bestand erwiesen ader dargethan werden. So haben sich auch, ane ruhm zu sagen, frauen und jungfrauen unsers geschlechts von vielen hundert jaren her dermassen gehalten, das sie unter die ehrlichsten, besten geschlecht nicht allein im land zu Hessen, sunder in andern landen weit und brait vorhairet worden und an denen orten tugentlich und erbarlich gelebt haben, wie dan auch dieser hernach gemelten junckfrauen von etlichen mit den ehrlichsten im land zu Braunschweigk begegnet were, wo sie in diesen unfahl nicht bracht wehre. In sunderheit aber haben Hg. Heinrichen dem jungern dieser junckfrauen, davon gemeldet wirdet, vater bruder lange zeit gedient, das der hertzogk ime zu etlichen malen ‚vater‘ geschrieben, item, irer mutter bruder dergleichen lange zeit gedienet, ir bruder umb seiner errettung willen uber seinem leib todt blieben, item, ein ehrlicher man, mit ir von vater und mutter geschwister kind, in seinem dienst vor Grunaw todt blieben und andere mehr, derselben junckfrauen zum allernegsten verwant, gedient und vor andern mit zusetzung leibs und vermugens viel treuwilliger dienst geleistet, dafur inen auch wol andere belohnung geburen und widerfahren sold, dan vielleicht gescheen. Wiewol aber viel gnediger vortrostung und zusagung von im muntlich beschehen, auch in schriftlicher urkund sein eigen handschrift vorhanden, ist doch das widerspiel, als hernach gemelt, dorauf erfolget.

Dann, allergnedigster kaiser und herr, uf solch gehabte kuntschaft, zusag und vortrostung, auch geleiste, underthenige, treue dinst etlicher unser freund, auch auf das vortrauen, so sie uf sein erbietten zu im gehabt, haben sie vor etlicher zeit unsere freundin, ein junckfrau, in sein furstlich frauenzymmer gethan, dieselbig zun ehren zu ziehen und zu fordern, welche ein jungs, zuchtiges und von iren eltern ein wolgezogenes meidlein gewest. Darauf ehr sich auch hoch erboten, dieselbig jungfrau umb irer freundtschaft willen mit sundern gnaden zu aller erbarkeit zu furdern, welchs, da es bescheen, ime auch ane sein zusag und erbietten wol loblich und furstlich angestanden were und geburet hette. Da aber dieselbig jungfrau ein zeit lang in seinem frauenzimmer gewest und indes ir von gleichmessigen des adels, rittermessigen und ehrlichen gesellen heirathandlungen furgestanden, so hat er sie doch also ein gute zeit im frauenzymer behalten, bissolang das allerley gerucht an uns, die freundschaft, gelangt, derhalben etliche unser freuntschaft inen angeredt und ine des bosen geruchts, so an sie gelangt, berichtet und erzehlung gethan, mit erinnerung geleister, treuer dinstbarkeit, die einer andern belohnung wirdigk weren, und undertheniger bith, er wolte unserm geschlecht kein unehr ader vorkleinerung aufthun. Hat er damals mit solchen hohen worten und schwuren sein unschuld dergestalt furgewant und beteuert, das sie im glauben gegeben und unserm nahmen und geschlecht zu ehren die sach in ruhe gestelt, in hofnung, er solt in betrachtung seiner zusag und des erschollen ungeruchts der gutten, armen, im auf trauen und glauben zugestelten junckfrauen zu ehren vor andern geholfen haben. Es ist aber nicht gescheen, sunder sie ist also ein kurtze zeit gehen [sic!] blieben und hat die durchleuchtigk furstin und frau, frau N. geborne von Wirtembergk, Hgn. zu Braunschwigk etc., sein gemahl, geschrieben, das sie, junckfrau, vorstorben sein solle, aber gleichwol dabey nicht angezeigt, an was kranckheit ader wer dabey gewesen ader wie es zugangen sey, und daneben etliche geringschetzige, tegliche kleider uberschickt und als der knecht, der solchen briff bracht, hat ehr sich mit dem gaul stracks umbgeworfen, davon geritten und weiter kein wort geredt, also das man sich bey demselben knecht nichts hat erkunden mugen.

Wiewol nun weiland der vater und wir an solchen kurtzen abschied der jungen, gesunden jungfrauen nicht geringen zweiffel getragen, so haben wir es doch dabei mussen lassen. Nun hat sichs sider der zeit im reich und sunderlich der ort landes ein gemurmel begeben von einer mit vigilien und seelmessen begangnen, lebendigen junckfrauen, derwegen wir zum teil vleissigk darnach gefragt und vernumen, das zu Gandersheim ein bare ader verschlossen kast begraben, auch ein mensch, ob sie verstorben were, mit vigilien und seelmessen besungen und begangen were, haben aber keinen menschen weder von frauen odder mannes geschlecht, reichen odder armen, frauen odder junckfrauen nie erfaren mugen, der bey irer kranckheit odder sterben gewesen ader der iren corper tod gesehen hette, und gleichwol also vorlieb nehmen mussen, bissolang das das gerucht je lenger je grosser worden ist, das die junckfrau noch leben, zur Stauffenburgk heimlich vorholen sitzen und etlicher kinder mutter sein solle, wie itzt zu mehrung desselben geruchts unser gnedigster und gnediger herrn, der Kf. zu Sachssen und Lgf. zu Hessen etc., auch andere personen gedachten Hg. Heinrichen den jungern zu Braunschweig etc. derselben untat in offentlichem druck bezichtiget, der auch von im anher unverantwort geblieben und nicht mit einigem bestendigen grund abgelehnet worden, wie dan euere ksl. Mt. aus denselben ausgangen drucken ferner, klerer und grundlicher nachrichtung derer ding allergnedigst zu befinden. Dan wiewol er solchs geruchts halben vast hart und zu grossen unehren angezogen wirdt, so macht er doch ein gespot darauß, zeigt aber doch nichts schließlichs an, als das die jungfrau an dem orth in des und des beiwesen gestorben, von dem ader dem todt gesehen und christlich und ehrlich begraben worden sei, welchs je vonnothen gewest were, auch seiner ehren notturft und der sachen gelegenheit zum hochsten erfordert hetten. Dan ein solch namhaftig, frembde mensch solte je ane wartung, rath und beistand erbar frauen und junckfrauen nicht kranck gelegen, viel weniger an [= ohne] dieselben vorstorben seyn. Ob sie dann gleich geheling vorstorben were, so solte je der todte corpor gesehen und also begraben worden sein. Zudem gibt uns mehr sterckung, das der junckfrauen eltern und freunden allein geringe, tegliche kleider, davon die biemsal abgeschnitten, zugeschickt, aber ringe, kethen, kleinoth, damasken, sameth und andere dergleichen guthe kleider, so sie als ein geschmuckte hoffjunckfrau gehabt, verhalten worden sein.

Dieweil nun, allergnedigster herr, wir diesen handel so verdechtig vermercken und befinden, so wil nach vermug der keyserlichen recht uns, darzu lenger, damit wir als die vorheler solcher unthat nicht geachtet, zu vorschweigen, nicht geburen, uff das wir darfor nicht angesehen werden, als ob wir als die freund, denen, solcher argwan an geburlichen orten anzuzeigen, zustehet, dasjhene nicht theten, das wir von ehren und rechts wegen schuldigk weren und gemeine erbarckeit erfordert. Darumb so zeigen wir solchs euerer ksl. Mt. als dem brun aller menschlichen gerechtigkeit und handhaber und furderer adels, ehren und erbarkeit mit grosser beschwerung an, uffs allerunderthenigst bittend, euere ksl. Mt. wolle diese tadt gnediglich zu hertzen fuhren, so dem also, wie oben vermeldet, wie hoch auch solch laster im rechten andern zu einem exempel strefflich were, nemlich, das Hg. Heinrich der junger in dem fahl wider ehr, gutte sitten, trauen und glauben gehandelt und die junckfrau, so ihm in ehren, trauen und glauben, zu zucht und erbarkeit ziehen zu lassen, vertrauet were, selbst geschwecht hette, item, das er solche ane wissen und willen ihrer eltern vorborgen und verholen enthalten, also die hochsten laster begangen, darzu mit solchem schein, vigilien und seelmessen Gottes ehre und maiestet schwerlich vorletzt hette, und darin als ein ehrlicher, loblicher keiser ir keiserlich ampt erzeigen, Hg. Heinrichen diese ding dermassen furhalten und, dieweil es offenbar und war ist, auch durch inen bekanth werden muß, das ehr die gemelten junckfrau in seyn frauenzymmer entpfangen hat, sie darin etliche zeit als ein junck, starck mensch gelebt hat und demnoch die vormuttung aller recht ist, das sie noch uf diesen tag lebe, daran ernstlich seyn und verschaffen, das ehr uns als iren nechsten freunden solch mensch wider zustelle ader sie offentlich und frei irer notdurft nach gehen, stehen, leben und handeln lasse, damit ire freunde und sie nach gestalt irer sachen und gerechtigkeit ire notdurft in dem fahl handeln und furnehmen mugen und uns an der zu erkunden, dieweil sie dannoch ein lange zeit vorborgen, ob ein notzwang an ir begunst [sic!] und, damit es an uns nicht gelangen konth, deshalben von gedachtem Hg. Heinrich dem jungern, das seine unfursichtige mieshandlung nicht an tag bracht, verhalten were worden.

Im fahl aber, so er sagen wurde ader wolte, das sie todt were und bemelte zeit, wie ire kleider iren eltern zugeschickt, vorschieden, damit dan wir deß ein wissen haben und irenthalben auch fur Got und der welt entschuldigt sein mochten, das alsdan euere ksl. Mt. dorzu unverdechtige commissarien vorordnen wolten, durch Hg. Heinrichen den jungern solchen todt, wie sich in recht geburet, zu beweysen, ungezweiffelter hoffnung, euere ksl. Mt. werde dieses unser unthertenigst bitten fur ehrlich und rechtmessig erkennen und, so ehr unschuldig und die junckfrau zu der zeit leiblich gestorben ist, er werde, solche beweisung zu thun, mit begier annehmen, uff das ehr damit solchs grossen, unchristlichen, unfurstlichen, unerbarn, schentlichen verdachts, uf inen gewachsen und erschollen, rechtlich entledigt muge werden, dann das erfordert sein und unsere hohe notturft. Im fahl aber, da Hg. Heinrich der junger die beweisung nicht thun wurde ader konte, als wir nicht wissen mugen, oder, so ehr die zu thun understehen, durch andere das widderwertigk bewiesen oder seyn beweisung unkreftig gemacht wurde, das dan euere ksl. Mt. in dafur achten und hilten, dafur in das keyserlich recht und die erbarkeit heldet, und, wie sich eynem romischen keiser geburet, auß keiserlichem ampt wider inen zu gepurlicher straff wircklich procediren wolten, uff das solche uberfahrung ungestrafft nicht bleiben mugen adder sunst dasjehne im selben geschehe, das sich von rechts wegen zu gescheen geburet.

Wurde auch Hg. Heinrich der junger einich ander auszug, der uns zu vorantworten vonnotten were, furwenden, das dan euere ksl. Mt. umb Gottes und rechts willen uns dogegen gnediglichst horen und ungegrunten auszugen nicht statgeben, sunder dagegen bedencken, das unser anligen und schmertzen, durch verlust unser freundin vorursacht, unser suchen und bitt christlich, erbar und billich und, das dieser handel zum ende bracht werde, allen edeln, rittermessigen und erbarn leuten und gemeinem nutz zum hochsten vonnotten ist, sich darin keyserlich, ernstlich und unableßlich erzeigen etc. Daran thun ane zweyffel euere ksl. Mt. Gott dem allmechtigen ein besunder gefallen, auch allem adel und ehrlichen leutten besunder hohe, grosse gnad, zudem es der billickeit und rechten nach geschehen solte. So wollen wir es mit unsern herrn und freunden umb euere ksl. Mt. gantz unterthenigst vordienen. Befehlen uns derselben euerer ksl. Mt. in aller underthenigkeit3

Nr. 262 Stellungnahme Hg. Heinrichs zur Supplikation der Verwandten Evas von Trott – Regensburg, o. Datum

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 2, fol. 111r–115v (Kop.); DV fol. 115v: Hg. Heinrichs von Braunschweigs antwort uf der Drotten und irer mitverwanthen supplication, die junckfrau betreffend, ksl. Mt. ubergeben.

Euer ksl. Mt. haben mir eine vermeinte, unbestendige und ungegrunte supplicationschrift, welche etliche vermeinte supplicanten und angemaste freunde eyner junckfrauen halben, die in meynem frauenzimmer gewesen sein sol, euer ksl. Mt. wieder mich ubergeben, gnedigst zustellen lassen, welcher zustellung gegen euer ksl. Mt. ich mich gantz undertheniglich thue bedancken und bin, es meynes besten vermugens zu verdienen, willig.

Nhun kann ich nit unleichtsam ermessen, auß welcher meiner wiederwertigen bosen, neidigen und unehrlichen anstiften die vermeinten supplicanten sich bewegen lassen, daß sie unbedechtiglich wieder grunt und bestandt mich vor euer ksl. Mt. beschwert, seitmal diese der verwanten supplicanten unwarhaftige und unbestendige supplicationschrift sich eben uff solche unwarhaftige, unerheblichea antzeig und ursach grundet, deren sich der lantgraff erdichtiglich wieder mich in seiner nehern, unwarhaftigen schmachschrift gebraucht hat. Und auß solcher anstiftung werden euere ksl. [Mt.] desto leichtsamer der vermeinten supplicanten ungrunt irer unnotturftigen clagschrift, die sie meynen gegentheiln auß derselbigen bosem, neidigem und gehessigem anreitzen zu gefallen wieder mich angestelt, vermercken und, d[as] mir das und alles anders allein auß abgunstigem und neidigem gemuth zugeschoben wirdt, und zweiffel gar nicht, euer ksl. Mt. werden solche unerwiesene ding fur erdicht und die lauter unwarheit (wie es dann an ihme selbst ist) achten und sich gegen mir mit ungnaden nicht bewegen lassen.

Ich möcht aber erleiden, wo mich die vermeinten, angemaste supplicanten zu besprechen gedechten, daß sie mich vor euer ksl. Mt. oder andern geburenden orthern, wie es sich nach rechtsordnung geburt, furnehmen und ire personn zue recht gnugsam legitimirten. Dann die supplicanten understeen sich, euere ksl. Mt. zu lernen, daß, [wo?] sie richter, selbs nicht theten, und wöllen ord[ine] praepostero den handel von der execution anheben, welche sich zue recht nicht gehört, ne fide iniur[ia]rum nascatur occasio unde iura nascantur, alß one mein erinnerung euere ksl. Mt. auß hohem verstandt sich selbst zu berichten wissen, daß sie allein mit irem unbillichen ansuchen vor euer ksl. Mt. mir den ungelimpf uftzulegen und sich volgents der handlung, wann sie wölten, entschlagen könthen. Es wolt mir aber dergestalt, ir böß und unwarhaftigs anbringen, daß sie wie recht zu vervolgen nicht gedencken, zu gedulden, schwerlich fallen und muste mich vor der gantzen welt und meniglich dessen beschweren. Aber ich zweiffel nicht, euere ksl. Mt. alß ein ehrn- und rechtliebender keiser werden darwieder ein geburlichs einsehen thun, damit zue einem exempel solche leichtvertigkeith, one beweisung andere zu beschweren, hinfuran vermitten und nit gestadt werden mög, dieweil der anclagendt nach sag der rechten, seine beclagung klerer alß das licht zu machen, schuldig ist. Darumb laß ich der angemasten supplicanten vermeinte protestationn, daß ir gemuth nit sey, mich wider recht zu beschweren, uf irem unwerth beruhen und wil alle und jede iniurien, die mir die vermeinten supplicanten in irer gedichten und ungegrunten, vermeinten supplicationn zugelegt, zue gemuth gefurt, auch mich vor euerer ksl. Mt., dieselben alle und jede zue gelegener zeit an geburenden stellen zue rechtvertigen und diese meine gegenantworth allein zue errettung meiner ehren noturft, niemants damit zu schmehen noch mich auch gegen die unlegitimirten supplicanten eintzulassen, herlich bedingt haben, von den [sic!] allen ich per expressum thue protestiren.

Und wie sich die supplicanten, ire eltern, vorfharn, auch ires geschlechts frauen und junckfrauen mogen gehalten haben, thut mich wenig anfechten. Sie sein von mir wieder [= weder]gescholten noch sunst vercleinert worden. Es were auch den vermeinten supplicanten wol unnötig, daß sie mir schmelicherweiß furtzuwerfen vermeynen, alß daß ire freunde von mir irer getreuen dinst unbelonet blieben worden, so ich mich doch (one ruhm) jederzeit gegen sie anderst alß gnediglich nit bewiesen und, auch further zu thun, geneigt gewesen were, wo der almechtig ihnen das leben gegundt. Und muß der eyn vermeint supplicant, der sich auß lauterm stoltz und gantz unerfintlicher weiß gegen mir ufleint, selbst bekennen, daß er so vil von dem, daß seyn vater von meynem hern vater seligen bekhomen, alß des andern seines vaterlichen erbs zu gewarten hat, welches ich doch demselben seinem ehrlichen vater zue keinem verdrieß wil geschrieben haben, daß mich die supplicanten pillich mit diesem antziehen verschonen und gedencken solten, daß sie der leut etwo zue zeiten auch bedurftig sein möchten.

Daß ich aber eyn junckfrau, die in meynem frauenzimmer sol gewesen sein, (wie mir die supplicanten mit gesparter warheit zumessen) geunhert haben sol, bin ich keineswegs gestendig und sag (vor euer ksl. Mt. mit zuchten zu schreiben), daß sie mich mit dem allem ungutlich und bößlich andichten, alß ich dann auf solchs bestendiglich gegen meinen wiederwertigen, den Kf. zue Sachssenn und Lgf. zue Hessenn, verantwort und im vhal gegen sie noch weiter verantworten wil, daß meniglich befinden sol, daß mir von denselben gleich wie von diesen supplicanten gewalt und unrecht geschicht1. Und ap sie schon sagen, daß ich es gegen Sachssenn und Hessenn nicht verantwort, so betzeugen doch meine ausgedrungne, erretliche verantwortschriften klerlich den wiedersynn an, und daß ich auß solchem vermeinten antzug ein gespot soll gemacht haben. Wo ich das gethann, möcht ich doch desselben nicht zu verdencken seyn, dann wer wölt der wiedertheil an solchem thorlichen und unerfintlichen furgeben nit spotten. Sie understehen sich auch, die unerfintliche sache mit den vigilien und sehlmessen groß zu machen und zu aggravirn, und ist doch die unverneinliche warheit, daß die vermeinten supplicanten der lutherischen und verdampten secten anhengig, von vigilien und sehlmessen nichts halten, sonder dorauß ein gespöt machen und treiben, alß euere ksl. Mt. alhie auß der gepflogenen handlung in religionnsachen sonder zweifel ganz uberflussig verstanden. Und man möchte sich auch an disen leuthen nicht wenig verwundern ires manchfaltigen gemuts, dann zue irem vortheil wöllen sie sich der alten religionn, gegen andere dieselbig antzutziehen, gebrauchen und halten doch im grund nichts davon.

Aber dieweil sie sich zue grundung irer vermeinten, unwarhaftigen und unerheblichen supplicationschrift meiner gegentheil schmeliche und erdichte außschreiben gebrauchen, damit dieselbige belieben und angenem halten, versehe ich mich, daß euere ksl. Mt. dieselben nicht weniger alß die autores libellorum famosorum selbst nach disponirung der rechten straffen söllen und werden, alß ich auch hiermit euer ksl. Mt. undertheniglich thu bitten und anruffen.

Ich bin auch keiner notoriet, auch keines geruchtes den supplicanten gestendig, daß derhalben wieder mich ausgeschollen sein sol, haben es noch nit erwiesen, auch, wil Got, niemermehr beweisen söllen. Daß mich aber die wiedertheil, meine wiederwertige und abgunstige, die mir gehessig vheindt und nicht meines glaubenß seyn, auß lauterm geschepftem neidt und haß in iren schmeschriften wieder Goth, ehr und recht derhalben ausgeschrieben, das sol mir billich in allweg unpfentlich seyn und euere ksl. Mt. gegen mir nicht bewegen, zu recht getzogen.

Und so euere ksl. Mt. solchem thetlichen anbringen, sonderlich in einer solchen sach, nit glauben geben, sonder daß der anclager sein anclagen mit glaubwirdigen getzeugen oder offentlichen und unzweiffenlichen documenten und klerer alß die sohnn an dem mittentag beweisen und ausfundig machen sol, daß doch bisher die supplicanten nicht gethan und nicht thun mögen. Und wie ich hieoben angetzeigt, daß man ab executione wieder rechtsordnung nit anfangen sol, und sonst auch gehöret bin, daß sie euerer ksl. Mt. unwarhaftige ding angebracht, auch nichts erheblichs noch bestendigs angetzeigt worden ist, daß euere ksl. Mt. geburen konth, ir ampt gegen mir zu gebrauchen, so stehe ich nit allein in dieser tröstlichen, unvertzweiffelten hoffnung gegen euere ksl. Mt., daß sie der wiedertheil böß und ungegrunth, unwarhaftig anbringen nit glauben noch stadtgeben, sonder auch sie umb ire leichtvertigkeit und unbillich schmehens andern zue einem exempel straffen werden. Und bin darneben des erbiethens, wann sie mich vor euerer ksl. Mt. oder sonst an geburenden örthen wie recht ancklagen wöllen und dartzue ire persone legitimiren und thun werden, daß zue einer solchen accusationn gehört, so wil ich jederzeit ihne zue rechtlicher antwort stehen und mir doch wieder mein geburende gegenwehr und reconvencionnklage, die ich haben mag, zu gebrauchen vorbehalten haben. Dann soll sich (ob Got wil) befinden, daß ich uf recht wege stehe und mich die vermeinte supplicanten auß neidigem, bösen, gehessigem anreitzen meyner wiederwertigen und auß keynem warhaftigen und bestendigen grunt unpillich und unrechtmessiglich vor euerer ksl. Mt. beschwert und verunglimpft haben, und byn dem rechten nach ungetzweiffelt, auch in ansehung, daß die supplicanten mir unpillichen gewalt thun, euer ksl. Mt. werden mich hieruber und wieder recht und pilligkeit uff solchs ir unrechtlich, unbestendig und unwarhaftigs anbringen nit beschweren lassen, sonder alß ein quellender brun der recht und gerechtigkeit mich der rechten und meyner unschult gnediglich geniessen lassen und sich in diesem allen gnediglich und geburlich gegen mir beweisen2.

Anmerkungen

1
 Zur Datierung der Übergabe an den Kaiser vgl. Dr. Konrad Hel an die Geheimen von Augsburg, 1541 Mai 13, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.) [Nr. 642].
2
 Die Supplikation erschien auch im Druck, Wittenberg 1541, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol.
a
 In B danach: und.
3
 Zur Beziehung Hg. Heinrichs von Braunschweig zu Eva von Trott vgl. Täubrich, Herzog Heinrich der Jüngere, S. 166–169.
a
 In der Vorlage irrtümlich: und gegrunte.
1
 Zur Beziehung Hg. Heinrichs von Braunschweig zu Eva von Trott vgl. Täubrich, Herzog Heinrich der Jüngere, S. 166–169.
2
 Vgl. dazu die Replik derer von Trott auf obige Stellungnahme Hg. Heinrichs von Braunschweig zu ihrer Supplikation, o. Datum, Hortleder, Der Römischen Kaiser- und Königlichen Majesteten [...] Handlungen und Außschreiben von Rechtmässigkeit, Anfang, Fort- und endlichen Außgang deß Teutschen Kriegs [...] vom Jahr 1546 biß auf das Jahr 1558 [...], Gotha 1645, Buch, 26. Kap., S. 1616–1620: „Folgt der Drotten und ihrer Verwandten Replica“: Dank an den Kaiser für die Zustellung der Antwort Hg. Heinrichs von Braunschweig auf ihre Supplikation. Unzulänglichkeit dieser Antwort: Grund für ihre Replik. Zurückweisung des Vorwurfs, von Fremden zur Supplikation gedrängt worden zu sein. Einspruch gegen die Forderung Hg. Heinrichs nach Bestrafung der Supplikanten. Zurückweisung der Polemik gegen die Informanten. Im gegebenen Fall Klagerecht eines jeden Informierten. Zurückweisung des Vorwurfs, solche Sachen mit verkehrter Ordnung an der Execution angefangen zu haben. Haben vielmehr den gelindesten Weg gewählt. Folgt die Erzählung der Geschichte Evas von Trott im Rückgriff auf die erste Supplikation und deren Inhalt. Rechtmäßigkeit ihres Vorgehens. Pflicht Hg. Heinrichs zur Auskunft über den Aufenthalt Evas von Trott bzw. ihren Tod. Verweigerung dieser Erklärung durch Hg. Heinrich. Deshalb nach wie vor Unklarheit über das Geschick Evas von Trott. Antwort Hg. Heinrichs deshalb rechtswidrig. Ablehnung jeder Verpflichtung zum konkreten Nachweis ihrer Aussagen über die Biographie Evas von Trott. Vielmehr Pflicht Hg. Heinrichs zur Rechtfertigung seines Verhaltens im Fall Trott. Kaiser rechtmäßiger Adressat der Klage. Keine Absicht zur Verunglimpfung Hg. Heinrichs. Zurückweisung des Vorwurfs der Undankbarkeit wegen empfangener Wohltaten. Unzulänglichkeit der Antwort Hg. Heinrichs auf ihre Supplikation. Bei zufriedenstellender, überzeugender Erklärung Hg. Heinrichs gegenüber Kf. Johann Friedrich von Sachsen keine Anklage bzw. weitere Nachfrage der Familie Trott. Unzulänglichkeit dieser Antwort Motiv für Supplikation der Familie Trott. Keine Pflicht zur Rechenschaft über ihren Glauben, aber Frage nach Glauben Hg. Heinrichs wegen der Veranstaltung von Vigilien und Seelmessen für die noch lebende Jungfrau. Widerlegung der Auffassung Hg. Heinrichs, das von Sachsen und Hessen publizierte Gerücht über Eva von Trott sei als Mitteilung seiner Feinde unglaubwürdig und deshalb für ihn unschädlich. Rechtmäßigkeit ihres Antrages auf Vorgehen des Kaisers gegen Hg. Heinrich von Braunschweig wegen des Falles Trott. Bitte, diesem Antrag stattzugeben.